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Napoleonische Kriege in Norddeutschland – TACTICA Themenraum 2025

28. Februar 2025 um 07:36

Jahren 1813 und 1814 war die Elbinsel Wilhelmsburg, gleich südlich der heutigen Hamburger Innenstadt gelegen, mehrfach Schauplatz erbitterte Kämpfe zwischen Franzosen und alliierten Armeen. Dort, wo heute das Bürgerhaus Wilhelmsburg steht und die Hamburger TACTICA veranstaltet wird, verlief die große Militärstraße zwischen Hamburg und Harburg, die in ihre Konstruktionsweise der Vorläufer der Hamburger Elbbrücken und der Wilhelmsburger Reichstraße wurde. Die sogenannten „Franzosenzeit“ von 1806 bis 1814 prägt Wilhelmsburg und große Teile von Norddeutschland bis heute. Bei den Kämpfen und Konflikten der Napoleonischen Kriege in Norddeutschland handelt es sich zwar nur um einen Nebenschauplatz der bedeutenden Ereignisse dieser Zeit, trotzdem ist ihre Geschichte äußert vielfältig und spannend. Alles gute Gründe, warum wir dieser kurzen, aber interessanten Epoche, einen TACTICA-Themenraum gewidmet haben.

Ausstellung

Der Themenraum bestand in diesem Jahr sogar aus zwei Räumen. In dem kleineren Raum hatten wir eine Ausstellung zum Thema und das „Hauptquartier“ der Napoleonischen Reenacter untergebracht. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an die Reenacter, die unermüdlich die Fragen der Besucher beantwortet haben. Ein besonderer Dank geht an Frank Herberger und Jens Kalle, die nicht nur in historischer Uniform aufgetreten sind, sondern auch zahlreichen Dioramen für den Themenraum vorbereitet hatten. Neben diesen Dioramen hatte ich verschiedene Karte, Bilder, Berichte, Literatur und natürlich auch einige Figuren zum Thema zusammengestellt. Weitere Figuren hatten Klaus Hinderks und Markus Probst beigesteuert. So wurde dieser kleine Themenraum zu einem kleinen Museum und Dank der Reenacter zu einem interaktiven Erlebnis für die TACTICA-Besucher.

Präsentationen

Neben meiner eigenen, bereits vorgestellten Präsentation „Die Eisfestung“, gab es im großen Themenraum einige wirklich ungewöhnliche Spielplatten zum Thema „Franzosenzeit“ zu bestaunen und zu bespielen.

Gefecht in Damnatz

Im Juli 1813 hatten die Franzosen Damnatz, ein kleines Dorf am südlichen Ufer der Elbe, zu einem befestigten Vorposten ausgebaut. Von hier aus konnten sie den wichtigen Elbübergang an der Festung Dömitz überwachen. In der Nacht des 24. Augustes marschierten einige Abteilungen der Alliierten, Jäger der Russisch-Deutschen Legion, hannoversche Jäger des Korps Kielmannsegge, Lübecker Hanseaten sowie Hanseatische Reiter nach Dömitz, setzen über die Elbe und schlichen im Schutze der Dunkelheit nach Damantz, um die französischen Besatzungstruppen dort auszuschalten. Gelingt das Unternehmen?

Gespielt wurde dieses Szenario in 28 mm und mit dem Regelwerk „The men how would be kings“ (funktioniert besser als andere „Lion Rampant“ – Varianten). Und zum Glück ist Vasa ein echter Präsentations-Vollprof! Da ich mich um die TACTICA-Organisation und auch um den Nachbartisch mit der Präsentation „Die Eisfestung“ kümmern musste, leitete Vasa unermüdlich ein Szenario nach dem anderen. Herzlichen Dank dafür!!! Ein echter Hingucker bei dieser Spielplatte waren die Gebäude von Jens Najewitz, die ihr über seine Homepage „3D Print Terrain“ erwerben könnt.

Angriff auf Spiekeroog:  Der Kampf um die Franzosenschanze

Spiekeroog ist von den Franzosen besetzt! Im Jahre 1812 gilt für Spiekeroog das Gleiche, wie für das gesamte restliche Europa: Es ist ein Teil des napoleonischen Kaiserreichs. Nur England trotzt Napoleon, denn die Royal Navy blockiert die Zugänge zu allen Festlandhäfen. Ein junger englischer Kapitän wagt ein kühnes Unternehmen und greift das französische Fort auf Spiekeroog an…

Diese Spielplatte mit 6 mm Figuren und Gelände, präsentieren Thomas Richter, Andreas Schmidt und Jannes Schoppe. Gespielt wurde ebenfalls nach den Regeln Valour and Fortitude Regeln und das hatte gleich mehrere gute Gründe. Zum einen ist das Regelwerk Valour and Fortitude wirklich erstklassig und zum anderen ist Thomas der „offizielle“ deutsche Übersetzer und zu guter Letzt, feierte Thomas und die gesamte deutsche V&F – Community den Release der 3.0 Regelübersetzung sowie die Ankündigung, dass das Ganze auch als Hardcover-Buch in deutscher Sprache erscheinen wird (zumindest als einmalige Sammler-Edition).

Das Gefecht an der Nettelnburger Schleuse

Hamburg, 30. Mai 1813. Nachdem die Franzosen im März 1813 die Stadt Hamburg nach Jahren der Besatzung verlassen hatten, um ihre Truppen im sechsten Koalitionskrieg zu verstärken, befreiten russische Kosaken unter General Karl Friedrich Freiherr von Tettenborn die Stadt. Die Herrschaft der Russen in Hamburg währte jedoch nur etwas mehr als zwei Monate. Ende Mai rückten französiche Truppen unter Marechal Louis-Nicolas Davout auf die Stadt vor. Tetternborn konnte mit seinen Truppen die Stadt nicht halten und zog sich zusammen mit einem Verband der Hamburger Bürgerwehr in Richtung Bergedorf zurück. Die Franzosen bedrohten diesen Rückzug in der Flanke. Das bei Lüneburg liegendes preußische Grenadierregiment König-Friedrich-Wilhelm IV. (1.Pommersches) Nr.2 unter dem Kommando von Oberstleutnant Karl August Ferdinand von Borcke eilte heran und ging bei Nettelnburg in Stellung.

Dieses tolle Szenario für 4 Spieler nach den Kugelhagel-Regeln und im 13 mm Maßstab wurde von den Jungs von TTNerdsMz präsentiert.

Verteidigung der Elblinie 1813

Das Jahr 1812 brachte den Untergang der Grande Armee in den verschneiten Weiten Russlands. Doch Napoleon ist noch lange nicht geschlagen, im Gegenteil. Er setzt alles auf eine neue Offensive gegen die nun immer mutiger agierenden Preußen und Russen. Das Ziel seiner Bemühungen ist dabei eine offensive Verteidigung der Elbline, um ein Zusammentreffen der sich nähernden preußenischen und russischen Kräfte in Norddeutschland zu verhindern und die jeweiligen Armeen getrennt voneinander zu schlagen und dadurch dafür zu sorgen, dass der Herzog von Mecklenburg nicht in Versuchung gerät die Seiten zu wechseln, wodurch die Sicherheit Hamburgs gefährdet wäre. Während Napoleon noch versucht seine Kräfte neu zu organisieren und hat die Verteidigung der Elblinie in die fähigen Hände seiner Untergebenen gelegt, doch wird es ihnen gelingen die hochgesteckten Ziele des Kaisers mit den wenigen ihnen zur Verfügung stehenden Kräften zu erreichen?

Ein weiteres Szenario, gespielt nach den Kugelhagel-Regeln. Präsentiert wurde das Ganze vom Regel-Designer höchstselbst, Martin Feller. Ungewöhnlich war die Wahl der Figuren, denn es wurden die schönen Papierfiguren von Peter Dennis verwendet, die seit einiger Zeit durch WoFun Games bereits spielfertig angeboten werden.

Das Treffen an der Göhrde

Die wohl bekannteste Schlacht der Napoleonischen Krieg in Norddeutschland war „Das Treffen an der Göhrde“, bei der eine französische Division vom alliierten Korps Wallmoden der Weg von Hamburg nach Magdeburg versperrt wurde und die Franzosen, trotz hoffnungsloser Unterlegenheit, ein respektabler Rückzug nach Lüneburg gelangt.

Präsentiert wurde das Ganze von Dirk Tietten und gespielt wurde im Maßstab 28 mm sowie dem Regelwerk Black Powder. Dirk präsentiert nun schon viele Jahre seine Black Powder Spiele mit einer selbstgebauten Spielmatte. In diesem Jahr war diese aber durch untergelegtes Gelände in eine 3D-Spielplatte verwandelt worden und konnte so das sehr hügelige Gelände der Göhrde darstellen.

Depesche und Figuren

Das Thema „Franzosenzeit“ speigelte sich nicht nur in unserem Themenraum wieder, sondern auch in unseren Sonderfiguren und der diesjährigen „Depesche“, die eine Vielzahl von Berichten bis hin zu einem Hamburger Stadtrundgang beinhaltete.

Die 28mm Perry-TACTICA Figur 2025 stellte den tödlich getroffenen Ferdinand von Schill dar. Um Preußen von Napoleon zu befreien, führte der preußische Major Ferdinand von Schill im Jahr 1809 mit seinem Freikorps einen Guerillakrieg. Doch die erhoffte nationale Erhebung blieb aus und er und seine Männer wurden in Stralsund er von einer Übermacht von holländischen und dänischen Truppen gestellt und besiegt. Bei den Kämpfen in der Stadt wurde Schill getötet.

Die 28mm TACTICA Figur 2025, modellieret von Lucas Luber, war der Hamburger Bürgermeister Abendroth. Amandus Augustus Abendroth führte die Hansestadt Hamburg einst als sogenannter „Maire“ durch die unruhigen Zeiten der Napoleonischen Kriege und wechselte dabei selbst mehrfach die Seiten.

Die Armeen der Napoleonischen Kriege – Teil 3

27. Februar 2025 um 10:36

SARGE’S CORNER

Seid gegrüßt, Dioramenbauer, Kriegsspieler und hobby nerds aller Art.

Künftig findet ihr in hier auf Franks toller site unter dem Programmpunkt Sarge’s Corner eine wachsende Reihe von Texten, die ich (ebendieser Sarge) in jahrelanger Recherche erstellte, um in einer Art Waschzettel oder Kurzanleitung essentielle Informationen zum download zu finden, die ich früher so in etwa gerne gehabt hätte, um schnell und informiert Dioramen aufbauen zu können oder ein wargame fachlich korrekt bestreiten zu können.

Ihr werdet einen Fundus an unterschiedlichsten Informationen finden, von Listen der in den Kolonialkriegen eingesetzten Waffen inklusive Einsatzzeiträumen, über Beschreibungen der Einheiten und Taktiken der verschiedensten historischen Epochen bzw. Konflikte, bis hin zu Rezensionen von Figuren, nach Art, wie ihr sie bereits von PSR (plasticsoldierreview) kennen dürftet, bei denen ich mich übrigens seit über 2 Dekaden regelmäßig einbringe und schon so einiges zu deren Arbeit beigetragen habe. Ich muß jetzt erst mal selber meine Datenbank sichten und auswählen oder ggf. umgestalten, wie gesagt, die Rubrik wird kontinuierlich wachsen und die Themenvielfalt zunehmen.

Ich selbst bin ein alter Airfixmann der späten 60er und frühen 70er, der damals noch zu WWII in 1:35 von Tamiya überging und in den 90ern das mitlerweile exponentiell wachsende Hobby wiederentdeckte und völlig hin und weg war und immer noch bin, daß die feuchten Träume meiner Jugend nun sogar noch übertroffen wurden im Maßstab 1/72. Ich habe mir im Laufe der Jahre eine wirklich große Bibliothek themenbezogener Literatur zu Uniformen, Waffen und Schlachten zugelegt  und nutze mittlerweile auch das Internet, um all das zu ergänzen. Die Quintessenz all dieser Quellen habe ich in Texten zusammengedampft, die dem Hobbyfreund jenen kompetenten und kurzen Überblick verschaffen sollen, den er sich bezüglich all dieser Themen sicherlich ebenso gewünscht hätte, wie ich es tat, bevor ich mich an diese umfangreiche und hochinteressante Arbeit machte. Vieles mag roh, übers Knie gebrochen erscheinen – es war ursprünglich nur für den Eigenbedarf konzipiert – das tut aber der Informationsdichte keinen Abbruch – schließlich würde Frank mir diese Ecke auf seiner außergewöhlichen site nicht anbieten, wenn er nicht von der Qualität meiner Arbeit überzeugt wäre.

Schaut euch das einfach mal an, sicherlich ist für jeden irgendwann ein Thema dabei, wo er denkt, „Mensch, super, daß ich das in einem so kurzen Text im Überblick habe“. Ich wünsche euch viel Spaß beim Stöbern und Gewinnen neuer Erkenntnisse.

Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Die Eisfestung / TACTICA Präsentation– Teil 9

24. Februar 2025 um 15:20

Es ist vollbracht! Nach mehr als einem Jahr Vorbereitung ist meine Spiel-Präsentation „Die Eisfestung“ rechtzeitig zur TACTICA 2025 fertig geworden. Noch in den letzten 2 Wochen konnte ich in vielen kleinen Bemal-Sessions weitere 4 französische Infanterie-Einheiten und einige Artillerie-Basen fertigstellen. Es gab zudem einige wenige Testspiele, um das Szenario und die Armeelisten zu entwickeln sowie Absprachen mit dem legendären Regel-Designer Jervis Johnson. Dieser hat das sehr erfolgreiche „Open-Source“-Regelsystem Valour & Fortitude nach seiner aktiven Zeit bei Games Workshop entwickelt. Schon im letzten Jahr hatte ich die Idee, dass wir neben Alan und Michael Perry auch Jervis Johnson zur TACTICA einladen und dieses Trio dann mein Szenario „Die Eisfestung“ mit Valour & Fortitude präsentieren sollen. Und tatsächlich hat alles wie geplant funktioniert. An dieser Stelle deshalb noch einmal vielen Dank an Jervis Johnson, Alan und Michael Perry für die Mühe sowie an alle Spiel-Teilnehmer im Rahmen der TACTICA. Es war einfach großartig!

Das Szenario

Aufstellungszonen

Den geschichtlichen Hintergrund zu meiner Spiel-Präsentation hatte ich bereits ausführlich hier auf meiner Website erläutert. Im Spiel-Szenario sollte die Verteidigung der Brückenköpfe des Kommunikationsweges im Vordergrund stehen. Zwei französische Brigaden hatten die Aufgabe, das Nord- und Südende dieser wichtigen Straße zu halten und sich dort rund um die drei Brückenköpfe zu sammeln. Die Aufstellungszonen der Franzosen befanden sich also allesamt in der Mitte der Spielplatte. Die Franzosen hatten außerdem die Möglichkeit, weitere Truppen aus Hamburg im Norden und Harburg im Süden heranzuführen. Außerdem konnte auch der französische Oberbefehlshaber Davout aus Hamburg angefordert werden. Die drei russischen Kolonnen begannen das Spiel jeweils in zwei unterschiedlichen Abschnitten im Osten und einem Abschnitt im Westen, also an den beiden Längsseiten der Spielplatte. So hatten sie die Möglichkeit, die drei Brückenköpfe jeweils separat mit je einer Kolonne anzugreifen oder sich zu vereinen, um gemeinsam gegen eine der kleinen Festungen an der Straße vorzugehen.

Gelände

Die Spielplatte selbst beinhaltet den Kommunikationsweg mit den drei erwähnten Brückenköpfen, wobei der südliche Brückenkopf die Fährstation darstellte. Jeder der Brückenköpfe wurde zusätzlich durch eine Redoute gesichert. Weitere Bestandteile waren kleine Ortschaften im Norden, u.a. auch die Windmühle mit dem Haus des Müllers, das Amtshaus im Osten und der Ort Kichdorf im Südosten. Das Gelände war durch die hochgelegenen Straßen auf den Deichen von Wilhelmsburg in unterschiedliche Bereiche gegliedert. Rechts und links neben den Brückenwegen lag „schwieriges Gelände“, da dieser Bereich zwischen dem Sommerdeich direkt an der Norder- und Süderelbe sowie dem Hauptdeich, der das Inselinnere schützte, aus häufig überfluteten und morastigen Wiesen bestand. Zudem hatte es damals kurz vorher Tauwetter gegeben, sodass sich kleine Wasserflächen auf dem gefrorenen Boden gebildet hatten, welche die Bewegung von Truppen stark einschränkten. Das Gelände im Inselinneren, also hinter dem Hauptdeich, galt als offenes Gelände. Die Straßen auf den Deichen ermöglichten außerdem eine schnelle Bewegung der Truppen. Ganz im Süden, an der Fährstelle nach Harburg, erstreckte sich die zugefrorene Süderelbe.

Sonderregeln

Neben den herkömmlichen Regeln hatte ich eine ganze Reihe von Sonderregeln für das Szenario festgelegt:

French Reinforcements: After the 1st round, the French can bring 1 infantry unit (or Marschall Davout) per round via the northern edge of the gameboard (Hamburg / Division Pêcheux) or the southern ferry (Harburg / Division Vichery) onto the battlefield.

Charge on the City: The Russians are allowed to attempt an assault on Hamburg and Harburg 1 time per game. Only one charge attack is possible per round. The charge attack always takes place at the beginning of a new round. The attacker rolls with 1d6. With a score of 4 +, the attack is a success (modifications: -1 on the roll for each unit and for Davout, who is still in the city as a reinforcement).

  • Successful attack: 1 French unit (Davout is not a unit!) must remain in the city for the rest of the game / if there is no unit left in the city, an infantry unit must immediately retreat (Unit closest to Reinforcement Point / Edge).
  • Failed attack: 1 Russian infantry unit must immediately retreat over the long edges. (Harburg = East Edge / Hamburg = West Edge / Unit closest to Edge)

Locals: The Hamburg Citizen Guard and 1 friendly unit in 6 inches ignore rough terrain.

Siegbedingungen

Das Spiel war auf 2 Stunden begrenzt. Wer innerhalb dieser Zeit die meisten Siegpunkte erringen konnte, war der Gewinner des Spiels. Siegpunkte gab es durch das Erobern der Brückenköpfe (je 1 bis 2 pro Brückenkopf) sowie durch die üblichen Siegpunkte infolge misslungener Fortitude-Tests des Gegners.

Fazit

Bei den Spielen während der TACTICA gingen übrigens immer die Russen als Sieger vom „Schlachtfeld“. Vor allem die vielen kleinen Reitereinheiten, die aufgrund ihrer Reichweite und Beweglichkeit die Flanken und den Rücken der gegnerischen Einheiten bedrohten, konnten erheblich zum Sieg der Russen beitragen. Ein paar meiner Sonderregeln wurden teilweise von Jervis verbessert. So zum Beispiel die Regel, dass die Brückenköpfe immer eine Artillerie- und eine 1. Infanterieeinheit gleichzeitig beinhalten konnten. Er will mir noch einmal ein Update mit seinen Anmerkungen senden. Sobald ich meine Szenario-Regeln danach angepasst habe, werde ich diese hier noch einmal veröffentlichen.

Wargames Illustrated

In der Dezember Ausgabe 2024 der Wargames Illustrated findet ihr übrigens einen Bericht zu meiner Präsentation. Aus 6 Seiten gibt es dort ein paar schöne Fotos und eine Zusammenfassung der historischen Ereignisse.

Perry-TACTICA Figur 2025 – Ferdinand von Schill

01. Februar 2025 um 10:47

Um Preußen von Napoleon zu befreien, führte der preußische Major Ferdinand von Schill im Jahr 1809 mit seinem Freikorps einen Guerillakrieg. Doch die erhoffte nationale Erhebung blieb aus und er und seine Männer wurden in Stralsund er von einer Übermacht von holländischen und dänischen Truppen gestellt und besiegt. Bei den Kämpfen in der Stadt wurde Schill getötet.

Auch in diesem Jahr haben die Perrys für uns eine großartige Reiterfigur in 28mm modelliert. Wie immer, kann man als Besucher der TACTICA diese Figur an der Tageskasse während der Veranstaltung erwerben.

Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Die Eisfestung – Teil 8

23. Dezember 2024 um 06:22

Der Weihnachtsmann klopft zwar schon heftig an die Haustür, aber trotzdem will ich euch noch vor den Feiertagen einen weiteren Zwischenstand meines TACTICA-Projektes „Die Eisfestung“ zeigen. Nach den Gebäuden und den neuen Franzosen konnte ich nun einen Großteil der 3. russische Kolonne fertigstellen. Es handelt sich ausschließlich um Miliz-Einheiten.

Die erste Einheit ist gleich etwas ganz Besonderes. Es handelt sich um die Hanseatische Bürgergarde. Einen Bericht zu dieser Truppe findet ihr hier:

Die Infanterie der Bürgergarde war mit englischen Tschakos, Mänteln und Musketen ausgestattet. Da bot es sich an, dafür britische Infanterie im Mantel zu verwenden. Doch seltsamerweise gibt es leider keine schönen 28mm Figuren käuflich zu erwerben. In meiner Not habe ich bei Alan Perry angefragt, ob er nicht eine kleine Miniaturen-Serie dazu in Arbeit hat. Und tatsächlich hat Alan netterweise eine komplette Truppe Marschierer samt Kommando-Einheit modelliert und mir vorab zur Verfügung gestellt. Nochmals ein dickes Dankeschön dafür Alan!

Die weiteren, neu bemalten Einheiten stellen russische Opolochenie des Korps Tolstoi dar. Während der Schlacht bei Leipzig stand das Miliz-Korps des Gen-Lt. Tolstoi vor der Stadt Dresden, um dort die französischen Truppen zu blockieren. Später wurden seine Einheiten nach Magdeburg und schließlich im Jahr 1814 nach Hamburg verlegt, wo es aktiv an den Kämpfen um die Stadt teilnahm.

Die bemalten Einheiten stellen eine leichte Batterie, Kavallerie und Infanterie der Stadt Moskau sowie eine Einheiten Petersburger Miliz dar. Diese speziellen Einheiten waren eigentlich kein Teil des Korps Tolstoi, aber für andere Miliz-Einheiten gibt es derzeit kaum passende 28mm Figuren oder Banner. Neben den Einheiten gibt es auch eine neue Kommando-Base mit dem General Tolstoi.

Gegen Ende des Jahres werde ich dann wohl alle 3 russischen Kolonnen fertig haben und damit den größten Teil der Figuren (330 Figuren zu Fuß, 3 Geschütze und 45 Reiter).

TACTICA Figur 2025 – Bürgermeister Abendroth

16. Dezember 2024 um 08:13

Amandus Augustus Abendroth führte die Hansestadt Hamburg einst als sogenannter „Maire“ durch unruhige Zeiten und wechselte dabei selbst mehrfach die Seiten. Er galt als hervorragender Hamburger Diplomat, galt aber auch als „Napoleons Diener“.

1806 besetzten die Franzosen Hamburg, Abendroth verwaltete die Prätur, die das Justiz – und Polizeiamt umfasste. Im Jahr 1809 sandte ihn der Senat als Amtmann nach Ritzebüttel an der Elbmündung, welches damals zu Hamburg gehörte. Nach der Eingliederung Hamburgs in das französische Kaiserreich riefen ihn die Franzosen im Jahr 1811 als Maire (Bürgermeister) nach Hamburg zurück, wo er unter schwierigsten Bedingungen zum Wohl seiner Mitbürger agierte. Bevor Abendroth das neue Amt antrat, wurde er mit seinen Kollegen, dem angesehenen Bartels und mit Knorr, nach Paris geschickt, um dem Kaiser zu seinem gerade geborenen Sohn zu gratulieren. Abendroth sah zwar Napoleon, aber dicht umdrängt und von der jubelnden Menge umlagert.

Am 24. Februar 1813 brach ein Volksaufstand in Hamburg gegen die französische Besatzung aus. Nachdem dieser auch durch Einsatz aus dem benachbarten Altona zu Hilfe gerufenen dänischen Militärs niedergerungen war, organisierte Abendroth eine sich aus der Hamburger Kaufmannschaft rekrutierende Bürgerwehr, die künftig Plünderungen in den Häusern der wohlhabenden Bürger unterbinden sollte. Bei Rückkehr der Franzosen im Juni 1813 wurde er seines Dienstes enthoben und ins Exil geschickt. Er verfasste während der Verbannung durch Napoleon 1813/14 die Reformschrift „Wünsche bei Hamburgs Wiedergeburt“. Noch vor der Befreiung Hamburgs 1814 kehrte Abendroth nach Ritzebüttel zurück. Dort kümmerte er sich vor allem um das Armen- und Schulwesen. 1816 gründete er das Seebad Cuxhaven.

TACTICA Figur 2025

Wir hatten schon immer den Wunsch einen Hamburger Bürgermeister als Hamburger TACTICA Figur umzusetzen. Nun hatten wir endlich eine gute Gelegenheit, einen Bürgermeister, passend zum Themenraum „Franzosenzeit – Napoleonische Kriege in Norddeutschland“, modellieren zu lassen. Wieder hat sich Lucas Luber von Piano Wargames netterweise bereit erklärt, diese Figur zu gestalten. Die Figur kann im Rahmen der TACTICA 2025 an der Kasse erworben werden.

Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Die Eisfestung – Teil 7

09. Dezember 2024 um 08:11

Es gibt einige Neuigkeiten des Projekts „Eisfestung“. Da ich eine Menge an Figuren und Gebäuden bemalt habe, werde ich die Fortschritte auf zwei Berichte aufteilen. Im ersten Bericht geht es um die Geländeteile und die neu bemalten französischen Truppen.

Fertiggestellt und bemalt sind jetzt eine Bockwindmühle und einige Schanzen. Dazu kommt ein optischer Telegraf. Dieses Gerät wurde 1792 vom Franzosen Claude Chappe erstmals gebaut. An einem hohen Mast waren zwei schwenkbare Querbalken mit zwei weiteren schwenkbaren Balken an jedem Ende angebracht, womit je nach Position anhand eines Codes unterschiedliche Buchstaben signalisiert, werden konnten. Zu guter Letzt will ich euch die ersten Fotos des großen Fähranlegers, mit seinen Wachgebäuden sowie zwei komplette Seilzugfähren zeigen. Alle Gebäude sind natürlich wieder von 3D Print Terrain und Teil der vielen Napoleonischen Kickstarter die Jens Najewitz erstellt hat. An dieser Stelle noch einmal ein dickes Lob und Dank an Jens für die großartigen Geländeteile!

Die Franzosen haben Verstärkungen in Form eines leichten Infanterie-Bataillons, eines Brigade-Generals, einiger Plänkler und des Marschall Davout erhalten. Die Figuren sind hauptsächlich von Perry Miniatures, aber es sind auch ein paar Front Rank Figuren eingestreut. Die Figur des Marschalls ist die schöne TACTICA Figur 2012 – Marschall Louis Nicolas Davout.

Im nächsten Bericht geht es dann um die neu bemalten Russen…

Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Das dänische Hilfskorps (Teil 2)

02. Dezember 2024 um 07:23

Nachdem ich im 1. Teil dieses Berichts die Vorgeschichte und die Infanterie des dänischen Hilfskorps von 1813 vorgestellt habe, möchte ich heute auf die Kavallerie und die Artillerie eingehen.

Kavallerie

Die dänische Armee von 1813 verfügte über Gardekavallerie, Schwere Kavallerie, Leichte Dragoner, Husaren und Lanzenreiter. An dem Feldzug von 1813 nahmen als Teil des dänischen Hilfskorps jedoch nur die Reiter der Schweren Kavallerie, die leichten Dragoner und Husaren teil.

Leichtes Dragoner-Regiment

Zwei der insgesamt drei dänischen leichten Dragonerregimenter nahmen am Feldzug von 1813 teil: das Leichte Dragoner-Regiment Fünen und das Leichte Dragoner-Regiment Jütland. Diese Einheiten der leichten Kavallerie wurden hauptsächlich für Aufklärungsmissionen, Vorpostendienste und die Verfolgung von Gegnern eingesetzt – typische Aufgaben für leichte Kavallerie jener Zeit. Ursprünglich war vorgesehen, dass die Dragoner auch abgesessen kämpfen sollten. Diese Praxis wurde jedoch schnell aufgegeben, da sie sich vom Pferderücken aus als wesentlich effektivere Truppe erwiesen.Ein Regiment bestand aus einem Stab und vier Schwadronen. Jede Schwadron setzte sich aus 5 Offizieren, 11 Unteroffizieren, 2 Trompetern und 144 Kavalleristen zusammen.

Die Uniform der leichten Dragoner zeichnete sich vor allem durch den charakteristischen schwarzen Raupenhelm aus. Dieser bestand aus einer ledernen Schale mit einem Schirm, dessen unterer Rand sowie die Seiten des Helms durch weiße Metallbeschläge verstärkt waren. Ab 1810 ersetzte eine Schuppenkette aus Weißmetall den bisherigen Kinnriemen. Eine Ausnahme bildeten die Offiziere des Regiments Fünen, die Schuppenketten aus Messing trugen. Der Helm war mit einer schwarzen Wollraupe und einem roten Turban versehen. Ein weiß-rot gefärbter Federbusch gehörte zur Ausstattung, sollte jedoch eigentlich nicht im Feld getragen werden – eine Regel, die nicht immer eingehalten wurde. Über dem Schirm befand sich ein Metallband mit einer Raute in der Mitte. Seitlich war das Metallband mit der Inschrift LETTE DRAGONER geprägt.

Der rote Uniformrock der leichten Dragoner ähnelte weitgehend dem der Infanterie. Allerdings war das Futter, und damit auch die kleinen dreieckigen Aufschläge an der Vorderseite, in strohgelber Farbe gehalten. Der Kragen, die Schulterklappen, die Rabatten und die Ärmelaufschläge waren in den Abzeichenfarben der jeweiligen Regimenter gestaltet. Die Abzeichenfarben waren wie folgt:

  • Leichtes Dragoner-Regiment Fünen: hellblau mit strohgelben Vorstößen / weiße Knöpfe
  • Leichtes Dragoner-Regiment Jütland: dunkelgrün mit strohgelben Vorstößen / weiße Knöpfe

Bei Sehestedt hat das Dragoner-Regiment Fünen übrigens in Uniformröcken mit weißer Abzeichenfarbe gekämpft, weil kurz zuvor von diesem Regiment mehrere Wagenladungen mit neunen Uniformen des Infanterie-Regiments Fünen gefunden und an die Kavalleristen ausgegeben worden waren.

Wie bei der Infanterie wurde auch bei den leichten Dragonern zur Kennzeichnung der Offiziersdienstgrade eine Kombination aus Rosetten und Winkeln in der jeweiligen Knopffarbe verwendet. Für die Unteroffiziersgrade kamen verschiedene dünne Winkel an den Ärmelaufschlägen zum Einsatz. Die Offiziere trugen, ähnlich wie ihre Pendants bei der Infanterie, Uniformröcke von höherer Qualität, die durch längere Rockschöße und strohgelbe Aufschläge gekennzeichnet waren. Die Trompeter unterschieden sich durch Schwalbennester in der Abzeichenfarbe sowie durch Borten in der Knopffarbe. Die Fangschnur der Messingtrompete war aus einer grün-gelben Kordel gefertigt.

Zum Uniformrock wurde im Feld eine geknöpfte, dunkelgraue Überhose mit braunen Lederverstärkungen getragen. In der großen Uniform hingegen trugen die Dragoner weiße Reithosen und schwarze ungarische Stiefel. Eine Besonderheit war der rote Umhang mit einem Cape über den Schultern, der zumindest in weiten Teilen noch bis Ende 1813 verwendet wurde. Bereits 1812 war ein grauer Umhang eingeführt worden, der jedoch noch nicht an alle Einheiten ausgegeben war. Der Umhang wurde hinter dem Sattel in einem Mantelsack verstaut, der bei den meisten Einheiten rot, bei den Jütländern jedoch grau war. Zum Schutz der Hände wurden naturfarbene Stulpenhandschuhe aus Leder getragen.

Die leichten Dragoner waren mit einem Säbel in einer schwarzen Lederscheide mit Messingbeschlägen, Pistolen und einem Karabiner bewaffnet. Welches Modell von welcher Einheit zu welchem Zeitpunkt verwendet wurde, lässt sich nur schwer bestimmen, da häufig eine Mischung aus verschiedenen Modellen und umgearbeiteten Waffen gleichzeitig im Einsatz war. Der Säbel wurde an einem Leibkoppel befestigt, während die schwarze Patronentasche und der Karabiner an einem breiten Bandelier getragen wurden. Sämtliches Lederzeug war weiß.

Das Zaumzeug und die Schabrake der dänischen Kavallerieregimenter orientierten sich an den Vorbildern der ungarischen Husaren. Das Zaumzeug bestand aus schwarzem Leder, während die rote Schabrake in ungarischer Form gestaltet war. Sie war mit einer weißen Borte verziert und zeigte in den vorderen und hinteren Ecken einen stilisierten ungarischen Knoten. Bei den Offizieren war die Borte anstelle von Weiß in Silber gehalten, was ihre höhere Stellung betonte.

Reiter-Regiment Holstein

Die schwere Kavallerie der dänischen Armee setzte sich aus vier sogenannten Reiterregimentern zusammen. Eines davon war das Reiterregiment Holstein, das im Jahr 1813 Teil des dänischen Hilfskorps war. Diese schwere Kavallerie wurde oft als Schlachtreserve eingesetzt, um in dichter Linienformation und im Galopp angeschlagene Gegner anzugreifen. Das Regiment stand unter dem Kommando eines Obersten, eines Oberstleutnants und eines Majors. Unterstützt wurden diese von einem Stab, der aus einem Quartiermeister, einem Auditor, einem Feldarzt – assistiert durch fünf Schwadronschirurgen und vier Gehilfen – sowie einem Hufschmied, einem Sattler, einem Waffenschmied, einem Profos und einem Stabstrompeter bestand. Das Regiment gliederte sich in vier Schwadronen, die jeweils aus 5 Offizieren, 11 Unteroffizieren, 160 Kavalleristen und zwei Trompetern bestanden. Zusätzlich wurden in jeder Schwadron zehn Kavalleristen und zwei Unteroffiziere als sogenannte „Flanqueure“ ausgewählt, um besondere Aufgaben zu übernehmen.

Die Uniform bestand aus dem üblichen roten Uniformrock der dänischen Armee, bei dem die dreieckigen Aufschläge an der Vorderseite eine strohgelbe Farbe hatten. Wie auch bei den anderen Einheiten der dänischen Armee, zeigten der Kragen, die Schulterklappen, die Rabatten und die Ärmelaufschläge die Abzeichenfarbe des Regiments.

  • Reiter-Regiment Holstein: hellgrün mit strohgelben Vorstößen / weiße Knöpfe.

Die Offiziere trugen Röcke mit langen Schößen, und sowohl Offiziere als auch Unteroffiziere nutzten die bereits erwähnten Dienstgradabzeichen. Ab 1808 wurden die Reiter mit lederverstärkten Filz-Tschakos ausgestattet, die einen rot-gelb durchwirkten Behang, einen weißen Federbusch sowie eine Messingplatte mit dem eingeprägten Buchstaben RR (für Rytter Regiment) aufwiesen. Unter dem Federbusch befand sich die typische schwarze Kokarde mit weißer Schleife und Knopf. Im Einsatz trugen die Reiter eine geknöpfte, dunkelgraue Überhose mit brauner Lederverstärkung. Zur Paradeuniform gehörten weiße Reithosen und schwarze ungarische Stiefel. Ab 1810 wurden graue Umhänge ausgegeben. Dennoch blieb, ähnlich wie bei den leichten Dragonern, der vorherige rote Mantel vielerorts bis Ende 1813 in Gebrauch. Der Umhang wurde hinter dem Sattel in einem roten Mantelsack verstaut, bei den Jütländischen Reitern hingegen in einem grauen. Die Reiter trugen naturfarbene, lederne Stulpenhandschuhe.

Die Reiter waren mit dem M1797-Pallasch bewaffnet, einem schweren, langen und geraden Schwert, das sowohl als Stich- als auch als Hiebwaffe eingesetzt werden konnte. Der Pallasch wurde an einem weißen Leibkoppel mit Messingschloss getragen. Zusätzlich führten die Reiter den M1807-Karabiner, der an einem weißen Bandelier befestigt war. Zu ihrer Ausrüstung gehörte auch eine schwarze Patronentasche, die ebenfalls an einem weißen Bandelier getragen wurde. Im Feldeinsatz wurden beide Bandeliers über der linken Schulter getragen. Außerdem befanden sich zwei Pistolen vom Typ M1806 oder M1807 in den Sattelholstern. Die zehn Flanquers der Schwadron waren mit dem M1798-Karabiner mit gezogenem Lauf ausgestattet.

Das Zaumzeug bestand aus schwarzem Leder, und die rote Schabrake hatte eine ungarische Form mit einer weißen Borte sowie einem stilisierten ungarischen Knoten in der vorderen und hinteren Ecke. Bei den Offizieren des Holstein-Regiments war die Borte silbern mit einer blauen Einfassung. Die Mannschaften und Unteroffiziere waren mit einem eckigen, grauen Mantelsack ausgestattet, in dem – ähnlich wie beim Tornister der Infanterie – zusätzliche Ausrüstungsgegenstände verstaut wurden. Unter dem Mantelsack war ein kleiner Futtersack befestigt, in dem auch ein Seil mit Pflock aufbewahrt wurde, mit dem das Pferd angebunden werden konnte. An der Vorderseite des Sattels befanden sich zwei Pistolenholster unter der Schabrake. Auf der linken Seite wurde der Brotbeutel getragen, und vorn am Sattel hing die Wasserflasche. Der Umhang wurde vorn am Mantel geschnallt. Offiziere trugen keinen Mantelsack, da ihre Ausrüstung separat transportiert wurde.

Husarenregiment

In der dänischen Armee gab es zwar nur ein einziges Husarenregiment, dieses verfügte jedoch über eine doppelte Mannstärke. Es bestand aus einer Stabsabteilung und sieben Schwadronen. Die ersten sechs Schwadronen waren als reguläre Husaren ausgerüstet, während die siebte Schwadron mit Lanzen bewaffnet war. Auf die siebte Schwadron werde ich hier nicht weiter eingehen, da sie nicht Teil des dänischen Hilfskorps war. Jede Schwadron setzte sich aus fünf Offizieren, zehn Unteroffizieren, drei Trompetern und 168 Kavalleristen zusammen. Das Regiment hatte somit eine theoretische Gesamtstärke von 1.326 Mann. Die zweite und sechste Schwadron waren dauerhaft in Holstein stationiert und wurden daher als Holsteiner Husaren bezeichnet. Nur diese Holsteiner Husaren gehörten 1813 zum dänischen Hilfskorps. Wie bei den schweren Reitern gab es in jeder Schwadron eine kleine Abteilung von zehn Husaren und zwei Unteroffizieren, die als Scharfschützen eingesetzt wurden.

Die Uniform der Husaren bestand aus einem zylindrischen Mirliton aus Filz, der mit einem Augenschirm versehen war. Am oberen Rand des Mirlitons befand sich eine breite weiße Borte, während der untere Rand mit einer schmalen weißen Borte verziert war. Zwei weiße Borten in Form falscher Flügel verliefen quer über den Mirliton. Mittig über einer schwarzen Kokarde mit weißer Schleife und Knopf war ein weißer Federbusch angebracht. Zusätzlich wurde oberhalb des Schirms eine weiß-rote Kokarde getragen. Die Husaren trugen einen hellblauen Dolman mit fünf Reihen weißer Knöpfe und weißen Verschnürungen. Der Kragen und die Ärmelaufschläge waren rot mit weißem Vorstoß. Der Pelz der Husaren war rot, verziert mit weißen Verschnürungen und Knöpfen sowie schwarzem Fell. Die Schärpe war rot und wurde durch weiße Kordeln ergänzt. Die Hosen ähnelten denen der schweren Kavallerie: Im Feld wurden graue Überhosen getragen, während zur großen Uniform weiße Reithosen mit Husarenstiefeln gehörten. Wie die übrigen Kavallerieeinheiten trugen auch die Husaren naturfarbene Stulpenhandschuhe. Bei kaltem Wetter wurde ein roter Umhang mit Schultercape angelegt.

Zur Uniform der Husaren gehörte ein zylindrischer Mirliton mit Augenschirm aus Filz. Am oberen Rand war eine breite weiße, am unteren Rand eine dünne weiße Borte angebracht. Quer über den Mirliton verliefen falsche Flügel in Form von zwei weißen Borten. Ein weißer Federbusch stecke mittig über einer schwarzen Kokarde mit weißer Schleife und weißem Knopf. Zusätzlich wurde eine weiß-rote Kokarde über dem Schirm getragen. Die Husaren trugen einen hellblauen Dolman mit fünf Reihen weißer Köpfe und weiße Verschnürungen. Der Kragen und die Ärmelaufschläge waren rot mit weißem Vorstoß. Der Husaren-Pelz war rot mit weißen Verschnürungen und Knöpfen sowie schwarzem Fell. Auch die Schärpe war rot mit Kordeln in Weiß. Die Hosen ähnelten denen der schweren Kavallerie, also graue Überhosen im Feld und weiße Reithosen mit Husarenstiefel in großer Uniform. Wie die übrigen Kavallerie-Einheiten, trugen auch die Husaren naturfarbene Stulpenhandschuhe und bei kaltem Wetter einen roten Umhang mit Schultercape.

Unteroffiziere trugen die gleiche Uniform wie die Mannschaften, jedoch war sie hochwertiger gearbeitet und durch silberne Borten und Verschnürungen verziert, die kleeblattförmig endeten. Auch der Mirliton, die Säbeltasche und die Schabrake wiesen silberne statt weiße Borten bzw. Stickereien auf. Die Schärpe der Unteroffiziere war dreifarbig und bestand aus roter und blauer Wolle mit weißen Kordeln. Die Offiziere hingegen trugen im Feldzug von 1813 teilweise bereits den neuen schwarzen Tschako anstelle des Mirlitons.

Die Uniform der Offiziere war von deutlich höherer Qualität gefertigt und mit silbernen Verschnürungen verziert, unterschied sich jedoch ansonsten kaum von der der Mannschaften. Die Schärpe war zweifarbig gestaltet, in Rot und Silber, und mit silbernen Kordeln versehen. Die Patronentasche war zusätzlich mit dem Monogramm FIVR aus Weißmetall geschmückt. Der Säbelkoppel bestand aus rotem Leder, während die hellblaue Säbeltasche vollständig mit Silberstickereien verziert war. Die Dienstgrade wurden, wie bei allen anderen Waffengattungen, durch Rosetten und Winkel oberhalb der Ärmelaufschläge angezeigt. Ab dem Rang eines Captäins kamen zusätzlich silberne ungarische Knoten als Rangabzeichen hinzu.

Die Husaren waren offiziell mit dem Säbelmodell M1808, dem Karabiner M1807 und zwei Pistolen bewaffnet. Bei den Holsteiner Husaren wurde jedoch vermutlich noch das ältere Säbelmodell M1792 verwendet. Der Säbel wurde in einer Stahlscheide mit Beschlägen und zwei Befestigungsringen an einem schwarzen Leibkoppel getragen. Dazu gehörte eine lederne Säbeltasche, deren Vorderseite mit hellblauem Stoff bezogen war, umrandet von roten Wolfszähnen mit weißem Vorstoß. In der Mitte der Tasche war das gekrönte Monogramm FIVR in Weiß eingestickt. Der Karabiner sowie die schwarze Patronentasche wurden beide an einem weißen Bandelier über der linken Schulter getragen.

Das Zaumzeug bestand aus schwarzem Leder im ungarischen Stil und war teilweise mit Kaurischnecken verziert. Charakteristisch war das halbmondförmige Ornament am Kehlriemen. Die Schabracke in ungarischer Form war rot und mit einer hellblauen Wolfszahn-Einfassung sowie einem weißen Vorstoß versehen. Zusätzlich zierte eine weiße Borte den Rand. Der Mantelsack war im Feldzug von 1813 rund und rot, obwohl bereits 1812 ein eckiges, graues Modell eingeführt worden war.

Standarten

Die dänischen Kavallerie-Regimenter führten in jeder Schwadron eine Standarte aus Seide mit den Maßen 64 x 55 cm.

Leichte Dragoner

Das Tuch der Regimentsfahne war aus bemalter Seide gefertigt und zeigte in der oberen Ecke an der Fahnenstange ein kleines Danebrog sowie das goldene königliche Monogramm „C7“. Das Fahnentuch des Regiments Jütland war dunkelgrün, mit gelben Flammen verziert. In der Mitte prangte das von Lorbeer umrahmte Wappen der Provinz, darüber eine goldene Krone mit rotem Futter. Über der Krone erstreckte sich ein Spruchband mit der Inschrift „FORTES FORTUNA JUNTA“, und unter dem Wappen war die Jahreszahl 1794 in römischen Zahlen M DCCXC IV angebracht.

Reiter-Regiment Holstein

Das Reiter-Regiment Holstein führte Standarten aus grasgrünem Tuch, verziert mit gelben Flammen. In den Ecken waren der Danebrog und das königliche Monogramm „C7“ abgebildet. In der Mitte prangte das Provinz-Wappen, darüber eine Krone. Das Tuch war nicht mit Fransen, sondern nur mit rotgoldenen Kordeln und Quasten verziert. Am 4. September verlor die 4. Schwadron ihre Standarte an die schwedische Kavallerie, die sie bis heute im Schwedischen Armeemuseum aufbewahrt.

Husaren

Die 6 Schwadrons-Standarten vom Typ M1785 der Husaren waren aus rotem Tuch gefertigt und mit goldenen Fransen sowie rotgoldenen Kordeln und Quasten verziert. Auf der Vorderseite prangte das gekrönte Doppelmonogramm „C7“, während auf der Rückseite ein goldener Falke in einer Wolke abgebildet war, begleitet von einem Spruchband mit der Inschrift „INACTIS ESTO VOLUCRIS“.

Artillerie

Das sogenannte „Königliche Korps der Artillerie“ bestand aus der „Dänischen Artilleriebrigade“ und der „Artilleriebrigade von Holstein“. Die Dänische Artilleriebrigade umfasste 9 Fußartilleriekompanien und 1 berittene Kompanie. Die Artilleriebrigade von Holstein setzte sich aus 6 Fußartilleriekompanien und 1 berittener Kompanie zusammen. Eine Fußartilleriekompanie bestand aus 8 Offizieren, 18 Unteroffizieren, 2 Musikern sowie 214 (bzw. 254 für die Artilleriebrigade von Holstein) Kanonieren und anderen Dienstgraden. Eine berittene Kompanie zählte 6 Offiziere, 18 Unteroffiziere, 2 Musiker sowie 144 Kanoniere und andere Ränge, insgesamt also 170 Mann. Im Rahmen der Umstrukturierung von 1808 wurden außerdem 16 Milizkompanien gebildet: 10 dänische und 6 holsteinische Artilleriebataillone. Diese 16 Kompanien wurden als Bedienungsmannschaften für die dänischen Befestigungsanlagen eingesetzt.

Nach 1808 erhielt jede Infanteriebrigade zudem eine sogenannte Mobile Batterie von 8 3-Pfund-Kanonen und 2 10-Pfund-Haubitzen. Die Kanoniere der mobilen Artillerie fuhren auf den Geschützlafetten, Munitionswagen, den Protzen und den Zug-Pferden mit. Die Besatzung eines 3-Pfünder Geschützen wurde dabei wie folgt verteilt: Der Kommandeur war beritten, 4 Kanoniere saßen auf der speziellen Lafette, die über Sitzplätze verfügte, weitere 4 Mann saßen auf dem vierrädrigen Munitionswagen, der ebenfalls mit Sitzen ausgestattet war, und der Rest auf den Zugpferden.

Die Fußartillerie war mit 8 6-Pfund-Geschützen und 2 20-Pfund-Haubitzen pro Batterie ausgestattet. Die schwereren Batterien erhielten jeweils 8 12-Pfund-Kanonen und 4 36-Pfund-Haubitzen. In der Schlacht wurden die Fußartillerieeinheiten in Batterien aufgestellt, um feindliche Formationen gleichzeitig mit einer Vielzahl von Kugeln und Kanistern zu beschießen. Die Haubitzen schossen Granaten anstelle von Vollkugeln oder Kanistern ab. Die schwere Artillerie hatte die Aufgabe, eigene Formationen zu decken und gleichzeitig zu versuchen, feindliche Bewegungen und Aufmärsche zu verzögern oder zu verhindern. Die leichteren, mobilen Batterien wurden zwischen den Infanteriebrigaden positioniert und feuerten von dort auf feindliche Stellungen. Eine gut ausgebildete mobile Batterie konnte etwa 24 Schüsse pro Minute abfeuern.

Die berittene Artillerie diente als Reserve, die aufgrund ihrer hohen Mobilität schnell an unterschiedlichen Frontabschnitten eingesetzt werden konnte. Sie konnte zudem vorrücken, um Kavallerieangriffe zu unterstützen oder Kavallerie und leichte Truppen bei Aufklärungs- und Patrouillenmissionen zu begleiten. Alle Geschütze wurden in Dänemark hergestellt und zeichneten sich durch hohe Qualität aus. Alle dänischen Geschützrohre waren aus Bronze gefertigt. Allerdings war die Wirksamkeit der dänischen Feldartillerie zu keinem Zeitpunkt so effektiv wie die der Preußen oder Franzosen.

Teil des dänischen Hilfskorps von 1813 waren 2 Mobile Batterien und 2 Fuß-Batterien.

  • 3-pf. Mobile Batterie (Capitän G.A.N. Gerstenberg)
  • 3-pf, Mobile Batterie (Capitän V.C. Gönner)
  • 6-pf. Fuß-Batterie (Capitän G. Blicher)
  • 6-pf. Fuß-Batterie (Capitän F.V.P.G. Koye)

Die mobilen Batterien waren mit 8 3-Pfünder-Geschützen mit einem Kaliber von 22 mm und dem Typ M1766/1799 im System „Karl von Hessen“ auf der Lafette M1808 ausgestattet. Zusätzlich wurden pro Batterie 2 10-Pfünder-Haubitzen des Typs M1766/1789 auf einer modifizierten Lafette M1796 verwendet. Die 3-Pfünder-Geschütze wurden von Protzen des Typs M1799/M1808 und 6 Pferden gezogen. Die mobile 3-Pfünder-Batterie Gerstenberg erhielt 6 französische 6-Pfünder-Geschütze M1808 sowie 2 24-Pfünder-Haubitzen, anstelle der üblichen 8 3-Pfünder-Geschütze. Die Batterie behielt jedoch zusätzlich ihre 2 dänischen 10-Pfünder-Haubitzen. Die Fußartillerie war mit 8 6-Pfünder-Feldgeschützen des Kalibers 22 mm und des Systems „Karl von Hessen“ vom Typ M1766 ausgestattet. Die 2 20-Pfünder-Haubitzen stammten vom Typ M1772/1789, ebenfalls im System „Karl von Hessen“. Für die 6-Pfünder-Geschütze wurden Protzen des Typs M1799 mit großen Munitionskisten verwendet, die von 6 Pferden gezogen wurden. Die Holzteile der Geschütze, Protzen und Wagen waren in Perlgrau gestrichen, während die Metallteile schwarz lackiert waren.

Der Uniformrock der Artillerie entsprach dem üblichen dänischen roten Rock ohne Schöße und wies die dreieckigen Umschläge unter den Rabatten auf. Ab 1812 erhielten die Ärmelaufschläge eine spitz zulaufende, polnische Form. Die blaue Abzeichenfarbe fand sich am Kragen, den Schulterklappen, den Ärmelaufschlägen, den Rabatten und den dreieckigen Umschlägen. Die Knöpfe und Litzen waren gelb. Die Offiziere trugen einen Rock aus besserem Material, ebenfalls rot, aber mit langen blauen Aufschlägen an den Schößen. Der Offiziersdienstgrad wurde durch die bereits erwähnte Anzahl kleiner Rosetten und Winkel in der Knopffarbe des Regiments über den Ärmelaufschlägen angezeigt. Bis Ende 1813 wurden zudem noch die alten Dienstgradabzeichen in Form von Epauletten getragen. Die Unteroffiziere waren durch dünne Winkel über den Ärmelaufschlägen gekennzeichnet. Die Hosen waren blau und wurden mit schwarzen Gamaschen getragen. Offiziere bevorzugten statt der Gamaschen ungarische Stiefel und vereinzelt auch die ab 1813 eingeführten grauen Hosen. Die Musiker trugen Schwalbennester mit gelben Litzen sowie Ärmelaufschläge mit gelbem Vorstoß. Die Trainfahrer trugen die gleiche Uniform wie die Artillerie, jedoch mit grauen Überhosen und Lederhandschuhen.

Ab 1808 trug die Artillerie den Tschako M1808 mit weißem Federbusch und rot-gelb durchwirktem Behang. Unter dem Federbusch saß eine schwarze Kokarde mit gelber Schleife und gelben Knopf. Das Lederzeug, eine Patronentaschen-Bandelier und das Leibkoppel für den Säbel waren weiß. Bewaffnet waren die Artilleristen mit dem M1802 Artillerie-Säbel, hatten aber schon ab 1803 keine Muskete mehr. In der schwarzen Patronentasche wurden deshalb keine Kugeln, sondern Artillerie-Werkzeuge und Ausrüstung aufbewahrt.

Prinz Frederik von Hessen

Von klein auf war Prinz Frederik von Hessen eine militärische Karriere vorbestimmt. 1778 war er bereits Oberst, 1783 Generalmajor und 1789 Generalleutnant. 1808 wurde er Kommandeur der Festung Rendsburg und Inspekteur der Infanterie in Schleswig-Holstein. Im Juli 1809 wurde er nach Norwegen beordert, um den dortigen Gouverneur abzulösen, dem der schwedische Thron angeboten worden war und an dessen Loyalität man daher nun Zweifel hegte. Er blieb dort bis zum 23. Mai 1813, als er von Prinz Christian abgelöst wurde.

Er wurde nun Oberkommandierender des dänischen Hilfskorps, welches die französischen Truppen in Norddeutschland unterstützte. Prinz Frederik stand im Feldzug von 1813 vor erheblichen Herausforderungen. Die dänischen Truppen waren zwar diszipliniert, jedoch materiell schlechter ausgestattet als die gegnerischen Armeen. Der Winter 1813/14 verschärfte die Versorgungslage zusätzlich, und die Moral der Truppen litt unter den anhaltenden Rückzügen. Kritiker werfen Frederik vor, sich zu sehr auf defensive Taktiken konzentriert zu haben, anstatt proaktive Angriffe zu wagen. Allerdings argumentieren andere, dass seine vorsichtige Strategie angesichts der numerischen und materiellen Überlegenheit der Koalitionstruppen die einzige sinnvolle Option war.

Nach dem Kieler Frieden vom 14. Januar 1814 kämpften die Truppen unter Friedrich nun gegen Napoleon. 1818 kehrten die Truppen aus Frankreich zurück, und Friedrich wurde wieder Gouverneur von Rendsburg. Nach dem Tode seines Vaters 1836 wurde er dessen Nachfolger als Gouverneur von Schleswig-Holstein. Die Stellung hatte er bis 1842. Danach zog es sich auf sein Gut Panker an der Ostsee zurück, wo er 1845 starb.

Armeen der Napoleonischen Kriege – Teil 1

28. November 2024 um 07:43

SARGE’S CORNER

Seid gegrüßt, Dioramenbauer, Kriegsspieler und hobby nerds aller Art.

Künftig findet ihr in hier auf Franks toller site unter dem Programmpunkt Sarge’s Corner eine wachsende Reihe von Texten, die ich (ebendieser Sarge) in jahrelanger Recherche erstellte, um in einer Art Waschzettel oder Kurzanleitung essentielle Informationen zum download zu finden, die ich früher so in etwa gerne gehabt hätte, um schnell und informiert Dioramen aufbauen zu können oder ein wargame fachlich korrekt bestreiten zu können.

Ihr werdet einen Fundus an unterschiedlichsten Informationen finden, von Listen der in den Kolonialkriegen eingesetzten Waffen inklusive Einsatzzeiträumen, über Beschreibungen der Einheiten und Taktiken der verschiedensten historischen Epochen bzw. Konflikte, bis hin zu Rezensionen von Figuren, nach Art, wie ihr sie bereits von PSR (plasticsoldierreview) kennen dürftet, bei denen ich mich übrigens seit über 2 Dekaden regelmäßig einbringe und schon so einiges zu deren Arbeit beigetragen habe. Ich muß jetzt erst mal selber meine Datenbank sichten und auswählen oder ggf. umgestalten, wie gesagt, die Rubrik wird kontinuierlich wachsen und die Themenvielfalt zunehmen.

Ich selbst bin ein alter Airfixmann der späten 60er und frühen 70er, der damals noch zu WWII in 1:35 von Tamiya überging und in den 90ern das mitlerweile exponentiell wachsende Hobby wiederentdeckte und völlig hin und weg war und immer noch bin, daß die feuchten Träume meiner Jugend nun sogar noch übertroffen wurden im Maßstab 1/72. Ich habe mir im Laufe der Jahre eine wirklich große Bibliothek themenbezogener Literatur zu Uniformen, Waffen und Schlachten zugelegt  und nutze mittlerweile auch das Internet, um all das zu ergänzen. Die Quintessenz all dieser Quellen habe ich in Texten zusammengedampft, die dem Hobbyfreund jenen kompetenten und kurzen Überblick verschaffen sollen, den er sich bezüglich all dieser Themen sicherlich ebenso gewünscht hätte, wie ich es tat, bevor ich mich an diese umfangreiche und hochinteressante Arbeit machte. Vieles mag roh, übers Knie gebrochen erscheinen – es war ursprünglich nur für den Eigenbedarf konzipiert – das tut aber der Informationsdichte keinen Abbruch – schließlich würde Frank mir diese Ecke auf seiner außergewöhlichen site nicht anbieten, wenn er nicht von der Qualität meiner Arbeit überzeugt wäre.

Schaut euch das einfach mal an, sicherlich ist für jeden irgendwann ein Thema dabei, wo er denkt, „Mensch, super, daß ich das in einem so kurzen Text im Überblick habe“. Ich wünsche euch viel Spaß beim Stöbern und Gewinnen neuer Erkenntnisse.

Napoleonische Kriege – Zivilfiguren Teil 4

25. November 2024 um 07:59

Es ist vollbracht! Nun sind alle Zivilfiguren der neuen Perry-Miniaturen-Serie bemalt. Neu bemalt habe ich die Figuren, die wohlhabende Bürger darstellen sollen. Wieder sehr schöne Figuren und auch die Posen gefallen mir ausgesprochen gut. Diese Figuren können als jubelnde Menge beim Einzug einheimischer oder befreundeter Truppen dienen. Das passt hervorragend zu meinen geplanten Settings. Die Bemalung und das in Szene setzen der Zivilfiguren hat wirklich großen Spaß gemacht und durch die neuen Perry-Figuren wurde endlich eine große Lücke geschlossen.

Dennoch würde ich mir weitere Miniaturen dieser Epoche, wie Handwerker, Fischer, Fahrzeuge mit Zivilfiguren, Beamte und Würdenträger, Pfarrer / Priester usw. wünschen. Und das sind nur einige der Wunschfiguren auf meiner Liste. Aber vielleicht gibt es irgendwann noch einmal einen weiteren Schwung von den Perrys oder eines anderen Herstellers. Wer weiß?

Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Das dänische Hilfskorps (Teil 1)

17. November 2024 um 19:20

Im Spätsommer 1813 trat Dänemark entschlossen in die Wirren des norddeutschen Kriegsschauplatzes ein, als Verbündeter des mächtigen Frankreich. Um seine Position in diesem Kapitel der Napoleonischen Kriege zu festigen, stellte das Königreich ein eigenes Hilfskorps auf – eine militärische Einheit, die nicht nur strategische, sondern auch politische Bedeutung hatte. Dieses bemerkenswerte Korps und seine Rolle in den Kämpfen stehen im Mittelpunkt meines Berichts.

Vorgeschichte

Ende des 18. Jahrhunderts verfolgte das Königreich Dänemark, zu dem auch Norwegen gehörte, eine Politik strikter Neutralität – eine Strategie, die durch die besonderen geografischen Gegebenheiten des Landes fast alternativlos erschien. Dänemark war ein Mosaik aus über 410 Inseln, ergänzt durch einen Festlandteil, und umrahmt von einer beeindruckenden Küstenlinie von 8.400 Kilometern. Diese zersplitterte Geografie, gepaart mit der lebenswichtigen Abhängigkeit vom Seehandel, machte eine effektive Verteidigung durch Land- und Seestreitkräfte zu einem nahezu hoffnungslosen Unterfangen.

Der Beitritt Dänemarks und Norwegens zur zweiten sogenannten „Bewaffneten Neutralität“, einer antibritischen Koalition, sollte eigentlich den internationalen Handel schützen und gleichzeitig die Balance zwischen den kriegsführenden Mächten wahren. Um dies zu erreichen, wurden dänische Handelsschiffe von Kriegsschiffen eskortiert – ein riskantes Unterfangen, das unweigerlich Spannungen mit Großbritannien schürte. Die britische Reaktion darauf war jedoch weit drastischer, als Dänemark erwartet hatte. Im Jahr 1801 schlug Großbritannien erbarmungslos zu: In der Seeschlacht von Kopenhagen griff die Royal Navy die dänische Flotte an und richtete verheerende Verluste an. Der britische Angriff zielte darauf ab, eine potenzielle Vereinigung der dänischen, russischen, schwedischen und preußischen Flotten zu verhindern – ein Schachzug, der die Verwundbarkeit Dänemarks schonungslos offenlegte. Doch Dänemark reagierte. Am 29. März 1801 marschierte eine 11.000 Mann starke dänische Armee unter der Führung von Karl von Hessen nach Hamburg und Lübeck und besetzte die Städte. Mit der Blockade der Elbe sollte britischen Handelsschiffen die Passage verwehrt werden – ein klares Signal an die Briten. Nach zähen Verhandlungen wurde schließlich Frieden geschlossen. Die dänischen Truppen zogen sich zurück, die Blockade wurde aufgehoben, und der Handelsverkehr auf der Elbe konnte wieder aufgenommen werden. Dennoch war dieses Kapitel ein deutliches Zeichen dafür, wie gefährlich das Spiel der bewaffneten Neutralität inmitten der europäischen Großmachtkonflikte war.

Als Frankreich im Juni 1803 Hannover unter seine Kontrolle brachte, reagierte der dänische Kronprinz vorsichtig, aber wachsam. Er stellte eine Armee von etwa 16.000 Mann rund um die strategisch wichtige Stadt Rendsburg auf. Doch statt in direkte Kampfhandlungen einzutreten, beschränkte sich Dänemark zunächst auf die Beobachtung der französischen Truppenbewegungen. Ein ähnliches Szenario wiederholte sich im Oktober 1805, als eine weitere dänische Armee in Holstein, diesmal mit Hauptquartier in Kiel, zusammengezogen wurde. Ihr Ziel war es abermals, die Entwicklungen im Grenzgebiet genau zu verfolgen. Trotz zunehmender Spannungen und der immer näher rückenden französischen Truppen blieb Dänemark-Norwegen bis 1807 offiziell neutral.Doch die Neutralität wurde brüchig, als die Niederlage der preußischen Armee im Jahr 1806 das Machtgefüge in der Region dramatisch veränderte. Erste Zusammenstöße zwischen dänischen und französischen Truppen ließen nicht lange auf sich warten. Am 6. November 1806 kam es bei Lübeck zu einem Gefecht – ein Vorgeschmack auf die Eskalation, die Dänemark unweigerlich in die Kriegswirren Europas hineinziehen sollte.

Im Jahr 1807 geriet Dänemark in einen gefährlichen Strudel aus Drohungen und Erpressungen, als die russische Armee von Frankreich geschlagen wurde. Diese Niederlage zwang das Königreich, den Großteil seiner Streitkräfte zu mobilisieren und die Aufmerksamkeit auf die holsteinische Grenze zu richten. Doch es war nur der Anfang eines Dramas, das die dänische Neutralität auf eine harte Probe stellen sollte. Im August verschärfte sich die Situation drastisch. Der französische Diplomat Talleyrand überbrachte dem dänischen Kronprinzen eine unmissverständliche Botschaft: Sollten die Dänen sich nicht entschieden gegen einen möglichen englischen Angriff zur Wehr setzen oder sich gar mit Großbritannien verbünden, würde Frankreich ohne Zögern Jütland angreifen. Nur wenige Tage später, am 7. August, überraschte ein englischer Gesandter die dänische Regierung mit einer ebenso schockierenden Forderung: Dänemark solle seine gesamte Hochseeflotte an Großbritannien übergeben. Im Gegenzug versprach England, das Dänemark als „befreundet“ zu betrachten und die Flotte nach Kriegsende zurückzugeben. Doch für Dänemark war dies ein unhaltbares Angebot. Ohne seine Flotte wäre das Königreich wehrlos – eine Kapitulation, die nicht nur die Sicherheit, sondern die Existenz des Staates gefährdet hätte. Gefangen zwischen den Drohungen Frankreichs und dem Ultimatum Großbritanniens, fand sich Dänemark in einer aussichtslosen Lage wieder. Die Briten boten keinerlei realistische Alternativen an und trieben Dänemark damit immer weiter in die Ecke – ein Vorzeichen für die düsteren Ereignisse, die folgen sollten.

Am 30. Juli 1807 stach eine britische Expeditionsflotte unter dem Kommando von General Lord Cathcart in See, begleitet von einem Mann, der später als Herzog von Wellington Berühmtheit erlangen sollte: Arthur Wellesley, einer der Brigadekommandeure. Ihr Ziel war klar: der Angriff auf Dänemark. Schon bei ihrer Ankunft am 15. August setzte die britische Streitmacht ein erstes Zeichen, indem sie eine dänische Fregatte auf dem Weg nach Norwegen kaperte. Doch dies war nur der Auftakt zu einem brutalen Feldzug. Bereits am nächsten Tag landeten britische Truppen und begannen, die dänische Hauptstadt Kopenhagen zu bombardieren – eine Belagerung, die bis zur Kapitulation der Stadt am 5. September andauerte. Ein besonders denkwürdiges Ereignis ereignete sich am 29. August in der Schlacht von Köge. Dort trafen britische Soldaten auf eine schlecht ausgerüstete dänische Miliz, deren Verteidigung kläglich scheiterte. Die Schlacht wurde später als „Holzschuhschlacht“ bekannt, da viele der dänischen Kämpfer auf ihrer überstürzten Flucht ihre einfachen Holzschuhe zurückließen – ein tragisches Symbol für ihre Unterlegenheit. Mit der Bombardierung Kopenhagens und der Niederlage bei Köge war Dänemark-Norwegen endgültig gezwungen, sich Frankreich anzuschließen. Der brutale britische Angriff hatte das Land in die Arme Napoleons getrieben und es ungewollt zu einem engen Verbündeten des französischen Kaisers gemacht.

Zwischen 1807 und 1814 führten die Dänen einen zähen und einfallsreichen Guerillakrieg auf See, der trotz begrenzter Ressourcen die britische Schifffahrt erheblich störte. Mit wendigen Kanonenbooten attackierten sie gezielt britische Schiffe, während die dänische Armee ihre Marineanlagen entschlossen gegen britische Übergriffe verteidigte. Immer wieder kam es zu kleinen, aber erbitterten Gefechten, als britische Truppen versuchten, Schiffe oder Ausrüstung zu erbeuten. Die spektakulärste – und tragischste – Episode dieses Konflikts war der gescheiterte Versuch, die Insel Anholt zurückzuerobern. Die strategisch gelegene Insel war 1809 von britischen Truppen besetzt worden, und Dänemark setzte alles daran, sie zurückzugewinnen. Im Jahr 1811 segelte eine dänische Streitmacht von 650 Mann zur Insel, fest entschlossen, die britischen Besatzer zu vertreiben. Doch die Mission endete in einem Desaster. Die britischen Verteidiger schlugen den Angriff mit schwerem Widerstand zurück, und die Dänen erlitten hohe Verluste. 34 Soldaten ließen ihr Leben, 93 wurden verwundet, und 393 gerieten in Gefangenschaft. Die Niederlage markierte einen bitteren Wendepunkt in Dänemarks verzweifeltem Kampf gegen die britische Übermacht und zeigte, wie schwer der Druck auf das kleine Königreich in dieser Phase des Krieges wog.

Im Februar 1808 geriet Dänemark erneut in den Strudel der Machtpolitik: Frankreich und Russland zwangen Dänemark, Schweden – Großbritanniens letzten Verbündeten im Baltikum – den Krieg zu erklären. Obwohl es zu keinem großen Feldzug kam, blieb die Spannung spürbar. Eine schwedische Armee wagte einen Angriff auf Norwegen, wurde jedoch erfolgreich zurückgeschlagen. Dänische Truppen kämpften bald darauf unter französischem Kommando in einer dramatischen Episode: Im Jahr 1809 stellten sich etwa 8.000 dänische und holländische Soldaten in Schwedisch-Pommern dem Aufstand von Ferdinand von Schill entgegen. Der preußische Freikorpsführer wollte sein Land von der französischen Herrschaft befreien, doch die vereinten Truppen unterbanden seinen Aufstand mit Nachdruck – ein seltener militärischer Erfolg für Dänemark in diesen Jahren. Die Lage spitzte sich 1812 weiter zu, als Schweden und Russland, nun Verbündete, eine großangelegte Invasion auf Seeland planten. Ziel war es, Dänemark dazu zu zwingen, Norwegen an Schweden abzutreten. Dänemark reagierte mit einer massiven Mobilmachung, bereit, die drohende Invasion abzuwehren. Doch der Lauf der Geschichte änderte sich durch Napoleons verhängnisvollen Russlandfeldzug. Der französische Einmarsch im Sommer 1812 zwang Russland und Schweden, ihre Pläne aufzugeben – und Dänemark entging in letzter Minute einem weiteren existenzbedrohenden Konflikt.

Der katastrophale Rückzug der Grande Armée aus Russland im Jahr 1812 und die anschließenden Aufstände der französischen „Verbündeten“ im Jahr 1813 – allen voran Preußen und zahlreiche deutsche Kleinstaaten – öffneten Dänemark eine längst überfällige Tür: die Möglichkeit, sich von der wenig beliebten französischen Allianz zu lösen. Der Moment schien günstig, um die politische Richtung zu ändern und sich den siegreichen Alliierten anzuschließen. Dänemark versuchte, diese Chance zu ergreifen, indem es eine russische Besatzungstruppe in Hamburg bei der Verteidigung gegen französische Angriffe unterstützte. Doch als die Franzosen schließlich die Stadt angriffen, endete der Einsatz in einer blutigen Niederlage. In den Kämpfen verloren 41 dänische Soldaten ihr Leben – ein Opfer, das die Alliierten jedoch kaum beeindruckte. Am 30. Mai eroberten die Franzosen Hamburg zurück, und Dänemarks Bemühungen, seine Loyalität zu den Alliierten zu beweisen, verliefen im Sande. König Frederik VI. unternahm noch einen letzten Versuch, sich mit den Alliierten zu arrangieren, doch die Bedingungen, insbesondere die Forderungen Schwedens und Englands, waren unerbittlich. Sie verlangten Zugeständnisse, die für Dänemark schlichtweg inakzeptabel waren. Ohne Aussicht auf eine Einigung blieb dem Königreich nichts anderes übrig, als seine Hoffnungen auf einen Seitenwechsel aufzugeben – und in einer zunehmend aussichtslosen Lage zu verharren.

König Frederik VI. setzte seine Hoffnung auf Napoleon, in der Überzeugung, dass ein Bündnis mit dem französischen Kaiser das bedrohte Königreich Dänemark retten könnte. Am 10. Juli 1813 wurde in Dresden ein folgenschwerer Vertrag unterzeichnet, der Dänemark eng an Frankreich band. Gemäß den Vereinbarungen verpflichtete sich Dänemark, den Großmächten Preußen, Russland, Großbritannien und Schweden den Krieg zu erklären, sobald der Waffenstillstand zwischen den Kriegsparteien endete. Noch brisanter: Dänemark sagte zu, die bereits in Holstein stationierte Division von 10.000 Mann deutlich zu verstärken, um Napoleons Kriegspläne zu unterstützen. Mit diesem Pakt schloss sich Dänemark endgültig einer sterbenden Sache an – ein verzweifelter Versuch, die Kontrolle über sein Schicksal zu bewahren, während Europa in den Wirren des Krieges versank.

Dänisches Hilfskorps

Nach der Unterzeichnung des Bündnisvertrags zwischen Frankreich und Dänemark am 10. Juli 1813 und dem Auslaufen des Waffenstillstands zwischen Frankreich und den Alliierten Großmächten in der Nacht vom 16. auf den 17. August 1813 geriet die Südgrenze des Königreichs Dänemark in einen Zustand hektischer Aktivität. Die bevorstehenden Kriegsereignisse erforderten sofortige Maßnahmen. Unter der Führung des französischen Marschalls Davout formierte sich das 13. Armeekorps, das aus drei schwachen französischen Divisionen bestand, doch durch das neue Bündnis mit Dänemark in seine Kampfkraft erheblich verstärkt wurde. Das dänische Hilfskorps, offiziell als „bewegliche Heeresdivision“ bekannt, war eine entscheidende Verstärkung für die französischen Truppen. Auf Anordnung eines königlichen Reskripts vom 5. Juli 1813 wurde es auf 12.000 Mann aufgestockt und unter das Kommando von General Prinz Frederik von Hessen gestellt. Dieser Zusammenschluss der dänischen und französischen Streitkräfte markierte einen Wendepunkt an der Südgrenze, wo sich die Schicksalsstränge der beteiligten Nationen miteinander verflochten und das Königreich Dänemark tief in den Strudel der Kriegswirren hineinzog.

Im Jahr 1813 zählte die dänische Armee etwa 40.000 Mann, doch ihre Einsatzfähigkeit war stark eingeschränkt. Diese Truppen waren über die zahlreichen Inseln und entlang der langen Küstenlinie verstreut, was ihre schnelle Verlagerung für einen Feldzug nahezu unmöglich machte. Das dänische Hilfskorps, das mit rund 12.000 Soldaten den Kern der dänischen Kampfkraft bildete, war in dieser Hinsicht besonders entscheidend. Es stellte faktisch die gesamte verbleibende Feldstreitmacht Dänemarks dar. Ein Verlust dieser Formation würde das Königreich nicht nur militärisch entblößen, sondern auch seine Fähigkeit zur Verteidigung in weiten Teilen zerstören. Daher war es für Dänemark von größter Bedeutung, das Hilfskorps zu schützen, um schwere Verluste zu vermeiden. Noch entscheidender war, dass das Korps nie vom Heimatland abgeschnitten wurde. Jeder Fehler oder Rückschlag könnte das gesamte militärische Gleichgewicht kippen und das Königreich in eine ausweglose Lage bringen. Der Schutz und Erhalt des Hilfskorps war somit nicht nur eine Frage der militärischen Effizienz, sondern des Überlebens Dänemarks im Angesicht der Kriegsgefahren.

DAS DÄNISCHE HILFSKORPS – Ordre de Bataille, August 1813

  • General der Infanterie Prinz Frederik von Hessen (Oberbefehlshaber)
  • Major, Erster Quartiermeister J. Carl Bardenfleth (Stabschef)
  • Major, Divisions-Quartiermeister F. Løvenørn Bardenfleth (Stellvertretender Stabschef)
  • Kapitän, Division Adjutant F.C.E. Scholten
  • Adjutanten: Capitäne L.C.C. Liljencrone, C.F. Malthe Friis, A.F. Krohn und C. Michaelsen

AVANTGARDE

Stab:

  • Oberst der Infanterie S. Waldeck (Befehlshaber). (Frühe Auswechslung durch den französischen General de Brigade C.F.A. Baron l’Allemand)
  • Premierlieutnant T.G. Høegh (Adjutant)
  • Sekondelieutnant J. Unzer (Adjutant)

Einheiten:

  • Schleswiger Jägerkorps II (Oberstleutnant L.J. Wasmer)*
  • Holsteinisches Scharfschützenkorps I (Oberstleutnant J. Leschley)
  • Holsteinisches Scharfschützenkorps II (Major C.F.V. Wilcken)
  • Husarenregiment, 2. Schwadron (Major C.L. Späth)
  • Husarenregiment, 6. Schwadron (Major E.L. Berger)
  • 3-pf. Mobile Batterie (Capitän G.A.N. Gerstenberg) **

1. BRIGADE

Stab:

  • Generalmajor der Infanterie G.L. Count von der Schulenburg (Befehlshaber)
  • Kapitän, Quartiermeister der Division H.C. Rømeling (Adjutant)
  • Stabskapitän C.F. Trepka (Adjutant)
  • Sekondelieutnant M. Engelsted (Adjutant)

Einheiten:

  • Infanterieregiment Oldenburg I (Oberst C.F. Abercron)
  • Infanterieregiment Oldenburg II (Oberstleutnant A.N. Brackel)
  • Infanterieregiment Oldenburg IV (Major P.U. Scharffenberg)
  • Infanterieregiment Oldenburg III Jäger Kompanie (Capitän F. Schou)
  • Infanterieregiment Holstein IV (Major C.F.W. Lejonstjerna)
  • Leibregiment der Königin I (Oberst F.E.H. Cronhelm)
  • Leibregiment der Königin II Jäger Kompanie(Capitän Flitner)
  • Reiter-Regiment Holstein (Oberstleutnant J.C. Harboe)
  • 6-pf. Fuß-Batterie (Capitän F.V.P.G. Koye)**

2. BRIGADE

Stab:

  • Generalmajor der Kavallerie J.C. Lasson (Befehlshaber)
  • Kapitän, Adjutant der Division C. Ewald (Adjutant)
  • Premierlieutnant W. Lobedanz (Adjutant)
  • Premierlieutnant J.F. Lasson (Adjutant)

Einheiten:

  • Infanterieregiment Fünen I (Oberst F.J.C. Castonier)
  • Infanterieregiment Fünen II (Major G.E. Michaelsen)
  • Infanterieregiment Schleswig II (Oberstleutnant N.P.S. Schreibvogel)
  • Infanterieregiment Holstein III (Oberstleutnant F.P.V. Moltke)
  • Leichtes Dragoner-Regiment Jütland (Oberst N. Engelsted)***
  • 3-pf, Mobile Batterie (Capitän V.C. Gønner)
  • 6-pf. Fuß-Batterie (Capitän G. Blicher)

* Drei Kompanien wurden zum Wachdienst in Travemünde abkommandiert, kehrten aber im Dezember zur Avantgarde zurück.

** Die mobile 3-Pfünder-Batterie (Gerstenberg) erhielt 6 französische 6-Pfünder-Geschütze M1808 und 2 24-Pfünder-Haubitzen anstelle von 8 3-Pfünder-Geschützen. Die Batterie behielt auch ihre 2 dänischen 10-Pfünder-Haubitzen. Gerstenberg und Koye tauschten von Anfang an das Kommando über die Batterien. Beide Batterien waren damals Teil der Avantgarde.

*** Das Leichte Dragoner-Regiment Jütland (Oberst N. Engelsted), wurde mit der 2. und 3. Schwadron der polnischen 17. Ulanen (Oberst Brezchffa) ausgetauscht und diente bis Anfang Dezember als Kavallerie der französischen Division, während die beiden Schwadronen der Ulanen bis zum Ende der Feindseligkeiten bei der dänischen Avantgarde dienten. Am 6. Dezember geriet das Leichte Dragoner Regiment Jütland mit Kosaken zusammen, konnte aber bis nach Rendsburg durchbrechen. An der Schlacht von Sehestedt nahmen sie nicht teil.

Veränderungen

Ende August waren hinzugekommen:

  • Leichtes Dragoner-Regiment Fünen (Oberstleutnant J.V.C. Bibow)
  • 1 Kompanie Matrosen, als Pioniere und Pontoniere (Navy Kapitän der Marine F. C. Holsten)

Ende November waren hinzugekommen:

  • 3. Jütländisches Infanterieregiment I (Hauptmann C.F. Kirchheiner)

Anfang Dezember wurden hinzugefügt:

  • Kommandant Generalmajor V. Sames
  • Infanterieregiment Schleswig III, Leichte Kompanie (Hauptmann A. Mushardt)
  • Altonaer Jäger Grenadier-Kompanie, 1 Kompanie (Kapitän C.A. Rathlev)
  • Schleswiger Jägerkorps II, 3 Kompanien (Oberstleutnant L.J. Wasmer)
  • Kombinierte französisch-dänische Artillerieabteilung (Captain Krabbe)

Weitere Ergänzung während des Rückzuges:

  • Herzogin Louise Augustas Leibjägerkorps, 1 Kompanie (Oberleutnant J.J.J Wernich)

Summe Ende November:

  • 14 Bataillone und 3 Kompanien
  • 5 eigenständige Kompanien der leichten Infanterie
  • 12 Schwadronen
  • 4 Batterien mit 40 Kanonen

Linien-Infanterie

Im Jahr 1811 wurde die Infanterie der dänischen Armee neu organisiert. Jedes Infanterieregiment der Linie bestand nun aus 4 Bataillonen und jedes Bataillon verfügte über 5 Kompanie, zu je 4 Zentrums-Kompanien mit Musketieren und 1 Elite-Kompanie. Im 1. Bataillon bestand die Elite-Kompanie aus Grenadieren und im 2. bis 4. Bataillon waren es Jäger in einer sogenannten „Leichten Kompanie“. Das Regiment wurde von einem Stab, bestehend aus 1 Oberst, 2 Majore, 1 Quartiermeister und einem Arzt kommandiert. Hinzu kamen 1 Auditor, 1 Feldchirurg mit 1 Assistenten und 5 Gehilfen, 1 Regiments-Feldwebel, 1 Profos, 1 Waffenschmied sowie 1 Tambourmajor. Eine Kompanie setzten sich aus 1 Capitän, 2 Premierlieutnants, 1 Oberfeldwebel, 9 Unteroffizieren, 3 Trommler, 1 Pfeifer, 2 Sappeure, 157 Musketiere bzw. Grenadiere oder Jäger zusammen. Die Kompanie teilte man in 2 Züge zu je 4 Sektionen, 2 Kompanien bildeten eine Division. Das Bataillon wurde von einem Oberstleutnant und seinem Stab geführt.

Uniform und Ausrüstung

Im April 1808 hatten alle dänischen Bataillone Uniformen mit den Farben ihrer jeweiligen Regimenter erhalten. Eine Brigade bestand aus 2 Regimentern, und normalerweise hatten die Uniformen für diese beiden Einheiten die gleiche Abzeichenfarbe am Kragen, den Ärmelaufschlägen, den Schulterklappen sowie den Rabatten, wobei eines der beiden Regimenter zur Unterscheidung weiße Vorstöße besaß. Das Holsteiner und Oldenburger Regiment mit ihrer schwarzen Abzeichenfarbe wurde deshalb auch „Schwarze Brigade“ genannt.

Hier die Abzeichenfarben der Infanterie-Regimenter des dänischen Hilfskorps von 1813:

  • Leibregiment der Königin / Abzeichenfarbe hellblau / gelbe Knöpfe
  • Infanterieregiment Oldenburg / Abzeichenfarbe schwarz / weiße Knöpfe / Der Kragen war rot mit einer breiten schwarzen Patte.
  • Infanterieregiment Holstein / Abzeichenfarbe schwarz mit weißem Vorstoß / weiße Knöpfe / Der Kragen war rot mit einer breiten schwarzen Patte und weißem Vorstoß.
  • Infanterieregiment Schleswig / Abzeichenfarbe hellblau mit weißem Vorstoß / gelbe Knöpfe
  • Infanterieregiment Fünen / Abzeichenfarbe weiß / weiße Knöpfe
  • 3. Jütländisches Infanterieregiment / Abzeichenfarbe schwarz mit weißem Vorstoß / weiße Knöpfe

Die Uniform der Infanterie bestand für die Mannschaften und Unteroffiziere aus einem roten Rock ohne Schöße. Vorn waren zwei kleine weiße Umschläge und auf der Brust Rabatten sichtbar. Die Ärmelaufschläge, ab 1813 eine spitze Form nach polnischem Vorbild, hatten rote Patten mit weißem Vorstoß. Die Offiziere trugen einen roten Rock mit langen weißen Schößen. Der Offiziersdienstgrad wurde nur durch eine unterschiedliche Anzahl von kleinen Rosetten und Winkeln in der Knopffarbe des Regiments über den Ärmelaufschlägen angezeigt. So erkannte man beispielsweise den Capitän an 4 Rosetten und den Major an 1 Winkel und 1 Rosette. Einige Offiziere, so die des Regiments Oldenburg, sollen aber auch noch in den Feldzügen von 1813 die seit 1812 abgeschafften Epauletten und die rot-gelb gestreifte Schärpe getragen haben. Die Unteroffiziere waren durch dünne Winkel über den Ärmelaufschlägen gekennzeichnet. Die Hosen waren grau und wurden mit schwarzen Gamaschen getragen. Von einigen Einheiten, belegt ist dies für das 3. Jütländischen Infanterie-Regiment, wurden aber auch 1813 noch die alten weißen Gamaschenhosen getragen. Die Offiziere des Regiments Oldenburg trugen dunkelblaue Hosen mit ungarischen Knoten, Seitenstreifen und ungarische Stiefel mit silbernen Borten und Trotteln.

Ab 1808 trug die Infanterie den Tschako M1808 mit weißem Federbusch und rot-gelb durchwirktem Behang. Die Jäger des 2. Bataillons verwendeten einen grünen Federbusch und grünen Behang, während die Jäger des 3. und 4. Bataillons einen grünen Federbusch und den rot-gelb durchwirktem Behang besaßen. Nur die Grenadiere trugen teilweise auch noch ihre alten Bärenfellmützen mit Messingschild, einem weiß über blauen Federbusch und rotem Mützenbeutel und weißem Vorstoß. Der Tschako der Offiziere war etwas höher und die Offiziere des Regiments Oldenburg verwendeten ein silbernes Tschakoblech und eine silberne Einfassung am oberen Rand.

Die Grenadiere und Musketiere verwendeten weißes, die Jäger schwarzes Lederzeug. Das Bandelier der Patronentasche wurde über der linken Schulter getragen, während der Gurt für das Seitengewehr um den Leib geschnallt wurde. Die Patronentaschen der Grenadiere verfügte über eine Messinggranate und am Patronentaschenbandelier war ein Luntenverberger aus Messing angebracht. Grenadiere trugen als Seitengewehr einen Infanterie-Säbel und Bajonett, während die Musketiere nur mit einem Bajonett und die Jäger mit einem Hirschfänger ausgestattet waren. Die Ausrüstung bestand aus einer Wasserflasche aus Weißmetall an einem weißen Trageriemen, einem weißen Brotbeutel, einem braunen Kalbfell-Tornister mit aufgeschnalltem grauem Mantel. Einige der Offiziere verwendeten 1813 noch immer den 1804 eingeführten roten doppelreihigen Offiziersmantel.

Bewaffnet waren die Musketiere, die Grenadiere und die Jäger des 3. und 4. Bataillons mit der M1794 Muskete mit weißem Trageriemen. Die Muskete verfügte über einen zylindrischen Ladestock und eine selbstaufschüttende Pfanne, was beides den Ladevorgang verkürzte. Die Jäger des zweiten Bataillons verwendete die M1807 leichte Infanterie-Büchse mit schwarzem Trageriemen. Die Offiziere verwendeten den M1789 Offiziers-Säbel in schwarzer Lederscheide mit Messingbeschlägen an einem schwarzen Ledergürtel mit Messingverschluss, der unter dem Rock getragen wurde.

Die Trommler verwenden die gleiche Uniform wie die Mannschaften und besaßen zusätzlich Schwalbennester in den Regimentsfarben. Die Trommel aus Holz hatte meist eine Messingfront mit geprägtem Königlichem- oder Provinzwappen sowie roten Trommlerreifen. Die Musiker der Jäger-Kompanie verwendeten statt der Trommler ein Bügel- oder Waldhorn mit grüner Schnur. Der Tambourmajor des Regiments hatte eine sehr aufwendige Uniform, die von Regiment zu Regiment unterschiedlich sein konnten und zu der Uniformteile, wie Hosen mit ungarischen Knoten sowie große, dreifarbige Federbüsche gehörten. Neben den Spielleuten der Bataillone verfügten die Regimenter über 6 oder mehr weitere Musiker, die alle zusammen unter der Führung des Tambourmajors die Regiments-Kapelle formten. Die Sappeure durften, wie in den meisten Armeen der Zeit, einen Vollbart tragen und waren mit einer braunen Lederschürze und unterschiedlichen Werkzeugen, wie Äxten, Spaten und Sägen ausgestattet.

Fahnen

Nach 1808 wurde an die Infanterie das Fahnenmodell M1808 ausgegeben. Das Fahnentuch bestand aus Seide und war bemalt und nicht bestickt. Leichte Infanterieeinheiten erhielten keine Fahnen. Das 1. und 2. Bataillon führte die Regimentsfahne mit dem Wappen der Provinz (das königliche Wappen für die Leib-Regimenter) und den Eckmonogrammen des Königs (FR VI). In der oberen Ecke neben der Fahnenstange befand sich ein kleiner Dannebrog, ein weißes Kreuz auf Rot (das Kreuz war offenbar silbern für Einheiten mit weißen Fahnen). Die Grundfarbe des Fahnentuches war schwarz mit roten Flammen (sogenannte „Florwellen“) für Oldenburg, weiß mit roten Flammen für Fünen, schwarz mit weißen Flammen für das 3. Jütländische Regiment, hellblau mit weißen Flammen für Schleswig. Für das Leibregiment der Königin war die Farbe für das 1. Bataillon weiß und Hellblau für das 2. Bataillon, die Eckmonogramme waren die der Königin (MSF). Die Grenadierkompanien führten eine eigene Fahne mit weißem Kreuz auf rotem Grund (den Dannebrog) und goldenen Eckmonogrammen. Eine ebensolche Fahne führten die 3. und 4. Bataillone. Insgesamt besaß ein Regiment im Jahr 1813 also 5 Fahnen, 2 Fahnen im 1. Bataillon und je 1 Fahne in den restlichen 3 Bataillonen.

Jäger und Leichte-Infanterie

Die Jägerkorps der dänischen Armee wurden als Elite-Linienbataillone eingesetzt und konnten sowohl in Linienformation als auch in Plänklerformation vor der Front der anderen Einheiten kämpfen. Im Plänklergefecht operierte das Jägerkorps in „Rotten“. Eine Rotte war ein kleines 3-Mann-Team, das darauf ausgelegt war, sich im Kampf gegenseitig mit Feuer zu unterstützen. Die 2 Bataillone des Schleswiger Jägerkorps bestanden jeweils aus einer Stabsabteilung und 4 Kompanien, wobei sich jede Kompanie aus 3 Offizieren, 5 Oberjägern, 8 Jägern,120 Unterjägern und 2 Hornisten zusammensetzte.

Uniform und Ausrüstung

Die Uniformschnitt war anders als der Linieninfanterie, die Rockfarbe war dunkelgrau und ohne die kleinen dreieckigen Aufschläge und ohne Rabatten. Der Rock besaß drei Reihen Messingknöpfe sowie grünen Schulterklappen, Kragen und Ärmelaufschläge. Die Einheit verwendete ab 1808 ebenfalls den Tschako aus Filz mit Lederverstärkungen in Form eines Deckels, V-förmigen Streben an den Seiten, Schirm und Kinnriemen.  Er verfügte über einen grünen Federbusch und grünen Behang sowie eine gelbe Kordelschlinge am unteren Ende des Federbusches, befestigt an einem Knopf in Messing, der Knopffarbe des Regiments. Dazu wurden eine dunkelgraue Hose und schwarze Gamaschen getragen. Die Jäger verwendeten schwarzes Lederzeug und den Hirschfänger als Seitengewehr. Neben der Patronentasche wurde ein kleine Kugeltasche vorn am Leibkoppel sowie eine kleine Pulverflasche getragen. Die Jäger verwendete eine modifizierte Version der M1774 Standart-Muskete, das Scharfschützengewehr M1789. Der Grund hierfür war, dass das leichte Infanteriegewehr M1807, welches von den Jäger-Kompanien der Linienbataillone eingesetzt wurde, im Vergleich zu den 3 Schüssen pro Minute beim M1774 eine nur sehr langsame Feuerrate hatte. Ein geübter Schütze konnte mit dem M1789 immerhin einen gezielten Schuss pro Minute abfeuern. Das Gewehr verfügte über einen geschärften Ladestock, der als Bajonett diente.

Das Altonaer Jäger-Grenadier-Kompanie wurde ursprünglich gebildet, um die Königliche Bank in Altona zu schützen. Diese Einheit trug eine Uniform identisch im Schnitt zur Linieninfanterie, jedoch in grün und schwarzer Abzeichenfarbe mit weißem Vorstoß, allerdings zusammen mit einer Bärenfellmütze mit Rot über grünem Federbusch ohne Mützenblech. Am Patronentaschenbandelier wurde ein Luntenverberger aus Messung geführt. Bewaffnet waren die Altonaer mit einer Infanterie-Muskete und einem Infanterie-Säbel als Seitengewehr.

Ab 1810 bildete man aus den ursprünglich leichten Infanterie-Bataillonen sogenannte Scharfschützenkorps. Das Holsteinisches Scharfschützenkorps hatte eine ähnliche Stärke und Organisation, wie die Bataillone der Jägerkorps. Jedes Bataillon bestand aus 3 Offizieren, 9 Unteroffizieren, 120 Mannschaften und 2 Hornisten. Der Tschako verfügte über einen grünen Federbusch und grünen Behang sowie einer gelben Kordelschlinge am unteren Ende des Federbusches, befestigt an einem Knopf in Messing, der Knopffarbe des Regiments. Die Uniformschnitt und Farbe war mit dem Jägerkorps identisch. Die Scharfschützen verwendeten im Gegensatz zu den Jägern der Jägerkorps das leichte Infanteriegewehr M1807.

Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Dioramen der Franzosenzeit

11. November 2024 um 07:46

Neben den Spiel-Präsentationen des TACTICA Themenraumes 2025 wird es auch eine kleine Ausstellung zum Thema „Franzosenzeit“ geben. Im Rahmen dieser Ausstellung werden Frank Herberger und Jens Kalle einige ihrer 1/72 Dioramen zeigen. Bei einem dieser Werke handelt es sich um das französische „Fort Napoleon“ welche in den Napoleonischen Kriegen die Elbmündung beim heutigen Cuxhaven sicherte. Weitere Dioramen sind der Schlacht um Lüneburg, dem Gefecht bei Groß Boden und Siek und dem Gefecht um die Moorburger Schanze gewidmet.

Das Fort Napoleon bei Cuxhaven

Einen Bericht dazu findet ihr hier:

Angriff auf die Moorburger Schanze

Einen Bericht dazu findet ihr hier:

Gefecht bei Groß Boden

Einen Bericht dazu findet ihr hier:

Gefecht bei Siek

Einen Bericht dazu findet ihr hier:

Schlacht um Lüneburg

Einen Bericht dazu findet ihr hier:

Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Neues aus Damnatz

03. November 2024 um 16:12

Wie die Zeit verfliegt! Mehr als ein Jahr ist vergangen, seit ich euch das letzte Mal einen Blick auf meine Damnatz-Spielplatte gegönnt habe. Nun ja, viel hat sich nicht getan… aber die Feinarbeit, die hat jetzt begonnen! Die Platzhalter-Bauten, die Blockhäuser von Pegasus, sind nämlich endlich durch die grandiosen Bauwerke von 3D Print Terrain ersetzt. Die neuen Hingucker sind eine Torfscheune (die bei mir als Fischerhaus durchgeht), ein Schweinestall, ein Schafstall und ein Backhaus.

Damit ist mein kleines Elbdorf jetzt komplett und beinhaltet die gesamte Serie „Norddeutsches Dorf“, immerhin 12 unterschiedliche Bauwerke – vom großen Hallenhaus über Kate und Kirche bis hin zu Pferdestall und Treppenspeicher. Fehlt eigentlich nur noch das erste Erntefest.

Aber nicht nur die Gebäude sind neu – auch die ersten tierischen Dorfbewohner sind eingezogen! Schafe, Schweine und Zugpferde tummeln sich jetzt auf den mit Stroh und Gras verzierten Hofflächen. Aber natürlich sind auch einige Truppenverstärkungen eingetroffen. Die Franzosen verfügen über eine neue Artillerie-Einheit, eine Einheit Grenadiere, einen Kommandeur zu Pferd, samt ADC sowie eine Adlerwache einen zweiten Infanterie-Offizier und einen Unteroffizier.

Bald wird’s ernst, und das erste Testspiel steht an. Bleibt dran, ich halte euch auf dem Laufenden!“

DamnatzPlatte021

franktactica

Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Leben in der Stadt

28. Oktober 2024 um 08:57

Um das Jahr 1800 lebten in Deutschland etwa 25 Millionen Menschen, doch nur ein Viertel von ihnen fand sich in Städten oder größeren Ortschaften wieder. Diese Städte waren das pulsierende Herz des überregionalen Handels und Handwerks. Hier siedelten sich nicht nur Handwerker und Kaufleute an, sondern auch die Regierung und Verwaltung hatten hier ihren Sitz. Rund 1,2 Millionen Handwerker und etwa 50.000 Kaufleute und Händler prägten das Stadtbild. Doch die glanzvollen Fassaden der Städte konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Großteil der Stadtbevölkerung zur Unterschicht gehörte. Handwerksgesellen, Dienstboten, Tagelöhner und Soldaten kämpften täglich ums Überleben, während am untersten Ende der sozialen Leiter Bettler, Zahnbrecher, Prostituierte, Schausteller und Heimatlose zu finden waren – Menschen, die oft am Rande der Gesellschaft lebten. Ein Beispiel für das Leben und Arbeiten in den deutschen Städten, während der Napoleonischen Kriege ist Hamburg. Die Stadt, ein Knotenpunkt des Handels und ein Spiegel der sozialen Ungleichheit, zeigt, wie unterschiedlich die Schicksale der Menschen in dieser Zeit waren.

Bevölkerung

Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte sich Hamburg zur größten und bedeutendsten Stadt im norddeutschen Raum entwickelt. Um 1800 erreichte die Einwohnerzahl der Stadt mit rund 130.000 Menschen einen vorläufigen Höhepunkt – heute leben im historischen Stadtkern gerade einmal etwa 15.000 Bewohner. Doch dieser einstige Glanz und Wachstum steht im starken Kontrast zu den dramatischen Veränderungen, die bald folgen sollten. Im Vergleich zu anderen Städten jener Zeit stand Hamburg gut da: Während das nahegelegene Altona nur etwa 23.000 Einwohner zählte, wuchsen Städte wie Amsterdam auf 217.000, Berlin auf 172.000, Kopenhagen auf 101.000, Paris auf beeindruckende 581.000, Moskau auf 250.000 und Wien auf 247.000 Menschen heran. Nur London konnte bereits die Marke von einer Million Einwohnern überschreiten und war eine wahre Metropole. Doch Hamburg sollte schon bald einen dramatischen Bevölkerungseinbruch erleben. Durch die Folgen der Kontinentalsperre und die wirtschaftlichen Verwerfungen der napoleonischen Kriege schrumpfte die Einwohnerzahl bis 1811 auf 106.983. Als die Kämpfe schließlich 1814 endeten und die französische Besatzung vorbei war, waren gerade noch 55.000 Menschen in der Stadt übrig. Hamburg, einst eine blühende Hafenstadt, sah sich in dieser Zeit mit einem massiven demografischen und wirtschaftlichen Niedergang konfrontiert.

Bürger und Rat

Im 18. Jahrhundert begann in Deutschland ein grundlegender gesellschaftlicher Wandel: Das Bürgertum erhob sich und begann, langsam, aber sicher, die Macht des Adels zu übernehmen. In Hamburg war dieser Aufstieg besonders deutlich zu spüren. Schon seit den Tagen der Hanse prägten Kaufleute, Reeder und Bankiers die Stadt und bildeten die Spitze dieser neuen Gesellschaftsschicht. Doch nicht jeder konnte sich so leicht einen Platz in den Reihen der Hanseaten sichern. Wer nicht zum Kaufmannsstand gehörte, musste mindestens ein angesehener Rechtsgelehrter oder Hauptpastor sein, um das angesehene Prädikat „Hanseat“ zu erhalten. Diese bürgerliche Oberschicht der Hanseaten füllte in Hamburg jene soziale und politische Rolle aus, die andernorts dem Adel vorbehalten war. Doch der Zugang zu dieser Elite war streng geregelt: Nur wer „mit eigenem Feuer und Herd“ in der Stadt lebte und über beträchtlichen Grundbesitz verfügte – innerhalb der Stadtmauern mindestens 1.000 Reichstaler, im Umland 2.000 – konnte der Bürgerschaft angehören. Für das Kleinbürgertum, Krämer und Handwerker blieb diese politische Macht unerreichbar. Um 1800 hatten in Hamburg daher nur etwa 2.000 bis 3.000 Menschen das Recht, politisch mitzubestimmen.

Das 18. Jahrhundert war auch das Zeitalter der Aufklärung, eine Epoche, die auf Vernunft, Kritik und Diskurs setzte und in fast alle Lebensbereiche hineinwirkte. In Hamburg entstanden neue Formen der Geselligkeit und Freizeitkultur: Gelehrte und literarische Gesellschaften, Freimaurerlogen, Lesekreise und Fachvereine. Kaffeehäuser, wie der Pavillon am Jungfernstieg, wurden zu Zentren dieser neuen bürgerlichen Öffentlichkeit. Auch die Presse spielte eine entscheidende Rolle. Hamburg und Altona brachten schon seit dem 17. Jahrhundert bedeutende, überregional verbreitete Zeitungen hervor. Der „Hamburgische Correspondent“, der ab 1724 von Hermann Heinrich Holle herausgegeben und später von seiner Familie weitergeführt wurde, entwickelte sich zur meistgelesenen Zeitung Europas. Selbst die Ereignisse der Französischen Revolution fanden in Hamburg großen Anklang. Eines der spektakulärsten Ereignisse war das Freiheitsfest des Kaufmanns Georg Heinrich Sieveking am 14. Juli 1790 in Harvestehude, an den Persönlichkeiten wie der Dichter Klopstock und der Aufklärer Adolph Freiherr von Knigge teilnahmen.

Doch während der Napoleonischen Kriege geriet Hamburgs Politik der Eigenständigkeit und Neutralität zunehmend unter Druck. Zwischen 1811 und 1814 gehörte die Stadt zum französischen Kaiserreich, und statt des traditionellen Rates übernahm ein „Maire“ das Ruder. Diese Rolle übernahmen unter anderem Amandus Augustus Abendroth und Friedrich August Rüder. In dieser turbulenten Zeit erlebte die städtische Selbstverwaltung tiefgreifende Veränderungen. Hamburgs Verwaltung war im 18. Jahrhundert eine komplexe Maschinerie: Etwa 650 Ämter mussten besetzt werden, darunter 200 Ehrenämter in der Armenfürsorge. Doch in Wahrheit lag die Verantwortung für die Verwaltung der Stadt nur in den Händen von etwa 300 bis 350 einflussreichen Bürgern, unterstützt von einem Dutzend Juristen und rund 50 Schreibern und Prokuristen. Die Verwaltung der aufstrebenden Hansestadt blieb somit fest in der Hand einer kleinen, aber mächtigen bürgerlichen Elite.

Bürgerhäuser

Hamburg um das Jahr 1800 war geprägt von seinen charmanten Fachwerkhäusern, die das Stadtbild dominierten. Nur wenige Gebäude, wie die eindrucksvollen Kirchen, waren komplett aus Stein erbaut. In der Stadt gab es rund 2.000 Stadthäuser, deren Qualität stark variierte: Während einfache, schmucklose Mietshäuser das Bild der ärmeren Viertel prägten, nutzten die wohlhabenden Kaufleute der Stadt prächtige Bürgerhäuser als kombinierte Wohn- und Arbeitsstätten. Diese Bürgerhäuser waren nicht nur ein Ort zum Leben, sondern auch das Zentrum ihrer Handelsgeschäfte. Hier befanden sich neben den Wohnräumen auch das Kontor, also Schreibstuben, Warenlager und Arbeitsräume.

Der typische Hamburger Haustyp, das sogenannte Bürgerhaus, entwickelte sich bereits im Spätmittelalter und blieb bis ins 18. Jahrhundert hinein prägend. Diese Häuser waren oft beeindruckend tief, bis zu 50 Meter lang, und besaßen im Zentrum eine hohe, zweigeschossige Diele. Diese Diele diente nicht nur als repräsentativer Empfangsraum für Feste und Empfänge, sondern war auch ein Ort geschäftiger Handelsaktivität: Mit einer Seilwinde konnten Waren von den Speichern im Obergeschoss direkt auf Karren oder in die darunterliegenden Wasserkanäle, die Fleete, gehoben werden. Diese Kanäle, die das gesamte Stadtgebiet durchzogen, ermöglichten es den Kaufleuten, Waren effizient per Kahn zu transportieren.

Die Häuser standen dicht an dicht, Mauer an Mauer, was der Stadt ein kompaktes, geschäftiges Flair verlieh. Nur schmale Gassen und Durchgänge boten gelegentlich Zugang zu den Fleeten auf der Rückseite der Häuser. Im Vorderhaus, also zur Straße hin, befanden sich die Wohnräume, und die Fassade war oft ein wahres Aushängeschild für den Wohlstand des Eigentümers. Reiche Kaufleute investierten in aufwendige Backsteinfassaden, verputzte Ornamente und beeindruckende Vortreppen. Auch auf der Wasserseite des Hauses gab es oft Balkone und Lauben, von denen aus man direkt auf die geschäftigen Wasserstraßen blicken konnte. Hamburgs Häuser waren so nicht nur Wohnorte, sondern Ausdruck des pulsierenden Handels und der gesellschaftlichen Stellung ihrer Bewohner.

Hafen und Arbeiter

Im 18. Jahrhundert erlebte der Hamburger Handel einen tiefgreifenden Wandel, der die Stadt nachhaltig prägte. Bis zur Mitte des Jahrhunderts wurde der Großteil der über See gehandelten Güter von den mächtigen Kolonialnationen Frankreich und Großbritannien kontrolliert. Hamburg war zwar bereits ein wichtiger Umschlagplatz, doch im internationalen Welthandel spielte der Hafen damals noch eine untergeordnete Rolle. Dies änderte sich jedoch dramatisch, als die Hansestadt ab 1769 begann, selbstständig Handel mit Übersee zu betreiben. Auslöser war die Amerikanische Revolution und die Unabhängigkeit der USA, die die Handelslandschaft auf den Kopf stellte. Hamburgs Kaufleute erkannten schnell das Potenzial: Ohne die Vormachtstellung der Kolonialmächte konnten nun Waren aus der Neuen Welt direkt importiert und deutsche Produkte wesentlich günstiger exportiert werden. Dies führte zu einem regelrechten Boom im Hamburger Hafen. Während die Stadt im Jahr 1787 noch 159 eigene Seeschiffe zählte, legten 1795 bereits 2.107 größere Schiffe im Hafen an, darunter viele aus Dänemark, England und den jungen Vereinigten Staaten. Die zunehmenden Handelsbeziehungen mit Amerika spiegelten sich auch darin wider, dass 1794 das erste europäische US-Konsulat in Bremen eröffnet wurde – ein Zeichen für die wachsende Bedeutung der norddeutschen Häfen, insbesondere Hamburgs.

Doch nicht nur die Atlantiküberquerungen befeuerten den Aufstieg der Stadt. Die politischen Umwälzungen in Frankreich und den Niederlanden sorgten dafür, dass sich große Teile des französischen und niederländischen Handels nach Hamburg und Bremen verlagerten. Zahlreiche französische Flüchtlinge, darunter reiche Kaufleute und Intellektuelle, ließen sich in Hamburg nieder, was der Stadt einen weiteren wirtschaftlichen Schub gab. Die Elbe und Weser traten als neue Hauptschlagadern des Binnenlandhandels an die Stelle des unruhigen Rheins. Kolonialwaren wie Kaffee, Zucker und Tabak flossen flussaufwärts ins Hinterland, während Getreide, Holz und Textilien in die blühenden Hafenstädte zurückkehrten. Diese Wohlstandswelle brachte auch einen Wandel im Lebensstil der Hamburger Oberschicht mit sich. Der einst prunkvolle und aufwendige Kleidungsstil wich dem schlichteren Frack, der bald als Symbol des neuen, modernen Bürgertums galt. Vornehme Klubs mit Lesezimmern, Kasinos und Tanzsälen entstanden, die sich am britischen Vorbild orientierten. Handelshäuser und Banken schossen wie Pilze aus dem Boden, angetrieben von der Hoffnung, vom florierenden Handel zu profitieren.

Trotz dieses rasanten Aufschwungs zeichnete sich bald eine Wende ab. Die politischen Entwicklungen in Europa, allen voran die Napoleonischen Kriege, setzten der überhitzten Konjunktur ein Ende und brachten Unruhe in den Handel. Doch der Hamburger Hafen blieb – damals wie heute – das Rückgrat der Stadt. Bereits im 17. Jahrhundert wurde der alte Binnenhafen ausgebaut, und um den immer größer werdenden Schiffsverkehr zu bewältigen, wurden ab 1767 in der Elbe sogenannte Duckdalben errichtet. An diesen Pfählen konnten die großen Segelschiffe festmachen, während der Warenumschlag direkt zu Wasser stattfand. Mit Schuten und kleinen Schiffen wurden die Güter in die Stadt gebracht, wo sie über die zahlreichen Wasserstraßen zu den Speichern und Märkten verteilt wurden. Hamburgs Hafen wuchs beständig weiter, und trotz aller Herausforderungen war er stets der Schlüssel zum Wohlstand der Stadt.

Gängeviertel

Durch den florierenden Hamburger Hafen zog die Stadt im 16. Jahrhundert viele ausländische Arbeiter auf der Suche nach Beschäftigung an. In den Hinterhöfen und Gärten der Stadthäuser entstanden dicht gedrängte Budenreihen, die als typische Gebäudeform der sogenannten Gängeviertel bekannt wurden. Diese Buden, einfache Fachwerkhäuschen mit ein bis zwei kleinen Räumen und einem Dachboden, boten der ärmsten Bevölkerungsschicht eine spärliche Unterkunft. Da sie nicht direkt an den Straßen lagen, führten enge Durchgänge, sogenannte Twieten, durch die Vorderhäuser in schmale, geschlossene Höfe. Links und rechts reihten sich die Buden, dazwischen verlief ein schmaler Gang – Namensgeber der Viertel. Das erste dieser Viertel bildete sich um die Hauptkirche St. Jacobi, aber durch die wachsende Zahl der Hafenarbeiter dehnten sich die Gängeviertel bald über weite Teile der Stadt aus, besonders rund um St. Michaelis. Das Leben in diesen Gängevierteln war hart und von unvorstellbarer Enge und Schmutz geprägt. Ein beißender Gestank hing in der Luft, da Schlachtabfälle, Küchenreste und Abwasser oft einfach in die ungepflasterten Gassen gekippt wurden. Der Rauch von Holzfeuern und Schmiedewerkstätten erschwerte das Atmen. Die engen Gänge zwischen den Budenreihen waren so schmal, dass oft nicht einmal ein Handkarren hindurchpasste. Um Trinkwasser zu erhalten, mussten Wasserträger die engen Höfe versorgen, da keine Leitungen vorhanden waren.

Im 18. Jahrhundert wurde Hamburg zum wirtschaftlichen Zentrum Norddeutschlands, was einen rasanten Bevölkerungsanstieg zur Folge hatte. Doch die begrenzten Flächen innerhalb der Stadtmauern – die durch die nächtliche Torsperre nicht verlassen werden konnten – führten zu massiver Wohnungsnot. Die ohnehin beengten Gängeviertel wurden immer weiter aufgestockt, es entstanden sogenannte Sahlhäuser, bei denen die oberen Stockwerke, oft überhängend, zusätzlich Platz schufen. Diese Stockwerke verfügten über eigene Zugänge von den Straßen, doch die neuen Bauten machten die Gassen darunter noch schmaler und dunkler. Wohnungen wurden oft auf ein Minimum reduziert. In manchen Buden bestand eine Wohnung nur aus einer winzigen 6 m² großen Kammer und einer Dachkammer, die über eine enge Stiege erreichbar war. Selbst die entlegensten und lichtlosesten Hinterhöfe wurden bebaut, doch der Platzmangel blieb dramatisch. Die Bewohner mussten noch enger zusammenrücken – Hauptmieter nahmen zusätzlich Untermieter auf, oft, um die ständig steigenden Mieten zahlen zu können, die einmal im Jahr fällig wurden. Die Enge, die Dunkelheit und der Schmutz dieser Viertel prägten das Leben der Menschen, während die Stadt unaufhaltsam wuchs.

Handwerker und Ämter

Im 18. Jahrhundert war das Handwerk in Hamburg streng durch die Zünfte, auch „Ämter“ genannt, geregelt. Diese Organisationen von Handwerksmeistern bestimmten fast alles: Wer Meister werden durfte, wie viele Meister es geben sollte, und wer die Chance auf eine Ausbildung als Lehrling bekam. Die Zünfte hatten jedoch nicht nur wirtschaftliche Macht, sie spielten auch eine große Rolle im sozialen Leben ihrer Mitglieder. Sie gewährten Schutz für die Hinterbliebenen, sorgten für die Bestattung ihrer Mitglieder und feierten gemeinsam Feste, etwa zu Ehren ihrer Schutzheiligen. Die Meister hatten dabei nicht nur berufliche, sondern auch persönliche Macht über ihre Lehrlinge und Gesellen. Diese lebten oft im Haushalt des Meisters, und ohne dessen Erlaubnis durften die Gesellen weder heiraten noch die Stadt verlassen.

Von zentraler Bedeutung für Hamburg war über Jahrhunderte die Brauerei – und dass, obwohl das Braugewerbe in Hamburg unzünftig war, also nicht den Zunftregeln unterlag. Wer vom Rat die Erlaubnis zum Bierbrauen erhielt, konnte es ausüben, vorausgesetzt, er besaß ein sogenanntes „Brauerbe“ – ein Haus mit der nötigen Brauausstattung. Zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert galt Hamburg als das „Brauhaus der Hanse“, das Bier in hoher Qualität braute und über die Handelswege der Hanse in viele Teile Europas exportierte. Doch mit dem Niedergang der Hanse und veränderten Trinkgewohnheiten verlor Hamburg seine Vormachtstellung im Braugewerbe.

Nicht nur das Bier machte Hamburg reich, sondern auch das Zuckerhandwerk. Über 200 Jahre lang war die Raffinade von Rohrzucker, neben dem Bier, eine treibende Kraft der Hamburger Wirtschaft. Bis zu 8.000 Menschen arbeiteten um 1800 in 408 Zuckersiedereien. Zucker, der zu jener Zeit fast ausschließlich aus Übersee kam, war eine Luxusware. Im 17. Jahrhundert kostete er in Hamburg sechsmal so viel wie Honig, weshalb er zunächst nur den Reichen vorbehalten war. Doch mit dem wachsenden Konsum von Tee und Kaffee stieg die Nachfrage nach Zucker rapide an. Der Rohrzucker kam von weit her, aus Madeira, den Kanarischen Inseln und St. Thomas in der Karibik, und wurde in mühsamer Handarbeit in Form von Zuckerhüten produziert. Diese mussten dann von den Haushalten in kleine Stücke gebrochen oder gemahlen werden, da es den uns heute bekannten Streuzucker noch nicht gab.

Hamburgs Zuckerindustrie war eng mit anderen Gewerben verknüpft. Zuckerraffinerien benötigten ständig Tauwerk, Fässer, Kessel und andere Materialien, was zahlreiche Zulieferer beschäftigte. Doch mit der französischen Besetzung Hamburgs 1806 und der britischen Blockade brach der Handel mit Rohrzucker fast vollständig zusammen. Zwar kam die Zuckerverarbeitung nach den Napoleonischen Kriegen noch einmal in Schwung, aber die einstige Blütezeit war vorbei. Im Jahr 1834 zählte die Stadt nur noch rund 500 Arbeiter in 194 verbliebenen Raffinerien – ein Schatten ihrer einstigen Größe.

Märkte

Anfang des 19. Jahrhunderts präsentierte sich Hamburgs Stadtbild in vielerlei Hinsicht rau und ungeschliffen. Die Straßen waren nur unzureichend mit kleinen Granitsteinen gepflastert, und in den Nächten herrschte Dunkelheit, die nur durch wenige, mit Waltran betriebene Laternen spärlich durchbrochen wurde. Das Gewirr enger Gassen wurde lediglich an einigen Stellen von elf kleinen Plätzen unterbrochen, darunter der Domplatz und der Großneumarkt, die als die größten der Stadt galten. Diese Plätze dienten als Märkte, an denen sich das alltägliche Leben abspielte. Hier handelten die Bürger mit allen Waren des täglichen Bedarfs, und die Plätze waren zugleich soziale Treffpunkte, besonders für die einfache Bevölkerung.

Der Hopfenmarkt, einer der zentralen Marktplätze Hamburgs, entstand bereits im späten 12. Jahrhundert und entwickelte sich zum wichtigsten Marktplatz für die Neustadt. Hier standen einst bis zu 60 Marktbuden und der „Fleisch-Schrangen“, eine offizielle Verkaufsstelle für Fleisch. Der Platz spielte auch eine große Rolle im Hamburger Braugewerbe – nicht umsonst galt die Stadt lange als das „Brauhaus der Hanse“. In großem Umfang wurde Hopfen aus ganz Norddeutschland herangeschafft, um den Durst der vielen Brauereien der Stadt zu stillen. Der Hopfenmarkt erhielt erst später seinen Namen und wurde so zum Zentrum für den Handel mit diesem wichtigen Rohstoff. Noch heute erinnert der Vierländerin-Brunnen an die Zeiten, als Waren aus der Region um die Vierlande auf diesem Markt gehandelt wurden.

Eine besondere Bedeutung hatte auch der historische Fischmarkt, der sich seit dem 14. Jahrhundert nahe der St. Petri-Kirche und des Hamburger Doms befand. Hier wurden nicht nur Fisch, sondern auch Lederwaren gehandelt. Der Platz entwickelte sich zu einem der wichtigsten Marktplätze Hamburgs, doch seine ursprüngliche Form ging mit dem Abriss des Hamburger Doms im Jahr 1806 verloren.

In der Neustadt entstanden im 17. Jahrhundert neue Märkte, darunter der Schaarmarkt und der Zeughausmarkt. Der Schaarmarkt lag nahe am Hafen und wurde ursprünglich wohl als Fischmarkt konzipiert, entwickelte sich jedoch zu einem Umschlagplatz für Obstbauern, Grünhändler und Handwerker. Trotz seiner kleineren Bedeutung spielte er eine entscheidende Rolle in der Versorgung der Neustadt, insbesondere der dicht besiedelten Gängeviertel.

Der Großneumarkt, angelegt zwischen 1624 und 1660, diente ursprünglich weniger dem Handel, sondern war ein wichtiger Exerzierplatz für das Bürgermilitär. Auch der Zeughausmarkt, der um die gleiche Zeit entstand, verdankte seinen Namen dem Artillerie-Zeughaus, das hier für das Hamburger Militär errichtet wurde. Obwohl der Platz seinen Namen einem militärischen Bauwerk verdankt, diente er nie als regulärer Marktplatz.

Eine besondere Art von Markt entstand im 18. Jahrhundert mit der „Judenbörse“ in der Neustadt. Dieser Markt, der auf den Straßen rund um die Elbstraße (heute Neanderstraße) stattfand, wurde von jüdischen Händlern betrieben, denen der reguläre Handel in Geschäften lange verwehrt blieb. Stattdessen verkauften sie hier Neuwaren, oft Importgüter, sowie Gebrauchtwaren wie Kleidung und Möbel. Die engen Regelungen der damaligen Zeit zwangen die Händler dazu, ihre Waren auf Karren oder Tischen zur Schau zu stellen – doch trotz der Einschränkungen war dieser Markt eine wichtige Handelsstätte für die Stadt.

Ausrufer und Händler

Hamburg im Jahr 1800 war ein lebendiger, chaotischer Ort, wo das mittelalterliche Flair der verschachtelten Fachwerkhäuser und engen, dunklen Gassen das Stadtbild prägte. Die Straßen waren nie still – tagsüber pulsierte das Leben mit einem ständigen Klangteppich aus Pferdehufen, knarrenden Karren und dem geschäftigen Stimmengewirr. Mitten in diesem Treiben ertönten die markanten Rufe der „Ausrufer“, die fliegenden Händler, die mit ihren eingängigen Slogans versuchten, die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zu ziehen. Sie waren die Vorläufer des modernen Einzelhandels, verkauften direkt auf der Straße und prägten das Bild der Hamburger Märkte.

Besonders gefragt waren die Wasserträger, die in der brunnenarmen Neustadt für eine zuverlässige Versorgung sorgten. Vom Land kamen Kleinbauern aus dem Holsteinischen, um lebende Gänse, Hühner und Tauben anzubieten. Aus den Elbmarschen brachten Händler frische Kartoffeln, Kohl, Butter und Käse, während die berühmten Vierländerinnen duftende Rosen, Erdbeeren und Bohnen feilboten. Die Altländerinnen brachten frische Äpfel und Kirschen auf den Markt. In der Hafenstadt Hamburg durfte natürlich auch Fisch nicht fehlen: Finkenwerder Fischer konkurrierten mit den Blankenesern und den Helgoländern um die besten Schollen, Heringe, Krabben und Muscheln, die sie direkt vom Schiff an die Marktstände brachten. Aber die Straßenhändler verkauften nicht nur Lebensmittel. Auf der „Judenbörse“ in der Neustadt boten jüdische Händler farbenfrohe Bänder, Gläser, Brillen und sogar Spazierstöcke und Hosenträger an. Anderswo konnte man „feine Zigarren“, Holzpantoffeln, Fußmatten oder Schwarzwälder Uhren aus heimischer Produktion finden. Besonders kurios war der sogenannte „Grashüpfer-Höker“, der während der Heuernte die Insekten einfing, sie in kleine Papierkäfige sperrte und an Menschen verkaufte, die sich am Zirpen der Grashüpfer erfreuten. Der „Liedermann“ war ebenfalls eine faszinierende Figur: Er breitete die neuesten Liedtexte auf der Straße aus und sang sie auf Wunsch seines Publikums, was ihm ein paar Münzen einbrachte.

Auch Dienstleistungen wurden direkt auf der Straße angeboten. Messer- und Scherenschleifer priesen lautstark ihre Künste an, um die Küchenutensilien der Haushalte wieder auf Vordermann zu bringen. Doch die vielleicht ungewöhnlichste Dienstleistung war das „Elektrisieren“: Neugierige zahlten einen Schilling, um sich mit einer seltsamen Apparatur unter Strom setzen zu lassen – ein früher, faszinierender Blick in die Zukunft der Elektrizität, die zu diesem Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen steckte. Inmitten dieses bunten Durcheinanders spürte man den Puls einer Stadt, die sich im Wandel befand und doch tief in ihrer Vergangenheit verwurzelt war.

Gebrüder Suhr

Wenn man an bildliche Darstellungen Hamburgs, während der Napoleonischen Kriege denkt, kommen einem unweigerlich die Werke der Gebrüder Suhr in den Sinn. Die drei Brüder – Christoffer, Cornelius und Peter Suhr – haben zwischen 1771 und 1857 nicht nur die Kunstszene der Hansestadt geprägt, sondern auch einen unschätzbaren Schatz an visuellen Zeugnissen hinterlassen. Ihre Sammlung von Lithografien, Zeichnungen, Stichen und Radierungen fängt das Leben und die Menschen Hamburgs in einer Zeit des Umbruchs ein. Besonders faszinierend ist, dass ihre Werke sich nicht nur auf die Architektur der Stadt beschränken, sondern tief in die Alltagskultur eintauchen – von der Kleidung bis zu den Uniformen der Soldaten, die Hamburg während der Besatzungsjahre durchzogen.

Christoffer Suhr, der die meisten Zeichnungen lieferte, und Cornelius, der diese in meisterhafte Stiche verwandelte, zählen zu den bekanntesten Künstlern ihrer Zeit. Werke wie „Hamburgische Gebräuche und Kleidertrachten“ (1803), „Der Ausruf“ (1808) oder das „Hamburger Bilderbuch“ sind lebendige Zeitdokumente, die es dem heutigen Betrachter ermöglichen, in die Straßen von Hamburg um 1800 einzutauchen. Besonders erwähnenswert ist „Abbildung der Uniformen aller in Hamburg seit den Jahren 1806 bis 1815 einquartiert gewesener Truppen“ (1820), dass die verschiedenen Uniformen der Besatzungstruppen dieser unruhigen Epoche zeigt.

Doch eines der spannendsten Werke ist zweifelsohne „Der Ausruf“ von 1808. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von 120 Abbildungen, die das lebhafte Treiben der fliegenden Händler und Straßenverkäufer Hamburgs dokumentiert. Die Figuren auf den Bildern rufen ihre Waren lauthals durch die engen Gassen, und jede Abbildung fängt nicht nur die Kleidung und Trachten dieser Zeit ein, sondern auch die Vielfalt der angebotenen Waren. Vom Fischverkäufer bis zum Wasserträger, von den Tuchhändlern bis zu den Gemüsehökerinnen – diese Sammlung zeigt eine bunte Palette an Charakteren, die das Stadtleben prägten. Besonders faszinierend sind die kleinen Geschichten, die die Bilder begleiten. Sie machen die Szenen lebendig und geben uns einen Einblick in das Treiben auf den Straßen Hamburgs. So wird nicht nur der Warenhandel, sondern auch die soziale Struktur der damaligen Zeit sichtbar. Diese Werke der Gebrüder Suhr sind weit mehr als nur historische Dokumente. Sie sind Fenster in eine vergangene Welt, voller Leben und Geschichten, die bis heute nachhallen.

Der Electriseur

„Electrisiren meine Herrn, für eine Schilling.“ Seit einiger Zeit hat ein Speculant gefunden, welcher sein Brot mit einer Electrisiermaschine zu verdienen sucht, so wie sich in London ein ähnlicher Speculant auf der Black fairs bridge niedergelassen hatte, um die Neugierigen für einen Sixpence durch ein Teleskop in den Mond kucken zu lassen. Unser öffentlicher Lehrer der Physik, hat seinen Lehrstuhl in der Allee vor dem Altonaer Thore aufgeschlagen. Sobald sich eine hinlängliche Anzahl Neugieriger gefunden, fasst man sich in einer längeren oder kürzeren Reihe bei der Hand; die gewöhnlich sehr stark geladene Flasche wird entladen, die Electrisierten fahren in allerlei komischen Stellungen erschrocken und unter dem Jubel der Umstehenden zurück, und der Spaß hebt von neuen an, sobald sich ein hinreichende Zahl Liebhaber versammelt hat. Dieser Broterwerb ist sehr unschuldig an sich: aber er kann schwächlichen Personen und Kindern nachteilig werden, wenn die erteilten Schläge zu stark sind. Insofern verdiente er die Aufsicht der Polizei. Nutzen könnte daraus entstehen, wenn eine kurze und sachliche Erklärung mit dem Experiment verbunden würde.

Fußpost

Die Boten dieser nützlichen Anstalt, dienen derselben nur mit ihren Füßen. Sie haben keinen besonderen Ausruf. Ihre Glocke kündigt sie schon von ferne an. Andere große Städte hatten schon früher als Hamburg eine solche bequeme Gelegenheit zu Bestellung kleiner Gewerke und Briefe. London schon seit dem Jahre 1683. In Kopenhagen hat man erst vor kurzem eine Fußpost eingeführt. Außer dem Nutzen, welchen das Publikum im Allgemeinen davon hat, gewährte die Fußpost, den bekanntlich witzigen Comtoirburschen, noch das Vergnügen, ihren guten Freunden oder auch anderen ehrlichen Leuten, Artigkeiten incognito schriftlich zu fragen, welche sie mündlich nicht hätten überbringen können, ohne das Porto auf der Stelle entgegenzunehmen. Wie denn aber kein Übel ohne etwas Gutes ist, so haben wir diesem humanen Gebrauch einer nützlichen Anstalt, manches interessante Inserat in den gemeinnützigen Nachrichten von und für Hamburg, aus der Kunstreichen Feder des S.T. Herrn J.H. 

Brandwache

Die Spützenleute, welche in den in Hamburg angenommenen 4 Wintermonaten, November, Dezember, Januar und Februar durch die Straßen der Stadt patrouillieren müssen, gehören in den Ausruf, nur weil sie verbunden sind, mit ihren, stark mit Eisen beschlagenen Stäben, auf das Pflaster, oder wenn Schnee liegt, gegen die Ecksteine zu stoßen, zum Beweise ihre Wachsamkeit. Zur Verhütung einer Feuersbrunst können sie gar nichts und zur früheren Entdeckung derselben wohl nur zufällig, und wenig beitragen. Der größte Nutzen dieser Einrichtung besteht wohl darin, dass due Wächter, ihre Kameraden, deren Wohnung ihnen bekannt ist, im nötigen Falle gleich wecken, und sich zu ihrer Sprütze begeben können.

Nachtwache

Die Nachtwächter und der Ausrufer bei den öffentlichen Auktionen sind die eigentlichen offiziellen Ausrufer in Hamburg, daher ihr Ausruf auch von jeher unverändert geblieben ist und gar keine Abwechselungen oder Zusätze von dem Witze oder der eigentümlichen Laune des Gängers leidet. Obgleich ihrer allemal zwei miteinander patrouillieren, so hat doch neu einer das Wort: „De Klock het tein schlahn, tein is de Klock“ Um die Aufmerksamkeit auf seine vorzutragende Wahrheit zu wecken, führt er die Rattel (hamburgisch, das Schnurrding) mit welcher er zuvor rasselt, ehe er spricht. Dieses ist sein Ehren- und Amtszeichen. Er heißt de Röper (Rufer). Seine stummer in einiger Entfernung ihm folgender Kamerad heißt „de Gilker“ (der Schleicher) welcher, so viel es Dunkelheit und unfreiwillige Schläfrigkeit zulässt, im Verborgenen auf alles Verdächtige lauren muss. Nur das Notwendige ruft der Rufer an, die halbe Stunde. Auf Anzeige des Wetters wie in London oder christliche Erbauung durch einen geistlichen Vers, wie in Sachsen lässt er sich nicht ein. Es scheint, als wenn ein Obersachse zum Posten eines Rufers nicht gelangen könne. Schwerlich werden sich unsere Leser erinnern, jemals den Ausruf in dem verdorbenen Plattdeutsch der Schlachterknechte oder Juden gehört zu haben. Der Zivilisationsversuch vor etwas 30 Jahren, die Nachtwächter Hochdeutsch rufen zu lassen, hatte eben so wenig Erfolg, als vor zwei Jahren der versuch, neue Melodien in den Kirchen einzuführen. Zur Freude aller Freund des Alten, ist es geblieben in diesem Jahr, wie es im vorigen gewesen war.

Wasser

Der Ausruf „Water, Water“ wurde vormals in Hamburg nicht anders gehört, als wenn etwas durch eine hohe Flut die niedrigen Gegenden der Stadt, plötzlich in der Nacht unter Wasser gesetzt wurden. In der hohen Neustadt wurde er also nie gehört. Seit einigen Jahren aber hört man Wasser in der Neustadt am Tage ausgerufen, welches in der Altstadt nie geschieht. In jener ist bekanntlich Mangel an Trinkwasser und an Brunnen. Es muss also getragen werden. Dieses Gewerbe ernährt viele hundert Menschen. Bei der zunehmenden Zahl der Einwohner, waren due Wasserträger zur Befriedigung des Bedürfnisses nicht mehr hinreichend, und wurden in ihren Forderungen unbillig. Diese veranlasste einige Fuhrleute, Wasserwagen anzulegen, und so das Trinkwasser eimerweise feilzubieten. Um die Zahl der Schöpfstellen zu mehren, wurden einige Durchgänge unter dem Walle nach dem Stadtgraben geöffnet. Indessen ist und bleibt das Wasser noch immer ein kostbarer Artikel in der Neustadt, welcher sich in einer mäßigen Haushaltung wohl auf vierzig bis fünfzig Thaler jährlich belaufen kann. Manche Leute lassen sich doch das Wasser lieber tragen, weil es reinlicher ist, als in den Tonnen, welche mehrentheils einen Bodensatz enthalten und daher fleißig gereinigt werden sollten. Da die Wägen nummeriert sind, so stehen sie vermutlich unter einer gewissen Aufsicht der Polizei, welche den Fuhrleuten die Reinlichkeit zur Pflicht machen könnte.

Die Schellfischfrau

Der Ausruf „farische Schellevisch“ wird von den Hamburgern eben so sehnlich erwartet, als der Ausruf der Erdbeeren. Wirklich gehört auch der Schellfisch zu den wohlschmeckenden Bewohnern des Meeres. Seinen deutschen Namen hat er vom Schälen, weil sich sein Fleisch leicht abschälen oder eigentlich abblättern lässt, besonders wenn er recht frisch ist. Sonderbar ist es, dass der Schellfisch eben si wenig die Nordsee, als der Dorsch die Ostsee verlässt. Jener wird, wie bekannt aus Helgoland, and den Küsten von Holland, Ostfriesland und England, zuweilen in großen Mengen gefangen. Zu uns bringen ihn vorzüglich die Helgoländer in Fahrzeugen, welche Schniggen genannt werden. Wenn der Wind zur Auffahrt auf der Elbe nach Hamburg günstig ist, und also Fischerfahrzeuge erwartet werden dürfen, so begibt sich eine große Zahl von Fischweibern nach dem Hamburger Berge und lässt sich an Bord des Fahrzeuges setzen, wenn der Fischer nicht anlegen will. Hier wird er Handel versucht und oft schon geschlossen, ehe das Fahtzeug in den Hafen kommt. Indessen müssen es schon bekannte Käuferinnen von gutem Kredit sein, wenn sich der Helgoländer mit ihnen einlassen soll. Denn die ganze Zahlung geschieht selten bar, sondern erst nach dem Verkauf. Die Helgoländer haben daher oft bedeutende Summen ausstehen und werden manchmal betrogen. Deswegen pflegen auch wohl einige der Fischweiber, die, wenn es erlaubt ist, sich bei Schellfischen eines Börsen-Ausdrucks zu bedienen, gut sind, eine größere Menge zu kaufen und an die anderen von geringerem Kredit zu überlassen, aber sich für dieselben zu verbürgen. Ist nun das Fahrzeug in den Hafen und bis an die Holzbrücke, den eigentlichen Schellfischmarkt gekommen, so strömt alles hinunter, als ob die Fische verschenkt würden. Je geringer der Vorrat, desto größer das Drängen, desto mehr Anlass zu Streitigkeiten, desto mehr Zunder, um die so leicht feuerfangenden Leidenschaften der Fischweiber in helle Flammen zu setzen. Hundert Stimmen erheben sich auf einmal. Es ist unmöglich, diese Chaos zu entwirren. Es scheint ein Krieg Eines gegen Alle, Alles gegen Eine und Alles gegeneinander zu sein. Der Verkauf ist die gewöhnliche Veranlassung des Streites. So widerlich das verworrene Gekreisch dem Ohr ist, so interessant ist der Anblick der mannigfaltigen Schattierungen des Affekts auf den Gesichtern. Höhnische Trotz aus Gefühl von Wohlhabenheit verbissene Wut über versagten Kredit, empörtes Gefühl über Zurücksetzung, giftiger Neid, ohnmächtige Rachsucht, übermütige Schadenfreude. Hier ist eine Schule für Zeichner. Wie sehr kontrastiert dagegen der ruhige, nicht aus dem Gleichgewicht zu bringenden goldhaarige Helgoländer. Ruhig langt er die Fische aus dem Boden des Schiffes, während sein Maat die Hand ausstreckt, um die Zahlung zu empfangen, aber auch den Namen der Schuldnerin mit gigantischem Bleistift in seine Brieftasche einträgt. Sehr selten kommt es bei diesen Zänkereien, wobei die Scheltworte nicht gespart werden, zu Tätlichkeiten. Der Kampfplatz ist zu gefährlich. Auf einen Fehltritt würde die Abkühlung von der Hitze des Kampfes zu schnell und zu stark sein. Auch mischt sich die Wache selten in diese Händel, obgleich sie geschworen hat, der Stadt zu Wasser und zu Lande zu dienen. Aber oft sucht der beleidigte Teil, welcher sich in seiner moralischen, bürgerlichen oder kaufmännischen Ehre gekränkt glaubt, sein Recht vor Gericht. Die Anwälte dieser Streitlustigen Damen sollen sich gut dabeistehen, aber auch für den Auftritt vorausbezahlen lassen, weil sich die Parteien oft eher vertragen, als sie vor Gericht kommen. Um den übriggebliebenen Schellfischen bei warmem Wetter ein gutes Ansehen zu erhalten, werden sie oft abgewischt und die Kiemen, welche bei frischen Fischen hochrot sind, mit Blut gefärbt. Allein der Geruch ist ein Verräter.

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franktactica

Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Die Eisfestung – Teil 6

27. September 2024 um 09:03

Ich bin im Zeitplan! Zum Ende dieses Sommers habe ich, wie geplant, nun auch die zweite Kolonne der Russen für mein Projekt „Die Eisfestung“ fertig bemalt. Hinzugekommen sind eine halbe Einheit Grenadiere, eine Einheit Linien-Infanterie, eine Einheit Jäger, einige Basen Plänkler, weitere Tote und Verwundete sowie ein Gespann mit Protze. Zusätzlich habe ich auch noch einen Munitionswagen für die 1. Kolonnen fertiggestellt. Bei den bemalten Figuren handelt es sich, mit Ausnahme der Plänkler, um Perry Miniaturen. Mit diesen 2 Kolonnen Russen sowie den bereits bemalten Franzosen kann ich nun schon einige Szenario-Test durchführen. Zum Szenario, dem Regelwerk sowie den Präsentatoren im Rahmen der TACTICA 2025 werde ich in den nächsten Wochen einen separaten Bericht veröffentlichen.

Derzeit bereite ich schon einmal die Arbeiten für den Herbst und den Winter vor. Dafür liegen die Figuren der dritten russischen Kolonne und das gedruckte Gelände für den Plattenbau bereit. Die dritte Kolonne wird ein wenig Abwechslung in die Auswahl der Truppen bringen, da zu dieser auch einige Olpochenie – Einheiten gehören werden. Zu den ausgedruckten Gebäuden gehören die Brückenwege, Brückenköpfe und Fähren des Kommunikationsweges sowie Gebäude der kleinen Ortschaften auf Wilhelmsburg sowie eine Windmühle.

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franktactica

Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Die Schlacht bei Sehestedt

22. Juli 2024 um 06:53

Als sich Ende November 1813 abzeichnete, dass die Nordarmee unter der Führung von Kronprinz Karl XIV. Johann, dem ehemaligen französischen Marschall Jean-Baptiste Bernadotte und späteren König von Schweden, gegen die Franzosen und Dänen in Norddeutschland vorgehen würde, ließ der französische Marschall Davout seine Truppen nach Hamburg zurückziehen. Die mit Frankreich verbündeten dänischen Truppen unter dem Oberbefehl von Prinz Friedrich von Hessen-Kassel wurden schließlich von den Franzosen abgeschnitten und waren gezwungen, sich immer weiter in ihr eigenes Hoheitsgebiet zurückzuziehen. Seit dem 2. Dezember befand sich das dänische Hilfskorps bereits auf dem Rückzug aus den Gebieten des Herzogtums Lauenburg und Lübeck nach Holstein.

Nach den Rückzugsgefechten in Groß Boden und Bornhöved erreichten die Dänen am 8. Dezember 1813 die Stadt Kiel. Der Kommandeur des dänischen Hilfskorps, Prinz Friedrich von Hessen-Kassel, wollte seinen Truppen in Kiel einige Tage Ruhe gönnen und schlug daher aus humanitären Gründen einen zehn-tägigen Waffenstillstand vor. Ein schwedischer Offizier in Bornhöved erhielt diese Bitte und leitete sie an den Kronprinzen von Schweden weiter. Dieser lehnte ab, da er erfahren hatte, dass sich der dänische Staat in einer desolaten finanziellen Lage befand und durch den Waffenstillstand Zeit gewinnen wollte, um günstigere Friedensverhandlungen führen zu können. Die Kampfhandlungen gingen also weiter.

Dänische Armee

Am 10. Dezember 1813 waren bei Sehestedt folgende Einheiten des dänischen Hilfskorps involviert:

Kommandeur:  General Prinz Friedrich von Hessen-Kassel

Avantgarde / Brigade-General Francois Antoine ”Charles” Lallemand

Leichte Brigade: Oberst von Waldeck

  • 17. litauisches Ulanen-Regiment / Oberst Brezchffa (2 Schwadronen / 330 Mann)
  • Holsteinisches Scharfschützenkorps, I. Bat. / Oberstleutnant Leschly (15 Offiziere, 350 Mann)
  • Holsteinisches Scharfschützenkorps, II. Bat. / Major Wilckenn (15 Offiziere, 350 Mann)
  • Louise Augustas Leibjägerkorps / Premierleutnant Wernick (1 Kompanie)
  • Schleswiger Jägerkorps, II. Bat. / Oberstleutnant Wasmer (12 Offiziere, 411 Mann)
  • 3. Jütisches Infanterieregiment, I. Bat. / Kapitän Kirchheiner (14 Offiziere, 409 Mann)
  • Fuß-Batterie / Kapitän Gerstenberg (7x6pf.-Kanonen, 2x20pf.-Haubitzen / 4 Offiziere, 137 Mann)
  • Holsteinisches Reiter-Regiment / Oberst Hedemann (4 Schwadronen / 22 Offiziere, 415 Mann)

1. Brigade / Generalmajor Graf v. d. Schulenburg

Vorhut unter Major Berger

  • 2. Husaren-Schwadron / Major Berger (4 Offiziere, 96 Mann)
  • Jägerkompanie, III. Bat. / Holsteiner Infanterie-Regiment / Kapitän Joens
  • Jägerkompanie, II. Bat. / Oldenburger Infanterie-Regiment / Kapitän Jess
  • Altonaer Jägerkompanie / Kapitän Rathlev (3 Offiziere, 90 Mann)

Rest der Brigade

  • Jägerkompanie, II. Bat / Königin Leibregiment / Kapitän Flitner
  • Königin Leibregiment, I Bat. / Major Wynecken (19 Offiziere, 460 Mann)
  • Holsteinisches Infanterie-Regiment, III. Bat. / Kapitän Engholm (13 Offiziere, 413 Mann)
  • Holsteinisches Infanterie-Regiment, IV. Bat. / Major Qualen ( 13 Offiziere, 413 Mann)
  • Oldenburgisches Infanterie-Regiment, I, Bat. / (13 Offiziere, 511 Mann)
  • 5. und 7. Kompanie des Oldenburgischer Infanterie-Regiments, II. Bat. / Oberstleutnant Brackel
  • Oldenburgisches Infanterie-Regiment, IV. Bat. / Major Scharffenberg (13 Offiziere, 511 Mann)
  • Reitende Batterie Kapitän Koye, 5x6pf.-Kanonen, 1x10pf.-Haubitze, 2x24pf.-Haubitzen / 4 Offiziere, 94 Mann)
  • Fußbatterie / Stabskapitän Friis (8x6pf.-Kanonen, 2x20pf. Haubitzen /4 Offiziere, 119 Mann)
  • 6. Husaren-Schwadron / Major Späth (4 Offiziere, 96 Mann)

2. Brigade / Oberst Abercron

  • Grenadierkompanie / Königin Leibregiment I. Bat. (26 Offiziere, 314 Mann)
  • Schleswigisches Infanterieregiment, I. Bat. / Oberstleutnant Schaumberg (16 Offiziere, 572 Mann)
  • Fünisches Infanterieregiment, I. Bat. / Oberstleutnant Rieck (12 Offiziere, 485 Mann)
  • Fünisches Infanterieregiment, II. Bat. / Major Castonier (12 Offiziere, 485 Mann)
  • Reitende Batterie Gönner (6x3pf-Kanonen, 2x20pf.-Haubitzen / 3 Offiziere, 88 Mann)
  • 2. bis 4. Schwadron Fünische Leichte Dragoner-Regiment (9 Offiziere, 186 Mann)
  • Matrosenkompanie / Kapitänleutnant der Marine Holsten (4 Offiziere, 128 Mann)

Artillerie-Park und Train

  • Ca. 500 Fahrzeuge
  • Jägerkompanie Fünisches Infanterieregiment, II. Bataillon
  • Schleswigisches Infanterieregiment, II. Bataillon / Major Holten
  • Zwei Kompanien Oldenburgisches Infanterieregiment, II. Bataillon
  • Schwadron Fünische Leichte Dragoner / Oberstleutnant Bibow (3 Offiziere, 62 Mann)
  • Französische Dragoner (17 Mann)
  • Vom 15. Leichten Infanterieregiment, 30 Mann
  • Französische Artilleristen und Marineinfanteristen, 18 Mann
  • Zivile Zolloffiziere, 5 Mann

Alliierte Armee

Die in der Schlacht bei Sehestedt beteiligten Truppen der Nordarmee gehörten ausschließlich zum Korps Wallmoden:

Avantgarde / Generalmajor Wilhelm Freiherr v. Dörnberg

2. Brigade Russisch-Deutsche-Legion / Oberstleutnant Wilhelm Wardenburg

  • 3. Bataillon Russisch-Deutsche-Legion / Kapitän Carl v. Thiedemann (697 Mann)
  • 4. Bataillon Russisch-Deutsche-Legion / Major Friedrich v. Horn (673 Mann)

Leichte Hannoversche Brigade / Oberstleutnant David Martin

  • Leichtes Bataillon Lüneburg / Oberstleutnant v. Klencke (508 Mann)
  • Leichtes Bataillon Bremen und Verden / Major v. Zesterfleth (615 Mann)
  • Jägerkorps / Oberst Friedrich Graf Kielmannsegge (377 Mann / 3 hannoversche und 1 russisch-deutsche Jägerkompanie)

Kavallerie

  • 2. Husaren-Regiment Russisch-Deutsche-Legion / Oberstleutnant Dohna (4 Schwadronen / 414 Mann)
  • 2. Husaren-Regiment Russisch-Deutsche-Legion / Major Küper (4 Schwadronen / 615 Mann)

Artillerie / Major Brückmann

  • reitende Batterie KGL / Kapitän August Sympher (5 x 6pf. Kanonen)
  • reitende Batterie KGL / Kapitän Heinrich Jakob Kuhlmann (5 x 6pf. Kanonen)

Eine Schwadron des 3. KGL-Husarenregiments stand am linken Elbufer vor Rendsburg. Die zwei fehlenden KGL-Haubitzen standen nach einigen Quellen unter dem Kommando von Oberstleutnant von der Goltz bei Achterwehr. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass sie zusammen mit den anderen Haubitzen vor Rendsburg eingesetzt wurden, da auch alle anderen Batterien ihre Haubitzen dorthin geschickt hatten. Vierzig hannoversche Jäger blieben bei Achterwehr und Klüvensiek zurück. Dörnbergs Avantgarde zählte am 30. November 1813 rund 2.870 Mann an Infanterie und 1.029 Mann an Kavallerie. Durch Gefechte sowie die harten Märsche waren jedoch mit Sicherheit viele der Männer am 10. Dezember nicht mehr voll einsatzfähig.

Division der Russisch-Deutschen-Legion / Generalmajor Wilhelm v. Arentschildt

1. Brigade / Major Ferdinand v. Natzmer

  • Bataillon Russisch-Deutsche-Legion / Kapitän Heinrich v. Schaper (758 Mann)
  • Bataillon Russisch-Deutsche-Legion / Kapitän Carl v. Köller (736 Mann)
  • 5. Bataillon Russisch-Deutsche-Legion / Kapitän August v. Dobschütz (621 Mann)

Von der 2. Brigade

  • 6. Bataillon Russisch-Deutsche-Legion / Kapitän Hans v. Natzmer II (658 Mann)
  • 7. Bataillon Russisch-Deutsche-Legion / Kapitän v. Ruspe (688 Mann)

Hannoversche Division / Generalmajor James Lyon

Linienbrigade / Oberstleutnant Hugh Halkett

  • Bataillon Lauenburg / Major v. Benoit (648 Mann)
  • Bataillon Bennigsen / Oberstleutnant v. Bennigsen 622 Mann)
  • Bataillon Roehl / Major v. Langrehr (566 Mann)
  • Halbbataillon Holzermann (Kings German Legion) / Kapitän Holzermann (285 Mann)

Von der leichten Brigade:

  • Bataillon Dessau / Major Krohne (455 Mann)
  • Detachement hannoversche Jäger / Leutnant v. Marenholz (40 Mann)

Von der Avantgarde des Division Vegesack

  • Mecklenburger Freiwillige Jäger zu Fuß / Oberst Greve Osten-Sacken (455 Mann)

Kavallerie

  • Husaren-Regiment Russisch-Deutsche-Legion / Oberstleutnant v. d. Goltz

(4 Schwadronen / 578 Mann)

  • Husaren-Regiment Bremen-Verden / Oberstleutnant v. d. Busche

(3 Schwadronen / 488 Mann)

  • Mecklenburger Freiwillige reitende Jäger / Oberst v. Müller (3 Schwadronen / 395 Mann)

Artillerie

Artillerie-Brigade der Russisch-Deutschen Legion / Oberstleutnant Monhaupt

  • reitende Batterie / Premierleutnant Ramaër / 6 x russische 6pf-Kanonen
  • reitende Batterie / Premierleutnant von Tiedemann II. / 6 x russische 6pf-Kanonen

Von der hannoverschen Artillerie

  • Hannoversche Fußbatterie Kapitän Wiering 4 x englische 6pf.-Kanonen

Am 30. November 1813 waren es 6.432 Infanteristen und 1.461 Kavalleristen.

Haus in Sehestedt.

Ausgangslage der Alliierten

Die Dänen hatten durch ihre Kundschafter erfahren, dass sich bei Nettelsee ein ansehnliches gegnerisches Korps gesammelt hatte und eine starke, feindliche Kolonne auf dem Weg nach Kluvensiek war. Nach der Schlacht bei Bornhöved war der schwedische General Skjöldebrand den Dänen mit seiner Kavallerie gefolgt, während General Dörnberg mit der Avantgarde des Korps Wallmoden auf der Straße über Neumünster nach Jevenstedt vorrückte. Am Abend des 8. Dezember hatten Dörnbergs Einheiten folgende Ausgangsstellungen erreicht:

  • Hanseaten in Jevenstedt
  • 1. Husaren-Regiment der Russisch-Deutschen Legion in Achterwehr
  • 2. Husaren-Regiment der Russisch-Deutschen Legion in Nobiskrug
  • Hauptstreitmacht und Hauptquartier in Kronsburg

Dörnbergs Avantgarde befand sich also nach Norden ausgerichtet in einer Linie zwischen Rendsburg und Flemhuder See, aber noch südlich der Eider.

Das Gebiet zwischen Rendsburg und Sehestedt.

Bewegung der Dänen

Die dänischen Kommandeure in Rendsburg erwarteten, dass Prinz Friedrich von Hessen von Oldesloe über Segeberg und Neumünster nach Rendsburg marschieren würde. Daher entsandte Landgraf Carl von Hessen, der Vater des Prinzen Friedrich von Hessen-Kassel, eine Truppe nach Jevenstedt, südlich von Rendsburg. Zu seiner großen Überraschung tauchten dort statt der erwarteten Dänen einige Kosaken auf. Nachdem diese verschwunden waren, erschien an ihrer Stelle hanseatische Reiterei. Schließlich kam das jütische Leichte Dragoner-Regiment herangeritten. Das Regiment, welches unter dem Kommando des französischen Generals Vichery stand, hatte am 6. Dezember an der Schlacht bei Alt Rahlstedt und Siek teilgenommen. Die Einheit hatte schließlich von Marschall Davout die Erlaubnis erhalten, nach Rendsburg zurückzukehren, anstatt in Hamburg zu verbleiben. Es ist nicht bekannt, warum Davout im Gegenzug nicht die Rückgabe des 17. Ulanen-Regiments und des Generals Lallemand verlangte, die er als Gegenleistung für die jütischen Dragoner erhalten hatte.

Stadt und Festung Rendsburg.

Am selben Tag erhielt Prinz Friedrich von Hessen die Nachricht, dass die Brücke über die Eider bei Kluvensiek am 8. Dezember vom Feind eingenommen worden war. Es handelte sich dabei um die einzige intakte Brücke über die Eider zwischen dem Flemhuder See und Rendsburg, da die Brücke bei Königsförde zerstört worden war. Das bedeutete, dass das Hilfskorps Gefahr lief, sowohl von Rendsburg als auch von Schleswig abgeschnitten zu werden, während es gleichzeitig eine Armee von 15.000 Mann gegen sich hatte. Prinz Friedrich beschloss nun, die Eider bei Knoop, Lebensau und Landwehr zu überqueren. Landwehr lag unmittelbar nördlich des Flemhuder Sees, die beiden anderen Orte weiter flussabwärts, nördlich von Kiel, dort, wo die Eider in die Ostsee mündet. Der Übergang sollte am 9. Dezember um 3 Uhr morgens beginnen, nachdem der Train mit 350 Wagen die Überquerung beendet hatte. Das Ganze verlief nicht reibungslos, und die Brücke bei Landwehr wurde versehentlich vorzeitig niedergebrannt. Zum Glück fand der Rückzug weitgehend ungestört vom Feind statt. Am Abend hatte das Hilfskorps Gettorf erreicht, das an der Straße von Kiel nach Eckernförde liegt. Der Prinz hoffte, dass dies Wallmoden glauben machen würde, dass die Dänen am nächsten Tag nach Eckernförde weiterziehen würden und mit diesem Täuschungsmanöver hatten sie tatsächlich Erfolg.

Pfarrhaus von Sehestedt, im Hintergrund die Kirche des Ortes.

Erste Gefechte

Nach der Eroberung der Brücke bei Kluvensiek war Dörnbergs Stabschef, Oberstleutnant Nostitz, mit einer Truppe, bestehend aus dem 2. Husaren-Regiment der Russisch-Deutschen Legion, 17 hannoverschen Jägern und 2 Geschützen, durch den Ort Sehestedt vorgerückt. Etwas nördlich davon trafen sie sowohl auf eine Truppe von 26 Mann der Leibjäger des Regiments Königin unter dem Kommando von Leutnant Dumreicher als auch auf die Batterie des Hauptmanns Schneider mit 4 x 3-Pfünden-Geschützen, 3 x 6-Pfündern und 9 weiteren Wagen, darunter eine große Kutsche, in welcher der Batteriekommandant mit seiner Frau und 8 Kinder reiste. Wegen des Nebels konnten die Geschütze nicht feuern und das Schießpulver der Leibjäger war feucht geworden. Es gab zwar noch eine kleine Deckungsmannschaft von 11 Infanteristen, aber diese hatten keine Munition. Aufgrund dieser Umstände wurde die gesamte Truppe kurzerhand gefangen genommen. Nostitz marschierte nun weiter nach Eckernförde, wo er auf eine dänische Nachschubkolonne stieß. Die Bedeckung von 30 dänischen Infanteristen konnten Nostitz und seine Husaren jedoch vertreiben. Die Husaren erbeuteten dabei die Instrumente der Musikkapelle des Oldenburger Infanterieregiments. Durch diesen Umstand konnte das 3. Bataillon der Russisch-Deutschen Legion später eine Musikkapelle gründen.

Stellung der Alliierten

Am Abend des 9. Dezember verteilten sich Wallmodens Kräfte wie folgt:

  • Brigade Wardenburg in Sehestedt und Osterrade.
  • Bataillone Lüneburg und Bremen-Verden, 3. KGL-Husaren-Regiment, 2 KGL-Batterien in Holzbünge.
  • Vorpostenlinie bestehend aus 2. Husaren RDL (2 Schwadronen), 3. KGL-Husaren (1 Schwadron) sowie einige Jäger über Moor, Neu und Alt Devenstedt.
  • Zwischen den Verbänden Wardenburg und Dörnberg standen eine 1/2 Husarenschwadron und einigen Jägern in Bünsdorf.
  • Husaren der RDL und das Bataillon Anhalt standen bei Nienhof.
  • 1 Schwadron 3. KGL-Husaren befanden sich südlich der Eider gegenüber von Rendsburg.
  • Die Division Arentschildt (5 Bataillone und zwei berittene Batterien) und hannoverschen Husaren in den Bredenbek, Bovenau und Wakendorf.
  • Halketts Brigade (3 Bataillone), 1 Schwadron Kavallerie in Schacht und Audorf.
  • 2 berittenen Batterien der RDL lagen weit zurück.
  • Die Hannoversche Fußbatterie in Kluvensiek.
  • Mecklenburger Jäger zu Fuß und 3 Schwadronen reitende Jäger berittener Jäger in Groß Vollstedt und am Westsee.

Wallmoden vermutete, dass es der Prinz von Hessen aufgegeben hatte, Rendsburg zu erreichen und stattdessen über Eckernförde nach Schleswig marschieren wollte. Wallmodens Plan für den 10. Dezember war es daher, in den aktuellen Positionen zu verbleiben und den Lauf der Ereignisse abzuwarten. Er befahl Dörnberg jedoch, eine Truppe nach Missunde an der Schlei zu schicken, um die dortige Fähre zu blockieren.

Dänische Dragoner vor dem Schlachtdenkmal von Sehestedt.

Marsch nach Rendsburg

Der dänische General Prinz Friedrich erkannte, dass sowohl die Straße von Eckernförde nach Schleswig als auch die Straße von Eckernförde nach Rendsburg jetzt vom Feind beobachtet wurden. Er vermutete, dass seine Truppen von den Alliierten eingekreist werden könnten, und entschloss sich, nördlich des Eider-Kanals auf Rendsburg vorzustoßen. Zudem erschien es notwendig, Rendsburg durch Truppen zu verstärken, wenn es über einen längeren Zeitraum gehalten werden sollte. Somit wurde in der Nacht zum 10. Dezember der Marschbefehl an die Dänen ausgegeben. Die 1. Brigade sollte eigentlich die Führung übernehmen, aber ihr Marsch über schlammigen Nebenstraßen ging so langsam vonstatten, dass der Prinz es aufgab, die leichte Brigade bei Revensdorf auf die 1. Brigade warten zu lassen. Stattdessen rückte die leichte Brigade als Führungstruppe vor. Es war zwischen 3 und 4 Uhr morgens, es begann bereits zu dämmern, als sie Holtsee erreichte. Hier entdeckte Oberst Waldeck eine Patrouille von drei Männern auf einem Feld. Der Oberst hielt sie für dänische Soldaten und befahl ihnen, näher zu kommen. Die Überraschung war groß, als sich herausstellte, dass es sich um Männer des Feindes handelte. Sie wurden gefangen genommen und im folgenden Verhör berichteten sie, dass General Wallmoden auf dem Weg von Kluvensiek nach Norden sei. Wenig später ritt der Kommandeur der dritten Schwadron des 1. Husaren-Regiments der RDL geradewegs in die Arme der Dänen und geriet ebenfalls in Gefangenschaft. General Lallemand beschloss nun, die leichte Brigade auf einen Kampf vorzubereiten.

Mit diesem und den folgenden Gemälden zur Schlacht von Sehestedt möchte ich auf die Arbeit und die Website der dänischen Organisation „Chakoten“ hinweisen, die mit ihre hervorragenden Arbeit, eine meine Hauptquellen für diesen Bericht waren. https://www.chakoten.dk/

General Dörnberg war unterdessen ebenfalls am Morgen des 10. Dezembers mit seinen Truppen aufgebrochen. Er hatte der Avantgarde befohlen, sich um 8 Uhr morgens an der Nordspitze des Groß Wittensees zu versammeln. Die Brigade Wartenburg marschierte deshalb um 6.30 Uhr von Sehestedt entlang der Straße über Holtsee und Haby in Richtung Groß Wittensee. Wenn die Dänen schneller gewesen wären, hätten die dänischen Truppen und die Avantgarde Dörnbergs auch schon auf der Straße von Sehestedt nach Holtsee aufeinanderstoßen können. So trafen die Truppen erst am Wald bei Haby völlig unerwartet aufeinander. Es kam jedoch vorerst nur zu kleinen Gefechten der dänischen Vorhut mit zwei Bataillonen der Alliierten. Dörnberg marschierte mit seinen Einheiten weiter nach Eckernförde, da er das dänische Vorgehen falsch interpretiert hatte und trotz des Musketenfeuers, welches von Haby herüberschallte, nicht Halt machte. Von dem Gedanken besessen, die Dänen noch auf ihrem Abmarsch aus Eckernförde einzuholen, marschierte er weiter in die falsche Richtung. Wallmoden war ebenfalls um 7.30 Uhr aufgebrochen und war sehr überrascht, als gegen 8 Uhr Kampfhandlungen zwischen Wartenburg und Lallemands Avantgarde ausbrachen.

Gelände und Wetter

Neben der Stärke des Gegners gibt es die Faktoren Gelände und Wetter, welche eine Schlacht wesentlich beeinflussen können. Diese beiden Faktoren spielten auch in der Schlacht bei Sehestedt eine entscheidende Rolle.

Sehestedt ist ein kleiner Ort ca. 20 Kilometer westlich von Kiel. Die Landschaft rings um den Ort hat sich in den letzten 200 Jahren wenig verändert. Auch damals haben die Knicks, Wallhecken, welche als Windschutz und Begrenzung der Feldflächen dienten, die Landschaft bestimmt. Sehestedt liegt auf einem sandigen Höhenrücken, der nach allen Seiten hin abfällt. Im Norden stößt der Wittensee mit seinen sumpfigen Ufern und vorgeschobenen Mooren, besonders dem Habyer Moor, an diesen Rücken heran. Im Osten und Süden fließt die alte Eider, die mit breiten Sumpfflächen an beiden Ufern den Verkehr auf Straßen und Brücken zwingt. So zieht sich die Straße, die von Westen von Rendsburg kommend durch Sehestedt läuft, auf einem etwa 1.000 Meter breiten Höhenrücken nach Nordosten über Gettorf und weiter nach Kiel. Die alte Eider und der alte Eider-Kanal, der Vorläufer des heutigen Nord-Ostsee-Kanals, stellten im Süden das Haupthindernis für alle Bewegungen in Nord-Süd-Richtung dar. Die Landschaft unterstützte durch Bewuchs, durch Moore und Sumpf den Einsatz der Infanterie in der Verteidigung. Angreifende Infanterie, Kavallerie und Artillerie wurden in ihren Bewegungen und ihren Wirkungsmöglichkeiten stark eingeschränkt und auf das vorhandene Wegenetz gezwungen.

Die Kirche von Sehestedt.

Das Gutshaus Sehestedt lag etwas östlich des nördlichsten Dorfteils, von diesem durch einen Arm der alten Eider getrennt. Es hat starke Außenwände und eignete sich gut zur Verteidigung. Die Dorf-Kirche, noch heute erhalten, war ein massiver Bau aus Feldsteinen. Ansonsten bestand der Ort nur aus einfachen Bauernhäusern, die sich auf beiden Seiten der Straße befanden, die etwa eine Viertelmeile südöstlich des Gutshauses auf einer massiven Holzbrücke die alte Eider überquerte. Eine Pappelallee führte von hier in östlicherer Richtung zum Gutshof Osterrade, wo die Straße scharf nach Südwesten abbog und den Kanal bei Kluvensiek überquerte. Zwischen dem Dorf und der Osterrade-Brücke führte die Straße durch eine Senke, die von hohen Erdwällen begrenzt wurde. Das Gelände war zudem auf beiden Seiten teils von Wiesen und teils von Felder umgeben. Über die alte Eider, die stellenweise durchwatet werden konnte, führten zwei Brücken. Zwischen Klüvensiek und Rendsburg gab es keine weiteren Übergänge über den Eiderkanal.

Als sich das erste Tageslicht am Morgen des 10. Dezembers 1813 am Himmel zeigte, begann es zu tauen und ein wenig Schnee fiel vom Himmel. Aber schon wenig später zeigte sich die Sonne und am Rest des Tages herrschte herrlichster Wetter. Am Abend gab es klares und mondhelles Wetter. Die Straßen, die am frühen Morgen noch gefroren gewesen waren, wurden bald schlammiger und insbesondere die Straße von Sehestedt nach Osterrade wurde zu einem tiefen Morast. Die Felder waren ebenfalls durchnässt und so war jede Art von Bewegung über diese äußerst anstrengend. Das unwegsame Gelände und die unwegsamen Straßen erschwerten so die Truppenbewegungen erheblich.

Beginn der Schlacht

Lallemand befahl den litauischen Ulanen und dem I. Bataillons des Holsteinischen Scharfschützenkorps, in Richtung Haby vorzugehen. Sie kamen dabei in Kontakt mit der Nachhut der Brigade Wartenburg, wobei sie fast kampflos alle Train-Fahrzeuge erbeuteten und 70 Gefangene machten. Triumphierend kehrten sie mit der Beute zu Lallemand zurück, was die Stimmung unter den dänischen Soldaten hob. Das Gefecht war jedoch nicht unbemerkt verlaufen. Einige Männer der Brigade Wartenburg hatten das Musketen-Feuer gehört und sandte eine Nachricht an ihren Brigadekommandeur, der an der Spitze der Kolonne ritt. Dieser verstand nicht sofort, was der Gefechtslärm bedeutete und ließ die Kolonne zunächst nur anhalten. Die hinteren Einheiten gingen im naheliegenden Moor in Position, wo sie von den Holsteiner Scharfschützen angegriffen und in Richtung Haby zurückgeworfen wurden. Die Scharfschützen folgten den zurückgehenden Einheiten, aber nun ließ Wardenburg einige Kompanien gegen sie vorgehen, woraufhin die Dänen zur Holtseer Mühle zurückgedrängt wurden. Wallmoden hatte am Vortag befohlen, sich um 11 Uhr bei Kluvensiek zu sammeln, weshalb er zu diesem Zeitpunkt praktisch keine Einheiten zur Hand hatte, um auf die Angriffe der Dänen zu reagieren. Er befahl Oberstleutnant Goltz Sehestedt zu halten, dieser hatte aber nur sein Husarenregiment zu Verfügung. So ließ er einige von den Husaren absitzen und sich an den Hecken aufstellen, während die Pferde hinter die Stadt geführt wurden.

Die Hauptmacht des dänischen Hilfskorps hatte jetzt Holtsee erreicht. Der Prinz von Hessen hatte ein gutes Bild von der derzeitigen Lage, denn es waren bereits Gefangene aus verschiedenen Einheiten gemacht worden, die sowohl nördlich als auch südlich der Eider positioniert waren. Er erfuhr so, dass die Straße nach Rendsburg blockiert war, und sich eine feindliche Streitmacht auf seiner rechten Flanke bei Haby befand. Der Prinz beschloss, durch Sehestedt vorzurücken, da er die feindliche Stellung auf dem Weg nach Rendsburg durchbrechen musste. Gleichzeitig musste die Flanke in Richtung Haby gesichert werden. Diese Aufgabe fiel der 1. Brigade zu. Lallemand besetzte daraufhin das Gelände auf beiden Seiten der Straße auf Höhe der Mühle. Auf dem Mühlenberg befand sich die Batterie Gerstenberg, die vom I. Bataillon des 3. Jütischen Infanterieregiments gedeckt wurde. Auf dem rechten Flügel war das II. Bataillon der Schleswiger Jäger positioniert, während auf dem linken Flügel das II. Bataillon der Holsteinischen Scharfschützen standen. Das Holsteinische Kavallerie-Regiment stellte die 1. und 4. Schwadron zur Deckung des Trains. Im Zentrum bestand die Angriffslinie aus der 2. Husaren-Schwadron sowie den Jägerkompanien der Holsteiner, Oldenburger und der Altonaer Infanterie unter dem Kommando von Major Berger, dem Befehlshaber der 2. Husaren-Schwadron. Als Major Berger die abgesessenen Husaren der Russisch-Deutschen Legion entdeckte, befahl er den Jägerkompanien unter dem Befehl von Hauptmann Jess, dem Kompaniechef der Oldenburgischen Jägerkompanie, vorzurücken. Die Holsteiner Jäger unter Hauptmann Joens gingen auf der linken Seite, eine Kompanie der Holsteinischen Scharfschützen auf dem rechten Flügel vor, während die Oldenburger Jäger auf die rechte Seite entsandt wurden, wo sie an dem Gefecht bei Haby teilnahmen. Die Husaren der Russisch-Deutschen Legion nahmen den Kampf mit ihren Karabinern auf, und in der Zwischenzeit gelang es General Wallmoden persönlich, einige hundert Infanteristen zusammenzukratzen, die ursprünglich Quartier aufschlagen sowie Wagen und Nachzügler decken sollten. Die Truppe wurde von Oberleutnant Boden vom 3. Bataillon der Russisch-Deutschen Legion und Leutnant Schleiter vom 2. Bataillon angeführt. Sie marschierten nun durch den Wald an der alten Eider vorbei und weiter durch Sehestedt. Die dänischen Jäger bezogen Stellung auf den Hügeln am Holtsee. Zu dieser Zeit gab es eine Pause in den Kampfhandlungen um Sehestedt.

A. Der dänische rechte Flügel, bestehend aus dem ersten Bataillon, dem dritten und vierten Bataillon un eine Schwadron Husaren. a. Die Vorhut des Generals Dörnberg

B. Erste Aufstellung der Dänen, nachdem der Feind aus Holzsee vertrieben war, nämlicht 1. Die Vorhut unter General Lallemand. 2. Das Hauptkorps in Kolonne. 3. Sechs Kompanien Fußvolk und eine Schwadron fünischer Dragoner zur Deckung des Gepäcks. 4. Zwei Schwadronen holsteinische Reiter und zwei Schwadronen polnischer Ulanen zur Beobachtung des Weges von Holzsee.

C. Eine Schwadron, zwei Kompanien und zwei Geschütze zur Verteidigung des Dammes durch das Habyer-Moor. b. Wallmodens erste Stellung vor Sehestedt, bestehend aus dem Bataillon Dessau und dem sechsten Bat. der russisch-deutschen Legion; das siebte wurde hinter der alten Eider aufgestellt. c. Zweite Aufstellung der Vorhut Dörnbergs bei Haby.

D. Aufstellung eines Teils der ersten dänischen Brigade vor Sehestedt. d. Stellung der verbündeten Truppen in Sehestedt.

E. Angriff und Eroberung des Dorfes durch das erste und vierte Bataillon Oldenburg. e. Die aus dem Dorf geworfenen zwei Bataillone der Verbündeten werden durch das fünfte Bataillon der russisch-deutschen Legion verstärkt. Dies Bataillon geht zum Angriff über und drängt den Feind zurück.

F. Wiedereroberung des Dorfes durch die erste dänische Brigade. Eine dänische Abteilung mit 5 Geschützen auf dem rechten Flügel aufgestellt. f. Die Verbündeten, gezwungen das Dorf zu verlassen, bilden Kolonnen und beginnen einen neuen Angriff, verlieren aber drei Geschütze und viele Gefangene. Das siebte Bataillon stehtauf dem rechten Ufer der alten Eider.

G. Drei Schwadronen fünischer Dragoner umringen das fünfte Bataillon der Legion und erobern drei Geschütze. g. Neue Stellung der Verbündeten. h. Das erste und zweite Bataillon rücken aus der Stellung g gegen den dänischen rechten Flügel vor.

H. Die Abteilung des dänischen rechten Flügels muss sich zurückziehen. Drei Schwadronen der mecklenburgischen reitenden Jäger werfen sich auf das Mitteltreffen des Dänen.

I. Stellung des ersten Bataillons Fünen und des ersten Bataillons Schleswig, welche den Angriff der mecklenburgischen Jäger zurückweisen.

K. Der dänische rechte Flügel wird unterstüzt von den unter A genannten Truppen, die beiden Bataillone der Legion werden aus ihrer Stellung h geworfen. k. Die Verbündeten ziehen sich über die alte Eider zurück und nehmen eine Stellung bei Osterrade.

L. Das holsteinische Reiter-Regiment wird in seinem Angriff durch die mecklenburgischen Fußjäger aufgehalten.

M. Letzte Stellung der Dänen. Der rechte Flügel vereinigt sich mit dem Hauptkorps. m. General Vegesacks Heerteil

N. Die dänische Nachhut auf den Höhen am Kanal. n. General Dörnberg bei Wittensee.

Verstärkungen

Wallmoden setzte seine Suche nach weiteren Einheiten fort und traf bei Osterrade auf das Bataillon Anhalt und 4 Geschütze der Batterie Wiering. Das Bataillon und 2 der Geschütze wurden umgehend nach Sehestedt geschickt. In Kluvensiek standen das 1., 2., 5., 6. und 7. Bataillon der Russisch-Deutschen Legion. Wallmoden befahl dem 6. Bataillon nach Sehested zu marschieren, während das 7. Bataillon auf die andere Seite der alten Eider geschickt wurde, um dort die Dänen auf der linken Flanke anzugreifen. Das 5. Bataillon begab sich nach Osterrade in Reserve. Das 1. und 2. Bataillon wurden über Hohenfelde in Marsch gesetzt, um die Straße zwischen Sehestedt und Rendsburg zu blockieren. Kurz darauf erschienen das mecklenburgische Jägerbataillon zu Fuß und drei Schwadronen mecklenburgischer berittener Jäger bei Kluvensiek. Sie wurden ebenfalls nach Osterrade geschickt.

Die Schleuse und Brücke zwischen Klüvensiek und Osterrade über den alten Eider-Kanal.

Die 2. dänische Brigade marschierte nun hinter der leichten Brigade heran. Das Oldenburger Infanterieregiment stand in Kolonne auf der Straße. Rechts von den Oldenburgern standen das I. Bataillon des Schleswigischen und das I. Bataillon der Fünischen Infanterie-Regiments sowie hinter den Oldenburgern das II. Bataillon der Fünischen Infanterie in Kolonne. Die dänische Reserve bestand aus der 6. Husaren-Schwadron, der 2., 3. und 4. Schwadron des Fünischen Leichten Dragoner-Regiments sowie der 2. und 3. Schwadron des Holsteinischen Kavallerie-Regiments. Diese Truppen waren hinter der Linie der zwei I. Bataillone Schleswig und Fünen positioniert. Die Batterien Koye, Friis und Gönner hatte man hinter dem II. Bataillon Fünen aufgereiht.

Unterdessen wurden Oberstleutnant Goltz und seine Husaren durch das 6. Bataillon der RDL und zwei Geschütze der Batterie Wiering, gefolgt vom Anhaltischen Bataillon verstärkt. Die Gefechtslinie rückte nun bis zur ersten Straße in Richtung Haby vor, wobei das 6. Bataillon der RDL selbst etwa 300 Meter weiter westlich in einer Kolonne hinter einer Wiese in einer Mulde stand. Der rechte Flügel der Linie befand sich innerhalb des Waldrandes am rechten Ufer der alten Eider. Das Bataillon Anhalt und die Geschütze der Batterie Wiering verblieben in Sehestedt. Das 7. Bataillon der RDL rückte am linken Ufer der alten Eider hinauf.

A. Der dänische rechte Flügel, bestehend aus dem ersten Bataillon, dem dritten und vierten Bataillon un eine Schwadron Husaren. a. Die Vorhut des Generals Dörnberg

B. Erste Aufstellung der Dänen, nachdem der Feind aus Holzsee vertrieben war, nämlicht 1. Die Vorhut unter General Lallemand. 2. Das Hauptkorps in Kolonne. 3. Sechs Kompanien Fußvolk und eine Schwadron fünischer Dragoner zur Deckung des Gepäcks. 4. Zwei Schwadronen holsteinische Reiter und zwei Schwadronen polnischer Ulanen zur Beobachtung des Weges von Holzsee.

C. Eine Schwadron, zwei Kompanien und zwei Geschütze zur Verteidigung des Dammes durch das Habyer-Moor. b. Wallmodens erste Stellung vor Sehestedt, bestehend aus dem Bataillon Dessau und dem sechsten Bat. der russisch-deutschen Legion; das siebte wurde hinter der alten Eider aufgestellt. c. Zweite Aufstellung der Vorhut Dörnbergs bei Haby.

Angriff auf Haby

Die dänische Brigade unter General Schulenburg ließ nun eine Abteilung der rechten Flanke unter dem Kommando des Stabschefs der Brigade, Hauptmann Römeling, bilden. Dieses Detachement bestand aus dem I. Bataillon des Regiments der Königin, der Jägerkompanie des I. Bataillons des Regiments der Königin, dem III. und IV. Bataillon des Holsteinischen Regiments sowie der 2. Husaren-Schwadron. Wie erwähnt, schloss sich später die Jägerkompanie des II. Bataillons des Oldenburgischen Regiments dieser Truppe an. Die Abteilung der rechten Flanke rückte nun vor, um die Teile der gegnerischen Avantgarde anzugreifen, die bei Haby gekämpft hatten. Die litauischen Ulanen schlossen sich ebenfalls dem Detachement an und zwei Schwadronen holsteinischer Reiter schickten Patrouillen in Richtung Hohenlied und Harzhof, um die rechte Flanke des Trains zu decken. Oberstleutnant Leschly rückte mit dem I. Bataillon Holsteinischer Scharfschützen erneut in Richtung Haby vor, unterstützt von der Jägerkompanie des II. Bataillons Oldenburger Infanterie und einer Kompanie Leibjägern des Regiments Königin. Sie konnten Haby erobern, nachdem sie den Gegner in den Wald zurückgeworfen hatten. Das gegnerische Feuer war jedoch so stark, dass die Dänen Haby wieder verlassen mussten.

Jetzt rückte Römelings Streitmacht vor und besetzte Haby erneut. Wardenburgs Truppen führten eine zögerliche Schlacht vom Waldrand aus. Dörnberg schickte zwar die Kielmannseggischen-Jäger zur Verstärkung, er selbst marschierte aber weiter in Richtung Eckernförde. Seine Einheiten erreichten Marienthal, bevor er endlich bemerkte, dass die Dänen nicht nach Norden zogen. In Marienthal traf er auf eine Schwadron des 2. Husarenregiments der RDL. Sie berichteten, dass es weder zwischen Marienthal und Rothenstein noch weiter nördlich dänische Einheiten gab. Dörnberg entschied sich daher, nach Groß Wittensee und Haby zurückzukehren. Dort traf er aber erst gegen 12 Uhr ein.

Angriff auf Sehestedt

Um 9 Uhr befahl der Prinz von Hessen einen Angriff auf Sehestedt. Das II. Bataillon des Schleswigschen Jägerkorps und das II. Bataillon des Holsteinischen Scharfschützenkorps wurden in einer Linie aufgestellt und rückten zusammen mit den beiden anderen Jägerkompanien gegen das 6. Bataillon der RDL vor. Bald entbrannte ein heftiges Feuergefecht. Der rechte Flügel der Linie des 6. Bataillons der RDL feuerte auf die linke Flanke der Dänen, was die Entsendung zweier Kompanien des IV. Bataillons des Oldenburgischen Regiments zur Unterstützung notwendig machte. Die Feuerlinie der RDL zog sich auf das Herrenhaus von Sehestedt zurück, dessen feste Mauern sich eigentlich gut zur Verteidigung eigneten. In den Gebäuden selbst waren jedoch Stroh und Getreide gelagert, was im Falle eines Feuers eine ernste Gefahr darstellte. Um die Gebäude nutzen zu können, hätten sie daher geleert werden müssen, wofür jedoch keine Zeit blieb. Stattdessen wurden die Gebäude von beiden Seiten als Sammelstelle für Verwundete genutzt.

Die Jütland-Brigade verstärkte nun die dänische Front und marschierte in Linie vor. Gerstenberg stellte sechs Geschütze seiner Batterie östlich der Straße auf und unterstützte den Angriff mit ihrem Feuer. General Schulenburg entsandte zwei Kompanien des II. Bataillons der Oldenburger Infanterie unter dem Kommando von Major Ahlefeldt sowie zwei Geschütze der Batterie Koye unter dem Befehl von Leutnant Deichmann zur Unterstützung der Truppe von Hauptmann Römeling. Das I. Bataillon der Oldenburger und die beiden anderen Musketier-Kompanien des IV. Bataillons griffen nun gemeinsam das 6. Bataillon der RDL an und drängten es nach Sehestedt zurück, wo es am nördlichen Rand der Stadt Stellung bezog. Die beiden Geschütze der Batterie Wiering positionierten sich links von der Einfahrt nach Sehestedt. Von hier aus wurde eine der dänischen Kanonen der Batterie Gerstenberg erfolgreich außer Gefecht gesetzt. Das Bataillon Anhalt kehrte unterdessen nach Kluvensiek zurück.

Das 7. Bataillon der RDL wurde ebenfalls in das Herrenhaus zurückgedrängt. Wie erwähnt, stand das Bataillon am anderen Ufer der alten Eider und nahm deshalb kaum an der Schlacht teil. Der Rest der Batterie Koye, also 4 Geschütze und 2 Haubitzen, gingen auf beiden Seiten der Straße in Stellung, von wo aus die Haubitzen auf Sehestedt feuerten. Der Prinz von Hessen erkannte, dass seine Truppen überlegen waren, was er Gedachte auszunutzen. Er befahl daher General Schulenburg, Sehested im Sturm zu nehmen. Drei Marineoffiziere, Hauptmann Holstein und die Leutnants Flor und Aschehoug, nahmen ebenfalls an dem Angriff teil, da die Matrosenkompanie als Handlanger für die Artillerie abgestellt worden war. Die Kolonne bewegte sich entlang der Straße vorwärts, während das IV. Bataillon der Oldenburger in Reih und Glied links von der Straße vorrückte. Die dänische Angriffskolonne wurde mit einer Salve empfangen, wodurch die Grenadierkompanie 28 von ihren 95 Mann verlor. Hauptmann Höegh, Befehlshaber der Grenadierkompanie, wurde sowohl am Bein als auch an der Schulter verwundet, führte die Kompanie aber weiter vorwärts. Unter Jubelrufen stürmte die Kolonne durch Sehestedt und fiel dem Gegner in den Rücken, darunter auch Wierings zwei Geschützen. Auf dem linken Flügel drangen die Jäger-Grenadier-Kompanie, die Scharfschützen des Hauptmanns Schotten und eine Kompanie Schleswiger Jäger von Norden in die Stadt ein, während der Rest des I. Bataillon des Schleswiger Jäger-Korps und des II. Bataillons der Holsteinischen Scharfschützen von Westen her in den Ort stürmten. Zwei Geschütze der Batterie Koye sicherten Sehestedts südlichen Ausgang. Es war jetzt zwischen 10.30 und 11.00 Uhr.

I. Stellung des ersten Bataillons Fünen und des ersten Bataillons Schleswig, welche den Angriff der mecklenburgischen Jäger zurückweisen.

K. Der dänische rechte Flügel wird unterstüzt von den unter A genannten Truppen, die beiden Bataillone der Legion werden aus ihrer Stellung h geworfen. k. Die Verbündeten ziehen sich über die alte Eider zurück und nehmen eine Stellung bei Osterrade.

L. Das holsteinische Reiter-Regiment wird in seinem Angriff durch die mecklenburgischen Fußjäger aufgehalten.

M. Letzte Stellung der Dänen. Der rechte Flügel vereinigt sich mit dem Hauptkorps. m. General Vegesacks Heerteil

Verteidigung von Sehestedt

Die Dänen bereiteten sich nun auf einen Gegenangriff von Wallmoden Truppen vor. Es ging darum, den südlichen Teil von Sehestedt zu halten, damit die dänischen Truppen von Norden her nach Sehestedt und weiter westlich entlang der Straße nach Rendsburg aus der Stadt heraus vorrücken konnten. Der südliche Ortsrand wurde von drei Oldenburger Kompanien besetzt, von denen eine die Grenadierkompanie war. Hinter dem Regiment befanden sich zwei Geschütze der Batterie Koye und noch etwas weiter dahinter insgesamt 5 Geschütze der Batterie Friis. Die drei Schwadronen Fünischer Dragoner unter Major Höegh-Guldberg waren an der Kirche stationiert. Die beiden leichten Bataillone wurden in Plänkler-Formationen in Bauernhöfen und Gärten auf gleicher Höhe mit den Oldenburger verteilt. Die Jäger-Kompanie des III. Bataillons der Holsteiner und die Altonaer Jäger-Grenadier-Kompanie wurden als Bedeckung für die Batterien aufgestellt. Die zweite Linie bestand aus den beiden Fünischen Bataillonen und dem 3. Bataillon des Jütischen Regiments. Sie wurden entlang der Straße nach Rendsburg verteilt. Vor dem Herrenhaus Sehestedt standen drei Musketier-Kompanien des I. Bataillons der Schleswiger in Kolonne. Die vierte Kompanie des Bataillons wurde zur Verteidig des Herrenhauses abgestellt. Vier Geschütze der Batterie Koye standen auf beiden Seiten der Straße zwischen Sehestedt und Holtsee. Nördlich von Sehestedt befanden sich die 6. Husarenschwadron, zwei Schwadronen holsteinischer Reiter, die Batterie Gönner und drei Geschütze der Batterie Friis. Fynske hatte die Grenadierkompanie und eine Musketier-Kompanie als Verteidigungstruppe eingeteilt. Der Prinz von Hessen befahl nun dem Train sich nach Sehestedt in Marsch zu setzen. Der Vormarsch begann um 11 Uhr, und die Deckungstruppe, eine Schwadron Fünischer Dragoner und sechs Kompanien Infanterie folgten in Kolonne.

D. Aufstellung eines Teils der ersten dänischen Brigade vor Sehestedt. d. Stellung der verbündeten Truppen in Sehestedt.

E. Angriff und Eroberung des Dorfes durch das erste und vierte Bataillon Oldenburg. e. Die aus dem Dorf geworfenen zwei Bataillone der Verbündeten werden durch das fünfte Bataillon der russisch-deutschen Legion verstärkt. Dies Bataillon geht zum Angriff über und drängt den Feind zurück.

F. Wiedereroberung des Dorfes durch die erste dänische Brigade. Eine dänische Abteilung mit 5 Geschützen auf dem rechten Flügel aufgestellt. f. Die Verbündeten, gezwungen das Dorf zu verlassen, bilden Kolonnen und beginnen einen neuen Angriff, verlieren aber drei Geschütze und viele Gefangene. Das siebte Bataillon stehtauf dem rechten Ufer der alten Eider.

G. Drei Schwadronen fünischer Dragoner umringen das fünfte Bataillon der Legion und erobern drei Geschütze. g. Neue Stellung der Verbündeten. h. Das erste und zweite Bataillon rücken aus der Stellung g gegen den dänischen rechten Flügel vor.

H. Die Abteilung des dänischen rechten Flügels muss sich zurückziehen. Drei Schwadronen der mecklenburgischen reitenden Jäger werfen sich auf das Mitteltreffen des Dänen.

I. Stellung des ersten Bataillons Fünen und des ersten Bataillons Schleswig, welche den Angriff der mecklenburgischen Jäger zurückweisen.

K. Der dänische rechte Flügel wird unterstüzt von den unter A genannten Truppen, die beiden Bataillone der Legion werden aus ihrer Stellung h geworfen. k. Die Verbündeten ziehen sich über die alte Eider zurück und nehmen eine Stellung bei Osterrade.

L. Das holsteinische Reiter-Regiment wird in seinem Angriff durch die mecklenburgischen Fußjäger aufgehalten.

M. Letzte Stellung der Dänen. Der rechte Flügel vereinigt sich mit dem Hauptkorps. m. General Vegesacks Heerteil

N. Die dänische Nachhut auf den Höhen am Kanal. n. General Dörnberg bei Wittensee.

Schlechte Kommunikation

Wallmoden vermutete, dass Dörnberg die Situation erkannt haben musste, und bemühte sich daher, die Verbindung wiederherzustellen. Außerdem ging Wallmoden davon aus, dass die schwedische Vorhut unter Generalleutnant Skjöldebrand bereits dabei sein musste, das dänische Hilfskorps im Rücken anzugreifen. Aber es gab keinen Kampflärm aus dieser Richtung und es gab keine Berichte über Skjöldebrands Vormarsch. Die fehlende Kommunikation führte dazu, dass die 1. Brigade der Russisch-Deutschen Legion, die etwas erschöpft in Kluvensiek angekommen war, auf den umliegenden Höfen Rast machen durfte. Hier erhielten die Einheiten Brot und Wein und während sie aßen und tranken, verlor das 6. Bataillon der Russisch-Deutschen Legion die Schlacht um Sehestedt.

Gegenstoß der Alliierten

Um die Lage zu retten und die Straße nach Rendsburg zu blockieren, wurde die 1. Brigade der Russisch-Deutschen Legion über die Brücke bei Osterrade und von dort über die Felder zur Rendsburger Straße kommandiert. Auf dem Weg über die Brücke bei Osterrade trafen sie auf das 1. Husarenregiment der RDL, welches sich auf dem Rückweg von der Schlacht bei Sehestedt befand. Dies verursachte einen Stau an der Brücke, der den Vormarsch der Brigade verlangsamte. Das 5. Bataillon der Russisch-Deutschen Legion blieb zurück, so dass nur das 1. und 2. Bataillon ins Gelände vorrückten. Hier gerieten sie schnell in ein Gefecht mit den Dänen, wodurch der Vormarsch erneut verlangsamt wurde. Als das 5. Bataillon schließlich die Brücke überquerte, war der Rest der Brigade bereits verschwunden. Nun aber befahl der Divisionskommandeur General Ahrentschildt dem 5. Bataillon, Sehestedt zusammen mit dem 6. und 7. Bataillon und den beiden Geschützen Wiering von Süden her anzugreifen. Das Bataillon rückte in Sektionskolonne, mit dem Bataillonskommandeur und den Adjutanten zu Pferd an der Spitze, entlang der Hecken vor. Der Vormarsch erfolgte relativ sorglos und es gab nur wenige Geschütze, welche die Kolonne sichern konnten. Die Frontkompanie bewegte sich schneller als der Rest des Bataillons, wodurch die Kolonne schließlich geteilt wurde. In diesem Zustand stießen sie auf die Oldenburger Grenadierkompanie. Wierings Geschütze feuerten jedoch auf die Oldenburger und drängten diese zurück. Gleichzeitig wurde eine der Haubitzen von Leutnant Lüttichaus, welche in einer Biegung im Süden von Sehestedt stand, demontiert. Sie musste daher zurückgelassen werden. Die Batterie Gönner feuerte auf das 5. Bataillon der RDL, aber aufgrund der Hecken war die Wirkung nur gering.

Angriff der Fünischen Dragoner

Zu diesem Zeitpunkt wurden die drei Schwadronen der Fünischen Dragoner von General Schulenburg nach vorne befohlen. Alle Offiziere nahmen ihre Plätze an der Spitze der Kolonne ein. Mit wilden Rufen und mit flatternden roten Mänteln stürzten sie auf den Gegner zu, der völlig überrascht war. Der Bataillonskommandeur des 5. Bataillons der RDL, Hauptmann v. Dobschütz war mit der Situation überfordert und so versuchten die Männer sich so gut wie möglich selbst zu retten. Die 1. Kompanie und ein Teil der 2. Kompanie drangen durch die Hecke in ein Feld vor, wo sie unter der Führung von Hauptmann Uslar ein notdürftiges Karree bildeten. Die Männer verteidigten sich, bis der Hauptmann zuerst von einer Kugel in die Seite getroffen wurde und dann mehrere Säbelhiebe auf den Kopf erhielt. Er starb einige Tage später, ohne darüber informiert worden zu sein, dass er für seine Bemühungen mit dem Wladimir-Orden ausgezeichnet worden war. Der Rest des Bataillons wurde auf seiner Flucht eingeholt, teils von den Dragonern, teils von den Oldenburger Grenadieren, die wieder vorgerückt waren.

Die Dragoner setzten ihren Weg durch das zersprengte Bataillon fort. Rittmeister Graf Moltke und die Leutnants Wind und Top erbeuteten zusammen mit einigen Dragonern die beiden Geschütze Wierings. Oberstleutnant v. d. Goltz, der das Kommando hatte, wurde gefangen genommen, als sein Pferd stürzte. Wallmoden selbst musste eilig fliehen, wobei zwei seiner Stabsoffiziere durch Säbelschläge verwundet wurden. Sowohl das 6. Bataillon der RDL als auch das Bataillon Anhalt wurden ebenfalls von diesem Angriff getroffen. Eine Schwadron der dänischen Dragoner unter der Führung von Major Höegh-Guldberg sprang über einen Feldzaun und versuchte, das 1. und 2. Bataillon der RDL anzugreifen, was jedoch ohne Erfolg bliebt. Es gelang jedoch, die beiden Bataillone aufzuhalten, während sie sich auf den Angriff vorbereiteten. Als die Dragoner die Brücke in Osterrade erreichten, waren ihre Pferde völlig erschöpft. Der Angriff wurde daher abgebrochen und die Dragoner zogen sich nach Sehestedt zurück. Auf dem Rückweg wurden sie von den Soldaten beschossen, die sich hinter den Hecken versteckt hatten.

Inzwischen war das Oldenburger Regiment vorgerückt. Es sorgte dafür, dass Gefangene und zersprengte Einheiten eingesammelt und die erbeuteten Geschütze aufgeprotzt und zurückgebracht wurden. Die zweite Linie wurde nun in die vordere Gefechtslinie befohlen. Das I. Bataillon der Schleswiger stand links von der Straße am südlichen Ausgang von Sehestedt, das I. Fünische Bataillon am südöstlichen Stadtrand und das I. Bataillon des 3. Jütischen Regiments deckte die Geschütze auf dem linken Flügel der ersten Linie. Die dänischen Husaren rückten entlang der Straße vor und bezogen Stellung neben dem Herrenhaus. Nördlich des Ortes befanden sich jetzt nur noch 3 Geschütze der Batterie Friis und zwei Musketier-Kompanien des II. Fünischen Bataillons.

Alliierte Reaktionen

Um die Infanterie der RDL zu entlasten, wurde die eine Schwadron des 1. Husarenregiments der RDL wieder über Osterrade vorgeschoben. Sie rückten in einer Kolonne mit einer Breite von 4 Mann vor. Auf ihrem Weg trafen sie auf einige dänische Kanoniere und auf einige Fünische Dragoner, die sich jedoch schnell von der Straße entfernten. Als die Reiter kurz vor Sehestedt eintrafen, bogen sie über die Felder ab. Auf diese Weise wichen sie dem Feuer der geschlossenen dänischen Infanterie-Einheiten und der Artillerie aus. In der Zwischenzeit zogen sich die Reste des 5. und 6. Bataillons der RDL nach Kluvensiek zurück, wo sie neu formiert wurden. Die Schwadron des 1. Husarenregiments erbeutete etwa 20-30 freilaufende Pferde, die sie zu den eigenen Linien zurückbrachten.

Dörnberg hatte den Hügel zwischen Groß Wittensee und Haby erreicht, und hier erhielt er den Befehl Wallmodens, die Verbindung über Sehestedt nach Kluvensiek wiederherzustellen. Der Befehl war bereits um 9 Uhr morgens an ihn ausgegeben worden. Dörnberg hatte jedoch nicht genügend Kräfte zur Verfügung, um anzugreifen, und er ging davon aus, dass die Kämpfe bei Haby bedeuteten, dass die Dänen nördlich vom Wittensee vorrücken würden. Daher nahm er eine Sperrposition ein und stützte dabei seinen rechten Flügel auf den See. In Osterrade war eine Streitmacht unter Oberstleutnant Halkett zusammengestellt worden. Es waren die hannoverschen Bataillone Lauenburg und Langrehr, Hauptmann Holtzermanns Halbbataillon der KGL, 17 mecklenburgische Jäger zu Fuß und das 7. Bataillon der RDL.  Südlich des Eiderkanals standen das Bataillon Bennigsen und die beiden Batterien der RDL sowie Teile des 1. Husarenregiments der RDL, die hannoverschen Bremen-Verden Husaren und die mecklenburgischen reitenden Jäger.

Wallmoden befahl dem Lauenburger Bataillon und dem Halbbataillon Holtzermann, die Lücke auszunutzen, welche die Schwadron des 1. Husarenregiments der RDL geschaffen hatte. Sie rückten von Osterrade aus auf der Straße vor, wurden aber bald mit Kartätschen und Vollkugeln beschossen. Dem Bataillonskommandeur der Lauenburger, Major Benoit, wurde das Pferd erschossen und sein Adjutant getötet. Das Bataillon versuchte, auf der linken Straßenseite aufzumarschieren, was aber aufgrund von Artilleriebeschuss erfolglos blieb. Das Bataillon löste sich auf, da die Soldaten an den Zäunen entlang der Straße Deckung suchten. Holtzermann rückte mit seiner Einheit auf den rechten Flügel der Lauenburg vor. Hinter ihnen stellten sich das 7. Bataillon der RDL und die Mecklenburgischen Jäger zu Fuß als Reserven auf.

Fahne der Lauenburger

Es entwickelte sich ein kurzes, aber wirkungsloses Feuergefecht zwischen den Dänen und der Feuerline der Alliierten. Der Prinz von Hessen befahl schließlich der 6. Husarenschwadron unter dem Kommando von Major Späth den Gegenangriff. Die Husaren galoppierten vorwärts, gefolgt von den Fünischen Dragonern. Sie ritten direkt durch die Linie des Lauenburger Bataillons und warfen sich auf das 7. Bataillon der RDL. Diese hatte bereits begonnen, sich zurückzuziehen, als die Männer die angreifende Kavallerie entdeckten. Die Fahne der Lauenburger stand auf dem rechten Flügel ohne Bedeckung in der Nähe der Straße und die Einheit lief Gefahr, ihr Feldzeichen an einen dänischen Dragoner zu verlieren. Im letzten Augenblick warf sich der Brigadekommandeur, Oberstleutnant Hugh Halkett, dazwischen und versetzte dem Dragoner einen Schlag mit seinem Säbel. Schließlich kamen weitere Infanteristen hinzu und es gelang ihnen die Fahne zu retten. Halkett musste sein Pferd anschließend mit der flachen Seite seines Säbels schlagen, um es über einen Zaun zu bekommen, damit er entkommen konnte. Holtzermann hingegen geriet in Gefangenschaft. Nun gerieten die Soldaten der RDL in Panik. Sie warfen ihre Gewehre zu Boden, einige eilten auf die Osterrader-Brücke zu, während andere in die Felder flüchteten. Die mecklenburgischen Jäger bildeten eine Verteidigungsformation auf einem offenen Feld und schossen von hier aus auf die Dänen. Es entwickelten sich viele kleine Einzelkämpfe mit Säbel, Bajonett und Gewehrkolben, wobei die dänischen Husaren einige der Flüchtlinge gefangen nehmen konnten.

Angriff der reitenden Mecklenburger Jäger

Wallmoden befahl nun den mecklenburgischen reitenden Jägern den Gegenangriff. Der Kommandeur des Regiments war Oberst v. Müller, die 2. Schwadron wurde von Prinz Gustav von Mecklenburg auf einem schwarzen Pferd angeführt. Die Reiter der Einheit hatten wegen der fliehenden Infanteristen Schwierigkeiten, die Brücken zu überqueren, und rückten daher nur langsam vor. Sobald aber die Schwadron des Prinzen Gustav die Brücke überschritten hatte, befahl er seinen Männern zunächst Trab, dann Galopp und schließlich Karriere. Der Prinz rief seinen Männern zu, dass „kein Pardon“ gegeben werden sollte. So eilten sie den dänischen Husaren und Dragonern nach, durchbrachen die Linie der Oldenburger und erreichten die Kanonen am Südausgang von Sehestedt. Wie bereits erwähnt, war die Straße durch kleine Wälle mit Hecken begrenzt, dahinter standen die Männer der Infanterieregimenter Fünen und Schleswig. Hinter der mecklenburgischen Schwadron schoben die dänischen Artilleristen von Leutnant Deichmann zusätzlich zwei Kanonen auf die Straße. Die Schwadron der Mecklenburger wurde dadurch gleichzeitig von der Infanterie auf beiden Seiten der Straße sowie im Rücken durch Artillerie beschossen. Die Straße wurde durch den starken Beschuss komplett in Pulverdampf gehüllt. Aus dem Rauch heraus kamen nur 6, der ursprünglich 120 Mann, geritten. Später kehrten noch ein paar freilaufende Pferde und einige Jäger ohne ihre Pferde zurück, der Rest war verwundet, getötet oder gefangen genommen worden. Prinz Gustav wurden durch den Beschuss zwei Finger (und seinen Siegelring) abgeschossen. Als ein paar dänische Infanteristen auf ihn zueilten, bat er qualvoll um „Pardon“. Er wurde gefangen genommen und zum Prinzen von Hessen gebracht, der ihn verbinden ließ und ihn dann auf sein Ehrenwort entließ. Als die folgende 3. Schwadron sah, wie sich die Dinge für die 2. Schwadron entwickelt hatten, entschied sie sich sofort für die Rückzug zu den eigenen Linien und auch der Rest des Regiments tat es ihnen gleich. Der Angriff war jedoch nicht ganz umsonst gewesen, denn einige Gefangene, die die Dänen zuvor genommen hatten, wurden befreit, und kehrten sowohl zum Lauenburger als auch zum 7. Bataillon der RDL zurück. Aber es war unmöglich, diese angeschlagenen Einheiten wieder ins Gefecht zu bringen.

Eine kleine Sensation ist diese britische Geschütz mit Protze, welches heute im dänischen Artillerie-Museum (Panser- & Artillerimuseum) in der Nähe von Esbjerg zu sehen ist. Es handelt sich um eines der zwei Beutegeschütze, welche die Dänen von der Batterie Wiering während der Schlacht von Sehestaedt erobert hatten. Die russisch-deutsche Legion hatte die Geschütze als Hilfslieferung aus Großbritannien erhalten.

Vorstoß von Westen

Wallmoden gab es nun auf, Sehestedt durch einen Angriff aus dem Süden zurückzuerobern. Stattdessen nahm er eine Verteidigungsstellung am Eiderkanal ein, die sich auf die beiden Batterien der RDL stützte, die vom Bataillon Bennigsen gedeckt wurden. Er überlegte zunächst, ob Bennigsen über die Brücke schicken und dann das Lauenburger Bataillon als Unterstützung einsetzen sollte. Er würde aber so riskierten, dass ein weiteres Bataillon von der dänischen Kavallerie niedergeritten werden würde, weshalb er diese Idee wieder verwarf. Stattdessen befahl er dem 1. und 2. Bataillon der RDL, nach rechts abzuschwenken, um Sehestedt von Westen her anzugreifen. Es war 13 Uhr als die zwei Bataillone langsam über die Felder vorrückten. Das Gelände war aufgrund des feuchten Bodens und der zahlreichen Gräben und Deiche, nur schwer passierbar. Die berittenen Offiziere waren gezwungen, abzusteigen und ihre Pferde zu führen. Als die Bataillone in geschlossener Formation marschierten, wurden sie von der dänischen Artillerie beschossen. Als sie stattdessen versuchten, in lockerer Formation vorzurücken, erschien eine Schwadron Fünischer Dragoner, so dass sie sich sammeln mussten, um den Angriff abzuwehren. Während des Vormarsches gab es nur vereinzeltes Feuer zwischen der russisch-deutschen Infanterie und den dänischen Schützenlinien auf große Entfernungen, weshalb keine große Wirkung erzielt wurde. Die dänische Artillerie feuerte ebenfalls auf die Bataillone, aber viele der Vollkugeln bohrten sich in die Deiche und richteten somit keinen Schaden an. Günstig für den Vormarsch der RDL war, dass die volle Aufmerksamkeit der Dänen auf den Süden gerichtet war. Nur zwei Kompanien des II. Fünischen Bataillons und 3 Geschütze der Friis-Batterie unter dem persönlichen Kommando des Kommandeurs waren bereit, den Angriff zu empfangen. Als der Prinz von Hessen von dem Angriff erfuhr, war er im Begriff, den Gedanken an einen Durchbruch nach Rendsburg aufzugeben. Er wusste, dass die dänischen Reserven erschöpft waren und das halbe Fünische Bataillon, dass kaum noch über Munition verfügte, nicht mehr lange aushalten konnte. Deshalb dachte er daran, den Train aufzugeben und sich dann mit allem, was zu retten war, nach Rendsburg zurückzuziehen. Doch bevor die Befehle erteilt wurden, entwickelte sich die Situation auf unerwartete Weise.

Rettung durch Römeling

Der dänische Hauptmann Römeling hatte vier Stunden lang ein Gefecht gegen die Einheiten der Brigade Wardenburg der RDL um den Besitz von Haby geführt. Wardenburg hatte um 11 Uhr vermutet, dass Wallmoden nun Harzhof erreicht haben müsse, und war mit seinen beiden Bataillonen der RDL nach Goosefeld marschiert, wo er glaubte, auf die Hauptmacht zu treffen. Er ließ die Kielmanseggsche Jäger und die Artillerie der Brigade am Waldrand zurück. Hauptmann Römeling erkannte das Vorhaben und vermutete nun, dass seine Truppen als Flankenschutz nicht mehr benötigt wurde. Der dänische Train wurde weiterhin von 1 ½ Bataillonen Infanterie sowie einigen Geschützen gedeckt. Römeling marschierte daher mit seinen drei Bataillonen auf Sehestedt zu, wobei die Husarenschwadron des Majors Berger die Nachhut bildete. Zunächst folgten die Kielmanseggsche Jäger und die Artillerie der RDL den Dänen, aber als Major Berger zusammen mit der Jägerkompanie des II. Bataillons der Oldenburger, unterstützt von zwei Geschützen aus der Batterie Friis unter der Führung von Leutnant Mourier gegen sie Front machten, zwang dies die Schützen zurückzugehen. Als Leutnant Mourier ihnen ein paar Salven aus seinen Geschützen hinterherschickte, gaben sie es schließlich vollständig auf Römelings Truppen zu folgen.

Major Ahlefeldt kommandierte die beiden anderen Kompanien des II. Bataillons der Oldenburger und zwei Geschütze der Batterie Koye. Wie schon Römeling, entschied er, dass er nördlich von Sehestedt nicht mehr gebraucht wurde. Er schickte zwei Kompanien zur Sicherung von Gönners Batterie vor. Als Römeling sich Sehestedt näherte, wurde er von einem der Adjutanten des Generals Lallemands empfangen. Dieser teilte ihm mit, dass die Soldaten unter dem Befehl von Major Bie über nur noch wenige Munition verfügten und daher die beiden Bataillone der RDL (1. und 2. Bataillon unter Major Natzmer) nicht mehr zurückhalten könnten. Römeling löste daraufhin ein Bataillon zu einer Schützenkette auf und formierte die beiden anderen Bataillone zu Kolonnen. Die beiden Geschütze der Batterie Koye bezogen Stellung westlich von Sehestedt. Es folgte ein halbstündiger Kampf mit heftigem Feuergefecht zwischen den Linien. Dann griffen das I. Bataillon des Regiments Königin und das IV. holsteinische Bataillon mit gefälltem Bajonett und lautem Jubel an. Das III. Bataillon der Holsteiner formierte sich neu und nahm eine Reservestellung für die beiden anderen Bataillone ein. Diese trieben, unterstützt von den Geschützen der Batterie Friis, die Bataillone der RDL bis zur Brücke über die Eider zurück. Hier geriet Friis in ein Feuergefecht mit den Batterien der RDL, die jedoch als Verlieren aus diesem Duell hervorgingen. Währenddessen wurde Major Bies halbes Bataillon aus der Reserve mit Munition versorgt und folgte Römelings Truppen. Es war jetzt 14.15 Uhr. Der Prinz von Hessen war wieder beruhig und rechnete dies Römeling hoch an. „Wir können dem Sieg nur seinem Manöver verdanken.“

Angriff der Holsteiner Kavallerie

Um Natzmers Niederlage vollständig zu machen, wurde nun dem Holsteiner Kavallerieregiment der Angriff befohlen. Sie rückten auf demselben Weg vor, den zuvor die fünischen Dragoner als auch die Husaren des Majors Späth benutzt hatten. Die Straße war schlammig und überall lagen gefallene Pferde und Soldaten sowie verlorene Ausrüstung. Trotzdem griff Major Stemann mit der 2. Schwadron an der Spitze an. Sie ritten durch das 1. und 2. Bataillon der RDL, obwohl diese auf die Reiter schossen, und setzten ihren Weg über die Osterrade-Brücke fort. Auf der anderen Seite der Eider sammelten sie sich und griffen dort einige Reiter an. Es stellte sich heraus, dass es Wallmoden und sein Stab waren. Ein Kavallerist packte Wallmodens Umhang, aber einer seiner Adjutanten hieb den Reiter nieder. Die beiden Schwadronen wurden jedoch von den mecklenburgischen Jägern zu Fuß beschossen, was zu erheblichen Verlusten unter den Offizieren und Mannschaften der Einheit führte. Der Angriff musste abgebrochen werden, und die Holsteiner eilten auf der Straße über die Brücke zurück. Hier trafen sie erneut auf die beiden Bataillone des Majors Natzmer, und sie wieder ritten sie durch ihre Reihen. Das Holsteinische Kavallerieregiment verlor bei dem Angriff insgesamt 3 Offiziere und 37 Mannschaften. Die beiden Bataillone der RDL wurden zwar nicht vollständig aufgerieben, aber stark dezimiert. Römeling verfolgte Natzmers Truppen mit III. und IV. holsteinischem Bataillon, während das I. Bataillon des Regiments Königin und die Jäger-Kompanie von II. Bataillons ein Feuergefecht über die hinweg Eider begannen. Die Batterie Gönner feuerte ebenfalls eine Weile über die Eider, aber gegen 15 Uhr ebbten die Kämpfe langsam ab.

F. Wiedereroberung des Dorfes durch die erste dänische Brigade. Eine dänische Abteilung mit 5 Geschützen auf dem rechten Flügel aufgestellt. f. Die Verbündeten, gezwungen das Dorf zu verlassen, bilden Kolonnen und beginnen einen neuen Angriff, verlieren aber drei Geschütze und viele Gefangene. Das siebte Bataillon stehtauf dem rechten Ufer der alten Eider.

G. Drei Schwadronen fünischer Dragoner umringen das fünfte Bataillon der Legion und erobern drei Geschütze. g. Neue Stellung der Verbündeten. h. Das erste und zweite Bataillon rücken aus der Stellung g gegen den dänischen rechten Flügel vor.

H. Die Abteilung des dänischen rechten Flügels muss sich zurückziehen. Drei Schwadronen der mecklenburgischen reitenden Jäger werfen sich auf das Mitteltreffen des Dänen.

I. Stellung des ersten Bataillons Fünen und des ersten Bataillons Schleswig, welche den Angriff der mecklenburgischen Jäger zurückweisen.

K. Der dänische rechte Flügel wird unterstüzt von den unter A genannten Truppen, die beiden Bataillone der Legion werden aus ihrer Stellung h geworfen. k. Die Verbündeten ziehen sich über die alte Eider zurück und nehmen eine Stellung bei Osterrade.

L. Das holsteinische Reiter-Regiment wird in seinem Angriff durch die mecklenburgischen Fußjäger aufgehalten.

M. Letzte Stellung der Dänen. Der rechte Flügel vereinigt sich mit dem Hauptkorps. m. General Vegesacks Heerteil

Ende der Schlacht

Wallmodens Hauptstreitmacht war nun vollständig zurückgeschlagen worden. Aber auch die dänischen Truppen waren angeschlagen und erschöpft, aber sie hatten zumindest ihr Ziel erreicht und konnten mit dem Train und den Truppen nach Rendsburg marschieren. Das II. Bataillon der holsteinischen Scharfschützen und das II. Bataillon Schleswiger Jäger besetzten Sehestedt, während General Schulenburg die dänischen Linienbataillone an der Rendsburger Straße sammelte. Der Train war bereits auf dem Weg nach Rendsburg und Major Bergers Husarenschwadronen wurde als Avantgarde der Hauptstreitmacht vorausgeschickt. Ihnen folgten die Linienbataillone, die Holsteiner Reiter, die Fünische Dragoner, die Husaren des Majors Späth und die Batterien Friis, Köye und Gönner. General Lallemand blieb mit den beiden leichten Bataillonen zunächst in Sehestedt. Dort gerieten sie in ein Feuergefecht mit den mecklenburgischen Jägern, die durch Osterrade vorrückten. Gegen 16.30 Uhr begann es dunkel zu werden und mit der Dämmerung verließen Lallemand und die beiden leichten Bataillone Sehestedt und begannen ebenfalls den Marsch nach Rendsburg. Kaum zwei Kilometer westlich von Sehestedt warteten das I. Bataillon der Holsteiner Scharfschützen, die litauischen Ulanen und die Batterie Gerstenberg. Wenig später stieß auch das II. schleswigische Bataillon zu ihnen.

Ein Gemälde der Schlacht von 1822.

Nach der Schlacht

General Lallemand nahm mit den leichten Truppen eine Verteidigungsstellung ein, ließ die Truppen ruhen und die Wachfeuer wurden angezündet. Auch der Gegner entzündete seine Wachfeuer, aber es kam zu keinen weiteren Kämpfen. Noch in der Nacht marschierte Lallemand mit seinen Truppen weiter nach Rendsburg, wo er am 11. Dezember um 5 Uhr morgens eintraf. Die übrigen Einheiten, die Gefangenen und die beiden erbeuteten Geschütze waren bereits im Laufe des Abends und der Nacht eingetroffen. Der Train war fast unversehrt geblieben, nur drei Wagen waren verloren gegangen. Zusätzlich hatten die Dänen die bereits erwähnten Geschütze der Batterie Wiering und 70 Fahrzeuge des Trains erbeutet. Die Dänen verloren 17 verwundete Offiziere sowie 66 Tote, 319 Verwundete und 146 vermisste Unteroffiziere und Mannschaften. Wallmodens Verluste betrugen 22 Offiziere sowie 499 Unteroffiziere und Mannschaften, die getötet, verwundet oder vermisst wurden. Zudem wurden 22 Offiziere sowie 632 Unteroffiziere und Mannschaften gefangen genommen. Aufgrund der Rückzugsbewegung nach Rendsburg, mussten die Dänen die meisten Verwundeten in Sehestedt zurücklassen. Wallmoden schickte einen schwedischen Offizier, Major Forsell, zu Verhandlungen zum Prinzen von Hessen. Dieser holte den Prinzen ein, ehe dieser Rendsburg erreicht hatte, und begleitete ihn in die Festung. Forsell versprach dem Prinzen, dafür zu sorgen, dass die dänischen Verwundeten am nächsten Tag auch nach Rendsburg gebracht würden. Obwohl am 10. Dezember 1813 die Schlacht von Sehestedt für die Dänen positiv verlaufen war, verloren sie schließlich den Krieg – und Norwegen. Am 14. Januar 1814 wurde in Kiel Frieden geschlossen und Norwegen an Schweden abgetreten.

Denkmal

Zur Erinnerung an diesen militärischen Erfolg, der als Sieg für die Dänen gedeutet wurde, errichtete man fast neun Jahren später ein eindrucksvolles Denkmal, welches am 28. Juni 1822 feierlich eingeweiht wurde. Das Gefecht ist noch heute ein alljährlicher Anlass zu einer dänischen Gedenkfeier.

Das Denkmal, ein dunkler Obelisk aus Bordesholmer Granit, steht mitten im Dorf auf einem dreistufigen Sockel, der von zwölf kettenbehangenen Kanonen umzäunt wird. An den vier Seiten sind Bronzeplatten eingelassen. Besonders die Platte auf der nach Süden gewandeten Seite ist künstlerisch ansprechend. Man sieht dort die „Insignien des Sieges“: einen römischen Prachthelm über sich kreuzenden Fahnen, Schwerter und eine Kriegstrompete, davor in Schrägstellung einen ovalen Schild mit dem Monogramm König Friedrichs VI. und einer Königskrone. Auf der westlichen Seite sind die siegreichen Truppen, auf der östlichen Seite deren Kommandeure verewigt. Ein Gutsherr stellte das Grundstück für das Denkmal zur Verfügung, der dänische König stiftete die zwölf Kanonenrohre für die Eingrenzung, Carl Landgraf von Hessen steuerte die Steine für den Obelisken bei.

KMS42

franktactica

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