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Manche Brettspiele überzeugen durch ihre Optik – manche nicht. Und so war es zugegebenermaßen bei mir und Crystalla keine Liebe auf den ersten Blick. Ganz im Gegenteil: Das Cover nimmt einen mit auf eine Zeitreise in die 80er Jahre und hat mich sogar so abgeschreckt, dass ich es gar nicht erst spielen wollte. Durch eine Partie, bei der […]
Unter dem Motto „Der erste Sommer im Frieden“ fand nun schon zum zweiten Mal eine Veranstaltung mit dem Thema „Besatzungszeit 1945“ in „meinem“ nahegelegenem „Freilichtmuseum Kiekeberg“ statt. Das Ganze passt natürlich ganz hervorragend zu meiner kleinen Serie zum Thema „Hamburg 1945“, weshalb ich mit einer kleine Hobbygruppe (viele Grüße an Jens, Dirk und Lucas!) vor Ort war. Die Veranstaltung fand an 3 Tagen, vom 30. Mai bis So 1. Juni 2025 im gesamten Museum-Komplex statt. Rund 60 Darstellerinnen und Darsteller des Vereins „Gelebte Geschichte“ stellten über das gesamte Wochenende den Alltag nach dem Kriegsende dar. Es ging darum zu vermitteln, wie die Menschen nach 1945 mit Improvisationen ihren Alltag bestritten. Neben einer kurzen Beschreibung der Veranstaltung, zeige ich euch nachfolgend eine ausführliche Fotoserie der beiden Events.
Den Ablauf der Veranstaltung muss man sich wie eine Theatervorführung vorstellen. Die Darsteller waren dabei fast ununterbrochen in unterschiedliche Spielszenen eingebunden, deren Bühne jeweils ein Platz oder ein Gebäude auf dem Musemsgelände war. Wie ich feststellte, war der Ablauf und die Dialoge nicht genau vorgegeben, wodurch immer wieder interessante und überraschende Situationen entstanden. Als Besucher konnte man aber auch jeden Darsteller ansprechen, Fragen stellen und sich alles genau erklären lassen. Zu Beginn der Veranstaltung traf ein Flüchtlingstreck im „Museums-Dorf“ ein. Zu den Flüchtlingen zählten auch ehemalige deutsche Soldaten, aber vorwiegend waren es zivile Männer, Frauen und Kinder aus den deutschen Ostgebieten. Jeder Darsteller spielte eine ganz bestimmte Rolle und konnte so detailliert von seinen Erlebnissen der Flucht oder aus dem Krieg berichten. Im Dorf angekommen, wurden die Flüchtlinge von britischen Soldaten in Empfang genommen. Die Habseligkeiten der Leute durchsuchte man nach Waffen und anderen „verdächtigen“ Gegenständen. Anschließend wurden die Menschen an die zivile Ortsverwaltung weitergeleitet, wo sie ggf. medizinisch versorgt, registriert und schließlich in einem der Häuser einquartiert wurden. Einige wurden auch in den berüchtigten Nissenhütten untergebracht. So wurde das Leben in diesen und anderen provisorischen Unterkünften beleuchtet und es wurde gezeigt, wie man sich dort versorgte. Neben den bewohnten zivilen Häusern gab es auch ein britisches Militärcamp und eine Kommandantur. Die Soldaten stellten das 2nd Devonshire Regiment dar, eine Einheit, die damals tatsächlich hier und in den Nachbardörfern stationiert war. Auch ein Jeep und Motorräder fuhren Patrouille und das ganze Museum war mit Plakaten und Ausrüstungsgegenständen des britischen Militärs „geschmückt“, was eine sehr authentische Atmosphäre vermittelte. Natürlich gab es auch noch eine Menge weiterer Programmpunkte, wie einen Schwarzmarkt, Hausdurchsuchungen, Vorführungen zum Thema Essen und Trinken, Militärgerichtsverhandlungen usw.
Neben der „Living History“-Darstellung, wurde auch die neue Dauerausstellung „Harburg unterm Hakenkreuz. Ein Landkreis von 1933 bis 1945“ eröffnet. Zudem wurde die neue „Ley-Bude“, ebenfalls eine provisorische Unterkunft nach dem Krieg, vorgestellt und die dort untergebrachte Fotoausstellung eröffnet. Neben den schon bestehenden Nachkriegshäusern und der Nissenhütte sowie der Ausstellung zu den Flüchtlingen nach dem Krieg bekam man so einen sehr guten Überblick zu dieser komplexen Thematik. Zusätzlich zu den Ausstellungen berichteten Zeitzeugen von ihrer Flucht aus Pommern und Ostpreußen. Alles in allem eine sensationell gute Veranstaltung, die in dieser Form gerne wieder (auch in anderen Epochen) stattfinden könnte.
Hier noch der Link zum Museum, in welchem verteilt über das Jahr auch andere „Living History“ Events stattfinden: https://www.kiekeberg-museum.de/
Nach meinen Berichten über den Angriff von Longstreets Korps auf die südlichen Stellungen der Union am Peach Orchard, Devils Den, dem Little Round Top und den Kämpfen am Wheatfield, geht es nun um das Finale des 2. Tages der Schlacht von Gettysburg, den Angriffen auf den Culp’s Hill und den East Cemetery Hill, dem nördlichen Ende der sogenannten „Fish-Hook“ – Verteidigungslinie der Union-Armee.
Der Culp’s Hill, zusammen mit dem benachbarten Cemetery Hill, der als Sammelpunkt für das I. und XI. Korps der Unionstruppen nach dem Rückzug von den Gefechten am ersten Tag der Schlacht nördlich und westlich der Stadt diente, wurde ursprünglich am 1. Juli 1863 nur von wenigen Einheiten der Unionsarmee besetzt. Hier lagerte die Iron Brigade, die sich nach ihrer erbitterten Schlacht am Seminary Ridge eingegraben hatte. Generalleutnant Richard S. Ewell, Kommandeur des II. Korps der Konföderierten, hatte von General Lee den etwas ungenau gehaltenen Befehl erhalten, diese Höhen südlich der Stadt zu erobern, wenn sich dazu eine Möglichkeit ergeben würde („if practicable“). Er glaubte, dass der Culp’s Hill unbesetzt und daher ein gutes Ziel für einen Angriff wäre und dessen Einnahme die Position der Union auf dem Cemetery Hill unhaltbar machen würde. Die 3. Division des II. Korps, unter dem Kommando von Generalmajor Edward „Allegheny“ Johnson war gerade auf dem Schlachtfeld eingetroffen. Die Einheiten dieser Division hatte nicht an den Kämpfen am ersten Tag der Schlacht teilgenommen und deshalb sollte der Angriff auf den Hügel durch diese relativ frischen Regimenter erfolgen.
Johnson ließ zunächst einen kleinen Trupp zur Aufklärung den Hang hinaufschicken. Dieser stieß jedoch auf Plänkler der 7. Indiana Infanterie des I. Korps, einen Teil der Division von Brigadegeneral Wadsworth, welche die Rückseite des Korps-Train bewachten. Johnsons Aufklärungstrupp wurde überrascht und beinahe gefangen genommen, bevor die Männer schließlich fliehen konnten. Dieser Umstand sowie die Information, dass sich US-Verstärkungen von Osten näherten und seine Flanke bedrohten und der erwähnte „if practicable“-Befehl veranlassten Ewell schließlich dazu, den Angriff nicht durchzuführen. Auch Generalmajor Jubal Early, einer seiner Divisions-Kommandeure, stimmte dieser Entscheidung zu. Lees Befehl wurde später häufig kritisiert, weil er Ewell zu viel Ermessensspielraum gelassen hatte. Viele Historiker spekulierten außerdem darüber, wie wohl der aggressivere Stonewall Jackson auf den Befehl reagiert hätte und wie anders der zweite Schlachttag verlaufen wäre. Einer von vielen „what if’s“, welche unzählige Seiten der Literatur zur Schlacht von Gettysburg füllen.
Generalleutnant Richard S. Ewell
Die zentrale Figur der Konföderierten während den Kämpfen um die nördlichen Hügel, den Culp’s Hill und den Cemetery Hill, war General Ewell, der Kommandeur des II. Korps. Dieser hatte erst vor kurzem ein schweres Erbe angetreten. Er hatte die Nachfolge für den in der Schlacht bei Chancellorsville tödlich verwundeten Thomas Jonathan Jackson, besser bekannt als „Stonewall“ Jackson, angetreten. Als die Nation auf einen Krieg zusteuerte, war Ewell im Allgemeinen ein Befürworter der Union. Als sein Heimatstaat Virginia jedoch die Sezession erklärte, trat Ewell am 7. Mai 1861 aus der US-Armee aus und der Provisorischen Armee von Virginia bei. Äußerlich war Ewell wenig charismatisch. Mit 1,73 Metern war er recht klein, und sein ansonsten kahler Kopf war nur von einem braunen Haarkranz bedeckt. Leuchtende, hervorquellende Augen ragten über die markante Nase und erzeugten eine Wirkung, die viele mit einem Vogel verglichen – einem Adler, sagten manche, oder einer Waldschnepfe andere. Er war so nervös und zappelig, dass er nicht in normaler Position schlafen konnte. Er hatte sich eingeredet, an einer mysteriösen inneren „Krankheit“ zu leiden, und ernährte sich daher fast ausschließlich von einem Gericht aus in Milch gekochtem, mit Zucker gesüßtem, geschältem Weizen. Ein Freund beschrieb ihn als „eine Ansammlung von Anomalien“. Er war der größte Exzentriker der Nord-Virginia-Armee, doch seine Männer, die seinen Mut und seine Großzügigkeit kannten, liebten ihn.
Der Culp ’s Hill liegt etwa 1.200 m südlich des Stadt-Zentrums von Gettysburg. Er besteht aus zwei felsigen Hügeln, dem Upper und dem Lower Culp’s Hill, die durch einen schmalen Sattel voneinander getrennt sind. Die dicht bewaldete höhere Hügelkuppe liegt 190 m über dem Meeresspiegel, während der Lower Culp’s Hill etwa 30 m niedriger ist. Der Osthang fällt zum etwa 50 Meter niedrigeren Rock Creek ab, und der Westhang führt zu einer Anhöhe der heute als Stevens Knoll (früher McKnight’s Hill), bezeichnet wird und die Verbindung zum Cemetery Hill darstellt. Der Culp ’s Hill war im Jahr 1863 im Besitz des Farmers Henry Culp, dessen Farm am Fuß des Hügels lag und dessen Familie namensgebend für den Hügel war. Der Culp’s Hill bildete eine der Schlüsselpositionen der Union, verankerte die rechte Flanke der Verteidigungslinie der Unionsarmee und sicherte den Baltimore Pike, den für die Unionsarmee lebenswichtigen Versorgungsweg, der zudem für alle Bewegungen der inneren Linie genutzt wurde. Wenn die Konföderierten in der Lage gewesen wären, den Hügel zu erobern und zu sichern, hätte dies die Stabilität der gesamten Position der Union bedroht und möglicherweise einen Durchbruch der Konföderierten ermöglicht.
Benner‘s Hill
Östlich von Gettysburg und dem Culp’s Hill befindet sich der Benner’s Hill, ein 175 Meter hohe Hügel, welcher die Stadt Gettysburg überragt. Am Fuße dieser Anhöhe verläuft der Rock Creek, eine Barriere zwischen dem Hügel und der Stadt. Im Jahr 1863 war der Hügelkamm eine offene Fläche, mit Weizen- und Maisfeldern und Teil der 208 Hektar großen Farm von Christian und Susan Benner. Das Haus der Benners lag etwa 400 Meter südlich des Hügelkamms, in der Nähe des Wolf’s Hill. Am Nachmittag des 2. Juli 1863 sicherte hauptsächlich dieser Benner’s Hill die linke Flanke der Hauptkampflinie der Konföderierten, da sich weiter links davon nur noch eine dünne Linie von Plänklern erstreckten. Die Lage des Hügels in Reichweite der Unionstruppen auf dem Cemetery Hill und dem Culp’s Hill machte ihn sowohl zu einem hervorragendem Beobachtungspunkt als auch zu einer guten Stellung für Artillerie. Das zerklüftete Gelände im Tal unterhalb des Hügels, das vom brusttiefen Rock Creek durchschnitten wurde, erschwerte den Angriff auf die Anhöhe und gab so Lees linker Flanke ein erhebliches Maß an Sicherheit vor Gegenangriffen.
Lees Schlachtplan für den 2. Juli sah vor, dass Ewell gegen die rechte Flanke der Unionstruppen auf den Cemetery Hill und den Culp’s Hill einen Scheinangriff, eine sogenannte Demonstration durchführen sollte, während Longstreets Korps die Hauptoffensive gegen die linke Flanke der Unionstruppen in der Nähe der Round Tops durchführte. Die Befehle von Lee an Ewells besagten, dass er mit seinem Korps sofort zum Handeln bereit sein müsse, sobald er den Lärm von Longstreets Geschützen hören würde. Da Ewell die Divisionen von Rodes und Early in den Kämpfen um die Stadt Gettysburg eingesetzt hatte, entschied er, dass die frische Division von Generalmajor Edward Johnson am 2. Juli die Führung übernehmen sollte. Mit Ewells Zustimmung beschloss Johnson, das Artilleriebataillon von Oberstleutnant Andrews auf den Benner’s Hill, dem einzigen geeigneten Hügel in Reichweite, in Stellung zu bringen, um hier den Beschuss auf die rechte Flanke der Union zu eröffnen, sobald Longstreet seinen Angriff begann. Wie Andrews berichtete, lag Benner’s Hill in Reichweite aller Unionsbatterien, die vom Cemetery Hill oder Culp’s Hill aus feuerten. Als die Geschütze der Konföderierten schließlich eingesetzt wurden, mussten alle Kanonen auf dem kleinen Hügel zusammengedrängt in Stellung gebracht werden, wodurch sie ein gutes Ziel für die Unions-Artillerie bildeten.
Andrews konnte sein Artillerie-Bataillon am 2. Juli nicht selbst kommandieren. Er war auf dem Marsch nach Pennsylvania in Winchester schwer verwundet worden, und so trat der neunzehnjährigen Majors Joseph W. Latimer, ein ehemaliger Student des Virginia Military Institute, an seine Stelle und kommandierte die Einheit am 2. Juli. Latimer, der von seinen Männern „Boy Major“ genannt wurde, untersuchte zunächst das Gebiet um Benner’s Hill sorgfältig und hatte große Schwierigkeiten, für seine Pferde und Munitionswagen einen geeigneten Platz zu finden. Schließlich platzierte Latimer seine Geschütze mit den Munitionswagen, Protzen, Mannschaften und Pferden in einem flachen Gelände hinter einem Zaun. Hier sollte diese verbleiben, bis die Zeit gekommen war, die Geschütze auf eine Linie vorzuziehen. Es handelte sich um fünf Batterien, bestehend aus zwanzig Kanonen. Zu diesen Geschützen gehörten auch insgesamt sechs 20-pounder Parrott Rifle, die schwersten Geschütze, die in der Schlacht von Gettyburg eingesetzt wurden. Johnson verstand die Herausforderung, der sich seine Kanoniere stellen mussten. Von seinem Hauptquartier an der Hanover Road aus schien Benner’s Hill direkt vor dem bewaldeten Culp’s Hill und etwas links vom Cemetery Hill zu liegen. Folglich würde er dem konzentrierten Feuer von beiden Hügeln und auch dem Flankenfeuer einer Batterie in der Nähe der Baltimore Road ausgesetzt sein.
Andrews‘ Artillery Battalion / Major Joseph W. Latimer
II. Corps Artillery Reserve
Gegen 16 Uhr befahl Latimer, seine Geschütze auf der Kuppe des Benner’s Hill und in seiner Verlängerung auf der Nordseite der Hanover Road in Stellung zu bringen. Johnson befahl Brigadegeneral Jones, Infanterieunterstützung für Latimers Geschützlinie bereitzustellen. Er postierte daraufhin Oberstleutnant Salyers 50. Virginia links von den Batterien. Er hatte außerdem vier Kompanien des 25. Virginia Regiments als Plänkler in der Senke nahe des Rock Creek geschickt. Als alles bereit war, eröffnete Latimer das Feuer auf die Stellung der Union. Die konföderierten Artilleristen schlugen sich zunächst wacker und die gut geführten Geschütze beeindruckte den Gegner. Doch das Schlachtenglück war den konföderierten Kanonieren nicht lange gewogen. Zuvor hatte Major Osborn, Chef der Artillerie des XI. Korps auf dem Cemetery Hill, um mehr Artillerie gebeten, woraufhin ihm 32 zusätzliche Geschütze geschickt wurden. Insgesamt neuen Batterien des I., XI., XII. Korps und der Armee-Reserve der Union feuerten zeitweise auf die Konföderierten Stellungen auf dem Benner’s Hill. Fünf Geschütze der Artilleriebrigade des XII. Korps waren dabei auf dem Culp’s Hill positioniert worden. Sie bestanden aus drei 10-Pfünder-Parrotts der Independent Pennsylvania Battery E unter dem Kommando von Lt. Edward R. Geary (Sohn des Divisionskommandeurs John W. Geary) und zwei Napoleons von der 5. US-Artillerie unter der Führung von Lt. William E. Van Reed.
I. Corps Artillery Brigade / Col. Charles S. Wainwright
XI. Corps Artillery Brigade / Maj. Thomas W. Osborn
XII. Corps Artillery Brigade
Artillery Reserve
2nd Volunteer Brigade
3rd Volunteer Brigade
Stevens Knoll
Dieser kleine Hügel war in der Region vor der Schlacht von Gettysburg als McKenzie’s Hill bekannt, benannt nach dem Besitzer der Gegend. Seinen heutigen Namen verdankt der Hügel Captain Greenleaf Stevens, dem Kommandeur der 5. Maine-Batterie, die während der Schlacht hier stationiert war. Nach dem Rückzug durch Gettysburg am späten 1. Juli bezog die Batterie hier Stellung. Die Kanoniere errichteten in der Nacht die Erdwälle zum Schutz der Kanonen. Am frühen 2. Juli wurde Captain Stevens verwundet, getroffen von einem zufälligen Schuss aus Richtung der Stadt. Lieutenant Edward N. Whittier übernahm deshalb für den Rest der Schlacht das Kommando über die 5. Maine-Batterie. Das 33. Massachusetts-Regiment von Howards XI. Korps schützte die linke Flanke der Batterie. Um die rechte Flanke der Batterie zu unterstützen, wurde die Iron Brigade des I. Korps am Hang zu Ihrer rechten Vorderseite aufgestellt. Die Überreste des 24. Michigan-Regiments, das am 1. Juli in Herbst’s Woods so schwere Verluste erlitt, hielt die linke Flanke der Brigadelinie. Am späten Nachmittag des 2. Juli beteiligten sich aufgrund der Beschaffenheit von Culp’s Hill nur die am weitesten linksstehende Geschütze der 5. Maine-Batterie am Artillerieduell gegen Latimers Bataillon auf Benner’s Hill.
Artillerieduell
Den meisten Berichten zufolge dauerte das Artillerieduell etwa zwei Stunden. Am Ende hatten die Genauigkeit, die Übermacht und die bessere Position der Unionbatterien eine verheerende Wirkung auf Latimers Geschützlinie. Mindestens ein Munitionswagen in Dements Maryland-Batterie explodierte, und Dement selbst wurde verwundet. Browns Chesapeake-Batterie verlor ein Geschütz und es wurden dermaßen viele Kanoniere verwundet, dass sie nur noch zwei ihrer verbleibenden Geschütze bedienen konnten. Brown selbst erlitt zwei Beinbrüche, wodurch ein Bein amputiert werden musste. Er erholte sich nicht von den schweren Verletzungen und starb am 11. Juli. Als immer mehr von Latimers Kanoniere getötet oder verwundet wurden, griffen Infanteristen des 50. Virginia-Regiment ein und halfen beim Bedienen der Geschütze. Latimer hielt seine Männer in Kampflinie, solange die Geschütze noch über Munition verfügten. Schließlich empfahl der junge Major seinem Vorgesetztem General Johnson, ihm zu gestatten, das Bataillon zurückzuziehen. Johnson genehmigte den Rückzug, doch als das Feuer nachließ, verwundete eine der letzten Granaten der Union den jungen Latimer tödlich.
Die Geschütze der Unionstruppen auf dem Cemetery Hill neutralisierten somit Ewells Artillerie. Um Lees Befehle zur Unterstützung von Longstreets Angriff weiterhin auszuführen, musste sich Ewell also seiner Infanterie bedienen. Johnsons Division, die auf den offenen Feldern der Daniel Lady Farm hinter Ihnen lagerte, bereitete sich auf den Angriff auf Culp’s Hill vor.
Major-General Edward Johnson
Johnson wurde im Chesterfield County, in Virginia geboren, aber seine Familie zog bald nach Kentucky. Er besuchte die Militärakademie der Vereinigten Staaten und machte 1838 seinen Abschluss. Er diente in den Seminolenkriegen in Florida und im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg. Anschließend diente er im Dakota-Territorium, in Kalifornien, Kansas und in der Utah-Expedition. Nach Ausbruch des Bürgerkriegs trat militärisch erfahrene Johnson erneut in den Dienst in der United States Army und erhielt am 2. Juli 1861 den Rang eines Colonels im 12th Georgia Infantry Regiment. Ende 1861 wurde er zum Brigadegeneral befördert. Er erhielt den Befehl, den Allegheny-Berg zu verteidigen, wo seine Truppen von einem Überraschungsangriff der Unionstruppen getroffen wurde. Aufgrund dieses Gefechts erhielt er den Spitznamen „Allegheny“ Johnson. Obwohl der 47-jährige Junggeselle Johnson ein stämmiger und grobschlächtiger Charakter war, hatte er den Ruf eines Frauenhelden. Aufgrund einer Wunde, die er sich in Mexiko zugezogen hatte, litt er unter einem Auge, das unkontrolliert zwinkerte, was viele Frauen glauben ließ, er würde mit ihnen flirten. Im Jahr 1863, nach der Reorganisation der Armee von Nord-Virginia, wurde Johnson, trotz einer vorher zugezogenen schweren Verwundung, zum Generalmajor befördert und erhielt das Kommando über die „Stonewall Division“. Im Mai 1863 hatte sich Johnson so weit erholt, dass er seine Division im Gettysburg-Feldzug anführen konnte. Er brauchte immer noch einen schweren „Hickory“-Stock, um sich zu Fuß fortbewegen zu können und seine Männer gaben ihm den Spitznamen „Old Clubby“.
Johnsons Division
Johnson’s Division (II Korps) / Major-General Edward Johnson
Steuart’s Brigade / Brigade-General George H. Steuart
Stonewall Brigade / Brigade-General James A. Walker
Nicholls‘ Brigade / Colonel Jesse M. Williams
Jones‘ Brigade / Brigade-General John M. Jones
Greene’s Verteidigungslinie
Am Vormittag des 2. Juli 1863 war das XII. US-Korps am Culp’s Hill eingetroffen und befestigte den Hügel. Brigadegeneral George S. Greene, mit 62 Jahren einer die ältesten Generäle der Union auf dem Schlachtfeld, war Brigadekommandeur in der Division von Generalmajor Geary. Als Bauingenieur vor dem Krieg hatte er ein gutes Verständnis für den Wert von Verteidigungsanlagen. Seine Divisions- und Korpskommandeure glaubten nicht, dass die Einheiten sehr lange auf dem Culp’s Hill stationiert sein würden, und teilten deshalb seine Begeisterung für den Bau von Brustwehren nicht, allerdings wurden seine Bemühungen auch nicht unterbunden. Greene beauftragte seine wenig begeisterten Männer mit dem Fällen von Bäumen und dem Sammeln von Steinen und Erde, um so effektive Verteidigungsstellungen zu errichten. Sie gruben Schützengräben, schichteten Steine auf und sicherten diese mit Baumstämmen und sogenannten „Headlocks“, wodurch nicht nur die Körper, sondern auch die Köpfe der Verteidiger geschützt wurden.
Die Verteidigungsstellungen der Union am 2. Juli erstreckten sich von den Artilleriebatterien auf Stevens’s Knoll im Norden, gefolgt von Wadsworths Division des I. Korps, Greenes New Yorker Brigade in den Stellungen, die von Norden nach Süden am oberen Hang verliefen, und der Brigade von Brigadegeneral Kane, die sich hinter Brustwehren am unteren Hang mit Greenes Linie verband. Hinter dieser Front befanden sich von links nach rechts die Brigaden von Candy, McDougall, Colgrove und Lockwood, die sich über Spangler’s Spring und durch McAllister’s Woods erstreckten. Die letzten drei Brigaden gehörten zur Division von Brigadegeneral Ruger vom XII. Korps, der für Brigadegeneral Williams eingesprungen war, welcher vorübergehend das Korpskommando innehatte.
Durch die Angriffe im Südenund die dort sich entwickelnden erbitterten Kämpfen bemühte sich General Meade, Oberkommandeur der Unions-Armee, so viele Verstärkungen wie möglich in diese Richtung zu schicken. So befahl er auch Slocum, das XII. Korps zur Unterstützung in Bewegung zu setzten. Es ist unklar, ob er dem gesamte Korps den Stellungswechsel befahl oder Slocum anwies, eine Brigade zurückzulassen. Slocum tat das Letztere, und so blieb nur Greenes Brigade zurück und übernahm damit die alleinige Verantwortung für die Verteidigung von Culp’s Hill.
Greene platzierte zwei seiner Regimenter – das 60. und das zusammengelegte 78. und 102. New Yorker – vom Gipfel des Upper Hills den Hang hinunter. Diese Regimenter blieben also auf der oberen Seite der Senke zwischen dem Upper und dem Lower Culp’s Hill. Auf der anderen Seite der Senke positionierte Greene das 149. New Yorker. Am Lower Culp’s Hill, setzte Greene das 137. New Yorker Regiment von Colonel David Ireland ein, um die dort verlassenen Brustwehren zu besetzen. Wie der Adjutant Wheelock vom 137. New Yorker Regiment am 6. Juli erklärte, deckten sein Regiment und das 149. New Yorker Regiment nun „eine viermal größere Distanz ab als die, die wir ursprünglich besetzt hatten.“ Die gesamte Linie von nur noch 1.400 Mann, war also gefährlich überdehnt und bestand nur noch aus einer einreihigen Feuerlinie, ohne jegliche Reserven.
XII Corps / Major-General Henry W. Slocum
3rd Brigade / Brigade-General George S. Greene
Johnsons Angriff
Gegen 19 Uhr, als die Dämmerung hereinbrach und die Angriffe der Konföderierten auf die linke Flanke und die Mitte der Unionslinie nachließen, entschied sich Ewell, seinen Hauptangriff der Infanterie zu beginnen. Aufgrund der vollständigen Überlegenheit der Unions-Artillerie hatte er mit dem Angriffsbefehl auf die Dunkelheit gewartet, um so dem Feuer der feindlichen Geschütze zu entgehen. Er schickte drei Brigaden (4.700 Mann) der Division von Generalmajor „Allegheny“ Johnson über den Rock Creek und den Osthang des Culp’s Hill hinauf. Die Brigaden waren von links nach rechts die von Steuart, Williams und Jones. Die Stonewall-Brigade unter Brigadegeneral Walker war früher am Tag ausgeschickt worden, um die linke Flanke der Konföderierten östlich von Rock Creek abzuschirmen. Obwohl Johnson Walker befahl, sich dem Angriff in der Abenddämmerung anzuschließen, war er dazu nicht in der Lage, da die Stonewall-Brigade mit der Kavallerie der Union unter Brigadegeneral Gregg um die Kontrolle über Brinkerhoff’s Ridge kämpfte.
Auf der rechten Flanke der Konföderierten hatte Jones Brigade aus Virginia-Männern das schwierigste Gelände zu überqueren, den steilsten Hang von Culp’s Hill. Als sie durch den Wald und das felsige Gelände hinaufkletterten, waren sie geschockt über die Stärke der Brustwehren der Union auf dem Kamm. Ihre Angriffe wurden vom 60th New Yorker Regiment, das nur sehr wenige Verluste zu beklagen hatte, relativ leicht zurückgeschlagen. Die Verluste der Konföderierten waren enorm hoch, einschließlich General Jones, der verwundet wurde und das Schlachtfeld verlassen musste.
Im Zentrum machte Nicholls Louisiana-Brigade eine ähnliche Erfahrung wie Jones. Die Angreifer waren zwar in der Dunkelheit im Wesentlichen unsichtbar, abgesehen von kurzen Momenten, in denen sie schossen und die Mündungsblitze die Umgebung erhellten, aber die Verteidigungsanlagen waren höchst wirksam, und das 78. und 102. New Yorker Regiment erlitten in einem vierstündigen Gefecht nur wenige Verluste.
Das 3. North Carolina und das 1. Maryland, die rechten Elemente von Steuarts Brigade, stolperten praktisch in die Senke in ihrer linken Front. Die Verteidiger der Union warteten nervös und beobachteten, wie sich die Mündungsblitze der konföderierten Gewehre näherten. Als sie schließlich dicht vor ihnen standen, feuerten Greenes Männer eine vernichtende Salve ab. Das 3. North Carolina „taumelte, wie ein Betrunkener“ zurück. Bei ihrem Vormarsch wurden den beiden konföderierten Einheiten schwere Verluste zugefügt, da die Regimenter in ein Kreuzfeuer vom 149. New Yorker auf dem oberen Hügel und dem 137. New Yorker darunter gerieten. Während die New Yorker den beiden Südstaaten-Infanterie-Einheiten hohe Verluste zufügten, tasteten sich in der Dunkelheit die anderen Regimenter von Steuarts Brigade gegen die sich ganz rechts erstreckenden Stellungen vor und fanden dort nur wenige Plänkler und teilweise auch gar keinen Widerstand. Das kleine 23. Virginia von Steuarts Brigade gelangte so hinter die rechte Flanke des 137. New Yorker Regiments und griff dieses an. Zu diesem Zeitpunkt befahl Oberst Ireland, Kommanduer der 137. New Yorker, der Kompanie A auf dem rechten Flügel, sich im rechten Winkel zu den Brustwehren zu formieren. Sie konnten jedoch nicht standhalten, und die Männer von Oberst Ireland zogen sich unter dem wachsenden Druck von Steuarts Männern mit schweren Verlusten zurück. Ireland lenkte nun seiner Männer in eine Linie hinter einer „Traverse“ – einer Brustwehr, die senkrecht zur Hauptverteidigungslinie positioniert und gegen Flankenangriffe auf den oberen Culp’s Hill angelegt worden war (es könnte sich aber auch um ein Element der verlassenen Stellungen der Brigade von Brigadegeneral Kane gehandelt haben). Aber auch nachdem das 137. New Yorker Regiment seine neue Position eingenommen hatte, kämpften Steuarts Männer verbissen weiter. Schließlich erreichten Verstärkungen des I., II. und XI. Korps das dezimierte Regiment von Irland. Diese Einheiten, berichtete Greene, „leisteten gute Dienste und wurden in die Schützengräben geschickt, um unsere Regimenter zu entlasten, da ihre Munition aufgebraucht war und ihre Musketen gereinigt werden mussten.“
Eine lange Nacht
Die ganze Nacht hindurch tobten die Kämpfe bei Culp’s Hill. Die Konföderierten setzten ihre Versuche fort, die Unionstruppen aus ihren starken Verteidigungsstellungen zu verdrängen, aber ihre Angriffe wurden wiederholt von den Verteidigern der Union zurückgeschlagen. Die Qualität der überlegenen Verteidigungsanlagen in Verbindung mit der zunehmenden verhinderte, dass die Konföderierten einzuschätzen konnten, wie vielen Verteidigern der Union sie wirklich gegenübersahen. Ohne ihre Verteidigungsbollwerke hätte die Unionstruppen leicht überrannt werden können, so aber konnten die Männer standhalten, bis die Verstärkung der Union eintraf.
Auf dem Höhepunkt des Gefechts hatte der Lärm der Schlacht den Kommandeur des II. Korps, Generalmajor Winfield Scott Hancock auf dem Cemetery Ridge erreicht, der sofort zusätzliche Reservetruppen entsandte. Das 71. Pennsylvania traf ein, um die 137. New Yorker auf Greenes rechter Flanke zu unterstützen. Es herrschte jedoch weiterhin Verwirrung. Die Schlacht erreichte in den frühen Morgenstunden des 3. Juli einen kritischen Punkt, als es fast unmöglich wurde, in der Dunkelheit Freund und Feind zu unterscheiden, und mehr als eine Einheit unter versehentlichem Beschuss durch eigene Truppen litt. Aus diesen Gründen wollte keine der beiden Seiten diesen chaotischen Kampf fortsetzen. Als schließlich der Rest des XII. Korps von ihrem Einsatz auf dem südlichen Schlachtfeld spät in der Nacht zurückkehrte, hatten die konföderierten Truppen einen Teil der Verteidigungslinie der Union am südöstlichen Hang des Hügels in der Nähe von Spangler’s Spring besetzt. Dies führte zu erneuter Verwirrung, da die Unionstruppen in der Dunkelheit stolperten und feindliche Soldaten in den von ihnen geräumten Stellungen vorfanden. General Williams wollte diesen verworrenen Kampf nicht erneut beginnen und befahl seinen Männern, das offene Feld vor dem Wald zu besetzen und auf das Tageslicht zu warten. Während Steuarts Brigade die unteren Anhöhen hielt, wurden Johnsons andere beiden Brigaden vom Hügel abgezogen, um ebenfalls auf das Tageslicht zu warten. Gearys Männer kehrten zurück, um Greene zu verstärken. Die Kämpfe an dieser Front endeten vorerst und beide Seiten bereiteten sich auf einen Angriff im Morgengrauen vor.
Der Cemetery Hill erhebt sich153 Meter über den Meeresspiegle und liegt 24 Meter über der Stadt Gettsburg, die sich unmittelbar nördlich des Hügels erstreckt. Der Kamm des Hügels ist rund 640 Meter lang und verläuft von Südwesten nach Nordosten und wird durch den Balitmore Pike im Osten und der Taneytown Road Westen begrenzt. Der Cemetery Hill ist natürlich nach dem großen Friedhof benannt, der sich auf der Hügelkuppe erstreckt. Auf der Ostseite befindet sich das heute berühmten Evergreen Cemetery Gatehouse. Der Hügel bestand zur Zeit der Schlacht weitgehend aus offenem Gelände, auf dem nur vereinzelte Bäume standen. Und bot so die perfekte Stellung für die Union. General Howard, Kommandeur des XI. Korps der Union, erkannte sofort die strategische Bedeutung des Friedhofshügels und erklärte, dass es „die einzige haltbare Stellung für meine begrenzte Truppe“ und der „Schlüssel des ganzen Schlachtfeldes“ sei. Das Problem aus defensiver Sicht bestand darin, dass der Hügel gleichzeitig aus zwei Richtungen angegriffen werden und das feindliche Artilleriefeuer leicht von Westen über Norden nach Osten auf ihn konzentriert werden konnte. Für seine Verteidigung am 2. Juli war das erheblich geschwächte XI. Korps verantwortlich, das am Abend zuvor durch die Stadt gejagt worden war. Howard verstand die Vor- und Nachteile dieser Stellung und hatte seine Verteidigung auf Artillerie gestützt, wobei etwa die Hälfte seiner Geschütze nach Nordosten und die andere Hälfte nach Nordwesten ausgerichtet war.
Unions-Truppen
Auf dem East Cemetery Hill befanden sich zu dieser Zeit Einheiten des XI. Unions-Korps unter dem Kommando von General Howard. Die Brigade Harris (der vorübergehend das Kommando über Ames Brigade übernommen hatte) stand hinter einer niedrigen Steinmauer am nördlichen Ende des East Cemetery Hills und schlängelte sich um den Fuß des Hügels herum bis zur Brickyard Lane. Von Gilsas Brigade war sowohl entlang des Baltimore Pike als auch auf dem Hügel verstreut. Zwei Regimenter, das 41. New Yorker und das 33. Massachusetts-Regiment, waren in Culp’s Meadow jenseits der Brickyard Lane stationiert und erwarteten dort den Angriff von Johnsons Division. Weiter westlich auf dem Hügel befanden sich die Divisionen der Generalmajore Adolph von Steinwehr und Carl Schurz.
Oberst Charles S. Wainwright, nominell dem I. Korps angehörend, kommandierte die Artilleriebatterien auf dem Hügel sowie auf dem benachbarten Steven’s Knoll. Die Batterie B von Leutnant James Stewart, 4. US-Artillerie, geschützt durch Lünetten aus Erde und Holz waren so positioniert, dass sie die Zugänge zum Hügel von der Stadt aus abdeckte. Die Geschütze von Captain Michael Wiedrichs Batterie I, 1. New Yorker Artillerie, eine Batterie des XI. Korps, hatte bereits den ganzen 1. Juli hier verbracht. Die Männer der Batterie B von Captain James H. Cooper, 1. Pennsylvania-Artillerie, eine Batterie des I. Korps, hatten bereits am Abend des 1. Juli ihre Lünetten gebaut. Die Geschütze in zweiter Reihe gehören zu Captain Gilbert H. Reynolds Battery E und L, 1st New York Artillery, ebenfalls Einheiten des I. Korps. Reynolds war am 1. Juli verwundet gefallen, so dass Leutnant George Breck die Batterie an seiner Stelle kommandierte. Hinter Brecks Batterie, auf einer leichten Anhöhe, standen die Napoleon-Geschütze von Stevens 5. Maine-Batterie. Wiederum hinter Brecks Batterie, auf der Friedhofsseite des Baltimore Pike, hatte man die großen 20-Pfünder der 5. New Yorker Batterie von Captain Elijah D. Taft platziert, die von der Artilleriereserve geschickt worden waren, um diese Stellung zu verstärken. Eine zweite Artillerie-Reservebatterie – Captain James F. Huntington’s Battery H, 1st Ohio – unterstützte diese Stellung ebenfalls, sie stand in der Nähe des Torhauses zum Friedhof. Bis zum 2. Juli um 16 Uhr blieb es auf dem East Cemetery Hill vergleichsweise ruhig. Erst als die Artillerie von Major Joseph W. Latimer auf Benner’s Hill das Feuer eröffnete, wurde das Schweigen unterbrochen. Unmittelbar nach dem Artillerie-Duell mit Latimer wurde Coopers Batterie durch die konsolidierte Batterie F und G von Kapitän R. Bruce Ricketts, 1. Pennsylvania Artillerie, aus der Artilleriereserve ersetzt.
XI Korps / MG Oliver O. Howard
First Division / Brigade-General Adelbert Ames
1st Brigade / Col. Leopold von Gilsa
2nd Brigade / Col. Andrew L. Harris
Second Division / Brigade-General Adolph von Steinwehr
1st Brigade / Col. Charles R. Coster
2nd Brigade / Col. Orland Smith
Third Division / Major-General Carl Schurz
1st Brigade / Col George von Amsberg
2nd Brigade / Col. Wladimir Krzyzanowski
Konföderierte Truppen
Nachdem die Konföderierten der Division Johnson den Culp’s Hill gegen 19 Uhr angegriffen hatten und es gegen 19:30 Uhr dämmerte, schickte Ewell die Division von Early von Osten her gegen den East Cemetery Hill und versetzte die Division von Generalmajor Rodes in Bereitschaft, um einen Folgeangriff auf Cemetery Hill von Nordwesten her vorzubereiten. Allerdings wurde nur etwa die Hälfte von Early‘s Division für den Angriff eingesetzt. Smiths kleine Brigade war immer noch auf der York Pike unterwegs, und Gordons Brigade wurde als Reserve zurückgehalten. Die beiden Brigaden von Earlys Division, die den Angriff durchführen sollten, waren die Louisiana Tigers Brigade und Hokes Brigade, die von Brigadegeneral Hays und Colonel Avery kommandiert wurden. Sie bildeten zu Beginn ihrer Bewegung in Richtung East Cemetery Hill eine Linie parallel zum Winebrenner’s Run südöstlich der Stadt. Hays kommandierte fünf Regimenter aus Louisiana, die zusammen nur etwa 1.200 Offiziere und Mannschaften zählten. Avery hatte sogar nur drei Regimenter aus North Carolina mit insgesamt 900 Mann unter seinem Kommando.
Early’s Division / Major-General Jubal A. Early
Hays‘ Brigade / Brigade-General Harry T. Hays
Hoke’s Brigade / Colonel Isaac E. Avery
Louisiana Tigers
Ursprünglich bezog sich der Spitzname auf eine bestimmte Kompanie, später auf ein Bataillon, dann auf eine Brigade und schließlich auf alle Truppen Louisianas in der Nord-Virginia-Armee. Obwohl sich die genaue Zusammensetzung der Louisiana Tigers im Verlauf des Krieges änderte, erlangten sie den Ruf einer tapferen, aber undisziplinierten Stoßtruppe. Die ursprüngliche Einheit, die Tiger Rifles erhielten ihre Uniformen von einem wohlhabenden Geschäftsmann aus New Orleans, der beschloss die Männer als Zuaven einzukleiden. Die Männer erhielten dunkelblaue Zuaven-Jacken aus Wolle mit rotem Baumwollbesatz, markante rote Fez mit roten Quasten, rote Flanellhemden mit Stehkragen und fünf weißen Porzellanknöpfen sowie ausgefallene, vertikal gestreifte Schiffshosen aus Baumwolle in „Wedgwood-Blau und Creme“, die zu ihrem Markenzeichen werden sollten. Außerdem erhielten sie blau-weiß gestreifte Strümpfe und weiße Segeltuchgamaschen.
Averys Angriff
Die North Carolina Brigade von Avery rückte von der Henry Culp-Farm aus vor und marschierte auf die Stellung der Unions-Brigade des Oberst Leopold von Gilsa zu, die Einheiten, die Earlys Konföderierte schon am Nachmittag des 1. Juli in der Nähe von Barlow’s Knoll überwältigt hatten. Sechs von Earlys acht Regimentern mussten bei schwindendem Licht und unter Artilleriebeschuss ein weiten Rechtsschwenk ausführen, um so einen Frontalangriff auf dem Feind zu ermöglichen. Averys drei Regimenter auf der linken Seite hatten dabei über 1.000 Meter zurückzulegen, während Hays zwei Regimenter auf der rechten Seite nur 350 Meter von ihrem nächsten Gegner entfernt waren. Durch diesen Umstand war es schwierig, sicherzustellen, dass der Angriff gleichzeitig erfolgen würde.
Mehrere Kompanien des 4st New York sicherten die rechte Flanke der Linie, während der Rest der Einheit in der Nähe des Hügelkamms in Stellung ging. Das 153rd Pennsylvania, im Zentrum der Verteidigungsstellung, teilte seine Männer auf die gleiche Weise auf. Das 68. und 54th New York standen zwischen den beiden schon genannten Regimentern. Auf der linken Flanke von Gilsa Brigade standen die Regimenter der Brigade unter dem Kommando von Colonel Andrew L. Harris, die ebenfalls am 1. Juli auf Barlow’s Knoll gekämpft hatten. Harris Männer verlängerten die Linie des XI. Korps um weitere 150 Meter nach links, die Linie knickte dann nach links ab und reichte von hier den Hügel hinauf.
Beim Vormarsch auf den East Cementery Hill wurden Averys Einheiten von der 5th Maine-Batterie auf Stevens’s Knoll sowie von Ricketts und Brecks Batterie unter Beschuss genommen. Avery hatte sich entschieden, seine drei Regimenter zu Pferd und von der Front aus zu führen. Das machte ihn zu einem offensichtlichen Ziel, und noch bevor er die Felder halbwegs überquert hatte, wurde er am Hals getroffen und fiel tödlich verwundet vom Pferd. Da er wusste, dass der Tod nahe war, kritzelte er eine Notiz an seinen Stellvertreter, Colonel Archibald C. Godwin: „Sag meinem Vater, dass ich mit meinem Gesicht zum Feind gestorben bin.“
Als die Männer aus North Carolina den Fuß des Hügels erreichten, brachen die beiden New Yorker Regimenter auf von Gilsas linker Flanke zusammen und zogen sich den Hügel hinauf in Richtung Ricketts Batterie zurück. Das Flankenfeuer einiger Männer des 41st New York und der Infanterie und Artillerie auf Stevens Knoll verlangsamte den Vormarsch des linken Flügels der „Tar Heels“ (Spitzname für North Carolina). Dieser Umstand machte sie außerdem zu einem Hauptziel für die auf dem Stevens Knoll stationierten Kanoniere aus Maine. Wie Whittier berichtete, beschoss die 5. Maine-Batterie die Konföderierten aus einer Entfernung von 800 Metern mit Granaten, später mit Vollkugeln und Kartätschen und verbrauchte dabei den gesamten Vorrat der Protze, die über 46 Schuss Kartätschen enthielten, die aus Munitionswagen umgefüllt worden waren.
All dies hinderten die konföderierte Brigade jedoch nicht daran, die Unionslinie zu erreichen. Aufgrund der Dämmerung des Abends, die jetzt in die Nacht überging, sowie dem Pulverqualm der Musketen und Geschütze, konnten die Unions-Kanonieren außerdem nicht mehr genau ausmachen, wo sich der Gegner befand, was den Angreifer half, halbwegs unbeschadet den Hügel zu erreichen. Die Männer stürmten den Cemetery Hill hinauf und vertrieben den Feind von seiner Mauer.
Hays Durchbruch
Auchs Hays Brigade war bei ihrem Vormarsch über das offene Gelände, dem Feuer der feindlichen Batterien vor ihr ausgesetzt. Der relativ steile Hang des East Cemetery Hill machte es allerdings schwierig, Artilleriefeuer auf die Infanterie zu richten, da die Geschützrohre nicht weit genug gesenkt werden konnten, aber die Artilleristen versuchten ihr Bestes und feuerten ohne Unterlass mit Kartätschen und Doppel-Kartätschen. Die Regimenter der Brigade Hays griffen mit dem gefürchteten „Rebel Yell“ die Ohio-Regimenter und das 17th Connecticut-Regiment in der Mitte der Position auf dem Cemetery Hill an. Bevor der Kampf begann, hatte Colonel Andrew Harris das 17th Connecticut auf die äußerste rechte Seite seiner Linie neben von Gilsas linker Flanke verlegt. Der nun erfolgte Vorstoß des Connecticut-Regiments schuf eine Lücke in Harris Linie, die seine beiden Ohio-Einheiten am Hang fast isolierte. Hays Männer nutzten diese Lücke an der Steinmauer, um die Verteidigung der Union zu durchbrechen. Bei diesem Durchbruch gelang es ihnen die meisten von Harris Männern aus Ohio zu überwältigten. Hays berichtete, dass nur wenige entkamen, und nur Dunkelheit und Rauch verhinderten, dass der größte Teil zu Gefangenen gemacht werden konnte.
Durch andere Schwachstellen in der Linie der Union erreichten einige weitere Konföderierte die Batterien auf dem Hügelgipfel, während andere in der Dunkelheit mit den vier verbliebenen Unionsregimentern an der Steinmauer kämpften. Auf dem Hügelkamm an der Mauer fochten die Kanoniere von Wiedrichs New Yorker Batterie und Ricketts Pennsylvania-Batterie mit Bajonetten, Musketen, Schwertern, Pistolen und sogar Steinen gegen das 75th North Carolina, des 6th Regiment und das 12th Louisiana von Hays Brigade. Diese schafften es jedoch die Unions-Artilleristen zurückzudrängen die Geschütze zum Schweigen zu bringen.
Doch der Erfolg der Südstaatler war nur von kurzer Dauer, denn das 58th und 119th New Yorker Regiment von Krzyżanowskis Brigade verstärkten Wiedrichs Batterie vom West Cemetery Hill aus, ebenso wie eine Brigade des II. Korps unter Oberst Samuel S. Carroll vom Cemetery Ridge, die im Dunkeln im Eiltempo über den Südhang des Hügels durch den Evergreen Cemetery anmarschierte, als der Angriff der Konföderierten langsam abebbte. Die Infanterie aus Ohio sammelte sich um die Geschütze, und mit der Ankunft der neuen Regimenter wagten sie einen Gegenangriff. Carrolls Einheiten sicherten Ricketts Batterie und drängten die Männer aus North Carolina den Hügel hinunter, während Krzyżanowski seine Regimenter anführte, um die Angreifer aus Louisiana den Hügel hinunterzutreiben, bis sie die Basis erreichten und sich zu Boden warfen, damit Wiedrichs Geschützen die Möglichkeit hatten, Kartätschen auf die zurückweichenden Konföderierten abzufeuern. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits völlig dunkel und der Angriff der Konföderierten war auf der ganzen Linie abgeebbt.
Rodes Division
Es besteht kein Zweifel, dass Rodes keine Rolle beim Angriff der Rebellen auf den Cemetery Hill spielte, aber das hatte nichts mit mangelnder Entschlossenheit oder Ungehorsam zu tun. Vielmehr hatte er nicht vorausgesehen, wie lange er brauchen würde, um seine etwas zerstreuten Brigaden zusammenzustellen. Rodes hatte sein Kommando erst um 21 Uhr entlang der Long Lane gesammelt und war wenig später bereit zum Vormarsch. Zu diesem Zeitpunkt wurden sowohl Johnson als auch Early bereits zurückgedrängt.
Obwohl es bereits dunkel war, als die Division entlang der Long Lane in Stellung gebracht wurde, ermahnte Ramseur seine Männer, unnötiges Gepäck zurückzulassen, um so Lärm zu minimieren. Er befahl außerdem nicht auf Plänkler zu schießen und gab schließlich das Zeichen zum Vorrücken. Die beiden anderen Brigaden auf der linken Seite setzten sich gleichzeitig in Bewegung, um mit Ramseur in Verbindung zu bleiben. Als Ramseur etwa 200 Meter vom Feind entfernt war, ließ er seine Männer sich hinlegen und ging selbst vor, um die Lage zu erkunden. Ihm gefiel nicht, was er in der Dunkelheit ausmachen konnte – mehrere Batterien und zwei Infanterielinien hinter Mauern. Nachdem er mit Doles gesprochen hatte, schickte Ramseur einen Boten zurück, um Befehle zu erhalten. Die Antwort von Rodes war, dass sie sich an die Long Lane zurückzuziehen und auf das Tageslicht warten sollten.
7th West Virginia Volunteer Infantry Regiment. In der Schlacht von Gettysburg wurde es von Lieutenant Colonel Jonathan H. Lockwood kommandiert. Sie bestand aus 319 Mann und verlor 5 Tote, 41 Verwundete und 1 Vermissten.
Nach dem Kampf am 2. Juli zog Whittier seine Geschütze auf dem Stevens Knoll für ein paar Stunden von diesem Hügel ab, um seine Munitionskisten aufzufüllen. Er brachte seine Batterie jedoch vor Mitternacht an diesen Ort zurück und bereitete sich auf den 3. Juli vor.
Seid gegrüßt, Dioramenbauer, Kriegsspieler und hobby nerds aller Art,
Künftig findet ihr in hier auf Franks toller site unter dem Programmpunkt Sarge’s Corner eine wachsende Reihe von Texten, die ich (ebendieser Sarge) in jahrelanger Recherche erstellte, um in einer Art Waschzettel oder Kurzanleitung essentielle Informationen zum download zu finden, die ich früher so in etwa gerne gehabt hätte, um schnell und informiert Dioramen aufbauen zu können oder ein wargame fachlich korrekt bestreiten zu können.
Ihr werdet einen Fundus an unterschiedlichsten Informationen finden, von Listen der in den Kolonialkriegen eingesetzten Waffen inklusive Einsatzzeiträumen, über Beschreibungen der Einheiten und Taktiken der verschiedensten historischen Epochen bzw. Konflikte, bis hin zu Rezensionen von Figuren, nach Art, wie ihr sie bereits von PSR (plasticsoldierreview) kennen dürftet, bei denen ich mich übrigens seit über 2 Dekaden regelmäßig einbringe und schon so einiges zu deren Arbeit beigetragen habe. Ich muß jetzt erst mal selber meine Datenbank sichten und auswählen oder ggf. umgestalten, wie gesagt, die Rubrik wird kontinuierlich wachsen und die Themenvielfalt zunehmen.
Ich selbst bin ein alter Airfixmann der späten 60er und frühen 70er, der damals noch zu WWII in 1:35 von Tamiya überging und in den 90ern das mitlerweile exponentiell wachsende Hobby wiederentdeckte und völlig hin und weg war und immer noch bin, daß die feuchten Träume meiner Jugend nun sogar noch übertroffen wurden im Maßstab 1/72. Ich habe mir im Laufe der Jahre eine wirklich große Bibliothek themenbezogener Literatur zu Uniformen, Waffen und Schlachten zugelegt und nutze mittlerweile auch das Internet, um all das zu ergänzen. Die Quintessenz all dieser Quellen habe ich in Texten zusammengedampft, die dem Hobbyfreund jenen kompetenten und kurzen Überblick verschaffen sollen, den er sich bezüglich all dieser Themen sicherlich ebenso gewünscht hätte, wie ich es tat, bevor ich mich an diese umfangreiche und hochinteressante Arbeit machte. Vieles mag roh, übers Knie gebrochen erscheinen – es war ursprünglich nur für den Eigenbedarf konzipiert – das tut aber der Informationsdichte keinen Abbruch – schließlich würde Frank mir diese Ecke auf seiner außergewöhlichen site nicht anbieten, wenn er nicht von der Qualität meiner Arbeit überzeugt wäre.
Schaut euch das einfach mal an, sicherlich ist für jeden irgendwann ein Thema dabei, wo er denkt, „Mensch, super, daß ich das in einem so kurzen Text im Überblick habe“. Ich wünsche euch viel Spaß beim Stöbern und Gewinnen neuer Erkenntnisse.
In diesem Bericht zu den Ereignissen rund um Hamburg im Jahr 1945 steht das Dorf Fleestedt im Zentrum. Der Ort lag Ende April und Anfang Mai 1945 im Niemandsland zwischen der deutschen Hauptkampflinie und den britischen Belagerungstruppen südlich von Hamburg. Ich habe mit Hilfe von Berichten der Zivilbevölkerung und den Kriegstagebüchern versucht die Ereignisse vom Eintreffen der Britischen Truppen bis zur Kapitulation von Hamburg zu rekonstruieren. Der Ort Fleestedt, in dem ich selbst wohne, soll hier beispielhaft für alle andere Orte stehen, die im April 1945 die letzten Tage des Krieges mit Kampfhandlungen erleben mussten.
Der Owands Vollhof des Bauern Sievers in Fleestedt, der durch die Kämpfe Ende April 1945 vollständig abbrannte.
Schon im Herbst 1944 hatte man den Bau einer Hauptkampflinie rund um Hamburg begonnen. Ein Stück des Panzergrabens zum Schutz der Stadt gegen die vorrückenden englischen Streitkräfte wurde auch bei Fleestedt im Höpenwald, nur rund 300 Meter nördlich von der Winsener Landstraße entfernt angelegt. Der Panzergraben sowie die Laufgräben, Waffenstellungen und Schützenlöcher hinter dem Graben sind bis heute im Wald zu finden. Am 20. April 1945 erreichten die ersten britischen Einheiten den Ort und bis zur Kapitulation von Hamburg am 3. Mai 1945 kam es immer wieder zu Kampfhandlungen. Bevor Hamburg am 3. Mai 1945 kapitulierte und zur offenen Stadt erklärt wurde, wurden in Fleestedt und in den umliegenden Dörfern noch viele Menschen verletzt, getötet und etliche Häuser zerstört. Ein Kapitel der Geschichte, welches aufgrund der relativ schnellen Kapitulation von Hamburg am 3. Mai 1945 häufig vergessen wird.
Das kleine Dorf Fleestedt, südlich von Harburg gelegen, hatte im Jahr 1945 rund 1.225 Einwohner und teilte sich in die drei Gebiete „Altes Dorf“, „Winsener Landstraße“ und „Auf der Lohe“. Die zwei Bäcker, den Lebensmittelhändler, zwei Gaststätten, Schuster, Schneider und die Windmühle fand man entlang der Winsener Landstraße, der damalige Reichstraße 4. Diese Alte Poststraße führte in Richtung Lüneburg und gehörte zu den drei wichtigen Hauptstraßen, die in Harburg zusammenliefen, wo die Elbbrücken, die nach Verbindung Hamburg bildeten. Die meisten Bewohner waren jedoch Bauern und wohnten auf ihren Höfen im alten Dorf, welches durch die Bahnlinie Hamburg – Bremen von der Winsener Landstraße getrennt wurde. Im Kern des Haufendorfes standen die für Norddeutschland so typischen Hallenhäusern, Fachwerkkaten und Scheunen der Bauern. Westlich vom alten Dorf lag das dritte und kleinste Siedlungsgebiet „Auf der Lohe“, wo Kleinkötner und Tagelöhner lebten und, wo auch die Dorf-Schule stand. Südlich von Fleestedt lag der Ort Hittfeld, der Hauptort der Gemeinde, wo auch die Kirche und der Bahnhof zu finden waren. Schon damals galten Fleestedt und die umgebende Region als Verkehrsknotenpunkt. Hier verlief nicht nur die erwähnte die Bahnlinie und Landstraße, sondern auch die neue Reichsautobahn A1 Hamburg-Bremen. Im April 1945 bildete der Ort zudem den südlichsten Punkt vor der Hamburger Hauptkampflinie. Aus diesen Gründen rückte der Ort in den Fokus der britischen Einheiten der 7. Panzerdivision, welche die Aufgabe hatte, die Elbbrücken bei Harburg zu erobern.
Bauern und Tagelöhner bei einer Pause auf dem Feld.
Am 20. April 1945 erreichten die ersten britischen Einheiten, die A-Squadron des 5th Royal Tank Regiments sowie eine Kompanie Infanterie des 9th Durham Light Infantry Regiments den Ort Hittfeld. Hier, im Hauptort der Gemeinde, wurde das Hauptquartier im südlichen Abschnitt des Belagerungsringes rund um Harburg eingerichtet. In den Nachbardörfern Lindhorst, Emmelndorf, Eddelsen und Karoxbostel quartierte man unterschiedliche Einheiten, wie auch die 3rd Royal Horse Artillry ein. Vorgeschobene Posten bezog man in Jehrden und nördlich von Emmelndorf. Von hier aus wurden in den nächsten Tagen Vorstöße nach Fleestedt und Glüsingen unternommen und das Feuer der Artillerie, die u.a. in Lindhorst eine Batterie positioniert hatte, geleitet.
Die nachfolgende Karte zeigt ausgewählte Gebäude in Fleestedt und die Position, der in den Kampfhandlungen zerstörten Gebäude. Die rote Linie zeigt den Verlauf des Panzergrabens und der deutschen Hauptkampflinie dar.
A – Winsener Straße
B – Dorf
C – Lohe
Die Winsener Landstraße in Fleestedt vor dem Krieg.
Nachfolgend werden die Ereignisse anhand von Berichten der Dorfbewohner (kursiver Text) und der offiziellen Kriegstagebücher der britischen Einheiten geschildert.
Hittfeld, Hermann Wiehe: Als im Frühjahr 1945 der Feind näher rückte und unsere Gemeinde bedrohte und wir im April nachts schon den Kanonendonner der feindlichen Geschütze hörten, erhielt ich am 18. April 1945 vom Kommandeur der Flakstellung folgenden Anruf: „Herr Wiehe, notieren Sie folgendes: wir setzen uns zur Stunde ab, Sie bleiben weiter im Luftwarndienst, somit den Kriegsbestimmungen unterstellt, es ändert sich in der Richtung nichts, den Panzeralarm erhalten Sie von einer anderen Dienststelle aus Richtung Buchholz. Diesen müssen Sie ebenfalls wie bisher weitergeben, damit sämtliche Panzersperren geschlossen werden. Leben Sie wohl, Herr Wiehe!“ In diesem Befehl sah ich als alter Soldat die Befestigung und Verteidigung der Ortschaften meines Warngebietes und somit infolge unserer Ohnmacht gegenüber den feindlichen Truppen die totale Vernichtung unserer Heimat. Deshalb fasste ich den festen Entschluss: Den Panzeralarm gebe ich nicht weiter, damit die Panzersperren offenbleiben, somit alle Ortschaften offen sind und nicht den Charakter irgendwelcher Befestigungen haben. Am gleichen Tage besuchte mich der Bürgermeister der Gemeinde Groß Klecken, Georg Stöver, in der gleichen Sache. Auf seine Frage zögerte ich mit meiner Antwort. Er gab mir mit Handschlag sein Ehrenwort, nicht darüber zu sprechen. Drauf enthüllte ich ihm meinen Vorsatz. Meine Auffassung bestätigte Stöver voll und ganz und fügte hinzu. „Bloß eines musst Du wissen, sollte es geschehen, dass unsere Truppen den Tommy wieder zurückwerfen, dann wirst Du vor das Kriegsgericht gestellt.“ Das war mir auch klar, doch glaubte ich nicht mehr an eine Wunderwaffe. Stöver verabschiedete sich mit den Worten: „Ich weiß Bescheid, hoffentlich sehen wir uns nach dem Krieg wieder gesund wieder.“
Hittfeld, die letzten Kriegstage: Für die Verteidigung der Ortschaften und der Panzersperren lagen zur Verfügung des Volkssturmes Panzerfäuste usw. im Kirchturm der Kirche Hittfeld. Kommandeur des Volkssturms war der damalige Ortsgruppenleiter der Partei Wilhelm Wiechel, Lindhorst, von höherer Warte bestellt. Als solcher hatte er Volkssturmmänner in Schützenuniform als Vorposten südlich von Hittfeld in der Gemarkung zwischen Helmstorf und Harmstorf Stellung beziehen lassen. Sprengmunition für die Autobahnbrücken an der Straße nach Klecken, Helmstorf, Lindhorst und Seevebrücken lag bereit. Die Brücke der Eisenbahn zwischen Eddelsen und Tötensen war ebenfalls zur Sprengung vorbereitet. Am 18.April 1945 kam zu mir per Motorrad ein Kurier mit Armbinde, SS-Mantel und -Mütze, rote Aktentasche vor dem Bauch. Bei Eintritt die derzeitige Begrüßung. Er sprach vielleicht österreichischen Dialekt, sehr undeutlich und fragte: „Herr Wie-che?“ und zog einen DIN-A4-Umschlag aus seiner Tasche. Ich glaubte, er kam von einer Flak-Dienststelle betr. Panzeralarm. Er übergab mir den Brief, ich bestätigte mit meinem Namenszug und verschwand eiligst. Dann öffnete ich den Brief und las: „Verbrannte Erde, Aburteilung Schnellgericht, Panzersperren schließen, Sprengung der Brücken der Auto- und Eisenbahn, Verteidigung usw.“ Ich habe den Briefumschlag zur Hand und las die Anschrift: Wiechel, Lindhorst. Der Kurier konnte wohl kaum oder gar nicht lesen und wusste vielleicht nicht, ob er in Lindhorst oder Hittfeld war. Ich habe den Brief geöffnet und gelesen und kannte den Befehl genau. Jetzt war mir klar. Die Ausführung dieses Befehls ist die totale Vernichtung unserer engeren Heimat und das Ende. Es lief eiskalt über den Rücken – c. 11 Uhr morgens – ein Blick zum Ofen, es brannte Feuer darin, noch ein Blick auf den Text, Ofentür auf und den Befehl hinein! Ich war allein, es hat lange gedauert, bis ich wieder zur Besinnung kam. Mittagessen brauchte ich nicht. Ich ging zu Fritz Diercks, nur einmal etwas andres zu hören. Wir saßen in der Küche auf der Bank. Da kam hinter dem Küchenfenster Wiechel, Lindhorst, im SS-Mantel mit umgeschnallter Pistole. Fritz Diercks sagte zu Wiechel: „Na, wie sieht es aus?“ Wiechel: „Ja, noch weiß ich nichts, ich warte auf Befehl“. Nur ich wusste genau, den Befehl wird er nie bekommen, denn ich hatte ihn in meinem Ofen verbrannt. Wiechel lief wieder in Richtung Lindhorst und auch ich ging wieder nach Hause. Die Züge fuhren nur noch bis Buchholz und zurück nach Hamburg. Viele Leute waren immer noch beim Eingraben. Fliegeralarm und Tiefflieger wechselten ab. „Wer will mit Gespann oder Fahrzeug nach Hollenstedt fahren? Dort liegt 90%iger Alkohol in Zinkfässern und kann unentgeltlich abgeholt werden.“ – Es war keiner bereit.
Der 19. April 1945 verlief wie tags zuvor, es bestand Daueralarm, der Geschützdonner war lauter und näher. Da der Volkssturm am 19.04. noch keinen Befehl erhalten hatte, löste sich derselbe auf.
Glüsingen, Günter Prien. Ich denke noch oft an den Monat April 1945, in dem die Engländer in unser Dorf eindrangen. Schon vorher war es hier sehr unruhig. Tiefflieger- und Artilleriebeschuss hatten wir schon jeden Tag, so dass wir die meisten Zeit im Keller sitzen mussten. Wir hatten uns in unserem Haus geeinigt, dass zwei Familien im Hauskeller, eine Familie im Scheunen- und eine im Schweinkeller schlafen sollten. Da wir beim Bauern (Maackens Meyer) wohnten, hatten wir keine Nahrungssorgen. Die Milch konnte nicht mehr in die Stadt zur Molkerei gebracht werden. Da hat unsere Bäuerin sie jeden Tag verteilt. Dann musste eine verwundete Kuh notgeschlachtet werden. Auch dieses Fleisch wurde aufgeteilt. Das Einzige, was und fehlte, war Brot. Der Bäcker wohnte nämlich im nächsten Dorf. Dahin konnten wir nicht mehr kommen.
Fleestedt, Wilhelm Preidt, Hittfelder Landstraße 3: Ich war als Schneider in der Kleiderkammer bei der Flak in Sinstorf tätig. Am späten Nachmittag des 19. April 1945 wurde ich vom Kompaniechef nach Hause entlassen, da sich die feindlichen Truppen bedenklich genähert hatten. Die schweren Fliegerabwehrgeschütze der Sinstorfer Stellung hatten ihre Rohre zum Erdkampf stark nach unten gerichtet und es sah so aus, als wollten sie mein Haus beschießen. Ich sagte zu den Kameraden: „Macht bloß keinen Quatsch und zerschießt mein Haus“, worauf sie nur lachten.
Die Gastwirtschaft „Zur Erholung“ von Wilhelm Bostelmann vor dem 1. Weltkrieg.
5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Um 03.30 Uhr brach die 1. Rilfe Brigade von Jesteburg mit Harburg als Ziel auf und zog über Harmstorf nach Norden. Um 6 Uhr hatte die führende Truppe Helmstorf erreicht und 30 Kriegsgefangene gemacht. Die A-Squadron und der Recce-Troop des 5th Royal Tank Regiments bewegten sich in enger Unterstützung zur Infanterie. Von Harmstorf aus fuhr der Recce-Troop nach Osten und Westen und machte 35 Kriegsgefangene und nahm später weitere 12 aus Ramelsloh auf. Nun übernahm die A-Squadron die Führung in Richtung Norden und überquerte die Autobahn gegen leichten Widerstand in Hittfeld. Ein Troop bog auf die Autobahn ab und wurde erst gestoppt, als die Brücke gesprengt wurde, kurz bevor der führende Panzer sie erreichte. Die C-Squadron mit einer Kompanie der 9th Durham Light Infantry bewegte sich von Harmsdorf nach Ramelsloh und von dort nach Norden in Richtung nach Maschen. In den Wäldern nördlich von Horst hielt jedoch ein von Infanterie unterstütztes Panzerabwehrgeschütz die Straße besetzt. Es wurde ein Angriff durchgeführt und es wurden 15 Kriegsgefangene gemacht, während das PAK-Geschütz zerstört wurde. Maschen wurde ohne Widerstand eingenommen und der Recon-Troop stieß weiter nach Stelle vor und eroberte auch diesen Ort. Beim Vormarsch von Hittfeld nach Norden stieß die A-Squadron bald auf die Hauptkampflinie der Deutschen, die Harburg umspannte, und ein weiteres Vordringen unmöglich machte. Der Nachmittag wurde damit verbracht, die erreichten Stellungen zu sicheren und sich der Hauptverteidigungslinie zu nähern.
Soldaten der 9th Durham Light Infantry im April 1945
Hittfeld, die letzten Kriegstage: In der Nacht zum 20. April 1945 kam ein telefonischer Anruf einer Dienststelle: „Panzeralarm, sofort weitergeben, Panzersperren schließen!“ Ich wiederholte – Ende! Das war das letzte Dienstgespräch. Ich habe den Panzeralarm nicht weitergegeben. Morgens um 7 Uhr hatten einige Häuser am Ortsausgang nach Klecken und Helmstorf Tieffliegerbeschuss. Feindliche Panzer und Fahrzeuge rückten von Helmstorf und vom Schafskovenberg heran. Um 11 Uhr fuhren die ersten Panzer durch Hittfeld sowie durch alle offenen Orte, und alle Menschenleben und Häuser blieben erhalten.
Der Schüler Heinrich Meyer aus Jehrden berichtet: Als ich am 20. April 1945 zur Schule gehen wollte, sagte mein Vater: „Bleib nur hier! Die Engländer sind schon in Hittfeld. Sie werden auch bald bei uns sein“. Am Nachmittag desselben Tages rückten sie hier ein. Zuerst kamen ein paar Panzerspähwagen. Diese hielten bei uns an und die Besatzung suchte mit dem Fernglas die ganze Gegend ab. Bei uns fragen sie nach Waffen und deutschen Soldaten. Dann stiegen sie wieder ein und stellten ihr Radio an.
5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Am Abend rückten 2 feindliche Sturmgeschütze östlich des Waldes vor, feuerten und trafen 2 Panzer, bevor sie selbst angegriffen werden konnten. Sie zogen sich schnell zurück, als ein zweiter britischer Panzer-Troop das Feuer auf sie eröffnete. Die Verluste des Tages bestanden aus dem verwundeten Soldaten Parker.
Lindhorst, Melitta Kahnenbley (geb. Völsch): Am 19. April 1945 waren noch deutsche Soldaten in Lindhorst. Zwischen der alten Wassermühle und dem kleinen Teich war eine Panzersperre errichtet worden. Am 20. April 1945 waren früh morgens Panzer zu hören. Der französische Kriegsgefangene, der bei „Graf“ arbeitete, lief den Engländern mit einer weißen Fahne entgegen und berichtete ihnen, dass die deutschen Soldaten in der Nacht abgerückt wären. So fuhren die Panzer Richtung Hittfeld weiter. Es blieb alles ruhig und mein Großvater spannte die Pferde an, um Kartoffelland fertigzumachen. Nachmittags, ich war gerade bei meiner Freundin im Haus gegenüber, kamen plötzlich englische Soldaten auf unseren Hof. Ich lief schnell nach Hause. Bei uns wurden zwei Zimmer beschlagnahmt und auf dem Hof und in der Scheune wurden Fahrzeuge geparkt. Es war ein Kommen und Gehen. In der Küche standen große Töpfe mit Tee auf dem Herd und Mutter musste vorsichtig anfragen, wenn sie etwas kochen wollte. Im Flur, in den beiden Zimmern und später auch in der Küche und Waschküche wurden Feldbetten aufgestellt, so dass abends kein Durchkommen war. Großvater, Mutter, wir drei Kinder und das alte Ehepaar, das in Harburg ausgebombt war und bei uns wohnte, schliefen in der Stube und Kammer. Stanislava, unser zwangsverpflichtetes Mädchen aus Polen, hatte oben unter dem Dach ihre Kammer. Doch sie schlief auch bei uns, denn ein englischer Soldat hatte ihr gesagt, dass es sie abends besuchen würde. Wir hatten keine Möglichkeit, uns Brot vom Bäcker in Hittfeld zu holen, da wir nicht dahin gehen durften. Jedoch unser französischer Kriegsgefangener, der Jahre bei uns gearbeitet hatte, brachte uns Brot mit. Da wir keine Milch an die Meierei nach Harburg schicken konnten, wurden jetzt die Teile der Zentrifugen und Buttermühlen, die bei Kriegsanfang abgegeben werden mussten und bei Eddelbüttel im Saal lagerten, wieder ausgegeben und wir butterten und machten Quark und Kochkäse.
Lindhorst (Werner Maack): Ich war damals 13 Jahre alt. Am 20. April 1945 Morgens gegen 7 Uhr rückten britische Truppen aus Richtung Helmstorf kommend in Lindhorst ein. Im Ort war eine Panzersperre errichtet worden, die aber nicht geschlossen wurde. Die Briten konnten unseren Ort kampflos besetzen. Vorher war es A. Beecken in langen Gesprächen und bei guter Bewirtung gelungen, den Sprengmeister davon zu überzeugen, dass die Sprengung der Autobahn-Seevebrücke nutzlos ist.
Hittfeld (Mühle), Frau Ilse Kulling, geb. Voß: Die Nacht zum 20. April 1945 hatten wir in unserem Keller verbracht. Morgens gegen 7 Uhr rief uns Herr Wiehe an und bat, dass wir die weiße Fahne an der Mühle anbringen möchten. Jedoch schon nach geraumer Zeit erhielten wir einen weiteren Anruf, der das Hissen einer weißen Fahne verbot und bei Nichtbefolgung Strafe androhte. Schon bald nach 7 Uhr tauchte englische Infanterie, die ihre Gewehre im Anschlag hielten, bei uns auf. Sie schlichen um Scheune und Mühle. Wir suchten sofort wieder die Kellerräume auf. Als sie in unser Haus kamen, forderte sie uns auf, den Keller zu verlassen. Ein Soldat fragte meinen Vater nach der Uhrzeit, als er seine Taschenuhr zog, wurde sie ihm entrissen. Ein Offizier, der es beobachtet hatte, sorgte dafür, dass die Uhr zurückgegeben wurde. Jedoch nach einigen Stunden erschien der Soldat wieder und die Uhr wechselte nun für immer den Besitzer. In der Mühle und der Scheune schlitzen die Engländer alle gefüllten Säcke mit ihren Seitengewehren auf, sie vermuteten dort versteckte deutsche Soldaten. Schon kurz nach der englischen Infanterie kamen die Panzer. Diese fuhren quer über die Autobahn, die nicht gesprengten Brücken wurden nicht benutzt. Da sah man, dass eine Brückensprengung unsinnig gewesen wäre. Gegen Mittag wurde meine Mutter in unsere Küche geholt, sie musste für die Soldaten Eier braten. Als sie mit dem Braten beschäftigt war, führten die Briten Herrn Meyer aus Lindhorst als ihren Gefangenen herein. Herr Meyer musste die belgischen und französischen Kriegsgefangenen bewachen, nun war es selbst ein Gefangener.
Die Schülerin Margret Völsch, die dicht an der Winsener Landstraße (Fleestedt) am Außenwerk der Hamburger Verteidigungslinie, dem großen Panzergraben wohnt, berichtet folgendes. Am 20. April 1945, morgens um 8 Uhr, wurde ich von meiner Mutter geweckt. Sie sagte, dass die Engländer schon in Hittfeld seien. Ich sprang aus dem Bett, zog mich an und lief zum Bäcker hinüber, um einige Brote im Voraus zu holen. Die Straßen und Häuser waren voller Volkssturm. Bei uns lag fast die ganze Scheune voll. Als ich Brot geholt hatte, musste ich Geschirr und Kleider einpacken helfen. Die Betten stopften wir in Säcke, alles wurde in den Scheunenkeller getragen. Etwas kam auf die Scheunendiele. Um 11 Uhr vormittags sah ich über die Hittfelder Straße (Hittfelder Landstraße) die ersten 3 Panzer hinter Albrechts Haus hervorfahren. Wir gingen sofort alle in den Keller. Nach einer Weile stellte mein Bruder sich vor die Scheunentür, um zu sehen, was weiter geschah. Da kam ein Panzer schräg über das Feld auf unsere Straße zu. Dort hielt es an. Die Die Engländer stiegen aus und beobachteten die Gegend. Dann fuhren sie zurück und das Schießen begann. Wir gingen schnell in den Keller. Dort schliefen wir auch in der Nacht bis auf meinen Großvater, der im Haus bleiben wollte.
Karoxbostel Nr.1 / Emily Winter: Nach den Erzählungen meiner Mutter kamen am 20 April 1945 deutsche Soldaten bewaffnet mit Panzerfäusten durch unseren Garten. Das war besonders unangenehm, da wir zu diesem Zeitpunkt schon eine weiße Fahne aufgezogen hatten und an den Toren Anschläge mit dem Hinweis, dass sich auf dem Gelände portugiesisches Eigentum befände. Der portugiesische Konsul hatte diverse Sachen bei uns eingelagert, um sie vor Bombenangriffen in Hamburg zu schützen. Die Soldaten verschwanden in unserer Scheune und zogen sich Zivilkleidung an. Wo die Panzerfäuste und die Uniformen geblieben sind, ist nicht bekannt. Als dann am Mittag die ersten britischen Panzer auf der Chaussee Richtung Karoxbostel rollten, wollte meine Mutter die Befreier begrüßen und ging über die Felder zur Straße und von da aus nach Karoxbostel.
Fleestedt, Wilhelm Preidt, Hittfelder Landstraße 3: Am 20. April schlief ich erst einmal richtig aus. An diesem Vormittag sah ich, wie die Fleestedter Windmühle auf dem Kattenberg in Flammen stand. Es war ein faszinierendes Schauspiel, da sich die Flügel durch die Hitzewelle drehten. Ich kann nicht sagen, ob die Mühle von den deutschen Truppen oder durch feindlichen Beschuss zerstört wurde.
Die Fleestedter Mühle auf dem Kattenberg, die durch deutsche Truppen zerstört wurde.
Glüsingen, Günter Prien: Vom 20. April 1945 ab mussten wir Tag und Nacht im Keller sein. Wenn wir einmal hinausschauten, sahen wir es immer irgendwo brennen.
Glüsingen, Adolf Behr, Lohe Nr. 12. Vom Wehrdienst war ich freigestellt, da ich bei einer Ölfirma (Erdölbohrungen) beschäftigt war. Wir bohrten im Raume Bremen, als die Landfront näher rückte. Als es absehbar war, dass englische Truppen unser Bohrfeld einnehmen, setzten wir uns zu unseren Familien nach Hause ab. Am 20. April 1945 trafen dann die Engländer auch bei uns in Glüsingen ein. Unser Hof lag bald zwischen den Fronten. Es war komisch, ging ich über den Hof zu den Stallungen, eröffneten die Briten sofort das Feuer, wenn meine Frau jedoch das gleiche tat, fiel kein Schuss. Die Familien, deren Häuser im englischen Einflussbereich lagen, wurden nach Hittfeld evakuiert.
Am 20. April erreichte eine britische Panzervorhut Emmelndorf, die hier auf keinen Widerstand im Ort traf. Nur vereinzelt war es zwischen Hittfeld und Emmelndorf zu Schießereien gekommen. Am „Führers Geburtstag“ hingen statt der Hakenkreuz-Fahnen vor den Häusern weiße Bettlaken als Zeichen der Aufgabe. Zerstörungen blieben dem Dorf so erspart. Doch in Fleestedt wurden einige Tage später von den Emmelndorfer „Höhen“ (Lauenstein) aus allen Bauernhöfen in Brand geschossen, nachdem Panzer am Dorfeingang auf Widerstand gestoßen waren.
5th Field Regiment / J Battery, Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Keine Aktivität während der Nacht – außer, sich um 6.30 Uhr nach dem Frühstück zu bewegen. Um 8 Uhr wird die Einheit verlegt. Von Jesteburg ging es nach Norden und weiter bis nach Harmstorf. Der Aufklärungstrupp geriet in Granatenbeschuss und zog sich zurück – die Geschütze unserer Einheit traten schließlich direkt vor dem Dorf Helmstorf in Aktion. Der Feind war aktiv, unsere vorderen Elemente trafen auf Artillerie-, Panzer- und Kleinwaffenfeuer. Die Batterie war den ganzen Tag damit beschäftigt, diesen Widerstand zu neutralisieren. Inzwischen, um die Mittagszeit, erreichte uns die Meldung, dass die Autobahnbrücke über die Elbe gesprengt worden sei – später stellte sich diese Meldung als falsch heraus. Die Brücke, die gesprengt worden war, führte nicht die über die Elbe. Nach der Operation kehrte die Batterie zurück und übernachtete dort. Keine andere Aktivität und eine ruhige Nacht. Der Munitionsverbrauch betrug 602 Granaten.
3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Der Vormarsch ging bei Sonnenaufgang weiter und die führenden Panzer befanden sich südlich der Autobahn. Der Rest des Regiments, namentlich das RHQ, die D- und M-Batterie, wurde in den Bereich Harmstorf verlegt. Gesprengte Brücken verzögerten den Vormarsch unsere vorderen Panzer erheblich. Die 5. Dragoner-Guards wurden dem Kommando der 22. Panzer-Brigade unterstellt. Um 14 Uhr verlegte sich das „Regimental Tactical HQ“ in das Gebiet 4928 (Abzweigung nach Bendesdorf), wo es nur kurze Zeit blieb, und zog um 18 Uhr weiter nach Bendestorf. Das „Regimental Tactical HQ“ kehrte zum Regiment in Harmstorf zurück. Die führenden Panzer haben am Ende des Tages das Gebiet 4936 (zwischen Metztendorf und Bahnlinie) erreicht. Der Munitionsverbrauch an diesem Tag lag bei 944 Granaten.
Der Laden und das Kaffee-Restaurant von Otto Findeisen in Fleestedt.
5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Bei erstem Tageslicht wurden die in der vorangegangenen Nacht erreichten Stellungen eingenommen. Das Regiment hatte den Befehl, nur den Kontakt aufrechtzuerhalten und nicht zu versuchen, in die feindlichen Linien einzudringen. Der Aufklärungs-Troop bezog Stellung bei Jehrden und patrouillierte bis nach Glüsingen. Ein „Spandau“- (MG) und ein Panzerfaust-Posten in der Gegend wurden angegriffen und 4 Kriegsgefangene gemacht. 2 Häftlinge, die letzte Nacht durch Harburg geflohen waren, haben angegeben, dass die Autobahnbrücke von unseren Flugzeugen getroffen wurde und nicht mehr in Betrieb sei, aber die Eisenbahnbrücke und die Straßenbrücke im selben Gebiet noch intakt, aber bereit zur Sprengung seien. Die C-Schwadron in Maschen hatten einige ihrer Troops am Rande des Dorfes in Position gebracht. Im Bereich der gesprengten Brücke kam es zu feindlichen Bewegungen. Um 18 Uhr eröffnete ein 88mm Geschütz das Feuer und traf einen der Panzer. Die feindliche Position wurde mit Granaten eingedeckt und das Geschütz hörte auf zu feuern. Wieder wurden 6 Gefangene gemacht.
Cromwell Panzer 1945 in Deutschland.
Hittfeld (Mühle), Frau Ilse Kulling, geb. Voß: Wir hatten großes Glück, dass sich der aus dem Sunder zurückgehende Volkssturm nicht bei uns festsetzte. Die Engländer waren ihnen so dicht auf den Fersen, dass zur Verteidigung keine Zeit blieb. Erst im Ort bei „Petz Hermann“ und Sahling wurde noch kurz geschossen. Unsere Nachbarhäuser wurden von den Engländern geräumt und besetzt. Die Bewohner wurden bei uns untergebracht. Alle Fahrräder mussten abgeliefert werden. In zwei Wochen der Belagerung von Hamburg kam jeden Morgen ein Panzerspähwagen zu uns heraufgefahren und die Besatzung beobachtete von der Mühle aus den Kampfhandlungen in Fleestedt und Glüsingen. Wir Kinder bekamen bald ab und an einmal Schokolade von ihnen. Eines Tages fuhr ein britischer Kraftwagen bei uns auf den Hof, die Soldaten gingen in den Schweinestall, erschossen dort ein Schwein, legten einen Sack auf die Motorhaube, das Schwein dort drauf und so fuhren sie wieder ins Dorf. Ein Engländer, er trug eine Lederjacke, war ein ganz ekelhafter Kerl. Er pöbelte herum, holte regelmäßig Eier aus dem Stall und hat einer Tante von mir die Handtasche entrissen und gestohlen. Aber es gab auch freundliche Soldaten.
Die Schülerin Elsa Bauermann, deren Eltern an der Winsener Landstraße (Fleestedt) wohnten, schrieb: „Es war im April 1945. Die Engländer waren nur noch 2 km von uns entfernt. Sie lagen an der Reichsautobahn. Jeden Tag hörten wir die schweren Panzer rasseln und die Granaten krachen, In unserem Haus hausten wir damals mit 6 Familien. Da es gefährlich war, in der Wohnung zu schlafen, hatten wir unsere Betten in den Hauskeller gebracht. Dort waren wir am sichersten. Die Feinde waren inzwischen bis auf 150 m herangerückt. Die Männer in unserm Haus hielten Tag und Nacht Wache. Wir durften an den Fenstern nicht an die Gardinen bewegen, denn unser Haus lag unter dauernder Beobachtung. Hundert Meter weiter, nach der entgegengesetzten Seite, lagen unsere deutschen Truppen. Wir befanden uns also im Niemandsland. Zu Essen hatten wir in der Beschusszeit in reichem Maße. Beim Kaufmann gab es alles ohne Marken. Wir durften uns allerdings nicht sehen lassen, sondern mussten unsern Weg hinter Hecken und Zäunen suchen.
Elsa Bauermann: Am 21. April 1945 rasselten die ersten Panzer heran. Wir hatten sie schon beobachtet und saßen alle im Keller. Der erste Panzer rollte unter dauerndem Schießen an uns vorbei. Der zweite blieb direkt an unserm Hause stehen. Bei jedem Schuss erbebte unser Haus in seinen Grundfesten. Oft dachten wir, es stürze ein, und wir sahen vielfach den Tod vor Augen. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Stimmen in englischer Sprache wurden hörbar. Wir mussten alle aus dem Keller heraus. Die Frauen und die Kinder ließen die Engländer in Ruhe; aber bei den Männern durchsuchten sie alle Taschen. Meinem Vater wurde die goldene Uhr mit einer goldenen Kette abgenommen. Der Engländer grinste höhnisch, zeigte sie ihm noch einmal und verschwand dann lachend durch die Hintertür. Als alle Feinde fort waren, liefen wir wieder in den Keller. Unsere Nachbarhäuser standen fast alle in hellen Flammen. Wir konnten nicht helfen, denn die Engländer feuerten dazwischen. So verfing der Tag. Gegen Abend rollten die Panzer wieder ab. Wir blickten mutlos in die Glut der niedergebrannten Häuser.
Lindhorst (Werner Maack): Am 21. April 1945 wurde in unserem Ort ein britisches Kettenfahrzeug in Brand geschossen, wahrscheinlich von Fleestedt aus. In unserm Hausgarten explodierte ein deutsches Geschoss, ohne jemanden zu verletzen.
5th Field Regiment / J Battery, Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Wir erhielten die Information, dass der Feind einen Bergrücken südlich von Harburg halten soll – der Vormarsch wurde vorübergehend gestoppt, da die Pläne zur Bewältigung der Situation noch unklar waren. Im Laufe des Vormittags bekämpfte die Batterie mehrere gegnerische Batterien und M-Targets (bei der britischen Artillerie war „Mike“ oder „M-Target“ der Begriff für: „Beschuss von allen Geschützen eines Regiments auf ein Ziel“). Aufklärungstrupps wurde um 13.45 Uhr ausgeschickt und die Batterie folgte um 15.45 Uhr über Klecken und Eckel in Richtung Westen, schließlich nach Nordwesten bis Nenndorf.
Eine von vierundzwanzig 25-Pfünder Haubitzen des 3rd Field Regiment, Royal Horse Artillery.
3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Langweiliger Tag. Die 131. Infanterie-Brigade, mit den Regimentern 1/5th Queens, 2nd Devons und 9th DLI errichtete südlich von Harburg, wie folgt feste Stützpunkte: 1/5th Queens das Gebiet 4537 (nördlich von Leversen), 2nd Devons das Gebiet 4330 (nördlich von Steinbeck an der B75) und 9th DLI in Hittfeld, die Batterien unterstützen ihre üblichen Bataillone. Die 11th Husars patrouillieren die Straße, die von Ost nach West verläuft und nach Harburg führt, was links von uns liegt. Unser Regiment bewegt sich nach Klecken, die M-Batterie bleibt im alten Gebiet, nimmt aber die jetzt frei geworden Stellung der D-Batterie ein, während die D-Batterie nach Ibbensen und die J-Batterie nach Nenndorf verlegt. Das Brigade HQ bewegt sich nach Nordwesten und bleibt dort im Ort Klecken. Die Batterie „M“ feuerte im Laufe des Tages eine beträchtliche Anzahl von Schüssen ab. Eine Anzahl feindlicher Geschütze wurde im Gebiet 5538 (an der Hauptkampflinie in Hörsten) gemeldet. Eine Patrouille fuhr zum Damm 546372 (Deichstraße Hörsten), sah dort aber keinen Feind im Nordwesten oder auf der Straße zwischen den Häusern in Hörsten. Der Feind dort soll aber eine Stärke von einer Kompanie haben. Es wird ein „Mike Target“ auf 241650 gefeuert, da es von SS-Truppen besetzt sein soll. Der Munitionsverbrauch des Tages lag bei 1.212 Granaten.
Das Haus des Schuhmachers Schröder, das am Bahnübergang in Fleestedt stand und welches ebenfalls im April 1945 zerstört wurde.
5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Die Stellungen blieben die gleichen, außer, dass die A-Schwadron die C-Schwadron bei Maschen ablöste und ihre Troops nach Stelle und Winsen hinausschob – hier wurden auf der rechten Flanke befreundete Truppen (Einheiten der britischen 11. Panzer-Division) kontaktiert.
Der Aufklärungs-Troop patrouillierte in Zusammenarbeit mit einer Sektion des C-Kompanie der 9th Durham Light Infantry im Raum Glüsingen. Es wurde geschätzt, dass sich etwa eine Kompanie feindlicher Infanterie in diesem Gebiet befand. Es wurden Kriegsgefangene, bestehend aus Volksturm und 3 Offizieren, die angaben, in der juristischen Abteilung der Wehrmacht zu sein, eingesammelt. Auch 5 deutsche WAAFs (In Großbritannien wurden Frauen in der Women’s Auxiliary Air Force (WAAF) eingesetzt und deshalb bezeichnete man deutsche Frauen im militärischem Dienst ebenso) wurden in Maschen gefunden und dem Bürgermeister von Hittfeld übergeben. Es wurden feindliche, feuernde Geschütze gesichtet und man nahm an, dass es sich um 105-mm-Eisenbahngeschütze handelte. Um 19 Uhr zog die C-Schwadron nach Westen in das Dorf Eddelsen.
Lindhorst (Werner Maack): Am 22. April 1945 ging im Dorf eine aus 6 Geschützen bestehende 10,5 cm Batterie (vermutlich eine Batterie der 3rd Royal Horse Artillery) in Stellung. Sie schoss in Richtung Fleestedt, Die Bauern von Emmelndorf waren mit ihren Pferden zu uns evakuiert worden. Es wurde ihnen aber gestattet, morgens und abends zu ihren Höfen zu gehen und die Kühe zu füttern und zu melken. Ca. 4 bis 5 Tage fuhren morgens die britischen Panzer von uns nach Fleestedt, wo sie in die Kämpfe eingriffen, und wenn es dunkelte, zogen sie sich in unseren Ort zurück. Durch diese Fahrten wurden unsere Kopfsteinpflasterstraßen sehr stark beschädigt, aber wer fragt im Krieg schon danach. Bei meinem Freund, der in der Nähe des Hauses Nr. 5 wohnte, hatten die Briten ihre Küche eingerichtet. Wir Jungs schauten zu, wie sie ihren Tee die Eier mit Speck und Kartoffeln zubereiteten. Ab und an fiel für uns schon einmal eine Tafel Schokolade ab. So haben wir die Besetzung überstanden.
3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Ein nasser Tag. Heute wurde sehr viel auf ausgekundschaftete Ziele geschossen. Die „M“-Batterie RHA feuerte heute Nacht, nach 18 Uhr über 1.000 Schuss ab.
Der Gasthof „Zu den 8 Linden“ von Ernst Meyer. Hier wurden im April 1945 die Scheune und einige Nebengebäude zerstört.
5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Alle Stellungen des Vorabends wurden bei Tagesanbruch wieder eingenommen und die A-Schwadron sammelte 2 Kriegsgefangene ein. Sie gaben an, Teil einer 30 Mann starken Patrouille zu sein, die am Vorabend Harburg verlassen und sich auf der Suche nach Nahrung verirrt hatte. Ein Deserteur kam zum Aufklärungs-Troop. Er sagte aus, er gehöre einem Regiment mit Hauptquartier in Rönneburg, einem Bataillons-Hauptquartier in Meckelfeld und einem Kompanie-Hauptquartier in Glüsingen an. Es wurde eine Anzahl von bis zu 8 feindlichen Soldaten beobachtet, und es wurde vermutet, dass sich um eine Gefechtsstellung einer Sektion (Gruppe) handelt. Die feindlichen Geschütze waren die meiste Zeit des Tages aktiv und es wurden Ziel-Peilungen in ihre Richtung vorgenommen, die man an die 3rd Royal Horse Artillery weitergeleitete.
Glüsingen, Bäuerin Helmine Heitmann, Lohe Nr. 15: Es war Ende April 1945, englische Artillerie schoss von Maschen aus nach Meckelfeld über uns hinweg, als britische Infanterie zum Angriff vorging. Sie kamen von allen Seiten, bezogen hier aber keine festen Stellungen. Unser Opa ging den Engländern von Heitmann her mit einer weißen Fahne entgegen. Er wurde von den Briten festgenommen und abgeführt. Wir wurden von den Briten aufgefordert, innerhalb von 24 Stunden unseren Hof zu verlassen, ebenso die bei uns einquartierten Ostflüchtlinge. Unser Rindvieh hatten wir bereits auf der Weide. Nun wurde das Nötigste gepackt und dann ging es ab nach Hittfeld. Als wir den Hittfelder Berg hinaufkamen, standen dort britische Panzer. Die Soldaten gaben uns zu verstehen, dass wir schnell an ihnen vorbeifahren sollten. In Hittfeld erkundigte ich mich gleich bei Bäcker Martens, ob über den Verbleib unseres Opas etwas bekannt wäre. Doch keiner konnte eine Auskunft geben. Später erfuhren wir, dass die Engländer ihn nach Steinbeck gebracht hatten. Wir kamen bei Landwirt Becker unter, wo bereits Kordes waren. Als ich dort meine Sachen auspackte, musste ich feststellen, dass ich unsere Lebensmittelkarten zu Hause im Schrank vergessen hatte. Ein bei uns zwangsverpflichtetes Russenmädchen, welches mit nach Hittfeld gekommen war, erklärte sich bereit, die Karten von Glüsingen zu holen. Als sie zurückkehrte, teilte sie uns mit, dass unser Hof völlig abgebrannt und zerstört sei. Vom Schweinestall, der eine Betondecke besaß, brannte nur der Dachstuhl ab, den Schweinen unten in den Ställen war nichts passiert. Unser Pferd wurde angeschossen und musste notgeschlachtet werden. Das alles versetzte uns einen fürchterlichen Schock.
Die Bäckerei Scheunemann um 1912
5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Bei Tagesanbruch rückten die Aufklärungstruppen zu ihren Stellungen bei Jehrden aus, aber als sie sich näherten, wurde der führende Panzer von einer Panzerfaust beschossen. Es gelang ihm jedoch, den Schützen mit seinem Revolver zu erscheißen, und ein anderer „Boche“ (französische umgangssprachlich abwertende Bezeichnung für Deutscher), der ebenfalls bewaffnet war, wurde getötet. Der Zug zog sich 100 Meter zurück und rückte dann mit Infanterieunterstützung wieder vor, wobei sie 4 weitere Feinde gefangen nahmen. Sie waren Teil einer Patrouille, die ausgeschickt worden waren, um die Positionen und Anzahl der Panzer herauszufinden. Anschließend wurden 2 Männer der Patrouille getötet, 1 verwundet und 4 von 10 gefangen genommen.
(Der eine getötete könnte der Masch.-Maat Heinz Burwitz (geb.05.11.1922 – gest. 24.04.1945 / Fleestedt) gewesen sein und dies gibt einen Hinweis darauf, dass auch hier Einheiten des Marine-Panzerjagd-Regiments 1 im Einsatz waren. Dieser Getötete sowie der andere, vermutlich Anton Meier, liegen heute auf dem Friedhof in Hittfeld begraben. Dort gibt es eine Anlage mit 39 Gräbern, in denen deutsche Soldaten liegen, die bei den Kämpfen in der Region getötet wurden. Die meisten sind in den Kämpfen am 20./21. April 1945 um Daersdorf, Lürade und Hittfeld gefallen oder ihren Wunden erlegen.)
Heinrich Meyer aus Jehrden: Eines Morgens, als ich noch im Bett lag, brachten sie vor unserem Hause Geschütze und Maschinengewehre in Stellung. Die waren alle auf das Haus unseres Nachbarn gerichtet, weil die Engländer dort deutsche Soldaten vermuteten. Das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern ab. Zwei deutsche Soldaten kamen bei der Schießerei ums Leben. Sie wurden hinter unserem Garten und im Garten unseres Nachbarn begraben. Später kamen sie auf den Hittfelder Friedhof. Am selben Tag brachten die Engländer noch einen Mann im Spähwagen nach Hittfeld, er musste dort einige Zeit bleiben. Abends zogen die „Tommys“ immer wieder nach Hittfeld zurück. So ging es ein paar Tag lang.
5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Die B- und A-Schwadron nahmen ihre üblichen Stellungen ein und führten in Anbetracht der Tatsache, dass die 3rd RHA nur einen beschränkten Munitionsvorrat hatte, eine Reihe von eigenen Beschuss-Salven durch. Die A-Schwadron konnte ein 88mm Geschütz ausschalten, während die B-Schwadron einige eingegrabene feindliche Infanterie entlang der Hauptkampflinie angriff. Der gezielte Beschuss veranlasste einen deutschen Soldaten, sich zu ergeben. Ihm wurde gesagt, er solle zurückgehen und den anderen mitteilen, dass sie sich ebenfalls ergeben sollten. Er wurde jedoch mit Gewehrfeuer begrüßt und meinte dann, dass er genug vom Krieg habe. Er nannte die genauen Standorte und teilte mit, dass in den Stellungen noch etwa 60 Infanteristen seien. Sie wurden im Laufe des Tages in bestimmten Zeitabständen beschossen, wobei ca. 500 Schuss HE 75 mm Granaten abgefeuert wurden. Zudem wurden auch 15 x 95 mm Geschosse auf Harburg abgegeben. Nun wurden alle Zivilisten als Sicherheitsvorkehrung aus den vorderen Bereichen evakuiert.
Margret Völsch (Fleestedt) Am 24.April 1945 flog eine Panzergranate quer durch unser Haus. Sie kam durch das Küchenfenster und schlug über die Köpfe meiner Großeltern hinweg durch die Küchentür, dann durchschlug sie die Wände der Diele und der Futterküche, nahm noch eine Ecke vom Hühnerstall mit. Meine Mutter, die mit meinem kleinen Bruder gerade im Hühnerstall war, hat einen schönen Schreck bekommen, ist aber mit heiler Haut davongekommen. Unser Gefangener, der gerade die Kühe tränken wollte, wurde durch Schutt und Mörtel geblendet. Zwei Soldaten brachten ihn ins Lazarett, das im Mädchenheim im Höpen (Erholungsheim Lydia?) eingerichtet war.
Heinrich Meyer aus Jehrden: Dann wurden wir alle und unsere Nachbarn nach Hittfeld geschickt. Wir durften nur mitnehmen, was wir tragen konnten. Am nächsten Tag durften wir einige Stunden heimgehen, um das Vieh zu füttern und zu melken. Später wurde uns erlaubt, einen Wagen voll Zeug mitzunehmen. Danach mussten wir auch das Vieh nachholen und konnten jetzt gar nicht mehr nach Haus. 10 Tage waren wir fort. Als wir zurückkamen, sah es wüst aus. Das Jungvieh lief überall frei umher. Jeder Bauer suchte seine Tiere wieder zusammen. Im Haus lag der Inhalt aller Schränke und Schubladen auf dem Boden verstreut. Vieles war gar nicht mehr da. Die Fenster waren fast alle entzwei. Quer über die Straße lagen Minen. Von diesen sind einige explodiert. In der Gastwirtschaft Derboven war eine Kommandantur. Dort wurden alle Deutschen angehalten. Später haben 12 Engländer auf unserem Boden geschlafen und im Wagenschuppen gekocht und gegessen. Nach wenigen Tagen zogen auch diese wieder ab.
Edward Jeffrey Irving Ardizzone, der mit seiner Einheit, den 8th Hussars, durch Norddeutschland bis Hamburg fuhr, fertigte eine Reihe von Zeichnungen, die gut wiedergeben, wie der Alltag und die Kämpfe damals ausgesehen haben.
5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Beim letzten Tageslicht am vorhergehenden Abend hatte man den Eindruck, der Feind habe seine Linie weiter zurückgezogen. Um 8 Uhr wurden die vorläufigen Patrouillen abgezogen und es wurde versucht Kontakt mit dem Feind aufzunehmen. Zwei Soldaten vom Aufklärungs-Troop wurden in Glüsingen gefangen genommen und die B-Schwadron griff eingegrabene Infanterie an. Ein holländischer Zivilist gab der C-Schwadron die Information, dass es in der Nähe eine feindliche Stellung gab, und so wurde eine abgesessene Patrouille von 1 Offizier und 6 Mann zur Untersuchung ausgesandt. Sie stießen auf Widerstand, wobei 2 Mann verwundet wurden und die Patrouille zog sich zurück. Ein Panzer-Troop wurde daraufhin losgeschickt und stieß auf eine feindliche Patrouille von 12 Soldaten, von denen 2 getötet und 2 verwundet wurden, während der Rest entkam. Der Troop fuhr weiter, um das Gebiet gründlich zu durchsuchen. Es handelte sich um einen alten Flak-Standort, und es stellte sich heraus, dass die Telefonverbindung von hier nach Harburg aufrechterhalten worden war. Ein deutscher Offizier in Zivil wurde verhaftet und mit ihm 3 deutsche „WRENS“ (Women’s Royal Naval Service?). Bei letztem Tageslicht zogen sich alle Troops auf ihre eigenen Positionen zurück.
Margret Völsch (Fleestedt): Am 25.April 1945 brannten Nötzel, Gellers, Aldag und einige Häuser im Dorf Fleestedt ab.
Im Gasthaus Derboven in Karoxbostel richteten die Briten eine Kommandantur ein.
5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Bei Tagesanbruch rückte die C-Schwadron in die Gegend von Sottorf aus, um das 2. Devonshire Regiment zu unterstützen, welches in der Nacht einen Gegenangriff erlitten hatte. Die Situation konnte man jedoch bald mit Hilfe der Panzer in den Griff bekommen, und um 13 Uhr hatten die Züge der Schwadron das Gebiet gesichert. Um 9 Uhr löste das 1st Royal Tank Regiment das 5th Regiment in Hittfeld ab, welches dann nach einiger Verspätung in den Raum Dibbersen verlegt wurde. Nur die C-Schwadron blieb zunächst zurück. An diesem Tag wurden 6 Gefangene gemacht und zwei eigene Männer, die Soldaten Saunders, und Palsey wurden verwundet.
Die Karte zeigt Orte, Ereignisse und die Routen der britischen Panzer nach Fleestedt.
Am 25. April 1945 erreichte das britische 1st Royal Tank Regiment Hittfeld und löste dort das 5th Royal Tank Regiment ab, welches in eine Reservestellung bei Dibbersen verlegt wurde.
1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Gegen 19.30 Uhr stößt der Reccon- Zug in Richtung Jehrden vor, um dort die Aufklärungseinheit des 5. Royal Tank Regiments abzulösen.
Das Hof Nr. 15 in der Straße „Auf der Lohe“ wurde 1945 von der Familie Hengstenbach bewohnt. Auch dieses Gebäude wurde bei den Kämpfen Ende April zerstört.
1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Das Regiment wird der 131. Infantry Brigade unterstellt. Es fährt in die Gegend rund um Hittfeld, um dort den Front-Sektor vom 5th Royal Tank Regiment zu übernehmen, welcher die Stadt Harburg umgibt. Hier soll die Front gehalten werden und offensiv, in Abstimmung mit dem 9th Bataillon Durham Light Infantry, patrouilliert werden, jedoch ohne Vorstöße zu unternehmen. Um 11.30 Uhr wird in Hittfeld das Regiments HQ eingerichtet und auch die B-Squadron wird hier einquartiert. Die A- und C-Squadron gehen in den umliegenden Dörfern in Position. Um 12 Uhr haben alle Einheiten des Regiments ihre Stellungen eingenommen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Stellungen des Gegners noch nicht bekannt. Um 19 Uhr gibt es einen Schusswechsel in der Gegend, bei dem 20 Deutsche getötet und 2 Soldaten gefangengenommen werden. Ab 20 Uhr bis Sonnenuntergang sind in der Gegend feindliche Jagdflieger im Einsatz, die jedoch keinen Schaden anrichten.
Glüsingen, Adolf Behr, Lohe Nr. 12: Am 26. April, wir wurden schon seit einer Woche belagert, wollte mein Schwiegervater aus Meckelfeld uns mit Brot versorgen. Als die Engländer sahen, dass er mit Verpflegung in unser Haus verschwand, eröffneten sie, von Derboven (Gaststätte) aus das Feuer mit Schnellfeuerkanonen. Die Leuchtspurgeschosse setzten unser Anwesen in Brand. Schnell beluden wir unseren Pferdewagen und versuchten, zu Verwandten nach Eckel zu gelangen. Jedoch schon nach kurzer Wegstrecke mussten wir vor einer Panzersperre halten. Ich ging zum deutschen Kompaniechef, der die Erlaubnis erteilte, dass wir seine Stellung durchfahren durften. Das alles geschah bei dauerndem feindlichem Beschuss. Die Kugeln pfiffen uns um die Ohren. Beim späteren Entladen unserer Koffer stellten wir fest, dass einige von Gewehrkugeln durchlöchert waren. Als dann die Kampfhandlungen beendet waren, packten wir unseren Pferdewagen und wollten nach Hause. Doch bei Ankunft in Glüsingen wurde uns gesagt, es sein alles vermint. Da das Risiko mit dem Fuhrwerk zu groß war, besorgte ich mir eine Schiebkarre und fuhr unsere Sachen vorsichtig nach Hause. Doch hier sah es fürchterlich aus. Wir fanden nur noch Ruinen vor. Im Stall waren die Schweine verbrannt und gingen schon in Verwesung über. Ich musste sie sofort vergraben. Wir standen vor dem Nichts!
1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Schon um 4.45 Uhr wird das Regiment geweckt, verbleibt aber zunächst in seinen Stellungen, nur die vorgeschobenen Beobachter rücken in ihre Positionen ein. Um 9 Uhr macht die C-Squadron einen Vorstoß nach Norden und erreicht dort die Gegend um Fleestedt. Hier werden 5 Kriegsgefangene, alles Männer vom Volkssturm, gemacht. Ein Optimist von 60 Jahren trug „Prophylaxe“ (Kondome?) in der Brieftasche. Inzwischen kann die A-Squadron 3 weitere Gefangene machen. Ein Panzer der C-Squadron wird von einer Panzerfaust beschossen und schwer beschädigt, es gibt aber keine Verletzten. Dies sollte der letzte Panzer sein, der während des Nordwesteuropa-Feldzugs im Regiment außer Gefecht gesetzt wurde. Wahrscheinlich war es sogar der letzte in der 7. Panzerdivision.
Das Haus Nr. 39 in der Straße „Auf der Lohe“, in dem Mimmi Buck gewohnt hatte.
Fleestedt, Mimmi Buck, geb. Kahnenbley, Auf der Lohe: In unserem Haus wohnten im Frühjahr 1945 folgende Personen: Heinrich Kahnenbley und Frau, Tochter Mimmi und die Pflegekinder Hildegard und Helga Lemmich. Neben unserem Haus war ein Erdbunker, in welchem sich unsere Familie beim Einzug der Engländer aufhielt. Hinter unserem Haus hatten deutsche Soldaten Waffen und Munition abgelegt. Die Bundesstraße 4 war gesperrt, da Herr Bauermann einige Chausseebäume hatte absägen lassen. Jonny Meyer, ein junger Mann aus der Nachbarschaft, ist mit einer Panzerfaust auf den Boden gestiegen und hat einen englischen Panzer beschossen. Da die Engländer nun glaubten, dass in den Häusern noch deutsche Soldaten seien, haben sie diese beschossen und in Brand gesetzt. Jonny Meyer kam zu uns in den Erdbunker und bat uns, ihn zu verstecken. Unsere Familie hat sich über ihn gelegt, so dass die anrückenden englischen Soldaten ihn nicht entdeckten. Auf unserem Hof wurde alles zerstört und das Vieh getötet. Die Munition, die hinter dem Haus lag, hat später mein Vater vergraben. Bei den Kampfhandlungen wurde unsere Hildegard am Kopf verletzt.
So ähnlich, wie dieser Erdbunker aus dem Landkreis Harburg, könnte der Unterstand von Mimmi Buck ausgesehen haben.
1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Ein Troop der B-Squadron sowie ein 95 mm Panzer begannen gegen 14 Uhr im Verbund mit einem Zug des 9. Durham Light Infantry vorzurücken und die Gegend von Glüsingen unter Beschuss zu nehmen. Dabei werden 1 feindlicher Soldat getötet und 9 Soldaten gefangengenommen. Auch der Recon-Troop kann 5 Gefangene machen.
Glüsingen, Günter Prien: In unserem Dorfe sind vier Höfe abgebrannt (Auf der Lohe). Wir hatten immer Angst, dass auch unser Haus getroffen würde. Am 27. April war für uns der schlimmste Tag. Mittags gegen 14 Uhr ratterten die englischen Panzerwagen auf unser Haus zu. Die deutschen Soldaten, die hinter unserem Haus Deckung genommen hatten, eröffneten gleich das Feuer. Es war ein wüstes Geknatter um unser Haus. Plötzlich hörten wir Granateinschläge. Wir hatten furchtbare Angst. Gleich danach schrie ein deutscher Soldat kläglich um Hilfe. Er wurde später schwer verwundet im Garten gefunden. Dann hörten wir fremde Stimmen, die Engländer waren da. Nach einer Weile sahen wir aus unserem Kellerfenster, wie 6 Tommies, alle mit Maschinenpistolen unter dem Arm, unseren Bauern und einen deutschen Soldaten abführten. Da waren wir alle sehr traurig. Nun wurde es sehr ruhig. Wir konnten aus dem Keller herausklettern und nachsehen, was eigentlich geschehen war. Das Haus war sehr stark beschädigt. Wir dachten, die Engländer hätten das ganze Dorf besetzt. Es war aber kein Tommy zu sehen, sie waren alle wieder abgezogen. Unser Bauer kam nach einigen Stunden wieder zurück. Seine goldene Uhr hatte man ihm abgenommen.
Glüsingen, Else Gellers, Lohe Nr. 7. Mein Mann war wiederholt vom Baumeister O. Gellers aus Fleestedt vom Wehrdienst freigestellt worden. Auch E. Brehm, der beim Wehrmeldeamt in Harburg war, hat einiges bewirkt. Doch am 27. April 1945, wir waren schon Frontgebiet, musste mein Mann sich in Wesermünde stellen, Da die Feldjäger (Militärpolizei) rigoros Jagd auf desertierte Soldaten und Männer machten, die ihrer Einberufung nicht Folge leisteten, fuhr er morgens mit dem Fahrrad los. Er war knapp eine Stunde fort, als britische Artillerie von Hittfeld aus unser Nachbarhaus (A. Behr) in Brand schoss. Wir hatten im Haus alle Fenster weit geöffnet, damit die Scheiben nicht zerschossen wurden, Als dann die Kampfhandlungen begannen, flogen die Geschosse und Splitter nur so durch die Gegend und es wurde vieles mehr zerstört. Bei Heitmann lag der deutsche Volkssturm in Stellung. Die britische Infanterie kam in kleinen Gruppen ohne Panzerunterstützung. Die Briten evakuierten alle Einwohner nach Hittfeld, uns hatte man wohl vergessen. Die britische Infanterie zog sich jeden Abend in ihre Ausgangstellung zurück. Morgens gegen 8 Uhr rückte sie dann zu neunen Kampfhandlungen wieder zu uns vor. Unser Hof lag bald zwischen den Fronten mitten im Kampfgebiet. Als der Beschuss zu arg wurde, nahm ich meine drei Kinder (sieben, zwei und ein Jahr) und schlich in einem tiefen Graben aus der Kampfzone. Die anderen hatten sich schon frühzeitig zum Hause Backhaus abgesetzt. Aber auch bei Backhaus lag deutscher Volkssturm. Ich war wohl 40 Meter von unserem Haus entfernt, als eine Granate in unsere Scheune einschlug. Die Splitter folgen uns um die Ohren. Bei dem Beschuss war Großmutter durch einen Granatsplitter ein Arm völlig abgetrennt worden. Ein deutscher Feldarzt wurde alarmiert, doch konnte dieser nicht zu unserem Haus gelangen, da die Schießerei an Stärke zunahm. Großmutter ist dann, trotz ihrer schweren Verletzung hinten durch das Broock gekrochen und wurde dabei ein weiteres Mal am Kopf verletzt. Wir hörten von ihr keinen einzigen Schrei, sie hat fürchterlich leiden müssen. Wir haben sie so gut es ging mit Bettlaken verbunden. Komischerweise waren die Blutungen nicht sehr stark. Nach fünf Tagen verstarb sie.
Cromwell Panzer mit 95mm Haubitzen, wie sie in Glüsingen eingesetzt wurden.
1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Zunächst verbleiben die Einheiten des Regiments an Ort und Stelle. Um 9 Uhr morgens rücken aber zwei Troops der A-Squadron auf Beobachtungspositionen nordöstlich von Maschen vor und greifen gelegentlich Ziele an. Die B-Squadron operiert im Raum Woxdorf und schießt von dort auf Beckedorf und andere Ziele. Die C-Squadron sondiert in der Gegend von Fleestedt. Gegen 17 Uhr kehren die Einheiten zurück und haben 8 Gefangene gemacht und schätzungsweise 15 deutsche Soldaten getötet.
Elsa Bauermann, deren Eltern an der Winsener Landstraße (Fleestedt) Viele Fleestedter mussten in der nächsten Zeit ihre Häuser verlassen. Wir blieben davon verschont. Am 28. April 1945 machten die Engländer wieder einen Angriff auf Fleestedt. An unserer Hausecke knatterte ununterbrochen ein Maschinengewehr. An den Wänden des Kellers sahen wir die Schatten der Späher, die an den Kellerfenstern vorbeischlichen. Die Panzer beschossen diesmal das alte Dorf Fleestedt. Plötzlich klirrte es im Nebenkeller. Die Feinde hatten ins Fenster geschossen. Anschließend durchsuchten sie das ganze Haus nach deutschen Soldaten. Da sie nichts fanden, ließen sie uns in Ruhe. An diesem Tag hatten wieder viele Fleestedter ihre Wohnung verloren.
Lehrer E. Neumüller hat am 1.8.1947 in der Schulchronik folgendes niedergeschrieben: „Die letzten Wochen des 2. Weltkrieges, Belagerung der Stadt Hamburg und die Auswirkungen auf die Orte Fleestedt, Glüsingen und Jehrden. Ein großer Teil der Fleestedter Bauernhäuser wurde schwer beschädigt. Das neue Schulgebäude litt besonders durch den Panzerbeschuss am 28. und 29. April 1945, der Ostgiebel der Schule in Trümmer legte, das Dach zerstörte und einen Dachstuhlbrand entfachte, der aber durch den Rangiermeister W. Haensch sowie die Frau und die Kinder des Lehrers Neumüller unter Lebensgefahr gelöscht werden konnte. Im letzten halben Jahr des Krieges wurde die Schule als Notunterkunft für holländische und deutsche Ostflüchtlinge sowie als Notwohnung zweckentfremdet.
Glüsingen, Else Gellers, Lohe Nr. 7: Eines Tages – ich war mit Elfriede im Keller wurde plötzlich die Tür aufgerissen und ein englischer Soldat stand mit auf uns gerichteter Maschinenpistole vor und. Wir hatten fürchterliche Angst, aber wie man aus seinem Gesicht entnehmen konnte, er ebenso. Er verschwand dann ebenso schnell wie er gekommen war. Die britischen Panzer kamen erst Tage später, sie konnten nicht über die Seeve kommen, da die Brücke gesprengt war. Ein britischer Soldat, der unser „Plumpsklo“ benutzte, kam fluchend aus dem Klo gerannt, denn als er drauf saß, flog hinter seinem Rücken eine Kugel durch beide Holzwände, ohne ihn zu verletzen. Glück gehabt! Als Behrs Hof abbrannte, sah es seltsam aus. Da es windstill war, fraßen sich die Flammen in Zeitlupe durch das Haus. Behrs selbst waren zu diesem Zeitpunkt in Meckelfeld. Als die Kampfhandlungen ihren Höhepunkt erreicht hatten, ist Hans Meyer, der hiesige Ortsgruppenleiter, nach Glüsingen gelaufen und hat dort die deutsche Flak gebeten, mit dem Schießen aufzuhören, da doch schon alles zerstört war. Nachmittags in den Kampfpausen wurde versucht, die Kühe auf den Weiden zu melken. Hierbei wurde Tante Grete verletzt. Ein englischer Soldat hat sie mit einem Tuch verbunden.
1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Übliche offensive Patrouillentätigkeit während des Tages. Es wird psychologische Kriegsführung angeordnet (Lautsprecherdurchsagen), die von der Aufklärungstruppe südlich von Glüsingen durchgeführt wird. An diesem Tag werden 3 Gefangene, davon eine Frau, gemacht.
Glüsingen, Else Gellers, Lohe Nr. 7: Die Engländer hatten ihren Befehlsstand in der Gaststätte Derboven an der Bundesstraße 4 eingerichtet. Eines Nachts wurde dauernd geschossen. Am anderen Morgen kamen die Engländer mit dem Lautsprecherwagen, der folgende Durchsage des Öfteren wiederholte: „Ergebt euch, sonst sind die Russen vor uns bei Euch!“ Zögerlich wurden weiße Fahnen gehisst, ich konnte es bei Vicks beobachten. In der Mittagszeit dieses Tages – wir waren gerade beim Essen – gab es eine fürchterliche Explosion. Fenster und Türen wurden herausgerissen und das Haus erzitterte. Was war passiert? Eine Kuh, die auf der Straße entlanglief, war auf eine Panzermine getreten und hatte diese zur Explosion gebracht. Wir waren mit dem Schrecken davongekommen. Tage vorher war bereits bei „Plügger Schütt“ ein Flüchtlingsjunge auf eine Mine getreten, die Explosion hat ihm ein Bein abgerissen. Da die Engländer Großvater mitnahmen, war ich mit den Kindern und Großmutter allein im Haus. Ich entschloss mich nun den Hof auch zu verlassen. Ich spannte das Pferd ein, belud den Wagen und wir fuhren los in Richtung Hittfeld. Bei Derboven hielten uns die Engländer an und fragten, woher wir kämen. Dann konnten wir weiterfahren. Bei Schmanns in Hittfeld habe ich nach unserem Großvater gefragt, doch zunächst konnte ich nichts in erfahren. Später sagte man uns, dass er in Steinbeck sei.
3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Mussolini ist tot, getötet von seinen eigenen Landsleuten in Mailand. Nichts neues an unserer eigenen Front. Munitionsverbrauch 405 Schuss.
1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Die A-Squadron behauptete, ein 88-mm-Geschütz beschädigt zu haben, welches dann vom Feind zurückgezogen wurde. Es werden 7 Gefangene, darunter auch ein Offizier gemacht. Gegen Abend werden erneut Lautsprecher-Durchsagen gemacht.
Glüsingen, Günter Prien: Am 30. April 1945 mussten wir unser Dorf räumen. Wir erhielten Bescheid, dass wir nach Over flüchten sollten. Um 22 Uhr abends zogen alle Glüsinger im Treck nach Over. Dort erlebten wir das Ende des Krieges. Am 4. Mai kehrten wir nach Glüsingen zurück.
3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Ein Zivilist aus Hamburg wurde heute Morgen als Gesandter ausgeschickt. Es ist die Absicht der Brigade, Hamburg und seine wichtigeren Einrichtungen zu sichern. Munitionsverbrauch 308 Schuss.
Im Haus Nr. 16 (Auf der Lohe) wohnte Rudolf Stefanides. Bei den heftigen Gefechten in der Straße „Auf der Lohe“ am 27. April brennt das Haus nieder.
1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Um 9 Uhr erreichen 5 deutsche Soldaten das Hauptquartier des Reccon Zuges und ergeben sich als Ergebnis der Propagandasendung vom Vorabend. Gegen 10 Uhr wird eine Konferenz der Squadron-Führer abgehalten, die um 15 Uhr über die Einzelheiten des Einsatzes des Regiments entscheidet. Einige der Ziele werden anhand von Informationen ausgewählt, die aus Verhören von Gefangenen gewonnen wurden. Der Beschuss wird von allen verfügbaren Panzern des Regiments durchgeführt. Es werden fünf Feinde getötet und weitere verwundet. Erneut werden am Abend Lautsprecher-Durchsagen gemacht. Um 19.45 Uhr wird einem schwarzen Stabswagen mit Offiziersvertreter der Hamburger Garnison unter weißer Flagge die Fahrt durch die Regimentslinien gestattet und diese werden mit verbundenen Augen zum Divisionshauptquartier geführt.
3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Schönes Wetter. Hitler ist tot. Zwei deutsche Offiziere durchquerten die Front von der 1/5 Queens, um über die Kapitulation Hamburgs zu verhandeln, bei Tagesanbruch dachte man, sie hätten sich selbst durch eine Mine in die Luft gesprengt, aber später bestätigte sich, dass sie entkommen waren. Eine Reihe von Generalstabsoffizieren, die General Wolz vertraten, durchliefen das Gebiet der 9. Durham Light Infantry und wurden zur Division gebracht. Sie kamen eigentlich wegen des Schutzes von Krankenhäusern, aber sie dachten wohl im geheimen auch an die Kapitulation von Hamburg.
In den Propagandalautsprechern wurde als Ergebnis der heutigen Verhandlungen folgende Vereinbarung bekannt gegeben: „Kein Beschuss oder Bombardierung im Interesse der Menschlichkeit.“
Der Hof “ Lütt Warns“ an der Winsener Landstraße bei der Siedlung „Auf der Lohe“.
1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Aufgrund des Befehls, nicht offensiv auf den Feind zu schießen, war für den Tag keine besondere Aktion geplant. Es gab im Regiment große Vorfreude und Spekulationen über die Verhandlungen über die Kapitulation Hamburgs. Gegen 12 Uhr gibt es eine Konferenz, um einen Rahmenplan für die Besetzung Hamburgs und die Rolle des Regiments darin zu klären. Ein Stabswagen mit Unterhändlern für die Kapitulation Hamburgs kommen erneut über die Frontlinie zum Divisionshauptquartier. Später stellte sich auch heraus, dass diese mit dem Kommandeur der 21. Army Group auch über die Kapitulation der Truppen verhandelten, die den britischen Truppen gegenüberstanden.
Margret Völsch (Fleestedt): Am Tage vor dem Waffenstillstand (2. Mai 1945) wurde nachts der Tunnel der Reichsbahn, der ins Dorf führte, gesprengt.
3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Gerüchte kursieren weiterhin, und wir alle warten gespannt auf das Ende des Krieges. Heute Abend trifft die große Nachricht von der bedingungslosen Kapitulation aller Truppen in Italien und in den meisten Teilen Österreichs ein: das Ende eines großen Feldzuges, an dessen Beginn das Regiment mit Stolz bei Salerno teilgenommen hat. Am späten Abend traf auch die Nachricht von der vollständigen Kapitulation Berlins und der Verbindung mit den Amerikanern und Russen ein; Es kann nicht mehr lange dauern.
General Wolz kam in Begleitung einer Reihe von Stabsoffizieren und dem Gauleiter des zivilen Vertreters Hamburgs durch unsere Linien, um Hamburg zu übergeben und für morgen eine Zusammenkunft mit Feldmarschall Montgomery zu arrangieren. Er wollte mit dem Stabschef Marschall Busch und einem Admiral – persönlicher Vertreter von Dönitz – zurückkommen; Sie wurden zur Division geschickt und nach ihrer Rückkehr zur Brigade wurden Gespräche über die Besetzung Hamburgs durch die 131. Brigade geführt.
Die Schule in Fleestedt um 1910.
1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Um 9 Uhr wird eine Konferenz über die Besetzung Hamburgs abgehalten, die vereinbart, dass diese um 13 Uhr beginnen soll. Die Aufgabe des Regiments in Verbindung mit dem 9th DLI ist, die 8 Straßen- und Eisenbahnbrücken in die Stadt von Süden her zu erobern und zu halten, bis sie von anderen Einheiten abgelöst werden, sowie den Hafenbereich und den Rest der Elbinsel (Wilhelmsburg), der in diesen Quadraten enthalten ist, zu besetzen.
Um 13 Uhr wird der Vormarsch nach Hamburg verschoben, aber um 16.12 Uhr rückt das Regiment schließlich aus. Das gesamte Regiment besetzt mit dem 9th DLI das vorgesehene Gebiet. Um 18.30 Uhr erreicht die C-Squadron die südlichen Elbrücken.
Elsa Bauermann, deren Eltern an der Winsener Landstraße (Fleestedt): Am 3. Mai hörten wir im Radio, dass Hamburg sich ergeben hätte. Erleichtert atmeten wir auf. Wir hatten befürchtet, dass Hamburg sich verteidigen werde. In diesem Falle wäre von unserm Dorf nicht viel übriggeblieben. Den ganzen Tag rollten Panzer an unserem Haus vorbei nach Hamburg. Endlich hieß es „Waffenstillstand“. Wir konnten nach Jahren wieder ruhig schlafen. In den nächsten Tagen besetzten die Engländer unser Dorf. Eines Nachts wurde unsere Haustür heftig gerüttelt und geklopft. Als unsere Einwohner die Tür öffnete, standen vor ihm zwei Engländer, die als angebliche Kontrolle Einlass begehrten. Plötzlich standen sie mit ihren Taschenlampen und Maschinenpistolen vor unseren Betten. Sie durchstöberten alles und bedrohten uns mit der Pistole. Wir mussten in der Schlafstube bleiben, als sie in den anderen Zimmern mehrere Untaten vollbrachten. In anderen Häusern taten sie dasselbe.“
Margret Völsch (Fleestedt): Am 3. Mai 1945 kam ein Auto mit Lautsprecher und erklärte, dass Hamburg zur offenen Stadt erklärt worden war, Da waren wir froh und liefen hinaus, um den schönen Frühlingstag zu genießen. Es war alles still, kein Zug fuhr, weil alle Brücken und Tunnel gesprengt waren.
3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Gerüchte Am frühen Morgen traf die Nachricht ein, dass Harburg und Hamburg bedingungslos kapituliert hätten und dass wir um 13.00 Uhr die Operation „FREIHEIT“ beginnen würden (die Besetzung der oben genannten Städte durch die 131. Brigade).
Den Vormittag verbrachten wir mit dem Packen und Putzen für den großen Marsch. Um 13 Uhr standen wir alle bereit, bis es losging, aber es gab eine beträchtliche Verzögerung, um die Genehmigung des Korps zu erhalten und wahrscheinlich noch weiter oben, um die Operation zu beginnen. Man glaubte, dies sei auf die sehr viel höheren Konferenzen zurückzuführen, die über die vollständige Kapitulation Deutschlands stattfinden
Ein Trupp hochrangiger deutscher Marineoffiziere und ein SS-General zogen durch unsere Linien und forderten im Auftrag von Admiral Dönitz, dem neuen Führer, die bedingungslose Kapitulation des gesamten deutschen Staates an die Alliierten! Sie wurden ordnungsgemäß zurück zur Division und von dort zur Armee eskortiert, wo ihr Auto gestohlen worden sein soll. Um 16.15 Uhr wurde die Operation »Freiheit« wie zuletzt begonnen, und der große Vorstoß nach Hamburg begann. Als wir die Vororte von Harburg erreichten, fanden wir gut gekleidete deutsche Polizisten, die die Straßen und den Verkehr kontrollierten und jeden englischen Offizier beim Vorbeigehen salutierten; Überall waren die Straßen menschenleer und viele Gesichter waren in den Fenstern der Häuser zu sehen. Immer weiter und weiter gingen wir durch Straßen und Straßen der völligen Zerstörung! Das war alles, was von einer großen Stadt übriggeblieben war, die zu Beginn des Krieges einige Besuche von der RAF erhalten hatte. Das 9. DLI mit der Batterie „M“ und den 5. Panzerregiment führte den Vormarsch der Brigade; Der gesamte Vorgang wurde in Phasen durchgeführt (siehe Anhang).
Es dauerte nicht lange, bis ganz Harburg und Hamburg ohne einen Schuss besetzt waren. Das Brigade-Hauptquartier und das Regtl. Tac-Hauptquartier sowie zahlreiche andere Einheiten der Royal Navy, der Militärregierung, der Marines usw. wurden im Haupthotel der Stadt, nämlich dem „Hotel VIER JANRESZEITEN“ mit Blick auf die Binnenalster untergebracht.
Die „M“-Batterie blieb mit dem der 9. Durham Light Infantry im Raum Harburg. Die „D“ und „J“ Batterien in der Stadt selbst, das RHQ in komfortabler Aussicht auf der Westseite der Alster. Das Regtl. Tac. HQ schloss sich der Brigade für den Marsch an und blieb bei ihnen in Harburg. Der Fall von Rangun wurde heute Abend bekannt gegeben.
Karoxbostel Nr.1 / Emily Winter: Am 8. Mai baten die Engländer – in unserem Esszimmer hatten sie eine Art Befehlstand eingerichtet – um Sektgläser, um gemeinsam mit der Familie auf das Ende des Krieges anzustoßen. Als die Engländer begannen, vor unserem Haus Unterstände auszuheben, bat mein Großvater, ob dies nicht auch hinter dem Haus geschehen könnte. Sie machten dort weiter, und als sie anfingen, Bäume aus der Lindenallee zu fällen, brachte der Ausruf „Oh, meine Schönen Bäume“ sie dazu aufzuhören, so dass nur zwei Bäume angesägt worden sind. Mein Vater wurde zusammen mit zwei anderen Hittfeldern von den Engländern auf der Straße verhaftet, da sie wohl dachten, ein junger Mann, der nicht eingezogen war, müsste ein Nazi sein. Der Grund dafür lag aber darin, dass er als Chef einer Kupferschmiede freigestellt war. Trotzdem wurde er zusammen mit den anderen in ein Lager gebracht. Die Behandlung war gut, nur gab es immer Milchsuppe. Nach drei Tagen türmte meine Vater- nicht nur wegen der Milchsuppe. Diese war aber die richtige Entscheidung gewesen, wie er später erfuhr, sind die anderen Hittfelder noch in ein anderes Lager gebracht worden und erst Monate später nach Hause zurückgekommen.
Quellen (Auswahl)
Bei meinem Aufenthalt Tokyo bin ich auf die Werbung für das SAMURAI NINJA MUSEUM im Bezirk Asakusa aufmerksam geworden. Tatsächlich gibt es kein „offizielles“ Museum zu diesem Thema in Tokio und auch im restlichen Japan muss man Samurai-Museen und Ausstellungen oder zum Thema japanisches Militär mit der Lupe suchen. Aus diesem Grund habe ich trotz gewisser Skepsis das SAMURAI NINJA MUSEUM TOKYO aufgesucht.
Hier der Text auf der Homepage:
Das Samurai Ninja Museum Tokyo bietet eine fesselnde Reise in Japans geschichtsträchtige Vergangenheit, in der das Leben von Samurai und Ninjas zum Leben erweckt wird. Diese außergewöhnliche Gelegenheit ermöglicht den Teilnehmern eine vertiefte Erkundung des Reiches, das von diesen berühmten Kämpfern bewohnt wird. Das Museum bietet interaktive Ausstellungen, darunter Samurai- und Ninja-Erlebnisse zum Anfassen. Besucher können Samurai-Rüstungen ausprobieren, Schwertkunst erlernen und Ninja-Techniken wie Shuriken-Werfen und Blasrohrgebrauch meistern. Es ist eine lehrreiche und zugleich spannende Erkundung der japanischen Geschichte, perfekt für alle Altersgruppen. Das Museum bildet und unterhält und bietet ein unvergessliches Erlebnis, das die Geschichte auf ansprechende und interaktive Weise zum Leben erweckt.
Das Museum ist über mehrere Räume und Stockwerke verteilt. Man bucht zu Beginn einen Time-Slot (der Eintritt liegt bei ca. 12 Euro) und wird dann mit Hilfe von unterschiedlichen Museums-Guides durch die Räume geleitet. Ein Großteil der Ausstellung besteht zwar nur aus Schautafeln und Dekowaffen, man bekommt aber gut die Grundlagen der Welt der Samurai und Ninjas vermittelt. Die Guides erzählen je nach Raum über ein bestimmtes Thema. Zunächst geht es um den geschichtlichen Hintergrund, es folgt eine Erklärung zu den Samurai und ihrer Stellung in der japanischen Gesellschaft, gefolgt von der Herstellung und Handhabung der Schwerter und Rüstungen. Es gibt natürlich auch eine schöne Auswahl an Originalwaffen und Rüstungen zu bestaunen, es geht aber in diesem Museum vor allem um die Vermittlung von Basiswissen und nicht um Ausstellungsstücke.
Natürlich darf im quirligen und modernen Japan auch ein Part mit „Action“ nicht fehlen. So kann man sich in Dekorüstungen ablichten lassen und auch ein Wettbewerb im Shurikenwerfen (ich bin immerhin in die 3er-Endrunde von 25 Teilnehmern gekommen) findet satt. Zusätzlich ist auch noch ein 1-stündiger Kurs im Umgang mit dem Katana möglich. Man darf insgesamt nicht zu viel von diesem Museum erwarten, es ist aber in jedem Fall unterhaltsam.
Ich erspare euch an dieser Stelle meine Action-Fotos in Dekorüstungs, stattdessen springe ich auf den Studio Ghibli Hypetrain und präsentiere euch meine Version dieser Anime Kunst.
Wer schöne und originale japanische Rüstungen in Tokyo bestaunen möchte, sollte auf jeden Fall zusätzlich das Nationalmuseum Tokio aussuchen. Ein ähnliches Museum, wie das SAMURAI NINJA MUSEUM TOKYO, gibt es übrigens auch in Kyoto und soweit ich es gelesen habe, sind die beiden Museen auch ähnlich konzipiert.
Bevor die Samurai zu einer Kultfigur Japans wurden, kannte man sie als Elitekrieger, die dem japanischen Adel mit ihren militärischen Fähigkeiten dienten. Bereits vor hunderten Jahren waren sie für ihre außergewöhnlichen Reitfähigkeiten und ihre präzisen Künste mit Schwert und Bogen bekannt. Der Moralkodex Bushido, dem alle Samurai Krieger zu folgen hatten, beinhaltete Richtlinien für das Verhalten und den Lebensstil und galt somit als Leitsatz für das Leben der Elitekrieger. Der Begriff Samurai kommt ursprünglich von dem japanischen Wort Saburau, das „dienen“ oder „derjenige, der dient“ bedeutet. Vor dem 17. Jahrhundert wurden die alten japanischen Krieger meist als bushi bezeichnet, doch es dauerte nicht lange, bis Samurai im ganzen Land zum allgemeinen Begriff für die japanischen Krieger wurde.
Das Langschwert eines Samurai wird Katana genannt. Ein Katana wurde hauptsächlich als Hieb-, aber auch als Stichwaffe eingesetzt, die beidhändig wie auch einhändig verwendet werden kann. Zentrales Element der japanischen Schwertkampfkunst (Kenjutsu) ist, dass die Klingenachse nie senkrecht gegen das Ziel geschlagen wird, sondern immer in einer ziehend-schneidenden Bewegung geführt wird. Somit sind die Hiebe eher als Schnitte zu sehen. Dem trägt auch die gebogene Form der Klinge Rechnung. Trotz der Tatsache, dass es sehr scharf und stark ist, kann das Katana im Kampf nur ca. 3 Gegner verletzten oder töten, bevor es stumpf wird und erneut geschärft werden muss. Als Schwert geht das Katana über seinen Status hinaus, es steht für Stärke, Schönheit und Ehre. Die Symbolik umfasst Handwerk, Handwerkskunst und das Streben nach Perfektion. Aufgrund seiner langen Geschichte in Japan ist das Katana eng mit Kultur und Tradition verbunden.
Neben dem Katana wurde von einem Samurai auch ein zweites, kürzeres Schwert, das Wakizashi getragen. Nach dem Ehrenkodex der Samurai (Bushidō) wurde das Wakizashi zur rituellen Selbsttötung (Seppuku) benutzt oder um einen getöteten Feind den Kopf abzutrennen. Es konnte auch als Ersatzschwert verwendet werden, falls die Hauptwaffe im Kampf brach. Innerhalb von Gebäuden wurde das Langschwert meist abgelegt und nur das Wakizashi im Gürtel behalten. Beim Kampf auf engem Raum, beispielsweise in kleineren Zimmern oder engen Fluren, war das Wakizashi die Waffe der Wahl, da das Langschwert zu viel Freiraum benötigt hätte. Katana und Wakizashi wurden aber allgemein stets gemeinsam mit der Schneide nach oben durch den Obi (Gürtel) gesteckt getragen.
Das japanische Katana mag einfach aussehen, aber es dauert 1 Jahr, um ein gutes Katana herzustellen, und es hat etwa 30 verschiedene Arten von Prozessen. Es beginnt mit einem Shinto-Ritual, bei dem man einen Eisenstab aufwärmt, indem man ihn schlägt und mit dem sehr heißen Stock ein Feuer entfacht, für welches man Reisstroh benutzt. Zuerst werden gebrochene Stücke des in einem Ofen (Tatara) gewonnenen Tamahagane-Stahls zu einem Block zusammengelegt und mit Schlamm und Asche begossen. Dies sorgt dafür, dass sich Verunreinigungen damit verbinden und so aus dem Stahl gelöst werden. Danach wird das Ganze erhitzt, um die Bruchstücke durch Feuerschweißen zu verbinden. Nach diesem Vorgang wird der Block bis zu 15-mal gefaltet, damit sich der Kohlenstoff gleichmäßig verteilt. Diese Homogenisierung sorgt später für eine gleichmäßige Härte und Zähigkeit der Klinge. In den Block, der die Außenlage der Klingenkonstruktion bilden soll, wird jetzt ein zäherer Stahlkern eingeschmiedet, weil die Klinge sonst bei Belastung brechen könnte. Schließlich wird der Block in tagelanger Handarbeit in die Länge geschmiedet und zur Klinge ausgeformt. Es folgt das Härten, Polieren, die Montierung sowie das Schärfen der Klinge.
In der Muromachi-Zeit (1336–1573) wurde der Herstellungsprozess von Rüstungen vereinfacht und die Massenproduktion zu geringeren Kosten und schneller als zuvor möglich. Die Lamellen traditioneller Rüstungen wurden mit Schnüren in einem Stil namens Kebiki Odoshi miteinander verbunden, der so dicht war, dass die gesamte Oberfläche der Lamellen mit den Schnüren bedeckt war. In dieser Zeit wurde jedoch eine neue Methode namens Sugake Odoshi angewendet, bei der die Lamellen der Rüstung lediglich durch zwei Schnüre miteinander verbunden waren. Die Methode der Überlappung von Panzerschuppen wurde ebenfalls vereinfacht.
Im 16. Jahrhundert begann Japan mit Europa Handel zu treiben. Die Luntenschloss-Musketen wurden erstmals 1543 von den Portugiesen in Japan eingeführt. Die Musketen wurden „Tanegashima“ genannt, nach der ersten Insel, auf der sie einst eintrafen. Bald darauf, als japanische Schwertschmiede begannen, solche Musketen in Serie herzustellen, änderte sich die Kriegsführung in Japan völlig. Die Samurai brauchten eine Rüstung, die leichter und vor allem schusssicher war. Darüber hinaus erforderten die immer größer werden Feld-Schlachten Rüstungen, die in Massenproduktion hergestellt werden konnten. Infolgedessen entstand eine neue Art von Rüstung namens tosei-gusoku (gusoku), was moderne Rüstung bedeutet. Darüber hinaus übernahmen die Japaner die vollständige Panzerung, die als „nanban dō-gusoku“ bekannt ist, den Helm und den Kürass aus Eisen, der in etwa die gleiche Form wie die eines portugiesischen Konquistadors hatte.
Die Lamellen wurden zu Itazan geändert, welche aus relativ großer Eisenplatten oder Leder bestanden und die Schutzfunktion verbesserten. Da die Rüstung nun nicht mehr flexibel war, hat man, um das An- und Ausziehen zu erleichtern, die Rüstung mit einem Scharnier versehen, womit sie geöffnet und geschlossen werden konnte. Die vereinfachte Struktur der Rüstung erleichtert nicht nur die Herstellung, es ermöglichte den Rüstungsschmieden auch, sich auf das Design zu konzentrieren. Es wurden nun auch kugelsichere Rüstungen entwickelt, die tameshi gusoku genannt wurden und es den Samurai ermöglichten, ihre Rüstungen trotz des Gebrauchs von Schusswaffen weiter zu tragen.
Als die Ära der Kriege, die als Sengoku-Zeit bezeichnet wird, endete, und als ein vereintes Japan in die friedliche Edo-Zeit eintrat, waren traditionelle Rüstungen für den Kampf nicht mehr notwendig. Aus diesem Grund wurden in der Edo-Zeit Rüstungen im Stil der Wiederbelebung des Mittelalters populär.
Samurai-Helme, Kabuto genannt, gab es in vielen Varianten, darunter Zunari Kabuto, Kawari Kabuto und Hoshi-bachi. Lackiertes Eisen und Stahl sind das Hauptmaterial für die Kalotte (Hachi), um einen starken Schutz zu bieten. Leder wurde oft für den Nackenschutz (Shikoro) und andere Elemente verwendet. Die dekorativen Teile waren in der Regel aus Messing, für einige hochrangige Samurai wurde sogar Gold oder Silber verwendet. Der Begriff „Tatemono“ bezieht sich auf ein dekoratives Objekt, das an der Kalotte eines Helms befestigt wurde. Es diente verschiedenen Zwecken, z. B., um den Träger in einer Gruppe hervorzuheben, als Abzeichen, um ihn für Verbündeten zu kennzeichnen und den Wunsch des Trägers nach Selbstdarstellung auszudrücken. Je nachdem, wo es angebracht wurde, änderte sich der Name: „maedate“ wurde auf der Vorderseite angebracht, „Wakidate“ an der Seite, „Zudate“ an der Oberseite und „Ushirodate“ an der Rückseite. Die Tatemono wurden in der Regel aus Materialien wie Holz, gegerbtem Leder und Japanpapier hergestellt. Einige Kabuto enthielten auch Haare oder Federn als zusätzliche Dekoration. Manchmal wurde auch eine Gesichtsmaske oder ein Menpo, eine Halbmaske mit geschnitzten grimmigen Gesichtszügen und Schnurrbärten, getragen.
Das Wort Ninja bedeutet so viel wie „Verborgener“, und auch Shinobi, das oft synonym verwendet wird, kann mit „verbergen“ übersetzt werden. Ursprünglich bestanden die Aufgaben der Ninja nämlich hauptsächlich aus Spionagetätigkeiten. Sie selbst sahen sich häufig als Umsetzer von Strategien, die von politischen oder militärischen Anführern entwickelt wurden. Die Stadt Iga und ihre Umgebung gilt als Geburtsort des Ninjutsu, der Kriegskunst der Ninja. Die Region liegt sehr zentral in der Präfektur Mie, nur gut eine Stunde südöstlich von Kyoto entfernt.
Ninja waren ursprünglich Söldner, die meist nachts operierten, um sich vor Gegenern besser verstecken zu können. Sie lernten, sich geräuschlos und unerkannt durch Städte und Landschaften zu bewegen. Das Bild des schwarzen Ninja-Kostüms ist weit verbreitet. In Wirklichkeit trugen Ninjas jedoch die dunkelblau gefärbte Arbeitskleidung der Bauern.
Den Ninja wird eine sehr große Auswahl an Wurfgeschossen zugeschrieben. Neben Shuriken (Wurfsternen) und normalen Kunai (Kurzschwertern) besaßen sie Wurfdolche und kleine Wurflanzen, die auch mit giftigen Substanzen bestrichen sein konnten. Weitere Waffen waren unter anderem angeblich das Kumade, eine vier oder fünfkrallige kurze Harke, am Griffende ein Seil für die Verwendung als Wurfanker, mit der dem Gegner im Nahkampf zum Beispiel die Bauchdecke aufgeschlitzt oder in den Kopf geschlagen werden konnte. Andere Ausrüstungsgegenstände waren ein spezieller Leitertyp, bestehend aus einem langen Holzstab mit mehreren hindurchgesteckten Holzstreben und einem gefährlichen Metallhaken am Ende, das Kama, eine Sichel mit Holzgriff, oder das unter anderem zur Entwaffnung eingesetzte Kusarigama, eine Sichel mit einer Kette, an deren anderem Ende eine Kugel befestigt war, die das gezielte Werfen der Kette ermöglichte. Daneben fanden auch „konventionelle“ Waffen, wie Bögen oder Lanzen Verwendung.
Viele der Waffen der Ninja haben ihren Ursprung in landwirtschaftlichen Geräten, wie die kurzen dolchartigen Messer, die als Grabhilfe beim Pflanzen verwendet wurden.
Ein Shinobi, verkleidet als Komuso, ein buddhistischer Mönch. Das wohl auffälligste Merkmal an der Bekleidung eines komusō-Mönches ist der bienenwabenförmige Korb, welcher tengai genannt wird. Der tengai der komusō soll für Anonymität und Demut sorgen.
In der langen Bambusflöte, shakuhachi genannt, ist eine Waffe versteckt.
Hinweis: Da auch im Museum der Burg Hiroshima eine Etage den Samurai gewidmet ist, habe ich die Exponate sowie eine Beschreibung dieser Ausstellung diesem Bericht beigefügt.
Im Westen der Stadt Tokio, im Ikuta Ryokuchi Park, findet man das Japan Open-Air Folk House Museum, auch Nihon Minkaen genannt. Neben den touristischen Highlights, wie den berühmten Tempeln und Schreinen, war dieses kaum besuchte Freilichtmuseum für mich eines der Highlights von Tokio. Durch diese Besichtigung und die Erklärungen vor Ort, ist mir erst aufgefallen, wie ähnlich die Bauweise und Funktion der alten Bauernhäuser Japans mit denen von Norddeutschland waren. Neben den Strohdächern und Lehmwänden, war auch die Aufteilung in einen Wohn- und einen Arbeitsbereich mit Lehm gestampften Boden, sowie die offene Feuerstelle als Zentrum nahezu identisch. Wie bei den norddeutschen Hallenhäusern, gab es auch in Japan keinen Schornstein für die Feuerstelle und ein Rahmengestell über dem Feuer, wo u.a. geräuchert wurde.
Nihon Minkaen, das japanische Freilichtmuseum für Volkshäuser, wurde am 1. April 1967 mit dem Ziel gegründet, die traditionellen japanischen Volkshäuser (Minka oder „Volkshäuser“) aus der Edo-Zeit (16151–1868) zu erhalten. Zunächst gab es nur zwei beispielhafte regionale Dorfgebiete, Shin-Etsu und Kanagawa. In den folgenden Jahren entstanden das Kantō-Regionaldorf, die Poststadt und das Tohoku-Regionaldorf sowie die Kabuki-Bühne von Funakoshi (1973). Das Freilichtmuseum umfasst heute 25 Gebäude.
Mit Minka (wörtlich übersetzt bedeutet es „Privathaus“) sind die traditionell gestalteten Häuser der einfachen Bevölkerung Japans gemeint. Minka-Designs sind eng mit dem Klima und dem Charakter jeder Region sowie dem sozialen Status der Häuser verbunden. Diese unterschiedlichen Bedingungen haben in allen Regionen des Landes zu einer großen Bandbreite lokaler Minka-Typen geführt. Es gibt normalerweise drei Gesichtspunkte, von denen aus man Minka beurteilen kann: Madori (Grundriss), Tu (Struktur) und Katachi (Form, Design). Die Raumaufteilung spiegelt direkt die Art und Weise wider, wie das tägliche Leben im Haus ablief.
Dieses Modell, das die Vitrine in der Mitte der Ausstellungshalle einnimmt, ist ein Teilmodell eines der Häuser im Minkaen, des Kitamura-Hauses. Das Gebäude ist an der Grenze zwischen dem Bereich mit Erdboden (Doma) und den Wohnräumen mit Doppelboden im Querschnitt dargestellt. Das Modell zeigt den Kochherd, ansonsten fehlt die Doma und die Wohnräume im oberen Teil des Gebäudes. Um das Verständnis der Konstruktionsdetails zu erleichtern, wurden Teile der Decken, Wände, des Dachs, des Bodens sowie der Einbauten und Armaturen ebenfalls weggelassen. Das Modell gibt die oft versteckten Details der Verbindungstechnik (beispielsweise die Zapfenverbindungen) des tatsächlichen Gebäudes originalgetreu in kleinem Maßstab wieder.
In Fachwerkkonstruktionen definieren die Pfosten Felder (ein Feld entspricht dem Abstand zwischen zwei Pfosten), welche die grundlegenden strukturellen und räumlichen Einheiten des Gebäudes bilden. In japanischen Volkshäusern des 17. Jahrhunderts betrug die Pfostenspannweite etwa 6 – 6,5 japanische Fuß oder etwa 1,8 – 2 m und war innerhalb eines Gebäudes im Allgemeinen standardisiert. Regionale Tendenzen waren dennoch erkennbar: Das kürzere 6-Fuß-Feld war in der Kantō-Region um Edo häufiger anzutreffen, das längere 6,5-Fuß-Feld im Westen von Honshū, einschließlich der Gegend um Osaka und der alten Hauptstädte Kyoto und Nara.
Gut sind in diesem Fotos die Raumgrößen aufgrund der verschiedenen Anzahl von Tatami zu erkennen.
Die Dominanz des 6 – 6,5 Fuß breiten Erkers hing eng mit einem einzigartigen kulturellen Merkmal Japans zusammen: der Verwendung standardisierter Matten namens Tatami – im Grundriss ein doppeltes Quadrat mit den Maßen 6 – 6,5 Fuß mal 3 – 3,25 Fuß – als Belag für die gesamte Bodenfläche von Zimmern mit Doppelboden. Tatami waren ursprünglich Strohmatten (Strohmatratzen zum Schlafen oder Sitzen) und erst ab dem späten 15. Jahrhundert (und in Häusern der Oberschicht) wurden ganze Böden damit ausgelegt. Als sich dies durchsetzte, konzipierte man Räume als Vielfache der Matten und die Tatami wurden zu einem grundlegenden Planungselement. Auch heute noch konzipieren viele Japaner Räume als 4,5 Matten, 6 Matten, 8 Matten oder 10 Mattengroße Räume. Da Räume als ein Vielfaches der Matten konzipiert waren, führte dies zu einheitlichen Mattengrößen und Feldlängen. Es dauerte aber eine ganze Weile, bis sich Matten, die die gesamte Bodenfläche bedeckten, in Minkas durchsetzten, denn Räume mit Tatami-Boden waren im 18. Jahrhundert noch ein Luxus.
Das hintere Zimmer ist mit Tatami-Matten ausgelegt.
Ursprünglich war das Haus einfach, doch allmählich bestand der Innenraum aus mehreren Räumen. Die Kombination der Räume und ihre Anordnung wird als Grundriss bezeichnet. Frühneuzeitliche (= Edo-Zeit) Minka bestanden üblicherweise aus einem Wohnbereich und einem Arbeitsbereich mit Erdboden (Doma). Im Laufe der Zeit wurden die Minka tendenziell größer und ihre Grundrisse komplexer, doch während der gesamten Edo-Zeit gab es auch viele kleine Häuser mit nur einem oder zwei Räumen.
Hier ist ein sehr komplexer Grundgriss eines Minka zu sehen.
Ein Haus war häufig wie folgt aufgeteilt:
Wohnbereich (mit hölzernem Doppelboden)
Die beiden Fotos zeigen gut den Wohnbereich mit hölzernem Doppelboden und den Arbeitsbereich mit festgestampftem Lehmboden.
Arbeitsbereich (mit gestampftem Erdboden)
Arbeitsbereich mit Pferdestall
Abstellraum im Arbeitsbereich
Die Lehm-Wand ist durch Bretter vor Pferdehufen geschützt.
Weiter oben im Bericht habe ich die Namen wichtiger Strukturelemente des Minka-Hausgerüstes am Beispiel des Kitamura-Hauses vorgestellt. In diesem Abschnitt wird nun das Grundgerüst und die Ausstattung ausführlich erläutert.
Die innere Struktur der japanischen Volkshäuser besteht aus einer zentralen Jõya-Zone mit hohen Pfosten und einer peripheren Geya-Zone mit relativ kurzen Pfosten. Dies liegt daran, dass das Gewicht, welches die hohen Pfosten tragen können, begrenzt ist und somit das Gewicht der tragfähige Balken (hari) und geneigten Dachstützen (sasu) definieren. Um die Querspannweite des Gebäudes breiter zu machen, wurde der Geya mit seinen kurzen Pfosten um die Außenseite angebaut. Die Geya entwickelte sich zudem strukturell zusammen mit Techniken zur Reduzierung der Anzahl der freistehenden Pfosten im Innenraum.
In der mittleren Edo-Zeit verbreitete sich die Ishihatate-Methode mit Pfosten auf Feldsteinfundamenten. Bis dahin gab es zahlreiche erdbefestigte Minka-Pfosten (hottate-bashira), doch da der untere Teil der Pfosten schnell verrottete, sind kaum noch alte Beispiele erhalten. Die Schwellenbalken zur Unterstützung der Pfostenbasis (dodaitate) wurden nur in Teilen der Doma früherer Häuser verwendet.
Es gibt drei Arten von Dachstühlen in Minka.
1. Firstbalken, gestützt durch geneigte Dachstützen (Sasugumi)
Dies ist die häufigste Dachstuhlart bei strohgedeckten Minka-Dächern. Die schrägen Stützen (Sasu) werden auf dem Hauptquerbalken errichtet, und der Firstbalken wird im Raum am Scheitelpunkt, wo sie sich kreuzen (genannt Ogami oder „Gebet“), gelagert.
2. Firstbalken, der von einem Hauptpfosten (Odachigumi) gestützt wird.
3. Japanisches Fachwerk (Wagoya) bestehend aus Pfosten, die durch horizontale, durchgehende Streben verstrebt werden.
Dieser Stil wird für Ziegeldächer, Schindeldächer und Zypressenrindendächer verwendet. Er wird nicht oft bei Strohdächern verwendet, besonders selten ist er bei strohgedeckten Minka.
Der First eines Strohdachs hat in verschiedenen Teilen des Landes viele verschiedene Namen: Gushi in Ostjapan, Mune in Westjapan, Soni in Okinawa. Da der First der Teil des Daches ist, der dem Regen am stärksten ausgesetzt ist, wurden eine Reihe von Maßnahmen entwickelt, um das Eindringen von Regenwasser zu verhindern, und nach und nach wurden auch dekorative Elemente hinzugefügt.
Einige Firstabdeckungen werden durch Feststecken am darunterliegenden Strohdach an ihrem Platz gehalten:
Firstabdeckungen, die durch ihr Eigengewicht gehalten werden:
Die in Minka verwendeten beweglichen Zwischenwände können je nach den verwendeten Materialien in mehrere Kategorien unterteilt werden. Zu den Schiebetür-Typen zählen Itado (einfache Holztüren), Shoji (gerahmte Türen aus durchscheinendem Papier), Fusuma (gerahmte Türen aus undurchsichtigem Papier), Sugido (Holztüren mit dicht beieinander liegenden horizontalen Stäben) und Kishido (offene Holzgittertüren). Die Paneele werden nach der Art und Weise klassifiziert, wie sie sich öffnen. Dazu gehören Hikido (Türen, die horizontal gleiten), Agedo (Türen, die vertikal gleiten), Shitomi (Türen, die nach oben schwingen) und Tobira (herkömmliche Schwingtüren).
1. Toko, Tana, Tsukeshoin (Nische, Regalnische und Arbeitsfenster mit Schreibtisch)
Ab der zweiten Hälfte der Edo-Zeit verbreiteten sich Empfangsräume mit einer Nische, die vom Shoin-Stil der Oberschicht inspiriert war. In großen Minka-Häusern konnten neben der Nische eine Regalnische und ein Arbeitszimmerfenster mit Schreibtisch vorhanden sein.
2. Nandogamae (Eingang zum Schlafzimmer/Abstellraum)
Der Nando war traditionell der Schlafraum des Herrn und seiner Frau und zugleich ein Lagerraum für ihre Wertgegenstände. Die Schwelle war oft erhöht und die Öffnung gesichert (manchmal verschließbar). Oft gab es nur eine Schiebetür, und die andere Hälfte der Öffnung bestand aus einem festen Wandelement. Das Kitamura-Haus verfügt jedoch über zwei bewegliche Elemente.
3. Oshi it (flache Nische)
Alte Miaka in den Regionen Kanto und Chabu haben oft eine flache dekorative Nische, die dem Oshi Ita Toko ähnelt und als Tokonoma oder Oshi Ita bezeichnet wird.
Die Dachformen von Minka können in drei Grundtypen eingeteilt werden: Satteldach (Kirizuma), Krüppelwalmdach (Irimoya) und Walmdach (Yosemune). Je nach Raumaufteilung variiert die Dachkonstruktion in mehr oder weniger komplexen Kombinationen der drei Grundtypen. Da die Dachneigung je nach verwendetem Dachmaterial variiert, kann dieselbe Dachform einen ganz anderen Eindruck vermitteln, wenn sie mit Ziegeln statt mit Stroh gedeckt ist. Lokales Klima, Bedingungen und Lebensstile haben dazu geführt, dass in japanischen Volkshäusern unverwechselbare Dachkonstruktionen entstehen, die für jeden Ort spezifisch sind.
Die meisten traditionellen Volkshäuser, insbesondere Bauernhäuser, haben Strohdächer aus Kaya. In diesem Fall bezeichnet der Begriff Kaya alle Arten von Gräsern, die zum Decken von Dächern verwendet werden können, wie z. B. Miscanthus (Susuki), Schilf, Ogarugaya, Megarugaya, Weizenstroh, Reisstroh und so weiter. Die Vorteile von Strohdächern bestanden darin, dass alle benötigten Materialien – Kaya, Bambus und Strohseile usw. – zur Hand waren und dass fast der gesamte Prozess des Dachdeckens von den Dorfbewohnern übernommen werden konnte. Mit anderen Worten, sowohl Materialien als auch Arbeitskräfte konnten von der Gemeinde als kooperierende Einheit bereitgestellt werden. Infolgedessen weisen Strohdächer in jedem Bezirk ausgeprägte regionale Besonderheiten in Bezug auf die Materialauswahl und die Gestaltung von Dachfirst und Traufe auf, die ein sehr interessantes Merkmal von Minka im Allgemeinen sind.
Wände können in Bambus-Flechtwerk- und Lehmwände, Holzwände und Wände aus Stroh (Kaya) eingeteilt werden. Von diesen wurden Bambus-Flechtwerk und Lehmwände aus den folgenden zwei Gründen am häufigsten in Minka verwendet. Zum einen waren die benötigten Materialien leicht verfügbar, zum anderen haben Lehmwände hervorragende feuerfeste, wärmeisolierende und schalldämmende Eigenschaften.
Die wichtigsten Schritte beim Verputzen von Wänden sind Shitaji Tsukuri (Vorbereitung des Grundrahmens), Arakabe (raue Wand), Nakanuri (mittlere Schicht) und Uwanuri (letzte Schicht). In den meisten Fällen wurden die mittlere und letzte Schicht jedoch nur bei Tempelgebäuden aufgetragen, und (mit Ausnahme von Stadthäusern und sehr außergewöhnlichen Bauernhäusern) hatten Minka im Allgemeinen eine raue Wand (Arakabe) als letzte Schicht.
Im Allgemeinen wurde der Wandverputz von Bauernhäusern in Zusammenarbeit mit den Dorfbewohnern selbst durchgeführt, wobei Arakabe als letzte Schicht verwendet wurde.
Wenn die Wandstärke geringer ist als die der Pfosten, sodass diese sichtbar sind und hervorstehen, wird eine Wand als Shinkabe bezeichnet. Wenn der Putz jedoch dick ist und die Pfosten davon bedeckt und verborgen sind, wird eine Wand als Ōkabe definiert. Okabe-Wände werden üblicherweise für feuerfeste Lagerhäuser (dozó) und Burggebäude verwendet.
Es gibt keine Nuten an Pfosten oder Balken, und die Holzbalken werden direkt an die durchgehenden Wandanker genagelt. Die Bretter werden direkt aneinandergestoßen, und vertikale Latten, genannt me ita, die an der Innenseite der Wand befestigt sind, werden verwendet, um die Lücken zwischen den Brettern abzudichten.
Feuerstelle
Das Irori (eine offene Feuerstelle, die normalerweise im Boden eingelassen ist) und der Kamado (ein Kochherd) waren in einer Minka lebensnotwendig. Beide haben verschiedene Verwendungszwecke im Zusammenhang mit der Raumheizung und dem Kochen, und es wird allgemein angenommen, dass das Irori für die Kultur Ostjapans wichtig war, während in Westjapan der Kamado vorherrschend war. In den bitterkalten Regionen des Nordens kombinierte das Irori die Funktionen der Raumheizung und des Kochens. Im Süden und Westen, wo die Raumheizung weniger wichtig war, wurde der Kamado (im Wesentlichen ein Kochherd) als ausreichend angesehen. Lediglich drei Steine wurden auf den Inseln Amami und Okinawa als Kochstelle verwendet.
Kochherde (Kamado)
Der Kamado (Kochherd oder Herd) wurde auch Kudo oder Hettsui genannt. Er war im täglichen Leben der Menschen notwendig, um Mahlzeiten zuzubereiten, große Mengen Wasser zu kochen und Futter für Pferde oder Ochsen herzustellen. Es gab jedoch verschiedene Arten, da sie in verschiedenen Regionen unterschiedliche Aufgaben hatten. Während beispielsweise in manchen Regionen ein Haus einen einzelnen Kamado im Erdbodenbereich haben konnte, gab es in anderen Regionen viele, große und kleine, in der Doma und der Küche. Ansonsten gab es Fälle, in denen ein separates Gebäude, Kamaya oder Kesselhaus genannt, für den Kamado vorgesehen war oder dieser sich sogar im Freien befand.
Offene Feuerstellen im Haus, an denen sich gewärmt und gekocht wird.
Offene Feuerstellen (Irori)
Irori (offene, vertiefte Feuerstellen) wurden unterschiedlich als „Hidoko“, „Hodo“, „Yururi“, „Jiro“ oder „Hijiro“ bezeichnet, aber die Bedeutung der Begriffe war entweder „Versammlungsort“ oder „Kamin“. In Gebieten, in denen es extrem kalt sein kann, wie z. B. Tohoku und Hokuriku, war die Feuerstelle der Ort, an dem sich die Familie zum Essen und Plaudern versammelte, abends sitzende Arbeiten verrichtete und alltägliche Besucher informell bewirtete. Das Feuer brannte das ganze Jahr über und durfte nie ausgehen. Auf diese Weise standen die Irori im Mittelpunkt des Alltagslebens im Haus. Sie waren der Ort des Haushalts, der die Menschen anzog und sie als Gemeinschaft zusammenbrachte. Das Feuer der Irori war auch notwendig, um die Minka als Gebäude zu erhalten. Der Rauch vernichtete nicht nur schädliche Insekten, sondern schützten das Haus auch vor Feuchtigkeit und Verfall.
Wasserversorgung
Wasser war für das tägliche Leben in Minka unverzichtbar, und ein Waschbecken oder Waschplatz (Nagashi) war ebenso eine wichtige häusliche Einrichtung. Das Waschbecken hatte verschiedene alte Namen wie Minja (wörtlich „Wasserhaus“), Hashiri (wörtlich „fließendes Wasser“) und Suiban (wörtlich „Becken“). Diese unterschiedlichen Namen spiegeln die Vielfalt der in verschiedenen Teilen des Landes verwendeten Typen wider.
Wenn man die Vielfalt der verwendeten Nagashi-Typen betrachtet, erkennt man, dass die Zubereitung von Speisen in einer Minka nicht unbedingt in einem Raum (der Küche) stattfand, wie es heute üblich ist. Früher konnten das Waschen und Kochen von Speisen an verschiedenen Orten stattfinden, und der Waschvorgang konnte im Freien stattfinden, an einem fließenden Bach oder einem Brunnen, je nachdem, wie die Wasserstelle in einer bestimmten Wohnung oder Gemeinde angeordnet war. Es gab eine enge Beziehung zwischen dem Standort der Nagashi und der Planung der Häuser. Sie waren manchmal gemeinschaftlich und manchmal individuell, manchmal draußen und manchmal drinnen, und die Verbreitung und heutige Dominanz des individuellen Innentyps ist auf die allgemeine Verfügbarkeit einer Wasserleitung zurückzuführen.
Die Entwicklung von Außenwaschbecken kann uns zurück zu den Ursprüngen der Spüle führen. Bäche dienten als Waschplätze. Es gab verschiedene Arten: Einigen fehlte jegliche Ausstattung, die man als „Waschbecken“ bezeichnen könnte, einige waren mit Hütten ausgestattet, um Regen oder Schnee abzuhalten, und einige hatten Regale, auf denen Töpfe, Pfannen und Geschirr abgestellt werden konnten.
In Dörfern in den Ebenen findet man Waschplätze oft an mehreren Stellen entlang von Wasserkanälen. Aisn-Bambus-Abtropfbretter, die als Spülbecken genutzt werden konnten, findet man oft neben Brunnen im Freien. Außenwaschbecken wie diese gab es in vielen Regionen. Sie bildeten einen zentralen Punkt der Kommunikation, da sie oft von mehreren Haushalten gemeinsam genutzt wurden, und die Dorfbewohner versammelten sich um sie herum und unterhielten sich, während sie ihre Aufgaben erledigten. Dies war ein weiterer wichtiger Aspekt von Spülbecken, der nicht übersehen werden sollte.
Ein überdachter Haus- oder Dorfbrunnen
Nagashi oder Nassbereiche im Innenbereich können je nach der Art und Weise, wie das Wasser gesammelt wurde, in zwei Kategorien unterteilt werden. Eine Methode bestand darin, fließendes Wasser in einen Teil der Doma zu leiten und es in einem Tank zur Verwendung zu sammeln. In vielen Gegenden wurde diese Art von Nagashi als Minja (wörtlich: Wasserraum, eine Art Spülküche) oder Hashiri bezeichnet. Eine andere Methode bestand darin, Wasser aus einer externen Quelle wie einem Brunnen oder einer Quelle in Wasserkrügen zuzuführen, die dann in der Küche aufbewahrt wurden, wo in der Regel ein kastenförmiges Holzspülbecken zum Abwaschen bereitgestellt wurde. Es gab zwei Arten von Spülbecken: solche, die im Stehen benutzt wurden, und solche, die in kniender oder hockender Position benutzt wurden. Letztere (der ältere Typ) sind tendenziell verschwunden, und der Typ, der im Stehen benutzt wurde, kommt dem, was wir heute kennen, am nächsten.
Eine Spüle mit Wassertrog im Hausinneren.
Jede Art von Bauarbeiten im Zusammenhang mit Minka aus der Edo-Zeit, vom Bau neuer Häuser über Erweiterungen, Umbauten bis hin zur Neudeckung, wird allgemein als Fushin bezeichnet. Der Begriff umfasste nicht nur die Arbeit von Fachleuten, sondern auch die gegenseitige Unterstützung durch andere Mitglieder der Dorfgemeinschaft. Im Falle einer Neudeckung eines Daches brachten die Dorfbewohner beispielsweise Strohmaterial oder Sachleistungen zur Baustelle und arbeiteten gemeinsam mit dem Bauherrn an der Erneuerung des Strohdachs.
Werkzeug zum Decken eines Strohdaches
Das Fushin-System bedeutete also, dass jedes Haus tatsächlich vom gesamten Dorf gebaut wurde, und der Bau eines Hauses war ein Ereignis, an dem das gesamte Dorf teilnahm und das anschließend gemeinsam gefeiert wurde. Das Wort Fushin (wörtlich: allgemeine Bitte) stammt aus der buddhistischen Lehre und bezieht sich auf „eine allgemeine Bitte um Segen für alle, wenn Zen-Novizen von ganzem Herzen zusammenarbeiten“.
Verschiedene Werkzeuge, die beim Hausbau Verwendung fanden.
Zeremonien
Im Zuge des Hausbaus wurden verschiedene Zeremonien und Rituale (viele davon bestehen bis heute, insbesondere wenn traditionelle Baumethoden angewendet werden) durchgeführt, und durch sie können wir einen Einblick in die Glaubensvorstellungen und sozialen Konventionen erhalten, die mit Fushin verbunden sind.
Ein kleiner Hausschrein
Jimatsuri (Bodenberuhigungszeremonie)
An den vier Ecken des Geländes wurden Amulette angebracht, um den Boden zu reinigen und die lokalen Gottheiten zu besänftigen. Anschließend machten sich viele Menschen daran, den Boden in dem Bereich, in dem die Pfosten errichtet werden sollten, festzustampfen. Diese Arbeit wird als Dotsuki, Ishibakachi und Kotsuki bezeichnet und von Jitsuki-Liedern begleitet
Mune-age Iwai
Wörtlich übersetzt „Fest der Firsterhöhung“, wird diese Zeremonie noch heute oft abgehalten und markiert den Abschluss der Montage des Rahmens. Pfeil und Bogen werden auf dem First in Richtung Nordosten aufgestellt, der Richtung, aus der das Böse kommen soll. Es gibt eine Feier mit dem erfahrensten Zimmermann als Hauptgast, und es wird Sake serviert. Manchmal werden Reiskuchen vom Dach auf die Familie und Besucher geworfen, die von unten zuschauen. Diese Zeremonie wird auch Daiku Okuri, Töryő Okuri, Daiku-Burumai und Kenzui-Biraki genannt.
Chôna Hajime
Der erste Arbeitstag der Zimmerleute wurde gefeiert, indem das Holz zum Schneiden mit Tinte markiert und zum Gott des Adre gebetet wurde. Darauf folgte ein Bankett mit Sake.
Dies ist ein kleiner Schrein (Küden), der dem Schutzgott der Seidenraupenzucht, Kokagesan Daigongen, gewidmet ist.
Hashiradate
Der Tag, an dem mit der Montage des Hauses vor Ort begonnen wurde. Pfeil und Bogen wurden an einer Ecke des Geländes aufgestellt und provisorische Markierungspfosten errichtet. Dies wird auch Tatemae genannt und ist heute mit Mune-Age verbunden.
Solche Talismansteine wie die Ishiganto, die am Straßenrand vor dem Lagerhaus aufgestellt werden, sind in Okinawa und Süd-Kyūshū weit verbreitet. Sie sind Gottheiten gewidmet, von denen man glaubt, dass sie Schutz vor dem Bösen bieten, und werden am Ende von Straßen, an Haustoren und an Brücken aufgestellt. Es wird angenommen, dass sie ihren Ursprung in der chinesischen Volksreligion haben.
Yanefuki Iwai
Feier zur Feier der Fertigstellung der Dachdeckung. Auf dem Dach wurde ein Talisman aufgestellt, Reiskuchen wurden an Familie und Besucher geworfen und Reisbrei zubereitet. Die Zeremonie wird auch Gushifuse iwai, Fukigomori iwai oder Munatsutsumi-iwai genannt.
Shinchiku Iwai
Einweihungszeremonie des neuen Hauses: eine Feier für Zimmerleute und Verwandte. Sie wird auch Yagatame, Ya iwai, Hitaki twai oder le-mi genannt.
Der Kokagesan Schrein ist in einem überdachten Gebäude untergebracht, um ihn vor Wind und Regen zu schützen. Er befand sich im Bezirk von Tōkōin, einem lokalen buddhistischen Tempel, und wurde jahrelang verehrt.
Bauerndörfer in der Ebene lassen sich grob in zwei Typen einteilen: das Streudorf oder Sanson-Typ und das Haufendorf oder Shūson-Typ. In einem Streudorf haben die Hausgrundstücke keine gemeinsamen Grenzen mit benachbarten Grundstücken und sind dünn über ein weites Gebiet verstreut, während in einem Haufendorf die Grundstücke dicht beieinander liegen und eine eigenständige Siedlung bilden.
In einem Streudorf sind die Grundstücke in der Regel von Windschutzwällen aus Bäumen umgeben, um die Häuser vor starkem Wind zu schützen und die Grundstücksgrenze zu markieren. Windschutzwälle werden insbesondere in den Gebieten San’in und Hokuriku sowie in der Kantō-Ebene angelegt, wo im Winter starke saisonale Winde wehen.
In einem Haufendorf sind die Grundstücke in der Regel mit Mauern aus Stampflehm, Hecken oder Bambusdickicht entlang ihrer Grenzen umgeben. In einigen Fällen kann ein ganzes Grundstück von Nebengebäuden umgeben sein. Einige Dörfer haben Wassergräben, die die gesamte Siedlung umgeben. Es wurden außerdem verschiedene Vorkehrungen getroffen, um Minka sowohl vor der Gewalt der Natur als auch vor unerwünschten Eindringlingen zu schützen.
Das Sasaki Haus
Dieses Haus zeichnet sich durch seine große Länge und die hohen Dachtraufen aus. Durch ein Giebelfenster am östlichen Ende des Hauses, das Sonnenlicht in das Zwischengeschoss lässt, entsteht eine interessante Walm- und Satteldachkonstruktion, die aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit einem Samurai-Helm als Kabuto-zukuri oder „Helmstil“ bekannt ist.
Dieses Bauernhaus ist nicht nur wegen seines bemerkenswerten Äußeren interessant, sondern auch, weil seine Geschichte dank des Erhalts zeitgenössischer Aufzeichnungen des Bauprozesses (Fushin-Register) und anderer Dokumente detailliert nachvollziehbar ist. Da 1731 ein Antrag auf Baugenehmigung gestellt wurde, wurde das Haus wahrscheinlich um dieses Jahr erbaut. Einige Jahre später wurde es jedoch nach einer Überschwemmung des Chikuma-Flusses an einen anderen Standort verlegt. Ein Fushin-Register aus dem Jahr 1743 dokumentiert den Abbruch- und Wiederaufbauprozess bei dieser Gelegenheit. Ein weiteres Fushin-Register aus dem Jahr 1747 berichtet vom Anbau einer Suite mit zwei Gästezimmern (Zashiki) am Westende des Hauptgebäudes.
Der Bau der Zashiki-Suite mit eigener Toilette (Benjo) und Badezimmer (Furoba) für die Gäste deutet darauf hin, dass die Familie zu dieser Zeit eine sehr hohe Stellung in der Hierarchie der lokalen Gesellschaft einnahm.
Tama-Hügel
Die Minka, die am Fuße des sanften Abhangs der Tama-Hügel standen, hatten in der Regel eigene Wald- oder Bambushaine (Yashiki Rin oder „Gehöfthaine“) entlang der Grundstücksgrenzen oder am Hang hinter den Häusern. Diese Haine schützten, wie die Windschutzwäldchen, die man überall in der Kantō-Ebene sieht, die Strohdächer vor Stürmen und verhinderten, dass beißende Winterwinde in das Grundstück und die Gebäude eindrangen. Darüber hinaus konnten abgefallene Blätter als Kompost und Äste als Brennholz verwendet werden. Ausgewachsene Bäume wurde als Baumaterial verwendet.
Im Allgemeinen wurden für Windschutzwäldchen diejenigen Baumarten ausgewählt, die in der jeweiligen Region am besten wuchsen: Kashi (Eiche) in Musashino, Maki (Podocarpus) in Izu oder Bōsō an der Küste des Pazifischen Ozeans, Matsu (Kiefer) in der Izumo-Ebene, Präfektur Shimane, an der Küste des Japanischen Meeres, Sugi (Japanische Zeder) in der Tonami-Ebene, Präfektur Toyama, Gajumaru (Indischer Lorbeer oder Ficus Microcarpa) auf den Nansei-Inseln. Auf den Tama-Hügeln wird Bambus oft zusammen mit einheimischen Bäumen verwendet. Windschutzwäldchen haben in jeder Region unterschiedliche Namen: Dazu gehören Yashiki Rin (Gehöfthaine), Ie Mori (Hausgehölze), Kune (Hecken), Hosoba Gaki (Schmalblättrige Zäune), Tsuiji Matsu (Erdmauerkiefern).
Verschiedene Häusertypen, die man in den Ebenen von Japan findet.
Nara-Becken
Das Nara-Becken war seit der Antike ein wichtiges Kulturzentrum, und die Häuser weisen eine Reihe von Besonderheiten auf. Besonderheiten dieser Region sind Siedlungen mit Wassergräben (kango shūraku), bekannt als Kaito, Gehöfte, die an allen vier Seiten von Mauern und Gebäuden umgeben sind (Kakoi-zukuri), und Häuser mit einem steilen zentralen Strohdach, flankiert von hohen Giebelwänden (Takahei-zukuri oder Yamatomune-zukuri).
Viele der Kaito-Dörfer sind von Wassergräben, Erdwällen und Bambushainen umgeben und geschützt. Ein Kakoi-zukuri-Gehöft hat einen großen Hof in der Mitte des Grundstücks, um den das Hauptgebäude, Nebengebäude und dicke Erdwälle angelegt sind. Diese Art der Grundstücksaufteilung ist extrem nach innen gerichtet, mit wenigen Fenstern in den Außenmauern, sodass die Bewohner auf den Hof für Belüftung und natürliches Licht angewiesen sind. Diese Art der Gehöftaufteilung entstand inmitten der Unsicherheiten des Mittelalters, unter Bauern, die sich durch eigene Anstrengungen schützen mussten, und sollte verhindern, dass Fremde einfachen Zugang zum Inneren des Gehöfts erhielten.
Das Hirose Haus
Die Volkshäuser des Kofu-Beckens sind bekannt für ihre Satteldächer mit Munamochi-Pfosten (Pfosten, die sich über die gesamte Höhe der Struktur erstrecken, um die First direkt zu stützen), die in die Giebelwände eingelassen sind, und Tsukiage Nikai (obere Stockwerke mit einem erhöhten Dach über dem Mittelteil, das Fenster zur Lichteinstrahlung und manchmal einen Balkon enthält).
Vor dem Umzug nach Nihon Minkaen hatte das Hirose-Haus wie viele Häuser im Köfu-Becken ein Obergeschoss und ein erhöhtes Dach dieser Art. Eine Untersuchung des Rahmens ergab jedoch, dass es sich ursprünglich um eine einfache einstöckige Giebelkonstruktion handelte, und so wurde es auch rekonstruiert. Die Dachtraufen des restaurierten Gebäudes sind sehr niedrig, und da es außer dem Haupteingang und der Vorderseite des Zashiki keine Öffnungen hat, ist es ein sehr geschlossenes Gebäude. Das Haus zeichnet sich durch die vier massiven Pfosten aus, die den Kern des Tragwerks bilden. Diese Anordnung, bekannt als Yotsudate („ein Vierergerüst“), findet sich häufig in den frühen Häusern des Kōfu-Beckens. Angesichts dieser frühen Merkmale wird angenommen, dass das Hirose-Haus im späten 17. Jahrhundert erbaut wurde.
In Japan entwickelten sich Siedlungen schon sehr früh auch an steilen Hängen, da Berg- oder Hügelgebiete etwa siebzig Prozent der gesamten Landesfläche ausmachen. Es erforderte jedoch enorme Anstrengungen, Land für Siedlungen geeignet zu machen, wo es keine ebene Flächen gibt. Aber sonnenbeschienene Hänge können landwirtschaftlich gut genutzt werden, und Hänge sind nicht immer schwierige Lebensräume, zumindest solange Wasser verfügbar ist.
Um ein Haus an einem Hang zu bauen, ist es notwendig, ein flaches Grundstück zu schaffen, indem man den Hang abträgt und eine Steinmauer anlegt. Grundstücke an einem Hang haben daher in der Regel die Form von schmalen Terrassen, und viele Häuser in Bergregionen haben Grundrisse, in denen die Räume in einer einzigen Linie angeordnet sind. Nebengebäude wie Lagerhäuser, Ställe oder Toiletten werden manchmal auf der gleichen Ebene wie das Haupthaus gebaut, stehen aber oft auf einer zweiten Terrasse, die entweder über oder unter dem Haupthaus angelegt wurde.
Die Berge von Chichibu
Tochimoto im Dorf Otaki, das nahe der Quelle des Flusses Ara liegt, ist ein Weiler im entlegensten Teil der Chichibu-Berge. Von hier aus führt die Straße hinauf zum Jumonji-Pass, der nach Shinshů (Präfektur Nagano) führte, und zum Karisaka-Pass, der nach Kōshū (Präfektur Yamanashi) führte. In der Edo-Zeit gab es hier einen staatlichen Kontrollpunkt.
Die Häuser säumen die alte Straße, die quer über den Berghang verläuft, und dahinter erstrecken sich bebaute Felder hinunter ins Tal und hinauf zum Gipfel des Berges. Die meisten Häuser sind zweistöckig, wobei die oberen Stockwerke hauptsächlich zur Seidenraupenzucht genutzt werden. Etwas abseits von den Hauptgebäuden befinden sich Lagerhäuser namens Hakogura, die früher hauptsächlich zur Lagerung minderwertiger Getreidesorten wie Awa (Kolbenhirse) und Hie (Hühnergras) genutzt wurden.
Heutzutage haben die Häuser Dächer aus verzinktem Blech oder Ziegeln, aber ursprünglich waren sie mit Zedernrinde oder Holzschindeln gedeckt. Dies steht in interessantem Kontrast zu den Häusern des Dorfes Mitsumine, direkt auf der anderen Seite des Bergkamms, wo Stroh das bevorzugte Material ist. Auf diese Weise unterscheidet sich die Wahl der Baumaterialien in Bergdörfern sogar innerhalb derselben Region.
Das Emukai Haus. Sowohl Gokayama in der Präfektur Toyama als auch Shirakawa in der Präfektur Gifu sind für ihre Häuser im Gasshó-Stil bekannt (Gasshó bedeutet „zum Gebet gefaltete Hände“ und bezieht sich auf die steile Giebeldachform).
Hütte zum Lagern von Feuerholz
Die Hütte befand sich neben der Scheune des Matsuzawa-Hauses und diente zur Lagerung von Brennholz und Laub für Kompost.
Die Hütte ist klein und einfach aufgebaut: 9 japanische Fuß breit und 12 Fuß lang. Sie besteht aus einem kleinen Hauptrahmen mit Satteldach und einem Pultdach/Gang entlang einer Seite. Die Konstruktion der Wand ist sehr einfach: Seppa, schmale, gespaltene Zedernstämme, sind vertikal angeordnet und lassen Öffnungen zwischen sich. Die Pfosten, einschließlich derer, die den First stützen, bestehen größtenteils aus Kastanie, aber auch Zedernholz wird verwendet.
Das Kii-Gebirge
In der Region Oku Yoshino der Präfektur Nara, die im Zentrum des Kii-Gebirges liegt, sind die steilen Hänge des tief eingeschnittenen Tals des Totsu-Flusses mit Siedlungen übersät. Hirose im Dorf Tenkawa ist ein typisches Beispiel. Die Häuser sind entlang der gewundenen Straße gebaut, die die Südhänge des Gebirges hinaufführt. Die Straße, die durch das Dorf führt, war einst der Pilgerweg zum Berg Õmine.
Die Häuser sind auf regalartigen Grundstücken gebaut, die aus dem steilen Hang herausgeschnitten sind. Das Haupthaus und die Nebengebäude sind in einer einzigen langen Reihe angeordnet. Es gibt wenig Platz für den Vorgarten, und die meisten Häuser haben neben dem Hauptgebäude ein separates Gebäude (Hateba genannt) zum Trocknen der Ernte. Da die Kii-Berge fast die höchsten jährlichen Niederschläge in Japan aufweisen, bestehen alle Außenwände der Häuser aus Holzbrettern. Dächer, die ursprünglich mit Zedernrinde oder Schindeln gedeckt waren, wurden seit den späten 1950er Jahren in der Regel mit verzinktem Blech neu gedeckt. Da der autarke Lebensstil der Bergdörfer verfallen ist, sind sie auch auf Baumaterialien angewiesen, die von außerhalb des Dorfes geliefert werden.
Das Nohara Haus. Der ursprüngliche Standort dieses Hauses, der Bezirk Gokayama in der Provinz Etchū, besteht aus fünf Talgebieten. Durch jedes Tal fließen Nebenflüsse eines großen Flusses, des Shokawa, und dieses Haus befand sich im abgelegenen Toga-Tal an einem der Nebenflüsse des Shokawa, dem Toga-Fluss.
Das Yamada Haus
Das Dorf Katsura, der ursprüngliche Standort des Yamada-Hauses, liegt nahe der Grenze zum Bezirk Hida der Präfektur Gifu. Selbst in den abgelegenen Gokayama-Bergen von Toyama war es ein besonders abgelegenes Dorf. Wenn man von Katsura aus etwa 1 km auf einem Bergpfad nach Osten weiterging, gelangte man zu einem anderen Dorf namens Kazura, das direkt innerhalb der Grenzen des Bezirks Hida lag. Die beiden Dörfer standen in ständigem Kontakt und bildeten zusammen eine kleine, in sich geschlossene Welt. Ihre Bevölkerung schrumpfte jedoch während Japans Jahren des hohen Wirtschaftswachstums, und beide Dörfer wurden aufgelöst, Kazura 1967 und Katsura 1970. Sieben Gasshō-Häuser aus Kazura wurden an verschiedene Standorte in der Präfektur Toyama verlegt, aber von den fünf Häusern von Katsura ist nur das Yamada-Haus erhalten geblieben.
Der Haupteingang führt zu einer Doma, die größtenteils als Stall dient. Dahinter befindet sich ein Bereich namens Usunawa mit einem sehr niedrigen Holzboden und einem Steinspülbecken an der Rückseite. Das Usunawa wurde als Küche und Arbeitsbereich genutzt. Ein Holzkanal, der von außen durch die Wand führt, versorgt das Spülbecken mit Wasser aus einer Quelle. Der Wohnbereich mit Doppelboden entspricht im Wesentlichen dem regulären 4-Zimmer-Typ mit seinen Dei, Omae, Oie und Choda. Der Dei war ein Raum für den informellen Empfang von Besuchern und verfügt über einen kleinen Korridor mit einer Leiter, die zum Dachboden führt und ihn vom Erdboden trennt. Der Omae war ein formeller Empfangsraum mit Tatami-Matten auf dem Boden und einem buddhistischen Altar hinter Schiebetüren am oberen Ende. Die Altarnische wurde hinzugefügt, als der heutige Altar installiert wurde. Der Oie war das Wohnzimmer der Familie und hat eine eingelassene Feuerstelle.
Wassermühle
Wassermühlen können in zwei Gruppen eingeteilt werden: solche, die zur Wassergewinnung für die Bewässerung verwendet werden, und solche, die als Antriebsquelle zum Mahlen und Mahlen von Getreide dienen.
Diese Wassermühle gehört zum letzteren Typ. Die Drehbewegung des Rades, das durch den Wasserfluss angetrieben wird, liefert die Antriebsquelle und wird durch ein ausgeklügeltes System von Zahnrädern übertragen, um Maschinen zum Stampfen von Reis und eine Mühle zum Mahlen von Getreide, Buchweizen, den Zutaten für die Herstellung von Räucherstäbchen usw. anzutreiben
Wasserräder, die in Japan als Antriebsquelle verwendet werden, können je nach Höhe der Wasseraufnahme in drei Typen unterteilt werden: Hocheinlauftypen (uekakeshiki), bei denen sich der Wassereinlauf oben am Rad befindet, Brusteinlauftypen (munekakeshiki) und Tiefeinlauftypen (shitakakeshiki). Sowohl Hoch- als auch Brusteinlauftypen benötigen einen Kanal, um das Wasser auf hohem Niveau einzuführen. Beim Tiefeinlauftyp ist der untere Teil des Rades jedoch oft direkt im Wasser des Baches platziert. Diese Mühle ist ein Beispiel für einen unterschlächtigen Hocheinlauftyp mit einem großen Wasserrad mit einem Durchmesser von 3,6 m. Das Wasserrad ist von der Hauptwelle abnehmbar, eine Anordnung, die so konzipiert ist, dass die leicht beschädigten beweglichen Teile problemlos zur Reparatur oder zum Austausch abgenommen werden können.
In Dörfern, in denen die Menschen seit langem hauptsächlich vom Fischfang leben, befinden sich die Häuser meist in der Nähe eines Kais oder Liegeplatzes, sodass die Fischer schnell aufs Meer gelangen können. Die Häuser werden in erstaunlicher Dichte auf sehr schmalen Grundstücken entlang der Küste gebaut.
Es kann für jede Familie schwierig sein, ein Grundstück mit genügend Außenraum zu erlangen, selbst für einen Brunnen kaum Platz, und manchmal ist der Brunnen unter den Dielen des Hauses versenkt. In anderen Fällen werden Holzkanäle verwendet, um Wasser zu einem gemeinschaftlichen Zapfhahn und Waschplatz zu bringen.
Bei der Standortwahl für ein Dorf gilt der Grundsatz, den Ort mit den günstigsten natürlichen Bedingungen auszuwählen. Aber nicht immer konnte man einen idealen Standort in Bezug auf Lage, Sonneneinstrahlung oder Wasserversorgung finden. Viele Dörfer liegen an Standorten, die aufgrund ihrer Vorteile in nur einer Hinsicht ausgewählt wurden, was ihren Bewohnern jedoch die Überwindung einer Reihe anderer Schwierigkeiten abverlangte.
Izu-Halbinsel
Mera, im Süden von Izu gelegen und mit Blick auf die Suruga-Bucht, ist ein guter natürlicher Hafen, geschützt durch die dahinter liegenden Berge. Während der Edo-Zeit florierte Mera als Hafen, in dem Segelschiffe, die über den Enshu Nada, das stürmische Meer zwischen Izu und Totomi, fuhren, auf günstige Winde warten konnten. Auch heute noch stehen die Häuser dicht gedrängt auf dem begrenzten ebenen Land entlang der Küste, mit einem verschlungenen Netz enger Gassen zwischen ihnen.
Aufgrund der begrenzten Größe der Grundstücke bestanden die Gehöfte in Mera im Allgemeinen nur aus einem einzigen Gebäude, einem sogenannten Honya, ohne Nebengebäude. Der Grundriss bestand aus drei Teilen: einem Niwa (dem Teil mit Erdboden), einem Nakaya (dem Teil mit Holzboden) und einem innersten Teil, der aus einem Gästezimmer (Zashiki) und einem Schlafzimmer (Nando) bestand. Das Niwa wurde auch als Werkstatt zur Reparatur von Fischereigeräten und zur Verarbeitung der Fänge genutzt.
An der südlichsten Spitze der Izu-Halbinsel ist es besonders windig, daher haben die Bewohner an den Eingängen aller Gassen, die zur Küste zeigen, Tore mit Holztüren angebracht, um zu verhindern, dass der Wind in das Dorf weht. Im Winter, wenn starke nordwestliche Winde wehen, bauten sie Bambuszäune zwischen dem Strand und dem Dorf, um den Sand fernzuhalten. Der Schutz vor Schäden durch Wind und Meer war für die an der Küste lebenden Gemeinden schon immer ein sehr ernstes Problem.
Käscher und Netze zum Fischfang.
Tango-Halbinsel
In Ine-ura (Ine-Bucht) auf der Tango-Halbinsel gibt es noch immer Gruppen von Bootshäusern. Mehr als zweihundert Tsuma-iri (Giebeleingang)-Bootshäuser stehen dicht gedrängt am Meeresufer. Dahinter verläuft eine Straße, die sie von den Hira-iri (Längseingang)-Wohnhäusern trennt, die am Fuße eines steilen Hangs gebaut wurden. Die Bootshäuser, die fast auf Meereshöhe an einem ruhigen Strand stehen, dienen der Lagerung von Booten und ihrem Schutz vor Schnee, Regen und Wind. Sie werden auch als Werkstätten zum Trocknen und Reparieren von Fischernetzen und -ausrüstung genutzt.
Die Bootshäuser hatten einst Strohdächer und waren einstöckig, aber Ziegeldächer wurden Mitte der Meiji-Ära beliebter. Ab Beginn der Showa-Ära wurden dann viele Bootshäuser mit einem Obergeschoss rekonstruiert, um der jüngeren Generation Schlafgelegenheiten zu bieten. Auf diese Weise wurden die oberen Stockwerke der Bootshäuser zu Wohnräumen, die die Hauptwohnhäuser ergänzen.
Lagerhaus auf Stelzen
Wenn man an Lagerhäuser mit Doppelboden denkt, kommen einem die berühmten Shōsõin im Azekura-Stil aus dem 8. Jahrhundert im Todaiji in Nara in den Sinn. Lagerhäuser mit strohgedeckten Dächern auf Pfählen findet man jedoch in allen Regionen Südjapans, die dem sogenannten Kuroshio (Schwarzer Ozean) zugewandt sind – in Okinawa, auf den Amami-Inseln, im südlichen Kyūshū und in Hachijojima. Ihre Bauten sind einfacher als die antiken Azekura, doch mit ihren massiven Rundpfosten und stark gerahmten Böden besitzen sie eine gewisse Pracht, die irgendwie mit der Architektur der japanischen Antike verwandt zu sein scheint. Dieses Lagerhaus befand sich ursprünglich auf der Insel Okinoerabu in der Präfektur Kagoshima.
Die Pfähle, die auf Felsblöcken aus dem Korallenriff stehen, bestehen aus giftigen Bäumen namens „Iju“. Die oberen Teile der Pfähle ist mit verzinktem Eisenblech umwickelt, damit Ratten nicht in das Lagerhaus klettern können. In der Nähe ihrer Füße sind die Pfähle mit durchdringenden Bändern (Nuki) verstrebt, und ihre Spitzen sind mit Bohlen verbunden, auf denen große Balken und Bretter als Boden verlegt sind. Der Dachstuhl ist vom Boden abgehoben und mit Stroh gedeckt, und der Dachraum wird als Lager für Ernteerzeugnisse genutzt. Der Boden befindet sich etwa 2,4 m über dem Erdboden, und eine Leiter aus einem einzigen Stück Holz diente als Zugang
Der Raum unter dem Boden (genannt ‚Kuranta‘) wurde offen gelassen, um eine gute Belüftung zu gewährleisten und die Ernte trocken zu halten. Die umgebende Windschutzzmauer ist typisch für Regionen, die häufig Taifunen ausgesetzt sind, und bestand ursprünglich wie die Grundsteine aus Korallengestein.
Es gibt verschiedene Kategorien von Städten: Burgstädte, Tempelstädte, Poststädte und Hafenstädte. Aber welche man auch betrachtet, Häuser in Städten haben gemeinsame Merkmale, die sie von Bauernhäusern unterscheiden. Das Hauptmerkmal von Stadthäusern (Machiya) lässt sich als eine Reihe von Aspekten zusammenfassen, die Privatsphäre und Komfort auf Grundstücken mit schmaler Front und beträchtlicher Tiefe gewährleisten. Im Allgemeinen wirken die Grundrisse von Stadthäusern im Vergleich zu denen von Bauernhäusern mit viel Platz um sie herum sehr beengt. Aber sobald man sich in einer Machiya befindet, kann man auf eine bemerkenswert große Vielfalt an Räumen stoßen, mit schönen Details, die die raffinierten Techniken von Architekten und Handwerkern widerspiegeln.
Diese Art von Tor wird als Munamon oder Munakado bezeichnet.
Õuchi Juku, Aizu
Õuchi Juku war eine Poststadt an der Straße, die Edo und die Region Aizu verband. Im Gegensatz zu traditionellen Poststädten, die schon früher wohlhabend waren, wurde sie in der frühen Edo-Zeit neu angelegt und von Bauern bewohnt, die aus den umliegenden Dörfern zugezogen waren. Obwohl es sich bei den Häusern um Gasthäuser handelte, betrieben die Besitzer Landwirtschaft und boten gleichzeitig Reisenden Unterkunft. Daher ist es vielleicht nicht überraschend, dass sich die Häuser kaum von Bauernhäusern unterschieden.
Das Straßenbild besteht aus einer einzigen Hauptstraße, die fast gerade von Norden nach Süden verläuft und auf beiden Seiten von Häusern in einer ordentlichen Reihe gesäumt ist, deren Dachfirst im rechten Winkel zur Straße steht. Zwischen den Häusern gab es Freiflächen, und die Regel war, dass jede Familie nur den Platz südlich ihres Hauptgebäudes nutzen durfte, während der Platz im Norden für ihren nördlichen Nachbarn reserviert war.
Mit viel Platz um sie herum haben die Häuser in Õuchi Juku sehr stark das Aussehen von Bauernhäusern, aber die Anordnung der Gebäude und Grundrisse zeigt eine sorgfältige Berücksichtigung der Beziehung zu den Nachbarhäusern. Diese Hausform mit einem Charakter zwischen städtisch und ländlich findet man oft in Poststädten an weniger wichtigen Hauptstraßen und in kleineren städtischen Siedlungen. Õuchi Juku ist ein typisches Beispiel für eine solche Gemeinde.
Stadthäuser in Kyoto
Traditionelle Stadthäuser in Kyoto werden auf Grundstücken gebaut, die in Streifen mit sehr schmalen Fronten unterteilt sind, und die Menschen haben ihren Lebensstil angepasst, um diese begrenzten Fronten optimal zu nutzen. Die Stadthäuser (Machiya) von Kyoto sind das Produkt jahrhundertelanger Erfahrung im städtischen Leben.
Schwarze Dachziegel und weiß verputzte Wände, Agemise (faltbare Veranden für Einzelhandelsgeschäfte) und Kyōgōshi (Gitter), die mit Bengara (rotem Ocker) bemalt sind: Dies sind die gemeinsamen Elemente, die die Fassadengestaltung von Stadthäusern in Kyoto ausmachen und ein wunderschönes Straßenbild schaffen. Wenn man durch die Haupttür (odo) eines dieser Häuser geht, erstreckt sich nach hinten ein langer, schmaler Gang mit Erdboden (tõriniwa), mit Räumen auf einer Seite, zu denen er Zugang bietet. Dieser Gang wird auch als Küche genutzt. Um Bodenfläche zu sparen, gibt es im Bereich des Doppelbodens des Hauses keine Korridore, sondern in jedem Haus winzige Innenhöfe, sogenannte Tsuboniwa, die Sonnenlicht und frische Luft in die langen, schmalen, dicht gedrängten Wohnhäuser bringen.
Dieses Gebäude ist die Residenz eines Samurai- der Kriegerklasse (bukeyashiki)
Da die Machiya von Kyoto die ersten Stadthäuser waren, die in Japan entstanden, hatten ihre Planung und ihre äußeren Gestaltungsmerkmale einen enormen Einfluss auf die Architektur von Stadthäusern im ganzen Land und wurden in vielen späteren Städten als geeignetes Modell nachgeahmt.
Das Suzuki Haus
Dieses Gebäude war ein Gasthof am Straßenrand, in dem Pferdehändler untergebracht waren, die mit ihren Pferden von Zuchtgebieten in Nanbu (heute Präfektur Iwate) zu Auktionsorten in Shirakawa (Präfektur Fukushima) reisten.
Die Pferde wurden im Stall der Doma gehalten, während die Pferdetreiber auf dem Dachboden im Obergeschoss und die Pferdehändler und Samurai in den mit Tatami-Matten ausgelegten Tsugi-no-ma und Jōdan im Erdgeschoss untergebracht waren. Der zur Straße gerichtete Teil des Gebäudes hat ein Obergeschoss und wurde als Gästezimmer genutzt. Die nach oben verschiebbaren Fensterläden, die vergitterten Fenster, der hölzerne Sonnenschutz, der vom Hisashi hängt, und die tiefen Dachtraufen im Obergeschoss, die von freitragenden Balken getragen werden (ein Merkmal, das Segai genannt wird), sind typisch für Minka in Poststädten
Der hintere Bereich des Hauses ist ein privater Bereich für die Familie und besteht aus einem Chanoma (Wohnzimmer), Katte (Küche), Niwa (Bereich mit Erdboden) und Maya (Stall), die linear entlang des Ganges mit Erdboden angeordnet sind, der zur Hintertür führt. Der vordere und hintere Bereich des Gebäudes haben zwei separate Strohdächer, die in Form eines großen „T“ verbunden sind.
Zusätzlich zum Hauptdach aus Stroh sind die Hisashi entlang der Vorderseite des Gebäudes und über dem Stall mit gespaltenen Holzschindeln gedeckt, die jeweils 3 bis 5 mm dick sind – eine Dachdeckungsmethode, die als Kureitabuki bekannt ist.
Das Ioka Haus
Dies war ein Kaufmannshaus an der Straße nach Yagyü in der Stadt Nara. Die Besitzer handelten über Generationen hinweg mit Lampenöl unter dem Handelsnamen „Yohei“ und diversifizierten ihr Angebot später in die Produktion und den Verkauf von Räucherstäbchen.
Das Äußere vermittelt den Charakter eines Kaufmannshauses mit einem Hisashi entlang der Vorderseite, Gittern, einem klappbaren Ausstellungsständer (Agemise) und einem oben aufgehängten ōdo, das sich zum Öffnen nach oben schwingen lässt. Die Praxis, die Pfosten, Balken und durchgehenden Verbindungen des Tragwerks (bekannt als ōkabe zukuri) zu verputzen, und die Verwendung eines Ziegeldachs sind ebenfalls Merkmale städtischer Häuser und spiegeln das Interesse an feuerfester Konstruktion wider
Der Innenraum besteht aus einem Gang mit Erdboden (Niwa) auf der einen Seite und drei hintereinander angeordneten Räumen, die als Wohnräume auf der anderen Seite genutzt werden. Letztere sind teilweise mit Böden versehen, um Lagerböden (Tsushi) zu schaffen. Die Mise oder der Laden wurde, wie der Name schon sagt, für geschäftliche Zwecke genutzt. Die Shimomise (unterer Laden) auf der anderen Seite diente dem Verkauf und die Agemise der Warenpräsentation. Die Daidokoro (Küche) war das Wohnzimmer der Familie mit einem buddhistischen Altar in einem durch Fusuma verborgenen Schrank. Das Zashiki war ein formeller Raum zur Bewirtung von Gästen mit einer Nische, und ursprünglich blickte die offene Veranda auf einen umzäunten Garten.
Stadthäuser in Kyoto und Tokio
Sowohl in Kyoto als auch in Tokio gibt es eine interessante Möglichkeit, ganze Stra0ßenzüge der Edo Zeit zu besichtigen. In Kyoto besucht man dazu den Toei Kyoto Studio Park, in dem eine Vielzahl japanischer Filme und Fernsehsendungen produziert werden. Hier kann man die Nachbildung von Edos Nihonbashi-Brücke sehen sowie das ehemalige Rotlichtviertel Yoshiwara bestaunen.
In Tokio besucht man für eine „historischen“ Stadtrundgang das Edo-Tokyo Museum. Dieses immersive Museum, legt seinen Schwerpunkt nicht auf Kriegsherren und Kaiser, sondern zeigt das tägliche Leben der Bürger von Edo.
Tagesanbruch
Die Hühner auf dem Hof dienten als Wecker. Der erste Hahnenschrei ertönte gegen 3 Uhr morgens und die Leute hörten ihn im Bett. Ein zweiter Hahnenschrei folgte gegen 4 Uhr morgens und jeder wusste, dass es Zeit war aufzustehen. Es war der Beginn eines typischen Tages auf einem Bauernhof.
Frühstück kochen
Es war die Bäuerin, die früher als die anderen aufstand und das Frühstück für die Familie zubereitete. Sie zündete ein Feuer auf dem Herd an und kochte Reis. Wenn die Familie groß war, war es manchmal notwendig, ein Feuer auf zwei Herdplatten gleichzeitig zu unterhalten.
Abwaschen
Sie wuschen Küchengeschirr, Gemüse und Kleidung am Flussufer oder am Brunnen. Damals gab es noch keine chemische Seife, daher verwendete man stattdessen Asche, Ton oder Nüsse.
Lunchpakete
Wenn die Bauern in die Berge mussten oder auf Feldern weit weg vom Haus arbeiteten, nahmen sie ihr Mittagessen in kleinen Kästen mit. Wenn viele Menschen zusammen auf den Feldern arbeiteten, trugen sie Reis in lackierten großen Kästen und Suppe in Holzeimern.
Baden
Nicht viele Häuser hatten Badezimmer. Wenn sie in einem der Häuser, die eines hatten, ein Bad vorbereiteten (was vielleicht einmal pro Woche geschah), kamen die Nachbarn, um es auch zu benutzen. Dieser Brauch wurde „morai-yu“ genannt. Die Badewanne befand sich im Erdbodenbereich und war von einem einfachen Holzschirm umgeben.
Während der Sommersaison kamen die Nachbarn nicht, um das Bad zu teilen, sondern begnügten sich mit einem Waschzuber in ihren eigenen Häuser
Abendessen
Kastenförmige Tabletts, genannt „hakozen“, wurden in vielen Häusern verwendet. Jede Kiste enthielt ein Geschirrset für eine Person. Nach jeder Mahlzeit wurde das Geschirr mit heißem Wasser abgespült und in die Kiste zurückgelegt.
Toiletten
Da die Bauern den größten Teil des Tages im Freien arbeiteten, war die Haupttoilette in der Regel ein Nebengebäude, das vom Haupthaus getrennt war. Urinale für Männer befanden sich in der Nähe des Haupteingangs im Erdbodenbereich des Hauses. Die Exkremente wurden zusammen mit denen der Tiere gesammelt und als Dünger verwendet.
Schlafplätze
Im Allgemeinen schliefen Großeltern im ‚Oku‘, dem formellsten Raum im Haus, Eltern schliefen im ‚Heya‘, wo sie etwas Privatsphäre hatten, und Kinder schliefen im Hauptwohnzimmer oder ‚Zashiki‘.
Hofarbeit
Der mit Erde ausgelegte Bereich (Doma) innerhalb eines Bauernhauses wurde oft als ‚Niwa‘ oder ‚Uchiniwa‘ (Hof oder Innenhof) bezeichnet, und der Hof vor dem Haupthaus nannte man in vielen Gegenden ‚Sotoniwa‘ (Außenhof), ‚Tsuboniwa‘ (Hof in Feldgröße – d. h. klein) oder ‚Kadoniwa‘ (Torhof) .
Beide Niwa waren wichtige Arbeitsräume für den Bauern. Im ‚Niwa‘ wurden Arbeiten wie Dreschen, Schälen, Worfeln und Polieren des geernteten Getreides durchgeführt. Bei schönem Wetter konnten die Arbeiten draußen und bei schlechtem Wetter drinnen stattfinden. Viele Häuser hatten ein großes inneres ‚Niwa‘, das zur Herstellung von Pickles, Miso (Bohnenpaste) und Shoyu (Sojasauce) verwendet wurde. Als halbheiliger Ort, an dem diese wichtigen Nahrungsmittel zubereitet wurden, wurde er peinlich sauber gehalten
Nachtarbeit (Yonabe)
Da das tägliche Leben in Minka fast vollständig autark war, war Hausarbeit in der Nacht unverzichtbar. Im Allgemeinen dauerte die Nachtarbeit in Bauerndörfern von der Herbst-Tagundnachtgleiche bis zur Frühlings-Tagundnachtgleiche, wenn die Nächte länger waren. Während dieser Zeit wurden alle möglichen Dinge des täglichen Lebens, wie Lebensmittel, Kleidung und Möbel, hergestellt und ergänzt.
In einigen Regionen wurde Nachtarbeit als gemeinschaftliche Aktivität durchgeführt. Diese Gruppenarbeit konnte im Dienstbotenzimmer (Genanbeya) eines wohlhabenden Bauernhauses oder in getrennten Unterkünften für unverheiratete junge Männer und junge Frauen stattfinden. Solche gemeinschaftliche Arbeit bot den Menschen eine angenehme Gelegenheit, zusammenzukommen und Beziehungen zu festigen, und war wichtig für den Lebensstil des Dorfes in früheren Zeiten. Sie bot auch die Möglichkeit, die traditionellen Fähigkeiten weiterzugeben, die für die Herstellung von Dingen des täglichen Bedarfs erforderlich sind.
Seid gegrüßt, Dioramenbauer, Kriegsspieler und hobby nerds aller Art.
Künftig findet ihr in hier auf Franks toller site unter dem Programmpunkt Sarge’s Corner eine wachsende Reihe von Texten, die ich (ebendieser Sarge) in jahrelanger Recherche erstellte, um in einer Art Waschzettel oder Kurzanleitung essentielle Informationen zum download zu finden, die ich früher so in etwa gerne gehabt hätte, um schnell und informiert Dioramen aufbauen zu können oder ein wargame fachlich korrekt bestreiten zu können.
Ihr werdet einen Fundus an unterschiedlichsten Informationen finden, von Listen der in den Kolonialkriegen eingesetzten Waffen inklusive Einsatzzeiträumen, über Beschreibungen der Einheiten und Taktiken der verschiedensten historischen Epochen bzw. Konflikte, bis hin zu Rezensionen von Figuren, nach Art, wie ihr sie bereits von PSR (plasticsoldierreview) kennen dürftet, bei denen ich mich übrigens seit über 2 Dekaden regelmäßig einbringe und schon so einiges zu deren Arbeit beigetragen habe. Ich muß jetzt erst mal selber meine Datenbank sichten und auswählen oder ggf. umgestalten, wie gesagt, die Rubrik wird kontinuierlich wachsen und die Themenvielfalt zunehmen.
Ich selbst bin ein alter Airfixmann der späten 60er und frühen 70er, der damals noch zu WWII in 1:35 von Tamiya überging und in den 90ern das mitlerweile exponentiell wachsende Hobby wiederentdeckte und völlig hin und weg war und immer noch bin, daß die feuchten Träume meiner Jugend nun sogar noch übertroffen wurden im Maßstab 1/72. Ich habe mir im Laufe der Jahre eine wirklich große Bibliothek themenbezogener Literatur zu Uniformen, Waffen und Schlachten zugelegt und nutze mittlerweile auch das Internet, um all das zu ergänzen. Die Quintessenz all dieser Quellen habe ich in Texten zusammengedampft, die dem Hobbyfreund jenen kompetenten und kurzen Überblick verschaffen sollen, den er sich bezüglich all dieser Themen sicherlich ebenso gewünscht hätte, wie ich es tat, bevor ich mich an diese umfangreiche und hochinteressante Arbeit machte. Vieles mag roh, übers Knie gebrochen erscheinen – es war ursprünglich nur für den Eigenbedarf konzipiert – das tut aber der Informationsdichte keinen Abbruch – schließlich würde Frank mir diese Ecke auf seiner außergewöhlichen site nicht anbieten, wenn er nicht von der Qualität meiner Arbeit überzeugt wäre.
Schaut euch das einfach mal an, sicherlich ist für jeden irgendwann ein Thema dabei, wo er denkt, „Mensch, super, daß ich das in einem so kurzen Text im Überblick habe“. Ich wünsche euch viel Spaß beim Stöbern und Gewinnen neuer Erkenntnisse.
Im Scriptorium Aventuris gibt es das Abenteuer Das grüne Cape als Modul für Foundry VTT. Das Modul mit Abenteuer und den weiteren VTT-Elementen erhaltet ihr für 6,99 €.
Quelle: Scriptorium Aventuris
Ein abenteuerlicher Überlebenskampf auf einer Dino-Insel! Fünf sehr unterschiedliche Charaktere stranden auf der Isla Muerta! Dies ist ihre Geschichte. Zur Story…
Published by The troll on 2 January 2018
Do you have children? Then you’ve probably already seen that sparkle, that glint in their eyes, seconds before they come up with a joke, a mischievous little girl, before they paint Princess Lilifee on the walls in the living room, practise tying knots with your shoelaces, clean the windows with Penaten cream or, in keeping with the season, throw a snowball at your neck (I was a naughty child). That glint in your eye… that’s him… the mischief in your neck!
Etymologically speaking, we are dealing here with a farmer or farm labourer. The word „Schalk“ probably comes from the Latin „scalcius“ (= barefoot) and „di scalceatus“ (= without shoes) and means something like farm labourer. Incidentally, the word „Schalk“ is related to „Seneschall“ (old servant, i.e. something like an old, deserving servant and supervisor of the servants = steward) and Marscharl l (originally the horse servant, later as field marshal leader of his employer’s army). The original idiom that someone had a mischievous look in their eyes probably only meant that the person’s status as a servant could be recognised.
However, people seem to have had problems with mischievous, rebellious servants with a tendency to make crude jokes since the 16th century at the latest, when the mischievous creature on the neck became a metaphor for this very behaviour. Sometimes the prankster became a demonic, mischievous creature that latches onto the necks of innocent victims and drives them to reprehensible deeds… and we are already at the Aufhockern , a group of goblins, ghosts and demons that make German legends and Thai horror films unsafe.
In short, stools are creatures of transition. They lurk at streams, bridges, lakes, forests, ditches, crossroads, hollow paths, cemeteries and murder or execution sites, i.e. all places of transition between one world (the world of order, the living, the cities) and another (chaos, the dead, the wilderness). They are waiting for the unwary traveller, jump invisibly into his neck or appear as old men who ask the traveller to carry them on his back for a while and cause him mental or physical harm. Sometimes even fatal damage. For me, the whole devil’s pact story (see the legend of Robert Johnson) resonates a little in such legends at , as well as the fear of revenants, of course, but above all an attempt to explain epidemics or assassinations (I suspect the plague, tuberculosis and typhus). There are dozens of such figures in German legends, from the Drud here in Bavaria to the Huckup in Hildesheim and the Bachkalb from Aachen. Even Sindbard has to deal with such a creature during his fifth journey.
According to the legends, prayers, a praise-to-Jesus-Christ, a silver cross on the forehead of the prostrate person or wine, with which one intoxicates the creature until it falls off, usually help against prostration.
And what does this digression do for the role-playing game? A new goblin for DSA, for example:
The Schalk in the neck
Height: 0.80 step Height Weight: 100 stone
Courage 15 Wisdom 14 Intuition 15 Charisma 15 Agillity 13 Constitution 12 Strength 8
LP 20 AP 100 KP – INI 14+1D6
AW 6 SK 6 ZK 3 GS 7
Unarmed: AT 10 PA 5 TP 1D6 RW short
Armor/Malus 0/0
Actions: 1
Advantages/disadvantages: Bad trait (curiosity, vindictiveness), True name
Special skills: Feint I+II (weaponless)
Talents: Intimidation 8, Climbing 10, Trading 1, Body control 8, Strength 12, Knowledge of human nature 8, Swimming 0, Self-control 4, Sense acuity 10, , Concealment 14, Willpower 8
Magic tricks:Ventriloquism, Crazy giggling, Creepy laughter, Pinching
Spells: Visibili 12, Look into the mind 8, Own stupidity 7, Great greed 8, Imperavi 10
Quantity: 1
Size category: small
Type: supernatural being and culture creator, humanoid
Prey: none
Fighting behaviour: Schalk do not fight physically (at most they sometimes bite and kick). They have an astonishing number of spells with which they can circumvent any fight or turn it into a farce.
Escape: individual
Magic Lore (Magical Beings) or Sphere Lore (Sphere Beings):
#Q 1: Schalk are goblins and therefore fairy-like creatures who only have malicious nonsense on their minds.
#Q 2: They lie in wait for travellers at places of passage, then perch on their victim’s neck and seduce them into evil deeds.
#Q 3+: If you know the true name of a Schalk, you have power over it. A prayer to Praios, the stern gaze of a Firun or Boron devotee and holy garlic will banish him.
Special rules:
Instant magical regeneration: The Schalk can draw magic from the air and do so automatically when casting spells. They regenerate 1D6 AsP at the end of a KR.
Published by The Troll on 3 February 2019
This month is crying out for a new monster! And what better monster than a pilot’s nightmare come true (from the early days of aviation)? The Gremlin!
Unlike most of the monsters I have introduced in my monster handbook, the Gremlin is a recent invention, just 100 years old. The Gremlin was probably invented by the pilots of the Royal Air Force. There it served as a kind of accident devil. A creature that could be blamed for accidents, technical defects and material fatigue. In WWII in particular, there were plenty of accidents and technical problems that could be attributed to Gremlins, but which were actually caused by fatigue, stress, drugs and the like.
A Starfleet captain made the Gremlin known to the general public. In an episode of the Twilight Zone, W. Shatner played a passenger who was able to observe the goings-on of a Gremlin from his window and slowly but surely went crazy. The Simpsons parodied this. The Gremlins films then gave Gremlins their appearance: small, green-skinned, nasty goblins.
More great info on Gremlins can be found over at Hoaxilla, including the link to the Twilight Zone episode.
Gremlin in the role-playing game
As Gremlin is a goblin with an affinity for technology and mechanics, it’s not much use for classic fantasy settings. High fantasy… ok, just about, steampunk and dieselpunk… yes, hit. WW scenarios… home game. I once developed the Beutelschneider system here as a universal system for a Gremlin.
Gremlin
2 red marbles, 3 green marbles, 3 blue marbles, 1 white marble, 1 black marble
Invisibility: Draw three marbles. If all the marbles are blue, the Gremlin is complete and invisible to everyone else. If two marbles are blue, all of Gremlin’s opponents draw three marbles. If there is at least one blue marble, Gremlin remains visible to these opponents. If there is only one or no blue marble, the Gremlin remains visible.
Destroy technology: Draw three marbles. For each blue marble drawn, place a black marble in the bag of a technical construct. If there is a black marble among the marbles drawn, place a black marble in the Gremlin’s bag. If three black marbles have been drawn, put a black marble in the bag of the technical construct and destroy the Gremlin.
Published by The Troll on 16 August 2018
I’ve just watched Tucker and Dale vs Evil. It’s a great film and an ingenious, warm-hearted but also splatteringly bloody parody of teen horror films and the whole Backwood genre . Backwood is a type of horror film in which some guys from the city get stranded in the middle of nowhere and then have to defend themselves against incestuous, mutated, cannibalistic country bumpkins, hillbillies. Wikipedia lists a whole 40 films that belong to this genre. Frankenstein, no, better Frankenstein’s monster, after all a veteran of horror, only makes it to 33 films and the mummy is a distant second (15 films). Actually, when you get right down to it, Backwood is a sub-category of the slasher flicks (Wrong Turn at least appears in both lists).
Anyway, a few interesting questions now arise: Why are the city dwellers so scared of us country bumpkins (we just want to play )? Are hillbillies any good as opponents or heroine characters and what the hell are hillbillies anyway? And how can I interpret the whole thing in a new and exciting way?
Before we start defining the individual terms: These are all external ascriptions. Someone else has labelled a certain group as hillbillies, rednecks or whatever. The groups then adopted the external attribution and turned it into a group identity. The foreign attributions are also relatively recent, from around the end of the 19th century. Before that, this attribution did not exist because almost the entire population of the USA and, in the case of the Waidler, Bavaria lived similarly (poor). The attribution was also a characterisation that was based on city dwellers and described country dwellers.
Hillbilly: The word hillbilly first appeared in The Railroad Trainmen’s Journal (vol. IX, July 1892) and a few years later the term was used in the New York Journal as a
[…] a free and untrammeled white citizen of Tennessee, who lives in the hills, has no means to speak of, dresses as he can, talks as he pleases, drinks whiskey when he gets it, and fires off his revolver as the fancy takes him“ Source
defined. The word itself is probably a reference to the fact that they are the descendants of Scots who fled Highlandsto the in the 1660s and supported King Billy. Hillbillies are the inhabitants of the Appalachians and Ozarks, especially those from Tennessee and Alabama
Redneck: The word describes people whose necks have been burnt by the sun while working in the fields. Geographically, it refers to residents of the southern states of the USA, especially Texas, Georgia, Oklahoma and Kansas. Today, the term redneck is no longer necessarily associated with a poor, less educated lower class, but rather with a middle class that has developed its own sense of status.
Cracker: On the plantations in the south of the USA, there were white overseers who often liked to crack the whip. After the American Civil War, they were unemployed. They developed into crackers, named after the whip they wielded. The word cracker was not only used to describe former slave drivers, in Georgia and Florida the term was also used to show that one’s own family had lived here for generations.
Waidler: And here’s a Bavarian, rural personal attribution. I’m using it here because it has similarities to the hillbillies and is intended to demonstrate that the ideas behind the concepts can also be applied in Germany. Waidler are the inhabitants of the Bavarian Forest. For me as a Gaibonbiffe (disparaging term for all inhabitants of the Gäuboden), the Bavarian Forest begins beyond the Danube, the people of Parkstetten and Bogen have identified Viechtach as the border, Deggendorf calls itself the gateway to the Bavarian Forest and the people of Engelmar can no longer deny that they are Waidler. Waidler are rude, stubborn people who speak an incomprehensible language (for Bavarians, that is; Bavarian must sound incomprehensible to Fischköpf) and have wild customs. They also brew a terrible schnapps. They are not stupid, but in order not to be poor, they commute to Regensburg, Dingolfing and Munich on weekdays.
At the moment, it seems to be a kind of idealised dream among city dwellers to move to the country. As a country bumpkin, I can understand it, country life is really nice. Space, peace and quiet, community, tamed nature (at least in Germany)…
But I can also understand those who have fled to the city to escape life in the country. After all, country life has a few horrors in store, which are thematised in exaggerated form in the backwoods films.
This clinching is true… in part. Not so much the incest thing, which may have existed in Hinterkaifeck in the past, but rather the family ties. In my home village, before the new settlement was built, there were three large family clans to which most people in the village were somehow related. My grandmother memorised family relationships down to the cousin of her aunt’s nephew’s brother-in-law. Her husband, my grandfather, was a Bukovina German who came to Bavaria as a refugee. He did genealogical research and would have traced the family tree back 200 years, including all the side branches.
Foreigners (be they city dwellers or refugees or even Prussians) find it difficult to integrate into a village. Everyone is somehow related to everyone else and has known each other since childhood. Strangers first have to show who they are and get to know the others. The biggest mistake the newcomers can make is to wait for the country bumpkins to approach them. Why should they? If necessary, you can manage without the strangers.
Tips from a landing egg for village immigrants
This is the conclusion from the first two points, so to speak, and probably also the reason why many of my homosexual and transsexual friends have fled from the villages to the cities. It’s possible to be an individual in a village, but you’re still a part of it because of family ties or simply because you grew up in the village and everyone knows who you are (in our village, the question is: „Yes, where do you belong?“). The older ones ask which family you belong to and who your parents are. Children learn to answer this question at an early age). The disadvantage, however, is that the whole village has probably seen you drunk or knows what a snot you used to be. This is certainly not easy for those who deviate from the norm (please don’t take this negatively). Such closeness can overwhelm you.
The gentle reader may object that I have described villages so far, but Letherface and co. live in lonely huts somewhere in the wilderness. Yes, that’s true. But even Letherface can’t produce everything he needs to live on his own and needs an infrastructure in the background. Clothes, canned beer, medicine… Letherface also has to communicate with the environment in order to survive. In some of the backwoods films, sheriffs or shopkeepers support the murderous hillbillies. Completely self-sufficient groups or families who have no connection at all to any kind of village life are likely to be crass outsiders, even among backwoodsmen.
The Waidler and the Bavarian Forest are a treasure trove of strange customs. In one place Rauhwuggerl are driven, in a neighbouring village wolves are hunted for, there a slain saint is sought, elsewhere people ride on horseback to pilgrimages either to Georgi or to Leonhard. Or a spruce wrapped in wax across Bavaria is carried and the last few metres up a hill. Not to mention the Corpus Christi procession, various parades and other (religious) customs. Many of these traditions are incomprehensible to foreigners. Foreign. Mysterious. Threatening. They primarily serve the cohesion of a village. Those who do not join in the celebrations are not part of the community.
Two more comments on this: Firstly, I am aware that there are also strange old customs in some cities. But by no means in every city, as these customs need a certain amount of time and a certain social cohesion in order to grow. They are a reflection of a past time and a past community. And yes, there are also customs that are more than 20 years old, but they too have grown and are a reflection of the society that created them. My main concern is that these customs are strange or even bizarre to outsiders.
Hillbillies and rednecks also have such customs. The annual chilli festival somewhere in Texas, Groundhog Day in Punxsutawney or a battle for some godforsaken hill during the Civil War, including getting drunk on Negro kiss schnapps … nothing is so crazy that it doesn’t exist on this planet.
Hillbillies and rednecks without guns? Unimaginable. Of course, a real hillbilly needs an AR-15 and a Reminton 870 . And a good old double-barrelled shotgun. A triplet. And a revolver, from granddaddy Abraham.
Even if some city dwellers may not believe it, hunting is part of rural life. Here in Bavaria it’s less to ensure food security and more to decimate pests, but in the USA things are a little different (hunting is cited there alongside the 2nd Amendment as a reason for the right to bear arms). If you are indifferent to hunting, I recommend that you visit a hunter, ask him for a wild boar salami or sausages and cevapcici made from deer or venison, prepare them and enjoy them. Dear Franconians, with your three in the Weckla you can pack your bags when a venison sausage is on the barbecue. By the way… good barbecue food doesn’t need sauces, the flavour of the meat alone is enough.
As for the accusation that we country bumpkins consume a lot of alcohol… Beer is a very ingenious, flavourful drink…
Hillbillies as monsters / enemies are well established in the Backwoods films. There are cannibals, incestuous mutants, chainsaw-wielding psychopaths… all familiar. Hillbillies also lend themselves to cultists who worship Shub-Niggurath (or adhere to another cult) and do unspeakable things in the woods. A hillbilly mafia is also a way to present the country bumpkins as an enemy. Remote barns or self-dug bunkers in the woods are a good place to distil moonshine or cook meth.
It should not be forgotten that the enemies are rooted in the area and that the population of the rescuing village may be related to / friends with the hillbilly opponents. There’s nothing like the look on the players‘ faces when they realise that all the deputies are related to the cultists from the forest and that they’ve just checked the number plates of the heroine’s broken-down car…
Hillbilly heroines should have huge advantages in their home region. Not only should they be very familiar with the area (after all, they grew up there), have certain natural skills (woodworking, hunting and fishing skills, basic botany), they should also be socially rooted there.
In terms of rules, this could translate into a kind of Minions. No matter what the heroine wants to do, she always knows 1W10 relatives, friends or former lovers who are immediately ready to get their shotgun out of the cupboard and stand by her side. All it takes is a phone call or a visit to Uncle Billy. Of course, the relatives also want to be paid… in beer, schnapps and BBQ or a favour that triggers a side quest. The latter means that you have to use the hillbilly connection wisely, otherwise you’ll suddenly have 10 side quests on your hands and lose the central theme of the game, which imho also exists in a sandbox.
What is the fascination of land ice cream? To be honest, as a country bumpkin, I don’t know. But I could imagine that you city dwellers out there are envious of us. Of our culture, of our family ties, of our healthy, savoury country air…
Your envy has led to hillbillies always being the bad guys in backwoods films. Fair enough. It’s also a cool idea to equip the enemies with social contacts to the „normal population“ (vulgo NPCs) and thus make every NPC a potential hillbilly opponent. The forest or wilderness as the setting is the canvas for the whole thing. The focus here is on remoteness and the lack of resources. The hillbillies know their way around the area, they know where to get medicine and food or ammunition.
Oh well… this post is of course another role-playing breakfast. In keeping with the theme:
Role-player breakfast: white sausages with sweet mustard, a pretzel and a nice wheat beer.
Harp sounds: Wir sand im Woid dahoam and the Straubinger Zuchthauslied.
Beim Crowdfunding Aventurien – Das Lexikon des Schwarzen Auges bei Gamefound läuft der letzte Tag. Aktuell (Stand 19:30) steht es bei 324.682 €, beigetragen von 1.123 Personen, was pro Nase etwa 289 € macht. Damit wurden alle 23 Bonusziele erreicht:
Quelle: Gamefound
Lesezeit: 2 MinutenDie SteimkeCon ist eine kleine, muckelige Convention im wunderschönen Niedersachsen und erblickte erst vor wenigen Jahren das Licht der Welt. Mirco spricht mit Daniel, Thalea und Mattes aus dem Orga-Team der genannten MIDGARD Con. Weiterlesen
Der Beitrag MIDGARD Cons: SteimkeCon erschien zuerst auf SteamTinkerers Klönschnack | KLNSCHNCK.
Sechs Jahre sind vergangen, seit die Welt unterging. Daniel, einst ein einfacher Junge, trägt nun als junger Mann unfreiwillig die Last, sein Dorf Birkenheide vor den drohenden Gefahren zu schützen. Trotz allem hat er sein Glück gefunden – mit seiner Frau Erika, ihren beiden Kindern sowie seinen Freunden Ahmed, Dieter und seiner Schwester Hanna führt… Weiterlesen »(1) Als die Welt vor Angst erstarrte [Hörbuch][Endzeit] [Fantasy] [Schwarzfell Chroniken]
Als großer Fan der Bücher von Jack Vance, bizarrer Settings und Liebhaber einfacher Spielregeln und jemand, der sich an die Inserate in zahlreichen Wizard-Ausgaben erinnern konnte, war ich wohl Teil der Zielgruppe des Crowdfunding-Projektes für eine vollfarbige sechste Edition des unverwüstlichen Außenseitersystems beim Verlag Everything Epic. Wie in allen (!) anderen Ausgaben des Spiels hatte mit Steve Sechi der Erfinder des Systems die Fäden in der Hand, dessen Schreiben mir bisher gut gefiel – ich merke gerade, dass ich mir die nicht gerade billige Prachtausgabe offenbar gerade zu rechtfertigen versuche, da bin ich lieber gleich ehrlich: Ich mag einfach prächtige Schuber mit dicken, bunten Büchern darin. Weiter im Text.
Hinweis:
In einem älteren Beitrag habe ich einiges über Talislanta, seine Geschichte und die Regeln aufgeschrieben, das das ich hier möglichst nicht wiederholen will – ich empfehle daher, meine Erfahrungen mit der deutschen Fassung von 1991 vorab zu lesen. → Talislanta von 1991 – immer noch spielenswert ?
Talislanta ist im Kern ein Fantasyrollenspiel, das eine sehr vielfältige, hochmagische Spielwelt ohne die klassischen tolkienesken Völker wie Zwerge und Rückgriffe auf das Spätmittelalter abbilden will. Ehrlicherweise gibt es durchaus kräftige Typen mit starkem Unterbiss und Völker mit spitzen Ohren, aber ich will ausnahmsweise nicht pedantisch sein: Wir bekommen hier eine wohl konkurrenzlos große Auswahl an spielbaren Spezies angeboten – das geht über Menschen in den verschiedensten Farbtönen (auch blau oder grün) über Vogelmenschen, sechsbeinigen Sumpfbewohnern bis hin zu Gestaltwandlern und einer Reihe von höchst originellen Sonderfällen wie den mechanischen Parthenischen Seehändlern, die zu beschreiben hier den Rahmen sprengen würde. Wir haben hier nicht mit klassischer High Fantasy zu tun, aber es ist vom Ton her definitiv epische Fantasy ohne hohen Anspruch an „phantastischen Realismus“. Wenig überraschend bei der epischen Edition eines epischen Fantasyrollenspiels!
Die Epic Edition sollte ursprünglich die Regeln für die fünfte Edition von Dungeons & Dragons verwenden, aber nach leidenschaftlichen Reaktionen der Fangemeinde wurde diese Idee aufgegeben – es erschien ein separates 5E Conversion Book, aber die Standardregeln sind eine neue Version der derselben Action Table Mechanik,Das ist alles sehr einfach und schnell zu lernen, Talislanta eignet sich vor allem für erzählfreudige Runden ohne großen Simulationsanspruch. Es ist eher auf heroische Action ausgelegt und trifft im Spielablauf den Ton des Settings gut: Die Figuren haben von Anfang an einiges drauf und mit ein wenig Grips sind ihre Erfolgschancen bei auch schrägeren Ideen hoch.
Die neue Version des Regelkerns entspricht mechanisch weitgehend der zweiten Edition, die der alten deutschen Fassung entspricht. Die Archetypen sind detaillierter ausgearbeitet – sie enthalten mehr Hinweise für das Rollenspiel, das Skillsystem ist ausgefeilter – das fühlt sich alles vertraut an. Was es hier nicht gibt, ist der freie Charakterbaukasten, den einige Edition Tal-Editionen hatten: Anstatt dessen wählt man hier wie in den 80er Jahren einen von über 100 (!) Archetypen, von denen es für jedes Volk bis zu 3 gibt, verteilt Attributspunkte und passt die Skills mit einem Punktkaufsystem an. Die Anpassungsmöglichkeiten gehen ziemlich weit, daher hatte ich nicht wie befürchtet das Gefühl, dass der Charakter sich wie ein Abziehbild anfühlt.
Es gibt kaum Sonderregeln und Ausnahmen: Die Action Table Mechanik – ein W20 wird geworfen, auf das Ergebnis werden Skillwerte addiert und das Ergebnis auf einer kurzen Tabelle ermittelt – handelt das komplette Spielgeschehen ab – wer das gelernt hat, kann alle Aspekte von Talislanta spielen!
Die Epic Edition enthält Massenkampfregeln und erstmals Regeln für Windschiffe. Was es nicht gibt, sind Charakterlevels: Im Laufe der Abenteuer erhalten die Spielcharaktere (SC) Erfahrungspunkte, mit denen die Skills verbessert werden können.
In Talislanta gibt es 11 Orden der Magie. Nur die mächtigsten Charaktere gehören mehr als einem an:
Jeder Charakter bekommt gleich zu Beginn eine Liste mit allen bekannten Zaubern des gewählten Ordens. Es ist durchaus möglich, mehrmals am Tag zu zaubern, aber es gibt ein Limit an Magiepunkten, das zu überschreiten extrem gefährlich werden kann. Zauber können auf frei wählbaren Spell Levels gewirkt werden, wodurch sich der Zauberwurf erschwert: Ein Zauber auf Level 1 hätte einen Malus von -1, einer auf Level 2 einen Malus von -2 und so weiter. Teilerfolge und magische Patzer sind möglich.
Ähnlich wie in der Charaktererschaffung werden neue Spielende zu Beginn mit der Anzahl von Optionen schnell überfordert, andererseits ist das Magiesystem schnell und flexibel – und später im Spiel bleiben alle Zauber effektiv – es gibt nicht das Problem der später nutzlosen „Anfängerzauber“ anderer Rollenspiele.
Talislanta basiert auf derart einfachen Regelprinzipien, dass sie in einem Dutzend Seiten abgehandelt werden könnten – Magie und Kampf eingeschlossen. Mit den über Hundert Charakterarchetypen, 11 Magieschulen mit Spruchlisten, extrem ausführliche Ausrüstungskapitel und… viel anderem Material wie Alchemie, Thaumaturgie, magischen Gegenständen usw. manifestiert sich bereits im Player’s Guide die legendäre, ebenso geliebte wie gefürchtete Informationsdichte von Talislanta. Es ist ein dickes Buch von 248 Seiten, aber es ist vollgestopft mit Material.
Dieser über 400 Seiten dicke Band enthält umfangreiche Informationen zur Spielwelt Talislanta – beginnend mit der Geschichte der Welt und deren Geheimnissen, den unterschiedlichen Landstrichen mit ihrer Bevölkerung, Kultur und Brauchtum, Sprache, Namensgebung (!) sowie einer Handvoll interessanter Orte sowie regionale Begegnungstabellen. Außerdem gibt es noch obskure Magie (Zauber und Gegenstände) und und und.
Das ist alles übersichtlich in einer durchgängigen Struktur angelegt und reich illustriert, weitgehend ohne Spielwerte. An vielen Stellen gibt es Textkästen, in denen Reisende aus Talislanta über ihre Erlebnisse berichten. Diese Schnipsel sind witzig geschrieben und lockern das Buch angenehm auf.
Die Detailtiefe ist hier nicht so ausgeprägt wie zum Beispiel in Aventurien, so dass der Zeitaufwand für die Spielleitung (SL) sich in Grenzen hält, es gibt zudem genug weiße Flecken auf der Karte, um eigene Erfindungen unterzubringen.
Das Talislanta Bestiary ist kein Monsterhandbuch im engeren Sinne, auch wenn sich auf seinen 166 Seiten eine erkleckliche Zahl ausnehmend abscheulicher Absonderlichkeiten versammelt hat. Es gibt hier ebenso Nutztiere und Reittiere mit unterschiedlich vielen Beinen und Köpfen, Insekten, Pflanzen (gefährlich und harmlos) und eine gute Handvoll Seiten mit Informationen zu Gottheiten – da es in Talislanta keine klassischen D&D-Kleriker*innen gibt, dienen diese Entitäten in erster Linie als Spielhintergrund. Interessant, wenn man bedenkt, dass zu Spielwelten wie Glorantha umfangreiche Buchreihen allein diesem Thema erscheinen und dass in D&D Kleriker und Gottheiten eine extrem große Bedeutung haben.
Schön finde ich, dass trotz der für dieses Spiel typischen Tendenz zum Bizarren alle Wesen gut im Spiel einsetzbar sind und die Spielwerte knapp und übersichtlich präsentiert werden.
Der Anteil talislantischer Varianten von „Standardviechern“ ist erfreulich gering.
Dieser dickste Band enthält die notwendigen D&D Spielwerte, um Abenteuer in Talislanta zu erleben. Das Buch liefert eine Unmenge Material fürs Geld und sollte der Spielleitung viel Arbeit abnehmen, ich vermisse lediglich Konvertierungsregeln für alte Abenteuer und Quellenbücher.
Das Talislanta Bestiary benötigen D&D-Fans nicht, dessen Inhalte und Artwork sind zu 100% in diesem Buch enthalten.
Für die Magie wird auf das D&D-Regelwerk zurückgegriffen, hier gibt es keine zusätzlichen Materialien. Hier fehlen leider D&D Spielwerte für die schönen magischen Gegenstände aus dem empfehlenswerten Talislanta Atlas & GM’s Guide, die aber bei Bedarf schnell selbst zu erstellen sind.
Die Charaktererschaffung erfolgt Talislanta-typisch auf Grundlage von Archetypen (Kombinationen aus Volk und einer modifizierten Basisklasse), von denen es 1-3 Optionen für jedes der vielen, vielen Völker gibt. Das sieht für mich sauber umgesetzt aus und funktioniert in der Praxis sicher gut. Kann man machen!
2017 erschien eine erste Version von Talislanta mit 5E-kompatiblen Regeln, die aber in einer frühen, düsteren Epoche des Settings spielte – Talislanta: The Savage Land, eine mögliche Alternative zu diesem Buch.
Ich habe einige mehrstündige Spielrunden gespielt, die zuerst als One-Shot geplant waren und sich zu einer fortlaufenden Kampagne entwickelten. Charaktere wurden entweder mit der SL erschaffen oder allein zuhause, was kein größeres Problem darstellt, da hier nichts dem Würfelglück überlassen bleibt – mit einer Ausnahme: Dem Startvermögen.
Ein typisches Hindernis bei allen Varianten von Talislanta besteht in der Epic Edition weiter: Es fällt vielen Mitspielenden schwer, sich aus dem Übermaß an Archetypen zu entscheiden – die formell einfache und gut erklärte Charaktererschaffung wird für Neulinge zur Herausforderung, wenn man mit einer Umenge von Auswahlmöglichkeiten konfrontiert wird. Zudem sind nicht alle Bezeichnungen der Archetypen selbsterklärend: Wer außer echten Talislantist*innen weiß auf Anhieb, was einen „Kasmiran Trapmage“ von einem „Sawila Spell-Weaver“ unterscheidet? Mehr Hilfestellung wäre hier hilfreich gewesen und nicht jede*r hat wie ich Zeit und Lust, sich alle Beschreibungen durchzulesen. Gut funktioniert hat: Man blättert man sich durch das Buch und wählt anhand der tollen Illustrationen einen Archetyp aus, der interessant aussieht und liest sich erst dann die Beschreibung durch.
Die einzige Grundmechanik wird sofort verstanden und die meisten Situationen werden mit einem einzigen Würfelwurf abgewickelt, was am Tisch gut funktionierte – der flüssige Spielablauf macht eine Menge Spaß.
Dass Zauberkundige von Anfang an eine zweistellige Auswahl an Zaubern zur Verfügung haben, bremste uns allerdings aus – unsere Weiße Hexe der Mirin brauchte zu Beginn eine Weile, den passenden Zauber zu wählen und sich dann auch noch den Spell Level (also die Machtstufe und damit den Schwierigkeitsgrad) zu überlegen. Mit der Zeit fand sie sich aber besser zurecht.
Dass die Spielwelt Talislanta (eigentlich nur ein Kontinent) mit ihren zwei Sonnen und sieben Monden und der ungewöhnlichen Bevölkerung auf viele pseudo-europäische Fantasyklischees verzichtet und sich öfters wie die berühmte Cantina-Szene aus Star Wars in planetenweiter Ausdehnung anfühlt, war in der Praxis ein positiver Faktor: Unsere Runden sind voller neuer Entdeckungen, jede Begegnung mit den seltsamen Wesen ist voller Überraschungen – es macht Spaß, Fantasy einmal außerhalb der eigenen Komfortzone zu erleben: Der Sense Wonder ist enorm.
„Buchhaltungaufgaben“ nehm kaum Zeit in Anspruch – es gibt wenige Ressourcen, die verwaltet werden müssen und die SL muss keine Berechnungen für Erfahrungspunkte oder ähnliches übernehmen.
Es ist erstaunlich, wie frisch sich Talislanta heute noch anfühlt. Das gilt nicht allein für das äußerst eigenständige Setting, sondern mindestens ebenso für die Regeln. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, dem Action Table System eine Chance zu geben, trotz der soliden 5E-Umsetzung. Das ist am Ende natürlich auch eine Frage der persönlichen Vorlieben.
Trotz der Einfachheit empfehle ich Talislanta für absolute SL-Einsteiger*innen eher nicht : Die Regeln richten sich bei aller Einfachheit an erfahrenere SL und erfordern oft eine gewisse Improvisationsfähigkeit. Die Bücher sind eher als Nachschlagewerke für den Einsatz am Spieltisch gedacht, sie liefern keine ausführliche Einführung in die Rolle der SL, Beispiele aus der Praxis fehlen. Die bunte Fülle der Spielwelt kann ungeübte SL leicht überfordern, weil man eben nicht immer auf bekannte popkulturelle Fantasyklischees zurückgreifen kann.
Die Epic Edition ist durchweg gelungen, dabei hatte ich zunächst ein bisschen Sorge, weil diese Ausgabe in großen Teilen auf Artwork der leider verstorbenen P.D. Breeding-Black verzichten muss. Das neue digitale gemalte Artwork ist von durchgehend hoher Qualität, erreicht nicht den Zauber von Breeding-Blacks besten Arbeiten. Dem Charme von Talislanta tut das zum Glück keinen Abbruch und ich würde mich freuen, wenn dieses wundervolle Spiel die Aufmerksamkeit bekommen würde, die es unbedingt verdient hat. Auf jeden Fall werde ich es selber leiten, am besten mit der in Arbeit befindlichen Kampagne, die ich nur zu gern sofort verfügbar hätte – für das winzige Team von Everything Epic war das aber nicht umsetzbar. Die prunkvolle Sammleredition im Schuber ist meines Wissens derzeit nur direkt aus den USA zu bekommen und damit eine kostspielige Angelegenheit. Man bekommt mit 1200+ farbigen Seiten und null Füllmaterial einen ordentlichen Gegenwert, rate ich einen Blick auf die PDF, die einfach eine Menge fürs Geld bieten.
Falls Du Interesse hast, würde ich Dir empfehlen, zuerst eine der legal auf talislanta.com verfügbaren älteren Versionen des Spiels anzuschauen. Ansonsten reicht es aus, sich zuerst den Talislanta Player’s Guide oder das Talislanta 5e Conversion Guide Book anzuschaffen, darin ist alles Wichtige für die ersten Runden enthalten, darunter ein Überblick über das Setting.
Klinge ich ein bisschen begeistert? Selten habe ich mit einem im Kern sehr alten Spiel derart viel Spaß gehabt und ich bin mir sicher, einigen von Euch wird es so gehen wie mir. Gebt Tal eine Chance!
Pro
Contra