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Pen and Paper Blog: Rollenspieljahr 2024

27. Dezember 2024 um 09:39

Ein volles Jahr voller Rollenspiel geht dem Ende zu. Ich habe erfunden, gelacht und gelitten. Jetzt ist es Zeit, zusammenzufassen.

Es fanden neue Formate, Runden, Spiele und Menschen Einzug. Daneben gingen aber auch Dinge zu Grunde oder wenigstens zu Ende. 2024 ist ein zweischneidiges Rollenspieljahr mit Hochs und Tiefs. Hier kommen sie.

Das zweite Jahr Masks of Nyarlathotep

Die Mammut-Kampagne ging wirklich schon ins zweite Jahr. Wir sind noch dort, wo die Kampagne langsam Fahrt aufnimmt. Es war ein schwieriges Jahr. Dazu bald mehr im Artikel «Cthulhu: Masken des Nyarlathotep London».

Zweite feste Runde

Ich habe eine zweite Cthulhu-Runde, die alle zwei Wochen spielt. Das sind teils DSA-Veteranen und teils Neuspieler. Wir haben Schreckensherrschaft von Cthulhu gespielt und ich fand es grossartig. Dann haben wir «Das Geheimnis des Schwarzwaldhofs» gespielt und das unkaputtbare Abenteuer fast kaputtgekriegt. Jetzt spielen wir eine Reihe von Cthulhu-Abenteuern und planen die nächste grosse Kampagne in einem anderen Setting. Schön so.

Im OK der Rollenspieltage

Ich bin seit diesem Jahr im Organisationskomitee der Luzerner Rollenspieltage. Der Event hatte dieses Jahr über 100 Spielende. Zwei Tage voller kunterbunter Rollenspielerfahrungen und eine grossartige Mannschaft, die den Event hervorragend organisiert.

ONE SHOT NIGHTS

In diesem Jahr startete ich die ONE SHOT NIGHTS, die bisher zweimal durchgeführt wurden und nun jährlich dreimal stattfinden sollen. Pro Event nehmen zwanzig bis dreissig RollenspielerInnen teil und erleben jeweils drei bis vier Stunden geballtes Rollenspiel mit meist unbekannten Leuten und immer unbekannten Abenteuern.

LuCon

An der LuCon, der hiesigen Nerdconvention, leitete ich mehrere Anfänger-One-shots für Besucher. Organisiert wurde das vom lokalen Rollenspielladen des Vertrauens. Das machte richtig Spass.

Perfekte Runde erlebt

Ich hätte es nicht erwartet und kaum für möglich gehalten, aber 2024 bescherte mir «Die perfekte Rollenspielrunde». Lies hier!

35 Artikel geschrieben

Auch in diesem Jahr gab es sage und SCHREIBE 35 neue Artikel. Kostenlos und ungefragt. Ein Abo von dir hilft mir wahnsinnig, die Motivation zu behalten und das Publikum zu spüren.

Ausgeartet

Das hat nicht direkt mit Rollenspiel zu tun, aber ich bringe meinen eigenen Roman raus. Im Februar erhielt ich die Zusage vom Verlag. Im März 2025 wird mein Roman «Ausgeartet» erscheinen. Es ist kein Rollenspielroman und kein Fantasyroman, kommt vom Gefühl her aber zumindest in die Nähe.

D&D ist gestorben

Der Frust 2024: Die D&D-Runde, die mein letztjähriges Highlight war, ist gestorben. Ich habe dafür Häuschen gebaut, Lieder geschrieben und ein Mass Combat System erfunden, damit eineinhalb Jahre gewartet bis ich es endlich zeigen konnte und dann kam es überhaupt nicht an. Darum habe ich resiginiert.

Rollenspielausblick 2025

Der Ausblick für 2025 sind: das dritte Jahr Masken des Nyarlathotep, eine neue grosse Kampagne, von der wir noch nicht wissen, was es wird und mindestens drei weitere ONE SHOT NIGHTS. Mit meinem Buch werde ich auf Lesetour sein und hoffentlich ganz viele weitere Rollenspielartikel schreiben.

Danke dir fürs Lesen, lass doch ein Abo da. Dafür bin ich sehr dankbar. Schön, dass wir so ein grossartiges Hobby teilen dürfen!

Der Beitrag Rollenspieljahr 2024 erschien zuerst auf Penandpaper.blog.

Pen and Paper Blog: Einfacher Cthulhu spielen

14. Dezember 2024 um 11:01

CTHULHU zu spielen ist nicht (immer) einfach. Besonders nicht, wenn man von anderen Systemen herkommt, wo es mehr zu gewinnen gibt. Zum Beispiel Gold, Loot und Erfahrungspunkte.

Bei CTHULHU gewinnst du nicht, du verlierst. Den Verstand. Horror ist ein eigenes Genre und das muss man verstehen, mögen und wollen. Wie der Band «Handbuch für die Mythos-Jagd» es auf den Punkt bringt, gehört zum Spielen von CTHULHU (im Englischen Call of Cthulhu) ein gewisses Mindset. Das unterscheidet sich grundlegend von Fantasy oder Science Fiction.

Wie schon erwähnt, spielen wir gerade die «Masken des Nyarlathotep» von CTHULHU. Exakt zwei Jahre spielen wir nun schon daran. Diese Extremform eine Rollenspielkampagne zu spielen, fordert seine Tribute und die Proben auf geistige Stabilität scheinen bei mir (als Spielleitung) und bei den Spielenden immer öfter auch im echten Leben stattzufinden. Ich mache mir viele Gedanken über das Setting, über Horror-Rollenspiele, über das Würfelsystem, die Psychologie am Tisch und hauptsächlich über meine Vorbereitung und die Work-Life-Balance.

Darum kommen hier sieben Tipps, um CTHULHU «einfacher» spielen zu können. Manche sind schon sehr paradox, sind aber nunmal so. So muss man zum Beispiel fanatisch weiterforschen, obwohl jeglicher gesunde Menschenverstand davon abrät, weil der Charakter nun einmal kein Held ist. Da muss man sich von Echtweltlogik verabschieden, wenn der kosmische Horror kommt, soll aber ansonsten selbst möglichst logisch vorgehen. Ja, so ist das. Darum: Einmal mit den Schultern zucken und ab ins Verderben… ähm, Vergnügen.

1. Du bist eine Investigatorin oder ein Investigator

Und was tun Investigatorinnen und Investigatoren? Sie investigieren. Bei CTHULHU solltest du dir nicht denken: Niemals würde ich in das Haus einbrechen und den Safe aufknacken! Denn du bist im echten Leben kein Investigator. Dein Charakter aber schon. Wenn dein Charakter als Investigator das nicht tut, dann ist das, als ob dein Held bei D&D sagt: «Nö, die Quest ist mir zu gefährlich, ich habe keine Lust den Helden zu spielen. Ich bleib in der Taverne und trinke Ale.» Kann man machen, aber dann entsteht halt kein spannendes Spiel. Helden «helden» nun einmal und Investigatoren investigieren.

2. Keine Angst vor dem Tod

CTHULHU ist als tödliches Rollenspiel bekannt. Man muss es nicht so extrem handhaben, kann auch Pulp spielen oder es einfach abschwächen. Niemand möchte seinen Charakter leichtsinnig ins Verderben schicken, ist mir klar. Wer aber nicht wagt, der nicht gewinnt. Und wer nicht investigiert, der nicht die Welt rettet. Also gehört ein bisschen verlieren bei CTHULHU dazu. Vielmehr als bei zum Beispiel Dungeons & Dragons. Gewöhn dich daran und geniesse, wenn du kannst. Bei D&D heisst es: «Bist du bescheuert, warum läufst du auch direkt in die Falle rein?» Bei CTHULHU ist es mehr so: «Boah! Das ging aber schnell. Tja, Neugier bringt die Katze um.»

3. Nicht alles muss Sinn machen

Ja, du bist vielleicht ein Detektiv, aber nicht jeder ist Sherlock Holmes oder Hercule Poirot. (Die, ganz am Rande, ja eigentlich ein und dieselbe Person sind.) Vielleicht bist du nur ein verwirrter, zu neugieriger Bibliothekar, der aus Versehen in etwas ganz Grosses reingestolpert ist. Oft will man das Geheimnis lüften, das Rätsel lösen… Verabschiede dich davon. Oft macht alles nur bedingt Sinn, weil der menschliche Verstand gar nicht das übermenschlich-göttliche Erfassen und Verstehen kann. Genau darum geht es ja beim kosmischen Horror. Also geniesse schräge Szenen und unbeantwortete Geheimnisse. Das sich alles komisch und manchmal komisch unbeantwortet anfühlt, ist Teil des CTHULHU-Spielgefühls.

4. Du bist keine Heldin oder kein Held

Spielst du CTHULHU, dann sei dir bewusst, dass dein Charakter nicht viel kann. Das ist kein Setting, wo alle mächtige magische Wesen sind. Du hast eine Taschenuhr, mit etwas Glück ein Taschenmesser. Deine Waffe ist dein Notizbuch, ein Revolver wird dich nur bedingt weiterbringen. Denn wenn es kracht, dann krachts gewaltig. Du wirst keine lustigen Zaubereien anstellen, ohne einen bitteren Preis dafür zu zahlen. Erkenntnis bringt geistigen Zerfall. Das ist die Anlage von CTHULHU, finde dich damit ab und geniesse das. Dein Charakter wird nicht glänzen, bei dem was er tut – und trotzdem hat er diesen unbändigen inneren Drang, der Spur zu folgen und herauszufinden, was hinter alledem steckt.

5. Nutze Bibliotheken, Polizeistationen und Zeitungsredaktionen

Die 1920er kannten kein Internet. Folglich ist alles, was es zu erfahren gibt, durch vor Ort nachschauen, bei jemandem nachfragen oder in gebundenem Papier nachschlagen zu erfahren. Wer das Computerspiel «The Sinking City» gespielt hat, weiss, wovon ich rede. Suche regelmässig Informationsquellen auf, um Hinweise und Artefakte zu überprüfen. Finde heraus, was herauszufinden ist und lasse es dann sein. Wer im Spiel ein Buch findet, bekommt am Rollenspieltisch nur das Handout einer Beispielseite, nie ein Buch ausgehändigt. Lies es genau, sei zufrieden.

6. Denke simpel und logisch

Vor hundert Jahren ist niemand «kurz» nach China geflogen, weil da noch nicht viel zu fliegen war. Wenn du um die Welt reist, dann langsam und mühselig, von Ort zu Ort. In Zügen und Schiffen, die teuer und rar waren. Und wenn du weisst, dass du von London nach China an Ägypten vorbeikommst, wirst du eher nicht daran vorbeifahren, ausser du hast einen wahnsinnig guten Grund. Wenn du nicht davon ausgehst, dass du in einen Krieg gerätst, macht es keinen Sinn in London ein Gewehr mit dir herumzutragen. Den Polizeiinspektor zu bestechen oder zu überreden ist unter Umständen einfacher, als ihn einschüchtern zu wollen.

7. Behalte immer das Ziel vor Augen

Wenn CTHULHU-Abenteuer länger werden, wird es kompliziert. Da sind Namen und Orte und Jahreszahlen und Fakten und Zeitpunkte und alles will zu gegebenem Zeitpunkt erinnert werden. Wenn du keine saubere Übersicht hast, zu der alle Zugang haben, wird die Geschichte allmählich ausfransen und die Motivation der Spielenden genauso. Überlege dir regelmässig, was genau euer Ziel ist, warum ihr unterwegs seid, was ihr eigentlich erreichen oder verhindern wollt.

Wenn ihr nichts tut, wird die Welt sich zum Schrecklichsten hin verändern. Im echten Leben würden wir vielleicht denken: «Was soll ich da schon ausrichten?» Doch in CTHULHU, und damit sind wir wieder bei Punkt eins, sind wir Investigatorinnen und Investigatoren und die sind dazu geboren, diese Welt zu retten. Selbst wenn die Erfolgsaussichten dafür denkbar schlecht stehen.

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