Lese-Ansicht

Besatzungszeit – Hamburg 1945

Unter dem Motto „Der erste Sommer im Frieden“ fand nun schon zum zweiten Mal eine Veranstaltung mit dem Thema „Besatzungszeit 1945“ in „meinem“ nahegelegenem „Freilichtmuseum Kiekeberg“ statt. Das Ganze passt natürlich ganz hervorragend zu meiner kleinen Serie zum Thema „Hamburg 1945“, weshalb ich mit einer kleine Hobbygruppe (viele Grüße an Jens, Dirk und Lucas!) vor Ort war. Die Veranstaltung fand an 3 Tagen, vom 30. Mai bis So 1. Juni 2025 im gesamten Museum-Komplex statt. Rund 60 Darstellerinnen und Darsteller des Vereins „Gelebte Geschichte“ stellten über das gesamte Wochenende den Alltag nach dem Kriegsende dar. Es ging darum zu vermitteln, wie die Menschen nach 1945 mit Improvisationen ihren Alltag bestritten. Neben einer kurzen Beschreibung der Veranstaltung, zeige ich euch nachfolgend eine ausführliche Fotoserie der beiden Events.

Den Ablauf der Veranstaltung muss man sich wie eine Theatervorführung vorstellen. Die Darsteller waren dabei fast ununterbrochen in unterschiedliche Spielszenen eingebunden, deren Bühne jeweils ein Platz oder ein Gebäude auf dem Musemsgelände war. Wie ich feststellte, war der Ablauf und die Dialoge nicht genau vorgegeben, wodurch immer wieder interessante und überraschende Situationen entstanden. Als Besucher konnte man aber auch jeden Darsteller ansprechen, Fragen stellen und sich alles genau erklären lassen. Zu Beginn der Veranstaltung traf ein Flüchtlingstreck im „Museums-Dorf“ ein. Zu den Flüchtlingen zählten auch ehemalige deutsche Soldaten, aber vorwiegend waren es zivile Männer, Frauen und Kinder aus den deutschen Ostgebieten. Jeder Darsteller spielte eine ganz bestimmte Rolle und konnte so detailliert von seinen Erlebnissen der Flucht oder aus dem Krieg berichten. Im Dorf angekommen, wurden die Flüchtlinge von britischen Soldaten in Empfang genommen. Die Habseligkeiten der Leute durchsuchte man nach Waffen und anderen „verdächtigen“ Gegenständen. Anschließend wurden die Menschen an die zivile Ortsverwaltung weitergeleitet, wo sie ggf. medizinisch versorgt, registriert und schließlich in einem der Häuser einquartiert wurden. Einige wurden auch in den berüchtigten Nissenhütten untergebracht. So wurde das Leben in diesen und anderen provisorischen Unterkünften beleuchtet und es wurde gezeigt, wie man sich dort versorgte. Neben den bewohnten zivilen Häusern gab es auch ein britisches Militärcamp und eine Kommandantur. Die Soldaten stellten das 2nd Devonshire Regiment dar, eine Einheit, die damals tatsächlich hier und in den Nachbardörfern stationiert war. Auch ein Jeep und Motorräder fuhren Patrouille und das ganze Museum war mit Plakaten und Ausrüstungsgegenständen des britischen Militärs „geschmückt“, was eine sehr authentische Atmosphäre vermittelte. Natürlich gab es auch noch eine Menge weiterer Programmpunkte, wie einen Schwarzmarkt, Hausdurchsuchungen, Vorführungen zum Thema Essen und Trinken, Militärgerichtsverhandlungen usw.

Die Flüchtlinge

Das britische Camp

Leben im Dorf

Leben in der Nissenhütte

Neben der „Living History“-Darstellung, wurde auch die neue Dauerausstellung „Harburg unterm Hakenkreuz. Ein Landkreis von 1933 bis 1945“ eröffnet. Zudem wurde die neue „Ley-Bude“, ebenfalls eine provisorische Unterkunft nach dem Krieg, vorgestellt und die dort untergebrachte Fotoausstellung eröffnet. Neben den schon bestehenden Nachkriegshäusern und der Nissenhütte sowie der Ausstellung zu den Flüchtlingen nach dem Krieg bekam man so einen sehr guten Überblick zu dieser komplexen Thematik. Zusätzlich zu den Ausstellungen berichteten Zeitzeugen von ihrer Flucht aus Pommern und Ostpreußen. Alles in allem eine sensationell gute Veranstaltung, die in dieser Form gerne wieder (auch in anderen Epochen) stattfinden könnte.

Hier noch der Link zum Museum, in welchem verteilt über das Jahr auch andere „Living History“ Events stattfinden: https://www.kiekeberg-museum.de/

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Desert Rats / Teil 2 – Hamburg 1945

Nach dem 1. Teil dieses Berichtes, in dem ich die 7th Armoured Division und deren 22. Armoured Brigade vorgestellt habe, geht es im 2. Teil um die Infanterie, die Artillerie sowie die Aufklärungs- und Versorgungseinheiten der „Desert Rats“.

Einleitung

Wie schon im ersten Teil erläutert, bildeten die drei Panzerregimenter die Speerspitze der Panzerdivision, zu deren Unterstützung jeweils eine Kompanie der motorisierten Infanterie in Halbkettenfahrzeugen und Trägern bereitstand. Hinter dieser Speerspitze befanden sich die drei Bataillone der „Lorried Infantry Brigade“ in Truppentransportfahrzeugen (TCVs). Wenn die Panzer vorstießen und sie auf Panzerabwehrgeschütze oder Gräben trafen, war es die Aufgabe der Infanterie, sich darum zu kümmern. So wurden Panzerabwehrgeschütze durch Flankenangriffe der Infanterie außer Gefecht gesetzt und Panzergräben geräumt und gehalten, bis diese durch Panzerbrücken oder „Faschinen“ gefüllt waren und durchfahren werden konnten. Normalerweise wurden jedem Panzerregiment eine Kompanie motorisierte Infanterie zusammen mit einer selbstfahrenden Artilleriebatterie zur Unterstützung zugeteilt.

Nachts lagerten die Panzer, wenn möglich an einem natürlichen Hindernis, wie einem Hügel oder Fluss. Um sie herum positionierte sich in Rundumverteidigung die Infanterie der Infanteriebrigade. Tagsüber hatte die Panzerdivision Raketen abfeuernde Typhoon-Jagdbomber der RAF und die gesamte Artillerie der Division in Reichweite, um sie Notfalls zur Unterstützung anfordern zu können. Eine Panzerdivision wurde normalerweise nicht dazu eingesetzt, um Wälder oder Stadtgebiete zu säubern. Dies blieb den gewöhnlichen Infanteriedivisionen überlassen, die von schwerer gepanzerten Churchill-Panzern oder spezialisierten Panzern wie Churchill- Crocodiles unterstützt wurden.

Britische Infanterie im Universal Carrier während des Einsatzes in den Niederlanden 1944.

131. Infantry-Brigade

Die britische 131. Infanteriebrigade landete am 3. April 1940 mit der 44. Division in Frankreich, um sich den British Expeditionary Force (BEF) in Frankreich anzuschließen. Nach den Kämpfen in der Schlacht um Frankreich im Mai 1940 zog sich die Brigade nach Dünkirchen zurück und wurde am 31. Mai 1940 evakuiert, nachdem die deutsche Armee das BEF von der französischen Armee abgeschnitten hatte. Die Brigade wurde zusammen mit dem Rest der 44. Division im Mai 1942 nach Nordafrika geschickt, wo sie Teil der britischen Achten Armee unter Generalleutnant Bernard Montgomery wurde und Ende August in der Schlacht von Alam el Halfa im Einsatz war. Ende September kämpfte die Brigade in der Operation Braganza. Später spielte die Brigade eine große Rolle in der Zweiten Schlacht von El Alamein. Am 1. November 1942 wurde die Brigade in 131. Lorried Infantry Brigade umbenannt und der 7. Panzerdivision unterstellt, wo sie für den Rest des Krieges verbleiben sollte.

Die 131. Infanteriebrigade bestand ab April 1945 aus drei motorisierten Infanterieeinheiten, dem 1/5th Queens Royal Regiment, dem 2nd Devonshire Regiment, dem 9th Durham Light Infantry sowie der No. 3 Support Company der Royal Northumberland Fusiliers.

Infanterie in M5 Halbketten-Fahrzeugen während der Siegesparade in Berlin.

2nd Devonshire Regiment

Mitte 1938 wurde das 2nd Bataillon Devonshire Regiment als Teil der 231. Independent Brigade nach Malta verlegt. Ende 1942 erfolgte die Verlegung nach Ägypten. Mitte 1943 nahm es an der Invasion Siziliens teil. Im September 1943 erfolgte dann die Invasion von Italien. Im November kam das Bataillon zurück nach Großbritannien und wurde dort der 50. Infanteriedivision angeschlossen. Im Juni 1944 nahm es an der Invasion der Normandie teil. Im September 1944 ging es für die Einheit nach Belgien, Mitte September bis Dezember war die Einheit in Holland im Einsatz. Im November wurde das Bataillon schließlich zur 7. Panzerdivision versetzt. Als Teil der „Desert Rats“ nahm das Bataillon ab Dezember 1944 bis zum Kriegsende im Mai 1945 an der Operation in Nordwest-Deutschland teil.

1/5th Queens Royal Regiment (West Surrey)

Das 1/5th, 1/6th und 1/7th Queens Royal waren allesamt Bataillone der 1st Line Territorial Army, die in der 131st Infantry Brigade dienten, die Teil der 44th Infantry Division war. Die Brigade wurde 1940 zusammen mit dem Rest der Division nach Frankreich geschickt, um sich der British Expeditionary Force (BEF) anzuschließen, und wurde schnell in die Schlacht um Frankreich und die anschließende Evakuierung von Dünkirchen verwickelt. Mitte 1942 wurde die Division nach Nordafrika geschickt, um sich der britischen Achten Armee anzuschließen und kämpfte in der Schlacht von Alam el Halfa und später in der Zweiten Schlacht von El Alamein, wo die 131. Brigade der 7. Panzerdivision zugeteilt wurde und für den Rest des Krieges bei ihr verblieb. Die Brigade nahm am Tunesien- und Italienfeldzug sowie am Nordwesteuropa-Feldzug teil. Im Dezember 1944 wurden das 1/6. und das 1/7. Bataillon aufgrund schwerer Verluste und eines Mangels an Infanteristen durch das 2. Bataillon des Devonshire Regiments und das 9. Bataillon der Durham Light Infantry ersetzt, beide aus der 50. Infantry Division. Die 1/5th wurde von der 131. Brigade zur 22. Panzerbrigade abkommandiert und im April 1945 mit „Kangaroos“ für die letzten Kriegswochen und die Kämpfe in Richtung Hamburg ausgerüstet.

9th Durham Light Infantry

Das 9. Bataillon Durham Light Infantry war die einzige Einheit der Durham Light Infantry, die am D-Day im Juni 1944 von den Stränden der Normandie bis zur endgültigen Niederlage Deutschlands knapp ein Jahr später im Einsatz war. Nachdem die Männer aus dem Nordosten Englands 1939 neu in den Krieg eingezogen waren, wurden sie schließlich zu Veteranen des Krieges. Nach Jahren harter Kämpfe in Frankreich, Nordafrika und Sizilien wurden sie im Juni 1944 ausgewählt, als Teil der 50. Northumbrian Division an den Stränden der Normandie zu landen. Dann, nachdem sie ihre Rolle am D-Day erfüllt hatten, mussten sie monatelange erbitterte Kämpfe in Nordfrankreich und Belgien ertragen. Während andere DLI-Bataillone aufgelöst wurden, wurde das 9. Bataillon der 7. Panzerdivision – den „Desert Rats“ – zugeteilt, um sich dem letzten Vorstoß über den Rhein und weiter nach Deutschland anzuschließen.

Britische RAM-Kangeroo der 9th Durham Light Infantry in Weseke, Deutschland, 1945.

Infanterie-Regiment

In der britischen Armee war das Infanterieregiment keine eigenständige taktische Einheit. Ein Infanterieregiment bestand zwar aus mehreren Bataillonen, aber diese wurden nicht unbedingt gleichzeitig an einem Ort und in einem Verband eingesetzt. Zum Beispiel könnte ein Regiment 1942 ein Bataillon im Vereinigten Königreich, ein weiteres im Nahen Osten und ein weiteres im Fernen Osten haben. Alle diese Bataillone waren Teil ihres Mutterregiments, und jedes würde sich wahrscheinlich als das „Regiment“ betrachten. Es war also nicht ungewöhnlich, dass sich eine britische Infanterie-Einheit in einem Kriegstagebuch als „das Regiment“ und nicht als „das Bataillon“ bezeichnete. Die Nummer vor den Namen der Infanterieeinheiten der Desert Rats standen für die Bataillonsnummer. Das 1/5th Queens Royal Regiment war also das 1. Bataillon des 5th Queens Royal Regiments. Ein britisches Bataillon war eine Einheit, welches sich aus mehreren Untereinheiten zusammensetzte. Hauptbestandteil waren die Kompanien, die wiederum in Platoons (Züge) unterteilt waren, welche sich in Squads (Gruppe) gliederten. In einigen Fällen wurden die Squads weiter unterteilt in Sections (Sektionen) oder Teams (Abteilungen).

Das Infanterie-Bataillon

Die Organisation und Ausstattung mit Fahrzeugen und Waffen eines Infanterie-Bataillons der 131. Infanterie-Brigade sah 1945 wie folgt aus:

Bataillon-HQ

  • 2x rifle squads, 4 trucks, 1x rifle sniper squad

A-Company
Company-HQ

  • 1x rifle squad

1. Platoon

  • Platoon-HQ 1x rifle squad , 1x 2″ mortar, 1 PIAT, 2 lorries
  • 3x rifle squads, 3-6 LMG, 2 lorries or 4x Ram Kangeroo

2. Platoon

  • Platoon-HQ 1x rifle squad , 1x 2″ mortar, 1 PIAT, 2 lorries
  • 3x rifle squads, 3-6 LMG, 2 lorries or 4x Ram Kangeroo

3. Platoon

  • Platoon-HQ 1x rifle squad , 1x 2″ mortar, 1 PIAT, 2 lorries
  • 3x rifle squads, 3-6 LMG, 2 lorries or 4x Ram Kangeroo

B-Company
Company-HQ

  • 1x rifle squad

1. Platoon

  • Platoon-HQ 1x rifle squad , 1x 2″ mortar, 1 PIAT, 2 lorries
  • 3x rifle squads, 3-6 LMG, 2 lorries or 4x Ram Kangeroo

2. Platoon

  • Platoon-HQ 1x rifle squad , 1x 2″ mortar, 1 PIAT, 2 lorries
  • 3x rifle squads, 3-6 LMG, 2 lorries or 4x Ram Kangeroo

3. Platoon

  • Platoon-HQ 1x rifle squad , 1x 2″ mortar, 1 PIAT, 2 lorries
  • 3x rifle squads, 3-6 LMG, 2 lorries or 4x Ram Kangeroo

C-Company
Company-HQ

  • 1x rifle squad

1. Platoon

  • Platoon-HQ 1x rifle squad , 1x 2″ mortar, 1 PIAT, 2 lorries
  • 3x rifle squads, 3-6 LMG, 2 lorries or 4x Ram Kangeroo

2. Platoon

  • Platoon-HQ 1x rifle Q squad , 1x 2″ mortar, 1 PIAT, 2 lorries
  • 3x rifle squads, 3-6 LMG, 2 lorries or 4x Ram Kangeroo

3. Platoon

  • Platoon-HQ 1x rifle squad , 1x 2″ mortar, 1 PIAT, 2 lorries
  • 3x rifle squads, 3-6 LMG, 2 lorries or 4x Ram Kangeroo

Support Company

  • Company-HQ: 1x rifle sqd, 1 truck
  • 1x platoon: 6x 6pdr, 2 LMG, 12x Loyd Carriers
  • 1x platoon: 3(6 man) rifle/engineer sqds, 1 lorry, 3 LMG, 1 flamethrower
  • 1x battery: 6x 3″ mortars, 7 Carriers
    1x Platoon:
  • Platoon-HQ: 1x Universal Carrier, 1 LMG, 1x Daimler S/C
  • 2x section: 2x Carriers, 3 LMG, 1 rifle sqd, 1x 2″ mortar , 1 PIAT
  • 2x section: 3x Wasp IIc, 3 LMG, 1 rifle sqd, 1×2″, 1 PIAT
1/5th Battalion The Queens Royal Regiment am 3. Mai 1945 in Hamburg

Infanterie-Platoon

Das britische Platoon (Zug) bestand aus drei Zehnergruppen und einem Hauptquartier, das aus dem Kommandeur, dem Zugführer, einem dreiköpfigen 2-Zoll-Mörsertrupp (der auch Gewehre trug), einem Läufer und dem Burschen/Ordonnanzoffizier des Offiziers bestand. Der Standardzug war somit 37 Mann stark und mit einem leichten Mörser, drei Bren-LMGs, fünf Sten-MPS und 29 Gewehren sowie mindestens 36 Granaten bewaffnet. Diese Aufstellung war jedoch nicht als unveränderlich gedacht und konnte je nach verfügbarer Anzahl und Art des Einsatzes geändert werden. In der Praxis bestand die Hauptquartiergruppe fast immer aus zwei Mann, die eine der drei Panzerabwehrwaffen des Kompaniehauptquartiers bedienten, und der Ordonnanzoffizier fungierte gleichzeitig als Melder oder Funker. Man sollte bedenken, dass Infanteriezüge aller Armeen, sobald sie einmal in den Kampf geschickt wurden, Verluste erlitten, deren Ersatz Tage, sogar Wochen dauerte, wodurch die Züge oft auf einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Stärke reduziert wurden.

Infanterie-Squad

Ab 1944 setzte sich ein britischer 10-Mann Squad wie folgt zusammen:

„Section-commander“ (Gruppenführer) Sten-Maschinenpistole und fünf Magazine, zwei Granaten, Drahtschneider, Machete und Pfeife.

„Riflemen“ (Schützen) Nr.1 bis Nr. 6, jeweils mit Gewehr, Bajonett, 50 Schuss plus einer Granate und zwei Bren-Magazinen in einfachen Taschen, plus 100 Schuss in zwei Baumwollgurten.

„Second -in-command“ (Stellvertreter), mit Gewehr, Bajonett, 50 Schuss in Taschen plus 50-Schuss-Bandolier, vier Bren-Magazinen in Mehrzwecktaschen (zu verschiedenen Zeiten wurde auch die Machete Teil seiner Ausrüstung, um Schussfelder für die Bren freizumachen).

„No. 1 Bren“ (Gunner / Bren-Schütze), Bren-Maschinengewehr, vier Bren-Magazine, Ersatzteiltasche.

„No. 2 Bren“ (Loader / Bren-Ladeschütze), Gewehr, Bajonett, 50 Schuss plus zwei Granaten und ein Bren-Magazin in Basistaschen, plus vier Bren-Magazine in Mehrzwecktaschen, plus ein 50-Schuss-Bandelier, Tasche für Ersatzlauf.

Die Gesamtmunition für Kleinwaffen betrug somit 2.260 Schuss plus zehn Granaten. Die Vorgehensweise im Gefecht sollte sein, dass der Bren Nr. 2 sich von Schütze zu Schütze bewegte, um bei Bedarf ihre Bren-Magazine einzusammeln und gleichzeitig die leeren verteilte, die die Schützen aus ihren zusätzlichen Patronengurten auffüllten.

Bewaffnung

Die grundlegende Infanteriewaffe während des gesamten Krieges war das Lee-Enfield-Gewehr, mit automatischer Feuerunterstützung durch das Bren LMG oder sogar die ältere Lewis Gun, sowie Maschinenpistolen in Form der Sten-Gun. Um die Division-Artillerie zu unterstützen, war jeder Zug zudem mit einem 2-Zoll-Mörser bewaffnet.

Stärkere Feuerunterstützung leisteten das Vickers-Maschinengewehr, das Browning- 0,5-Zoll-Maschinengewehr und der 3-Zoll-Mörser, die alle vom Hauptbataillon getrennt operierten sowie später der 4,2-Zoll-Mörser der Independent MG Company.

Zu Beginn des Krieges wurde die Panzerabwehr durch das Boys A/T Rifle gewährleistet, aber am Ende des Krieges wurde das P.I.A.T. (Projector Infantry Anti-Tank) in jedem Zug mitgeführt, so dass der Infanterist es sogar mit einem Tiger-Panzer aufnehmen konnte.

9th Durham Light Infantry im Straßenkampf in Weseke am 29. März 1945.

Fahrzeuge

Der einfache Infanterist hat zwar zu Fuß gekämpft, aber die meisten wurden auf Lastwagen oder Universal Carriern zwischen den Gefechten transportiert. Später wurden gepanzerte Halbkettenfahrzeuge, wie das M3 oder M5 der US-Armee, verwendet, um einen gewissen Schutz vor dem Beschuss von Handfeuerwaffen zu bieten und die Geländegängigkeit zu erhöhen, um den Panzern der Division so besser folgen zu können. Später wurde der Panzerträger „Kangaroo“, der aus umgebauten Panzern hergestellt wurde, verwendet, um den Schutz der Infanterie in der Schlacht zu erhöhen. Der „Ram Kangaroo“, der Ende 1944 erschien, basierte auf dem Fahrgestell eines kanadischen Ram-Panzers. Das Halbkettenfahrzeug wurde hauptsächlich von der Infanterie in Panzerdivisionen verwendet, wobei die Infanterie auch den allgegenwärtigen Bren Gun Carrier und die mit Flammenwerfer ausgestattete Wasp-Version verwendete.

9th Durham Light Infantry in der Nähe von Weseke, Deutschland 31. März 1945.
9th Durham Light Infantry in der Nähe von Weseke, Deutschland 31. März 1945.

No. 3 Support Company, Royal Northumberland Fusiliers

Angesichts der Schwächen des Bren LMG wurden von den Briten wassergekühlte Maschinengewehre für Dauerfeueraufgaben eingesetzt. Ab 1944 umfassten die britischen Infanteriedivisionen ein spezialisiertes „Maschinengewehrbataillon“ mit einer schweren Mörserkompanie mit 16 x 4,2-Zoll-Mörsern und drei Maschinengewehrkompanien mit jeweils drei Zügen und 12 Vickers „mittelschweren Maschinengewehren“ (MMG). Obwohl das .303-Zoll-Vickers ein Veteran des Ersten Weltkriegs war, war es eine zuverlässige Waffe, die in der Lage war, über sehr lange Zeiträume hinweg starke Kugelsalven auf eine effektive Reichweite von 2.000 Yards abzugeben.

Bei der No. 3 Support Company, Royal Northumberland Fusiliers handelte es sich um die 3rd Independent Machine Gun Company der Division. Bei ihrer ersten Aufstellung im Jahr 1941 bestand die Independent Machine Gun Company aus einem Kompaniehauptquartier und drei Züge mit jeweils vier Geschützen, was zu einer Kompanie von 12 Vickers-Maschinengewehren führte, die von 15-cwt Lastwagen transportiert wurden. Bis 1944 umfasste die Kompanie, die nun der Infanteriebrigade einer Panzerdivision zugeordnet worden war, drei Maschinengewehrzüge und einen Mörserzug, zu dem auch vier 4,2-Zoll-Mörser gehörten. Zu den späteren Entwicklungen gehörte auch ein Flammenwerferzug. In der Independent Machine Gun Company umfasste dieser neue Zug sechs „Wasps“, die mit dem Flammenwerfer ausgerüstet waren, einen Jeep, zwei 15-cwt-Lastwagen, ein Motorrad und einen 3-Tonnen-Lastwagen für den Transport von Treibstoff.

Test von Wasps, dem Flammenwerferfahrzeug der Royal Army.

Royal Artillery

Während des Zweiten Weltkriegs leistete die Royal Horse Artillery (RHA) vor allem für gepanzerte Formationen die Artillerieunterstützung. Die RHA war historisch gesehen mit der Kavallerie verbunden und nach der Umstellung auf mechanisierte Kavallerie, wurde sie folgerichtig zur Unterstützung der Panzerdivisionen eingesetzt. Die Einheiten der RHA waren kleiner als andere Einheiten der Royal Artillery, mit nur je 8Kanonen pro Batterie im Vergleich zu den 12-Kanonen-Batterien der Royal Field Artillery.

Die grundlegende organische Einheit der Royal Horse Artillery war und ist die Batterie. Vor dem Mai 1938 bildeten sie Gruppen in Brigaden, so wie Infanteriebataillone oder Kavallerieregimenter in Brigaden zusammengefasst waren. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatten eine Feldartilleriebrigade eine Gesamtstärke von knapp 800 Mann, was im Großen und Ganzen mit einem Infanteriebataillon oder einem Kavallerieregiment vergleichbar war. Wie ein Infanteriebataillon wurde auch eine Artilleriebrigade in der Regel von einem Oberstleutnant befehligt. Nach Mai 1938 wurden die Artillerie-Brigaden schließlich in Regimenter umbenannt.

Der Halftruck vom Troop Leaders desC Troops, CC Battery 5 RHA ,1945.

Die 7. Panzerdivision verfügte über zwei Feld-Artillerie-Regimenter, das 3rd Royal Horse Artillery Regiment und das das 5rd Royal Horse Artillery Regiment. Die beiden Regimenter unterschieden sich dadurch, dass das 3rd Regiment über durch Trucks gezogene Geschütze und das 5th Regiment über sogenannte „Sexton“ Selbstfahrlafetten (Self-Propelled Gun) verfügte. Nachdem die Sexton Self-Propelled Gun im Jahr 1944 an die 5th RHA ausgegeben worden war, änderte sich die Rolle der Artillerie. Nun unterstützte die 3rd RHA die 131. Infanteriebrigade mit ihren gezogenen 25-Pfündern, während die 5th RHA den „Tankies“ der 22. Panzerbrigade zur Seite stand, da sie mobiler und schneller schussbereit war und die Geschütze nicht wie in der Vergangenheit ständig auf- und abgeprotzt werden mussten. Normalerweise wurde eine selbstfahrende Artilleriebatterie zusammen mit einer Kompanie motorisierter Infanterie zur Unterstützung eines Panzerregiments bei einer bestimmten Aufgabe eingesetzt.

Jedes der beiden Regimenter war in drei Batterien aufgeteilt. Jede dieser Feldbatterien war mit 8 Geschützen ausgestattet, die in zwei Troops organisiert waren. Ende 1943 betrug die Stärke einer gezogenen Feldbatterie 198 Mann mit 10 Offizieren und einer Batterie mit Selbstfahrlafetten über 186 Mann und ebenfalls mit 10 Offizieren. In der Zeit zwischen der Landung in der Normandie und der Ankunft in Hamburg feuerten die 3rd und 5th RHA zusammen 550.000 Schuss ab, was dreißig Schuss pro Geschütz und Tag entspricht.

Sexton der 5th RHA, Europa 1944, vom H Troop CC Battery.

3rd Royal Horse Artillery Regiment

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges befand sich das Regiment noch in Ägypten und wurde am 16. Oktober 1939 als Panzerabwehrregiment, das mit 2-Pfünder-Geschützen bewaffnet war, dem Hauptquartier der Royal Artillery Group zugeteilt. Die M-Batterie war jedoch dauerhaft der Panzerdivision (später die 7. Panzerdivision, den „Desert Rats“) unterstellt. Im März 1941 verließ die P-Batterie das Regiment und trat dem 6. Regiment der Royal Horse Artillery in Großbritannien bei. In der Praxis wurde nur der Titel übertragen und das Personal und die Ausrüstung wurden auf die D-, J- und M-Batterien verteilt, so dass sie bis zu acht Kanonen umfassten. Am 1. März 1941 schloss sich das Regiment der M-Batterie der 7. Unterstützungsgruppe an und alle drei Batterien wurden in Panzerabwehrbatterien umbenannt. Das Regiment nahm am letzten Versuch teil, die Belagerung von Tobruk aufzuheben, Das Regiment wurde nach der Schlacht von Sidi Rezegh mit 25-Pfündern neu bewaffnet, und die Batterien wurden am 8. September 1942 in Feldartillerie umbenannt. Das Regiment verließ die 7. Unterstützungsgruppe am 8. Februar 1942 und wurde direkt der 7. Panzerdivision zugeteilt und es blieb für den Rest des Krieges bei dieser Division.

Artillery Battery D

  • Battery-HQ: 2x rifle squads, 2x trucks, radio van, 4x AA-LMG
  • 1 Troop: 4x 25pdr, 4x Morris Quads, radio truck, 2x AA-LMG, OP Team / Sherman OP Tank
  • 2 Troop: 4x 25pdr, 4x Morris Quads, radio truck, 2x AA-LMG, OP Team / Sherman OP Tank

Artillery Battery J

  • Battery-HQ: 2x rifle squads, 2x trucks, radio van, 4x AA-LMG
  • 1 Troop: 4x 25pdr, 4x Morris Quads, radio truck, 2x AA-LMG, OP Team / Sherman OP Tank
  • 2 Troop: 4x 25pdr, 4x Morris Quads, radio truck, 2x AA-LMG, OP Team / Sherman OP Tank

Artillery Battery M

  • Battery-HQ: 2x rifle squads, 2x trucks, radio van, 4x AA-LMG
  • 1 Troop: 4x 25pdr, 4x Morris Quads, radio truck, 2x AA-LMG, OP Team / Sherman OP Tank
  • 2 Troop: 4x 25pdr, 4x Morris Quads, radio truck, 2x AA-LMG,OP Team / Sherman OP Tank
Eine 25-Pfünder Haubitze und die Bedienungsmannschaft des 3rd RHA in der Nähe von Stramproy, Dezember 1944.

5th Royal Horse Artillery Regiment

Im Jahr 1940 wurde das Regiment Teil des britischen Expeditionskorps in Frankreich. Nach der Evakuierung in Dünkirchen schloss es sich den Heimatstreitkräften im Vereinigten Königreich an, bevor es der 8. Unterstützungsgruppe der 8. Panzerdivision zugeteilt wurde. Am 8. Mai 1942 verließ die Einheit das Vereinigte Königreich, um am Nordafrikafeldzug teilzunehmen. Am 18. Juli traf es in Ägypten ein. Die 8. Panzerdivision operierte nie als vollständige Formation und das Regiment diente in der 23. Panzerbrigade und der 24. Panzerbrigade. Am 1. Dezember 1942 wurde das Regiment Teil der 7. Panzerdivision und blieb dort für den Rest des Krieges. Die Einheit nahm am Rest des Feldzugs in der westlichen Wüste, am Tunesienfeldzug und kurzzeitig am Italienfeldzug teil. Im Januar 1944 kehrte es nach Großbritannien zurück, um sich auf die Invasion Europas vorzubereiten. Das 5th Royal Horse Artillery Regiment kämpfte schließlich vom 8. Juli 1944 bis zum Kriegsende im Nordwesteuropa-Feldzug.

Artillery Battery G

  • Battery-HQ: 1x radio van, 2x trucks, 2x rifle squads, 1x PIAT, 4x AA-LMG
  • 1 Troop: 4x 25pdr Sexton, 1x radio van, 2X OP Teams / Sherman OP Tank
  • 2 Troop: 4x 25pdr Sexton, 1x radio van, 2X OP Teams / Sherman OP Tank

Artillery Battery K

  • Battery-HQ: 1x radio van, 2x trucks, 2x rifle squads, 1x PIAT, 4x AA-LMG
  • 1 Troop: 4x 25pdr Sexton, 1x radio van, 2X OP Teams / Sherman OP Tank
  • 2 Troop: 4x 25pdr Sexton, 1x radio van, 2X OP Teams / Sherman OP Tank

Artillery Battery CC

  • Battery-HQ: 1x radio van, 2x trucks, 2x rifle squads, 1x PIAT, 4x AA-LMG
  • 1 Troop: 4x 25pdr Sexton, 1x radio van, 2X OP Teams / Sherman OP Tank
  • 2 Troop: 4x 25pdr Sexton, 1x radio van, 2X OP Teams / Sherman OP Tank

Wenn das Gelände es zuließ, sollten die Batterien eines Regiments normalerweise in einem Abstand von 1.000 bis 2.000 Metern zueinander aufgestellt werden.  Der Hauptgrund für diese Nähe war die Schnelligkeit der Überwachung, die einfache Kommunikation und Munitionsversorgung sowie die typischen Frontbreite einer Brigade.  Die Geschütze eines Troops wurden normalerweise etwa 20 bis 30 Meter voneinander entfernt aufgestellt, zunächst in einer geraden Linie, aber nach 1941 in einem stärker gekrümmten Muster.

Sexton der Untersektion H Troop, CC Battery / 5th RHA.

Bewaffnung der Feld-Artillerie-Regimenter

Zu Beginn des Krieges waren die meisten Artillerieeinheiten mit dem 18-Pfünder-Feldgeschütz aus dem Ersten Weltkrieg ausgestattet. Das Feldgeschütz, das dann zur Standardwaffe der Einheiten der Royal Horse Artillery und der Field Artillery wurde, war die vielseitige 25-Pfünder-Haubitze. Der sogenannte Ordnance QF 25-Pfünder hatte ein Kaliber von 3,45 Zoll (87,6 mm) und war das am häufigsten produzierte und verwendete britische Feldgeschütz während des Krieges. Dieses ausgezeichnete Geschütz konnte sogar zur Panzerabwehr eingesetzt werden. Die 25-Pfünder-Kanone war ein Einzellader, wobei die Granate geladen und gerammt, dann die Patrone in ihrer Messinghülse geladen und der Verschluss geschlossen wurde. In der britischen Terminologie wurde die 25-Pfünder-Kanone „Quick Firing“ (QF) genannt, weil die Patronenhülse im Vergleich zu Sackladungen ein schnelles Laden ermöglichte und beim Öffnen des Verschlusses automatisch freigegeben wurde. Während des größten Teils des Zweiten Weltkriegs wurde der 25-Pfünder normalerweise zusammen mit seiner Protze hinter einem 4×4-Feldartillerieschlepper, einem sogenannten „Quad“, gezogen. Diese wurden in England von Morris, Guy und Karrier und in größeren Stückzahlen als Feldartillerieschlepper des Canadian Military Pattern von Ford und Chevrolet in Kanada hergestellt.

Soldaten der Royal Horse Artillery während einer Feueraktion mit Geschützen bei einer Parade.

Als der Krieg weiterhin andauerte und immer mechanisierter wurde, bestand auch ein Bedarf an einer Mechanisierung der Artillerieunterstützung. Im Jahr 1942 erhielt Großbritannien amerikanische M7 Selbstfahrlafetten, die sich in Nordafrika als sehr effektiv erwiesen. Allerdings waren diese Fahrzeuge mit einer 10,5-cm-Haubitze ausgestattet, die Standardwaffe der Commonwealth-Artillerie war jedoch die 25-Pfünder-Haubitze. Um Schwierigkeiten bei der Versorgung mit einem nicht standardisierten Munitionstyp zu vermeiden, forderte der britische Generalstab daher die kanadische Industrie auf, ein ähnliches, mit einem 25-Pfünder bewaffnetes Fahrzeug zu entwerfen. Der Sexton basierte auf dem kanadischem Ram-Panzer, verfügte allerdings über einen geschweißten, oben offenen Panzeraufbau ähnlich dem des M7, jedoch ohne MG-Kanzel auf der rechten Seite. Die Serienproduktion begann Anfang 1943 und bis Ende 1945 verließen insgesamt 2.150 Sexton die Werkshallen der Montreal Locomotive Works. Im Laufe der Produktion wurden einige Detailänderungen vorgenommen, die offenkundigste war ein einteiliger, gegossener Wannenbug anstatt eines verschraubten. Zusätzlich wurden ab Ende 1943 Befehls- und Kommandofahr-zeuge (Sexton GPO) ohne Haubitzen, dafür jedoch mit zusätzlichen Funkgeräten und Kartentischen geschaffen.

Britische Soldaten mit einer leichte Flugabwehrkanone, die auf einem Fahrzeug montiert ist

15th Light AA Regiment

Das Manx Regiment – das 15th (Isle of Man) Light Anti Aircraft Regiment, Royal Artillery – wurde 1938 als Einheit der Territorial Army der britischen Armee aufgestellt. Die Männer des Regiments wurden auf der Isle of Man rekrutiert. Im November 1940 wurde das Regiment in den Nahen Osten entsandt und diente in der westlichen Wüste, in Ostafrika und auf Kreta. Im August 1942 wurde es zum Luftverteidigungsregiment der 7. Panzerdivision. Die Einheit diente mit der Division während der Nordafrika-, Italien- und Nordwesteuropa-Feldzüge. Die Flugabwehr wurde hauptsächlich durch die berühmte 40-mm-Bofors-Kanone gewährleistet, aber eine Zeit lang wurden auch erbeutete 20-mm-Breda-Flak-Geschütze und kurz vor Kriegsende M16 Quad 0,50″ Browning-Halbkettenfahrzeuge eingesetzt. Als Zugmaschine für die leichten Flugabwehrgeschütze wurde meist der Morris CDSW 6X4 Traktor eingesetzt.

Der M16 Flakpanzer aus US-amerikanischer Produktion. Hier zu sehen ist der C Troop 41st Battery, 15th IOM LAA Regiment.

Battery 1

  • Battery-HQ: 1 rifle squad, 1 truck
  • 1. Troop: 2x 40mmL60 Bofors SPAA on Morris truck or M16 H/T, 4x 40mmL60 Bofors, 4 trucks, 4(6 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT
  • 2. Troop: 2x 40mmL60 Bofors SPAA on Morris truck or M16 H/T, 4x 40mmL60 Bofors, 4 trucks, 4(6 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT
  • 3. Troop: 2x 40mmL60 Bofors SPAA on Morris truck or M16 H/T, 4x 40mmL60 Bofors, 4 trucks, 4(6 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT

Battery 41

  • Battery-HQ: 1 rifle squad, 1 truck
  • 1. Troop: 2x 40mmL60 Bofors SPAA on Morris truck or M16 H/T, 4x 40mmL60 Bofors, 4 trucks, 4(6 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT
  • 2. Troop: 2x 40mmL60 Bofors SPAA on Morris truck or M16 H/T, 4x 40mmL60 Bofors, 4 trucks, 4(6 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT
  • 3. Troop: 2x 40mmL60 Bofors SPAA on Morris truck or M16 H/T, 4x 40mmL60 Bofors, 4 trucks, 4(6 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT

Battery 42

  • Battery-HQ: 1 rifle squad, 1 truck
  • 1. Troop: 2x 40mmL60 Bofors SPAA on Morris truck or M16 H/T, 4x 40mmL60 Bofors, 4 trucks, 4(6 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT
  • 2. Troop: 2x 40mmL60 Bofors SPAA on Morris truck or M16 H/T, 4x 40mmL60 Bofors, 4 trucks, 4(6 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT
  • 3. Troop: 2x 40mmL60 Bofors SPAA on Morris truck or M16 H/T, 4x 40mmL60 Bofors, 4 trucks, 4(6 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT
Morris C 9B SPG 40mm Bofors im Winter 1944/45, vermutlich vom D Troop 41st LAA Battery.

65th Anti-Tank Regiment

Gegen Ende des Nordafrikafeldzugs und während der Invasion Europas stand das 17-Pfünder-Panzerabwehrgeschütz zur Verfügung, das einen Tiger-Panzer auf etwa 1.000 Meter ausschalten konnte. Dies war auch das Geschütz, das in den Panzern Sherman Firefly und Challenger sowie den Achilles/Wolverine Jagdpanzern eingebaut worden war. Zu Beginn des Krieges wurden alle Panzerabwehrgeschütze gezogen und erst mit der Einführung der Panzerjäger M10 und Achilles stand eine effektive selbstfahrende Panzerabwehrkanone zur Verfügung. Bis 1944 wurden innerhalb einer Panzerdivision zwei der vier Panzerabwehrbatterien mit gezogenen 17-Pfünder-Geschützen ausgerüstet, während die anderen beiden mit dem M10 (Wolverine) oder Achilles Panzerjäger ausgerüstet waren. Die gezogenen Geschütze unterstützten hauptsächlich die Infanteriebataillone und verstärkten ihre eigenen 6-Pfünder-Geschütze, während die Panzerjäger die Abwehrfähigkeit der gepanzerten Einheiten verstärkten. Durch den Einsatz von Jagdpanzern konnten die Panzerabwehrgeschütze zudem auch viel leichter mit den Panzern mithalten.

1. Battery

  • Battery-HQ: 2x M3 halftrack
  • 1. Troop: 4x M10 Achilles, 1x M3 halftrack PHQ
  • 2. Troop: 4x M10 Achilles, 1x M3 halftrack PHQ
  • 3. Troop: 4x M10 Achilles, 1x M3 halftrack PHQ

2. Battery

  • Battery-HQ: 2x M3 halftrack
  • Troop: 4x M10 Achilles, 1x M3 halftrack PHQ
  • Troop: 4x M10 Achilles, 1x M3 halftrack PHQ
  • Troop: 4x M10 Achilles, 1x M3 halftrack PHQ

1. Battery

  • Battery-HQ: 1 rifle squad, 1 truck or M3 halftrack
  • 1. Troop: 4x 17pdr, 4x Crusader Tower, 4(8 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT
  • 2. Troop: 4x 17pdr, 4x Crusader Tower, 4(8 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT
  • 3. Troop: 4x 17pdr, 4x Crusader Tower, 4(8 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT

2. Battery

  • Battery-HQ: 1 rifle squad, 1 truck or M3 halftrack
  • Troop: 4x 17pdr, 4x Crusader Tower, 4(8 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT
  • Troop: 4x 17pdr, 4x Crusader Tower, 4(8 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT
  • Troop: 4x 17pdr, 4x Crusader Tower, 4(8 man) rifle crew squads, 3 LMG, 1x 2″ mortar, 1 PIAT
Ein Loyd-Carrier mit einem 6-Pfünder-Panzerabwehrgeschütz fährt durch Kleve, 16. Februar 1945.

Divisional Support 

Royal Engineers

Die Rolle der Royal Engineer (Pioniere) war vielfältig und konnte vom Bau über die Zerstörung von Brücken bis hin zur Räumung von Minenfeldern und allgemeinen Verschanzungsarbeiten reichen. Pioniere wurden auch für den Kampf als Infanterie ausgebildet, um sich notfalls verteidigen zu können. Bis 1942 war alles, was ein Pionier zur Räumung eines Minenfeldes brauchte, die Spitze des Bajonetts, mit dem er nach Minen tasten konnte. Gegen Ende des Wüstenfeldzuges erreichte ein „Minendetektor“ die Truppe. Der funktionierte allerdings nicht immer, so dass das Bajonett häufig eingesetzt werden musste. Erst im Laufe des Krieges wurde der Detektor zuverlässiger. Das Aufkommen des „Flail Tank“ erleichterte die Räumung dann deutlich. Um Stacheldraht zu räumen, wurden Bangalore Torpedos oder Drahtschneider verwendet. Beim Bau oder Reparatur von Brücken oder beim Füllen von großen Löchern wurden ganz unterschiedliche Materialien eingesetzt, darunter Holz, 30-Fuß-Brückenverlegetanks und natürlich die berühmte Bailey-Bridge. Für die Zerstörung von Geräten, Hindernissen und sonstigen Konstruktionen verwendete man TNT, Dynamit oder Plastiksprengstoff.

4th, 621st Field Engineer Squadron

  • Squadron -HQ: 4(11 man) rifle sqds, 1 LMG, 1 PIAT, 4 lorries, 1x Jeep
  • 1. Troops@ 1(17 man) PHQ squad, 4(12 man) rifle/engineer sqds, 4 LMG, 4 lorries or 6x M3 halftracks, 6x Humber Light Recce S/C
  • 2. Troops@ 1(17 man) PHQ squad, 4(12 man) rifle/engineer sqds, 4 LMG, 4 lorries or 6x M3 halftracks, 6x Humber Light Recce S/C
  • 3. Troops@ 1(17 man) PHQ squad, 4(12 man) rifle/engineer sqds, 4 LMG, 4 lorries or 6x M3 halftracks, 6x Humber Light Recce S/C

143rd Engineer Park Company

  • Company-HQ: 3 rifle sqds, 4 lorries
  • 1 Bridge Troop: 1x 40t 80′ Bailey Bridge in 15x 3-ton lorries, 51 men
  • 1 Stores Section: 12 assault boats, 1 bulldozer, 3 tractors, 29 men
  • 1 Workshop Section : 44 men, recovery lorries
  • 1 Provost (MP) Company: 100 men, Jeeps, motorcycles
Ein britischer Panzer überquert eine Pionier-Brücke.

Royal Electrical and Mechanical Engineers 

Die Rolle der Royal Electrical and Mechanical Engineers (REME) bestand darin, die Fahrzeuge und die Ausrüstung der Division einsatzfähig zu halten. Dies war ursprünglich vom Royal Army Ordnance Corps und den Royal Engineers erledigt worden, aber ab 1942 wurde dafür die REME gegründet.

22nd Armoured Brigade Workshop REME Panzer-Transporter mit Cromwell.

Royal Army Ordnance Corps

Das Ordnance Corps war die Truppe, die mit der Lieferung von Waffen, Munition und Ausrüstung an die britische Armee beauftragt war.

Royal Army Medical Corps

Dieses 1898 gegründete Spezialkorps war für die Aufrechterhaltung der Gesundheit des Militärpersonals der britischen Armee verantwortlich.

Royal Army Service Corps

Das Royal Army Service Corps war die Einheit, die für die Versorgung der britischen Armee mit Lebensmitteln verantwortlich war. Ausgenommen waren Waffen und Munition, die vom Royal Army Ordnance Corps geliefert wurden.

22nd Armoured Brigade Workshop REME AMC LKW

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Fleestedt im Kreuzfeuer – Hamburg 1945

In diesem Bericht zu den Ereignissen rund um Hamburg im Jahr 1945 steht das Dorf Fleestedt im Zentrum. Der Ort lag Ende April und Anfang Mai 1945 im Niemandsland zwischen der deutschen Hauptkampflinie und den britischen Belagerungstruppen südlich von Hamburg. Ich habe mit Hilfe von Berichten der Zivilbevölkerung und den Kriegstagebüchern versucht die Ereignisse vom Eintreffen der Britischen Truppen bis zur Kapitulation von Hamburg zu rekonstruieren. Der Ort Fleestedt, in dem ich selbst wohne,  soll hier beispielhaft für alle andere Orte stehen, die im April 1945 die letzten Tage des Krieges mit Kampfhandlungen erleben mussten. 

Der Owands Vollhof des Bauern Sievers in Fleestedt, der durch die Kämpfe Ende April 1945 vollständig abbrannte.

Einleitung

Schon im Herbst 1944 hatte man den Bau einer Hauptkampflinie rund um Hamburg begonnen. Ein Stück des Panzergrabens zum Schutz der Stadt gegen die vorrückenden englischen Streitkräfte wurde auch bei Fleestedt im Höpenwald, nur rund 300 Meter nördlich von der Winsener Landstraße entfernt angelegt. Der Panzergraben sowie die Laufgräben, Waffenstellungen und Schützenlöcher hinter dem Graben sind bis heute im Wald zu finden. Am 20. April 1945 erreichten die ersten britischen Einheiten den Ort und bis zur Kapitulation von Hamburg am 3. Mai 1945 kam es immer wieder zu Kampfhandlungen. Bevor Hamburg am 3. Mai 1945 kapitulierte und zur offenen Stadt erklärt wurde, wurden in Fleestedt und in den umliegenden Dörfern noch viele Menschen verletzt, getötet und etliche Häuser zerstört. Ein Kapitel der Geschichte, welches aufgrund der relativ schnellen Kapitulation von Hamburg am 3. Mai 1945 häufig vergessen wird.

Das Dorf

Das kleine Dorf Fleestedt, südlich von Harburg gelegen, hatte im Jahr 1945 rund 1.225 Einwohner und teilte sich in die drei Gebiete „Altes Dorf“, „Winsener Landstraße“ und „Auf der Lohe“. Die zwei Bäcker, den Lebensmittelhändler, zwei Gaststätten, Schuster, Schneider und die Windmühle fand man entlang der Winsener Landstraße, der damalige Reichstraße 4. Diese Alte Poststraße führte in Richtung Lüneburg und gehörte zu den drei wichtigen Hauptstraßen, die in Harburg zusammenliefen, wo die Elbbrücken, die nach Verbindung Hamburg bildeten. Die meisten Bewohner waren jedoch Bauern und wohnten auf ihren Höfen im alten Dorf, welches durch die Bahnlinie Hamburg – Bremen von der Winsener Landstraße getrennt wurde. Im Kern des Haufendorfes standen die für Norddeutschland so typischen Hallenhäusern, Fachwerkkaten und Scheunen der Bauern. Westlich vom alten Dorf lag das dritte und kleinste Siedlungsgebiet „Auf der Lohe“, wo Kleinkötner und Tagelöhner lebten und, wo auch die Dorf-Schule stand. Südlich von Fleestedt lag der Ort Hittfeld, der Hauptort der Gemeinde, wo auch die Kirche und der Bahnhof zu finden waren. Schon damals galten Fleestedt und die umgebende Region als Verkehrsknotenpunkt. Hier verlief nicht nur die erwähnte die Bahnlinie und Landstraße, sondern auch die neue Reichsautobahn A1 Hamburg-Bremen. Im April 1945 bildete der Ort zudem den südlichsten Punkt vor der Hamburger Hauptkampflinie. Aus diesen Gründen rückte der Ort in den Fokus der britischen Einheiten der 7. Panzerdivision, welche die Aufgabe hatte, die Elbbrücken bei Harburg zu erobern.

Bauern und Tagelöhner bei einer Pause auf dem Feld.

Am 20. April 1945 erreichten die ersten britischen Einheiten, die A-Squadron des 5th Royal Tank Regiments sowie eine Kompanie Infanterie des 9th Durham Light Infantry Regiments den Ort Hittfeld. Hier, im Hauptort der Gemeinde, wurde das Hauptquartier im südlichen Abschnitt des Belagerungsringes rund um Harburg eingerichtet. In den Nachbardörfern Lindhorst, Emmelndorf, Eddelsen und Karoxbostel quartierte man unterschiedliche Einheiten, wie auch die 3rd Royal Horse Artillry ein. Vorgeschobene Posten bezog man in Jehrden und nördlich von Emmelndorf. Von hier aus wurden in den nächsten Tagen Vorstöße nach Fleestedt und Glüsingen unternommen und das Feuer der Artillerie, die u.a. in Lindhorst eine Batterie positioniert hatte, geleitet.

Karte von Fleestedt

Die nachfolgende Karte zeigt ausgewählte Gebäude in Fleestedt und die Position, der in den Kampfhandlungen zerstörten Gebäude. Die rote Linie zeigt den Verlauf des Panzergrabens und der deutschen Hauptkampflinie dar.

A – Winsener Straße

  • 1. Bäckerei Karl Schröder
  • 2. Gastwirtschaft „Zur Erholung“ / W. Bostelmann
  • 3. Bäckerei Scheunemann
  • 4. Windmühle auf dem Kattenberg- zerstört (von deutschen Truppen)
  • 5. Lebensmittel / Kaffee Restaurant – Otto Findeisen

B – Dorf

  • 6. Eisenbahntunnel
  • 7. Bartels Meyer- zerstört
  • 8. Wübben Meyer, das Häuslingshaus von Wübben Meyer- zerstört
  • 9. Menken Cohrs- zerstört
  • 10. Sievers- zerstört
  • 11. Witten Meyer, das Häuslingshaus von Nr. 2 (Wrist) zerstört
  • 12. Peters (Büscher) – zerstört
  • 13. die Scheune von Milchhändler Lühr- zerstört
  • 14. die Stallungen von Henners und Schriever (Gaitens) – zerstört

C – Lohe

  • 15. Rudolf Stefanides – zerstört
  • 16. Wilhelm Benecke (Kleinkötner) – zerstört
  • 17. A. Hengstbach – zerstört
  • 18. Hermann Thiel / Heinrich Kahnenbley – zerstört
  • 19. Ernst Meyer / Gasthof „Zu den 8 Linden“ – Scheune zerstört
  • 20. Schule Fleestedt – schwer beschädigt
  • 21. Schuhmacher Schröder – zerstört

Die Winsener Landstraße in Fleestedt vor dem Krieg.

Ereignisse

Nachfolgend werden die Ereignisse anhand von Berichten der Dorfbewohner (kursiver Text) und der offiziellen Kriegstagebücher der britischen Einheiten geschildert.

Hittfeld, Hermann Wiehe: Als im Frühjahr 1945 der Feind näher rückte und unsere Gemeinde bedrohte und wir im April nachts schon den Kanonendonner der feindlichen Geschütze hörten, erhielt ich am 18. April 1945 vom Kommandeur der Flakstellung folgenden Anruf: „Herr Wiehe, notieren Sie folgendes: wir setzen uns zur Stunde ab, Sie bleiben weiter im Luftwarndienst, somit den Kriegsbestimmungen unterstellt, es ändert sich in der Richtung nichts, den Panzeralarm erhalten Sie von einer anderen Dienststelle aus Richtung Buchholz. Diesen müssen Sie ebenfalls wie bisher weitergeben, damit sämtliche Panzersperren geschlossen werden. Leben Sie wohl, Herr Wiehe!“ In diesem Befehl sah ich als alter Soldat die Befestigung und Verteidigung der Ortschaften meines Warngebietes und somit infolge unserer Ohnmacht gegenüber den feindlichen Truppen die totale Vernichtung unserer Heimat. Deshalb fasste ich den festen Entschluss: Den Panzeralarm gebe ich nicht weiter, damit die Panzersperren offenbleiben, somit alle Ortschaften offen sind und nicht den Charakter irgendwelcher Befestigungen haben. Am gleichen Tage besuchte mich der Bürgermeister der Gemeinde Groß Klecken, Georg Stöver, in der gleichen Sache. Auf seine Frage zögerte ich mit meiner Antwort. Er gab mir mit Handschlag sein Ehrenwort, nicht darüber zu sprechen. Drauf enthüllte ich ihm meinen Vorsatz. Meine Auffassung bestätigte Stöver voll und ganz und fügte hinzu. „Bloß eines musst Du wissen, sollte es geschehen, dass unsere Truppen den Tommy wieder zurückwerfen, dann wirst Du vor das Kriegsgericht gestellt.“ Das war mir auch klar, doch glaubte ich nicht mehr an eine Wunderwaffe. Stöver verabschiedete sich mit den Worten: „Ich weiß Bescheid, hoffentlich sehen wir uns nach dem Krieg wieder gesund wieder.“

Hittfeld, die letzten Kriegstage: Für die Verteidigung der Ortschaften und der Panzersperren lagen zur Verfügung des Volkssturmes Panzerfäuste usw. im Kirchturm der Kirche Hittfeld. Kommandeur des Volkssturms war der damalige Ortsgruppenleiter der Partei Wilhelm Wiechel, Lindhorst, von höherer Warte bestellt. Als solcher hatte er Volkssturmmänner in Schützenuniform als Vorposten südlich von Hittfeld in der Gemarkung zwischen Helmstorf und Harmstorf Stellung beziehen lassen. Sprengmunition für die Autobahnbrücken an der Straße nach Klecken, Helmstorf, Lindhorst und Seevebrücken lag bereit. Die Brücke der Eisenbahn zwischen Eddelsen und Tötensen war ebenfalls zur Sprengung vorbereitet. Am 18.April 1945 kam zu mir per Motorrad ein Kurier mit Armbinde, SS-Mantel und -Mütze, rote Aktentasche vor dem Bauch. Bei Eintritt die derzeitige Begrüßung. Er sprach vielleicht österreichischen Dialekt, sehr undeutlich und fragte: „Herr Wie-che?“ und zog einen DIN-A4-Umschlag aus seiner Tasche. Ich glaubte, er kam von einer Flak-Dienststelle betr. Panzeralarm. Er übergab mir den Brief, ich bestätigte mit meinem Namenszug und verschwand eiligst. Dann öffnete ich den Brief und las: „Verbrannte Erde, Aburteilung Schnellgericht, Panzersperren schließen, Sprengung der Brücken der Auto- und Eisenbahn, Verteidigung usw.“ Ich habe den Briefumschlag zur Hand und las die Anschrift: Wiechel, Lindhorst. Der Kurier konnte wohl kaum oder gar nicht lesen und wusste vielleicht nicht, ob er in Lindhorst oder Hittfeld war. Ich habe den Brief geöffnet und gelesen und kannte den Befehl genau. Jetzt war mir klar. Die Ausführung dieses Befehls ist die totale Vernichtung unserer engeren Heimat und das Ende. Es lief eiskalt über den Rücken – c. 11 Uhr morgens – ein Blick zum Ofen, es brannte Feuer darin, noch ein Blick auf den Text, Ofentür auf und den Befehl hinein! Ich war allein, es hat lange gedauert, bis ich wieder zur Besinnung kam. Mittagessen brauchte ich nicht. Ich ging zu Fritz Diercks, nur einmal etwas andres zu hören. Wir saßen in der Küche auf der Bank. Da kam hinter dem Küchenfenster Wiechel, Lindhorst, im SS-Mantel mit umgeschnallter Pistole. Fritz Diercks sagte zu Wiechel: „Na, wie sieht es aus?“ Wiechel: „Ja, noch weiß ich nichts, ich warte auf Befehl“. Nur ich wusste genau, den Befehl wird er nie bekommen, denn ich hatte ihn in meinem Ofen verbrannt. Wiechel lief wieder in Richtung Lindhorst und auch ich ging wieder nach Hause. Die Züge fuhren nur noch bis Buchholz und zurück nach Hamburg. Viele Leute waren immer noch beim Eingraben. Fliegeralarm und Tiefflieger wechselten ab. „Wer will mit Gespann oder Fahrzeug nach Hollenstedt fahren? Dort liegt 90%iger Alkohol in Zinkfässern und kann unentgeltlich abgeholt werden.“ – Es war keiner bereit.

Der 19. April 1945 verlief wie tags zuvor, es bestand Daueralarm, der Geschützdonner war lauter und näher. Da der Volkssturm am 19.04. noch keinen Befehl erhalten hatte, löste sich derselbe auf.

Glüsingen, Günter Prien. Ich denke noch oft an den Monat April 1945, in dem die Engländer in unser Dorf eindrangen. Schon vorher war es hier sehr unruhig. Tiefflieger- und Artilleriebeschuss hatten wir schon jeden Tag, so dass wir die meisten Zeit im Keller sitzen mussten. Wir hatten uns in unserem Haus geeinigt, dass zwei Familien im Hauskeller, eine Familie im Scheunen- und eine im Schweinkeller schlafen sollten. Da wir beim Bauern (Maackens Meyer) wohnten, hatten wir keine Nahrungssorgen. Die Milch konnte nicht mehr in die Stadt zur Molkerei gebracht werden. Da hat unsere Bäuerin sie jeden Tag verteilt. Dann musste eine verwundete Kuh notgeschlachtet werden. Auch dieses Fleisch wurde aufgeteilt. Das Einzige, was und fehlte, war Brot. Der Bäcker wohnte nämlich im nächsten Dorf. Dahin konnten wir nicht mehr kommen.

Fleestedt, Wilhelm Preidt, Hittfelder Landstraße 3: Ich war als Schneider in der Kleiderkammer bei der Flak in Sinstorf tätig. Am späten Nachmittag des 19. April 1945 wurde ich vom Kompaniechef nach Hause entlassen, da sich die feindlichen Truppen bedenklich genähert hatten. Die schweren Fliegerabwehrgeschütze der Sinstorfer Stellung hatten ihre Rohre zum Erdkampf stark nach unten gerichtet und es sah so aus, als wollten sie mein Haus beschießen. Ich sagte zu den Kameraden: „Macht bloß keinen Quatsch und zerschießt mein Haus“, worauf sie nur lachten.

Die Gastwirtschaft „Zur Erholung“ von Wilhelm Bostelmann vor dem 1. Weltkrieg.

20.April 1945

5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Um 03.30 Uhr brach die 1. Rilfe Brigade von Jesteburg mit Harburg als Ziel auf und zog über Harmstorf nach Norden. Um 6 Uhr hatte die führende Truppe Helmstorf erreicht und 30 Kriegsgefangene gemacht. Die A-Squadron und der Recce-Troop des 5th Royal Tank Regiments bewegten sich in enger Unterstützung zur Infanterie. Von Harmstorf aus fuhr der Recce-Troop nach Osten und Westen und machte 35 Kriegsgefangene und nahm später weitere 12 aus Ramelsloh auf. Nun übernahm die A-Squadron die Führung in Richtung Norden und überquerte die Autobahn gegen leichten Widerstand in Hittfeld. Ein Troop bog auf die Autobahn ab und wurde erst gestoppt, als die Brücke gesprengt wurde, kurz bevor der führende Panzer sie erreichte. Die C-Squadron mit einer Kompanie der 9th Durham Light Infantry bewegte sich von Harmsdorf nach Ramelsloh und von dort nach Norden in Richtung nach Maschen. In den Wäldern nördlich von Horst hielt jedoch ein von Infanterie unterstütztes Panzerabwehrgeschütz die Straße besetzt. Es wurde ein Angriff durchgeführt und es wurden 15 Kriegsgefangene gemacht, während das PAK-Geschütz zerstört wurde. Maschen wurde ohne Widerstand eingenommen und der Recon-Troop stieß weiter nach Stelle vor und eroberte auch diesen Ort. Beim Vormarsch von Hittfeld nach Norden stieß die A-Squadron bald auf die Hauptkampflinie der Deutschen, die Harburg umspannte, und ein weiteres Vordringen unmöglich machte. Der Nachmittag wurde damit verbracht, die erreichten Stellungen zu sicheren und sich der Hauptverteidigungslinie zu nähern.

Soldaten der 9th Durham Light Infantry im April 1945

Hittfeld, die letzten Kriegstage: In der Nacht zum 20. April 1945 kam ein telefonischer Anruf einer Dienststelle: „Panzeralarm, sofort weitergeben, Panzersperren schließen!“ Ich wiederholte – Ende! Das war das letzte Dienstgespräch. Ich habe den Panzeralarm nicht weitergegeben. Morgens um 7 Uhr hatten einige Häuser am Ortsausgang nach Klecken und Helmstorf Tieffliegerbeschuss. Feindliche Panzer und Fahrzeuge rückten von Helmstorf und vom Schafskovenberg heran. Um 11 Uhr fuhren die ersten Panzer durch Hittfeld sowie durch alle offenen Orte, und alle Menschenleben und Häuser blieben erhalten.

Der Schüler Heinrich Meyer aus Jehrden berichtet: Als ich am 20. April 1945 zur Schule gehen wollte, sagte mein Vater: „Bleib nur hier! Die Engländer sind schon in Hittfeld. Sie werden auch bald bei uns sein“. Am Nachmittag desselben Tages rückten sie hier ein. Zuerst kamen ein paar Panzerspähwagen. Diese hielten bei uns an und die Besatzung suchte mit dem Fernglas die ganze Gegend ab. Bei uns fragen sie nach Waffen und deutschen Soldaten. Dann stiegen sie wieder ein und stellten ihr Radio an.

5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Am Abend rückten 2 feindliche Sturmgeschütze östlich des Waldes vor, feuerten und trafen 2 Panzer, bevor sie selbst angegriffen werden konnten. Sie zogen sich schnell zurück, als ein zweiter britischer Panzer-Troop das Feuer auf sie eröffnete. Die Verluste des Tages bestanden aus dem verwundeten Soldaten Parker.

Lindhorst, Melitta Kahnenbley (geb. Völsch): Am 19. April 1945 waren noch deutsche Soldaten in Lindhorst. Zwischen der alten Wassermühle und dem kleinen Teich war eine Panzersperre errichtet worden. Am 20. April 1945 waren früh morgens Panzer zu hören. Der französische Kriegsgefangene, der bei „Graf“ arbeitete, lief den Engländern mit einer weißen Fahne entgegen und berichtete ihnen, dass die deutschen Soldaten in der Nacht abgerückt wären. So fuhren die Panzer Richtung Hittfeld weiter. Es blieb alles ruhig und mein Großvater spannte die Pferde an, um Kartoffelland fertigzumachen. Nachmittags, ich war gerade bei meiner Freundin im Haus gegenüber, kamen plötzlich englische Soldaten auf unseren Hof. Ich lief schnell nach Hause. Bei uns wurden zwei Zimmer beschlagnahmt und auf dem Hof und in der Scheune wurden Fahrzeuge geparkt. Es war ein Kommen und Gehen. In der Küche standen große Töpfe mit Tee auf dem Herd und Mutter musste vorsichtig anfragen, wenn sie etwas kochen wollte. Im Flur, in den beiden Zimmern und später auch in der Küche und Waschküche wurden Feldbetten aufgestellt, so dass abends kein Durchkommen war. Großvater, Mutter, wir drei Kinder und das alte Ehepaar, das in Harburg ausgebombt war und bei uns wohnte, schliefen in der Stube und Kammer. Stanislava, unser zwangsverpflichtetes Mädchen aus Polen, hatte oben unter dem Dach ihre Kammer. Doch sie schlief auch bei uns, denn ein englischer Soldat hatte ihr gesagt, dass es sie abends besuchen würde. Wir hatten keine Möglichkeit, uns Brot vom Bäcker in Hittfeld zu holen, da wir nicht dahin gehen durften. Jedoch unser französischer Kriegsgefangener, der Jahre bei uns gearbeitet hatte, brachte uns Brot mit. Da wir keine Milch an die Meierei nach Harburg schicken konnten, wurden jetzt die Teile der Zentrifugen und Buttermühlen, die bei Kriegsanfang abgegeben werden mussten und bei Eddelbüttel im Saal lagerten, wieder ausgegeben und wir butterten und machten Quark und Kochkäse.

Lindhorst (Werner Maack): Ich war damals 13 Jahre alt. Am 20. April 1945 Morgens gegen 7 Uhr rückten britische Truppen aus Richtung Helmstorf kommend in Lindhorst ein. Im Ort war eine Panzersperre errichtet worden, die aber nicht geschlossen wurde. Die Briten konnten unseren Ort kampflos besetzen. Vorher war es A. Beecken in langen Gesprächen und bei guter Bewirtung gelungen, den Sprengmeister davon zu überzeugen, dass die Sprengung der Autobahn-Seevebrücke nutzlos ist.

Hittfeld (Mühle), Frau Ilse Kulling, geb. Voß: Die Nacht zum 20. April 1945 hatten wir in unserem Keller verbracht. Morgens gegen 7 Uhr rief uns Herr Wiehe an und bat, dass wir die weiße Fahne an der Mühle anbringen möchten. Jedoch schon nach geraumer Zeit erhielten wir einen weiteren Anruf, der das Hissen einer weißen Fahne verbot und bei Nichtbefolgung Strafe androhte. Schon bald nach 7 Uhr tauchte englische Infanterie, die ihre Gewehre im Anschlag hielten, bei uns auf. Sie schlichen um Scheune und Mühle. Wir suchten sofort wieder die Kellerräume auf. Als sie in unser Haus kamen, forderte sie uns auf, den Keller zu verlassen. Ein Soldat fragte meinen Vater nach der Uhrzeit, als er seine Taschenuhr zog, wurde sie ihm entrissen. Ein Offizier, der es beobachtet hatte, sorgte dafür, dass die Uhr zurückgegeben wurde. Jedoch nach einigen Stunden erschien der Soldat wieder und die Uhr wechselte nun für immer den Besitzer. In der Mühle und der Scheune schlitzen die Engländer alle gefüllten Säcke mit ihren Seitengewehren auf, sie vermuteten dort versteckte deutsche Soldaten. Schon kurz nach der englischen Infanterie kamen die Panzer. Diese fuhren quer über die Autobahn, die nicht gesprengten Brücken wurden nicht benutzt. Da sah man, dass eine Brückensprengung unsinnig gewesen wäre. Gegen Mittag wurde meine Mutter in unsere Küche geholt, sie musste für die Soldaten Eier braten. Als sie mit dem Braten beschäftigt war, führten die Briten Herrn Meyer aus Lindhorst als ihren Gefangenen herein. Herr Meyer musste die belgischen und französischen Kriegsgefangenen bewachen, nun war es selbst ein Gefangener.

Die Schülerin Margret Völsch, die dicht an der Winsener Landstraße (Fleestedt) am Außenwerk der Hamburger Verteidigungslinie, dem großen Panzergraben wohnt, berichtet folgendes. Am 20. April 1945, morgens um 8 Uhr, wurde ich von meiner Mutter geweckt. Sie sagte, dass die Engländer schon in Hittfeld seien. Ich sprang aus dem Bett, zog mich an und lief zum Bäcker hinüber, um einige Brote im Voraus zu holen. Die Straßen und Häuser waren voller Volkssturm. Bei uns lag fast die ganze Scheune voll. Als ich Brot geholt hatte, musste ich Geschirr und Kleider einpacken helfen. Die Betten stopften wir in Säcke, alles wurde in den Scheunenkeller getragen. Etwas kam auf die Scheunendiele. Um 11 Uhr vormittags sah ich über die Hittfelder Straße (Hittfelder Landstraße) die ersten 3 Panzer hinter Albrechts Haus hervorfahren. Wir gingen sofort alle in den Keller. Nach einer Weile stellte mein Bruder sich vor die Scheunentür, um zu sehen, was weiter geschah. Da kam ein Panzer schräg über das Feld auf unsere Straße zu. Dort hielt es an. Die Die Engländer stiegen aus und beobachteten die Gegend. Dann fuhren sie zurück und das Schießen begann. Wir gingen schnell in den Keller. Dort schliefen wir auch in der Nacht bis auf meinen Großvater, der im Haus bleiben wollte.

Karoxbostel Nr.1 / Emily Winter: Nach den Erzählungen meiner Mutter kamen am 20 April 1945 deutsche Soldaten bewaffnet mit Panzerfäusten durch unseren Garten. Das war besonders unangenehm, da wir zu diesem Zeitpunkt schon eine weiße Fahne aufgezogen hatten und an den Toren Anschläge mit dem Hinweis, dass sich auf dem Gelände portugiesisches Eigentum befände. Der portugiesische Konsul hatte diverse Sachen bei uns eingelagert, um sie vor Bombenangriffen in Hamburg zu schützen. Die Soldaten verschwanden in unserer Scheune und zogen sich Zivilkleidung an. Wo die Panzerfäuste und die Uniformen geblieben sind, ist nicht bekannt. Als dann am Mittag die ersten britischen Panzer auf der Chaussee Richtung Karoxbostel rollten, wollte meine Mutter die Befreier begrüßen und ging über die Felder zur Straße und von da aus nach Karoxbostel.

Fleestedt, Wilhelm Preidt, Hittfelder Landstraße 3: Am 20. April schlief ich erst einmal richtig aus. An diesem Vormittag sah ich, wie die Fleestedter Windmühle auf dem Kattenberg in Flammen stand. Es war ein faszinierendes Schauspiel, da sich die Flügel durch die Hitzewelle drehten. Ich kann nicht sagen, ob die Mühle von den deutschen Truppen oder durch feindlichen Beschuss zerstört wurde.

Die Fleestedter Mühle auf dem Kattenberg, die durch deutsche Truppen zerstört wurde.

Glüsingen, Günter Prien: Vom 20. April 1945 ab mussten wir Tag und Nacht im Keller sein. Wenn wir einmal hinausschauten, sahen wir es immer irgendwo brennen.

Glüsingen, Adolf Behr, Lohe Nr. 12. Vom Wehrdienst war ich freigestellt, da ich bei einer Ölfirma (Erdölbohrungen) beschäftigt war. Wir bohrten im Raume Bremen, als die Landfront näher rückte. Als es absehbar war, dass englische Truppen unser Bohrfeld einnehmen, setzten wir uns zu unseren Familien nach Hause ab. Am 20. April 1945 trafen dann die Engländer auch bei uns in Glüsingen ein. Unser Hof lag bald zwischen den Fronten. Es war komisch, ging ich über den Hof zu den Stallungen, eröffneten die Briten sofort das Feuer, wenn meine Frau jedoch das gleiche tat, fiel kein Schuss. Die Familien, deren Häuser im englischen Einflussbereich lagen, wurden nach Hittfeld evakuiert.

Am 20. April erreichte eine britische Panzervorhut Emmelndorf, die hier auf keinen Widerstand im Ort traf. Nur vereinzelt war es zwischen Hittfeld und Emmelndorf zu Schießereien gekommen. Am „Führers Geburtstag“ hingen statt der Hakenkreuz-Fahnen vor den Häusern weiße Bettlaken als Zeichen der Aufgabe. Zerstörungen blieben dem Dorf so erspart. Doch in Fleestedt wurden einige Tage später von den Emmelndorfer „Höhen“ (Lauenstein) aus allen Bauernhöfen in Brand geschossen, nachdem Panzer am Dorfeingang auf Widerstand gestoßen waren.

5th Field Regiment / J Battery, Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Keine Aktivität während der Nacht – außer, sich um 6.30 Uhr nach dem Frühstück zu bewegen. Um 8 Uhr wird die Einheit verlegt. Von Jesteburg ging es nach Norden und weiter bis nach Harmstorf. Der Aufklärungstrupp geriet in Granatenbeschuss und zog sich zurück – die Geschütze unserer Einheit traten schließlich direkt vor dem Dorf Helmstorf in Aktion. Der Feind war aktiv, unsere vorderen Elemente trafen auf Artillerie-, Panzer- und Kleinwaffenfeuer. Die Batterie war den ganzen Tag damit beschäftigt, diesen Widerstand zu neutralisieren. Inzwischen, um die Mittagszeit, erreichte uns die Meldung, dass die Autobahnbrücke über die Elbe gesprengt worden sei – später stellte sich diese Meldung als falsch heraus. Die Brücke, die gesprengt worden war, führte nicht die über die Elbe. Nach der Operation kehrte die Batterie zurück und übernachtete dort. Keine andere Aktivität und eine ruhige Nacht. Der Munitionsverbrauch betrug 602 Granaten.

3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Der Vormarsch ging bei Sonnenaufgang weiter und die führenden Panzer befanden sich südlich der Autobahn. Der Rest des Regiments, namentlich das RHQ, die D- und M-Batterie, wurde in den Bereich Harmstorf verlegt. Gesprengte Brücken verzögerten den Vormarsch unsere vorderen Panzer erheblich. Die 5. Dragoner-Guards wurden dem Kommando der 22. Panzer-Brigade unterstellt. Um 14 Uhr verlegte sich das „Regimental Tactical HQ“ in das Gebiet 4928 (Abzweigung nach Bendesdorf), wo es nur kurze Zeit blieb, und zog um 18 Uhr weiter nach Bendestorf. Das „Regimental Tactical HQ“ kehrte zum Regiment in Harmstorf zurück. Die führenden Panzer haben am Ende des Tages das Gebiet 4936 (zwischen Metztendorf und Bahnlinie) erreicht. Der Munitionsverbrauch an diesem Tag lag bei 944 Granaten.

Der Laden und das Kaffee-Restaurant von Otto Findeisen in Fleestedt.

21. April 1945

5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Bei erstem Tageslicht wurden die in der vorangegangenen Nacht erreichten Stellungen eingenommen. Das Regiment hatte den Befehl, nur den Kontakt aufrechtzuerhalten und nicht zu versuchen, in die feindlichen Linien einzudringen. Der Aufklärungs-Troop bezog Stellung bei Jehrden und patrouillierte bis nach Glüsingen. Ein „Spandau“- (MG) und ein Panzerfaust-Posten in der Gegend wurden angegriffen und 4 Kriegsgefangene gemacht. 2 Häftlinge, die letzte Nacht durch Harburg geflohen waren, haben angegeben, dass die Autobahnbrücke von unseren Flugzeugen getroffen wurde und nicht mehr in Betrieb sei, aber die Eisenbahnbrücke und die Straßenbrücke im selben Gebiet noch intakt, aber bereit zur Sprengung seien. Die C-Schwadron in Maschen hatten einige ihrer Troops am Rande des Dorfes in Position gebracht. Im Bereich der gesprengten Brücke kam es zu feindlichen Bewegungen. Um 18 Uhr eröffnete ein 88mm Geschütz das Feuer und traf einen der Panzer. Die feindliche Position wurde mit Granaten eingedeckt und das Geschütz hörte auf zu feuern. Wieder wurden 6 Gefangene gemacht.

Cromwell Panzer 1945 in Deutschland.

Hittfeld (Mühle), Frau Ilse Kulling, geb. Voß: Wir hatten großes Glück, dass sich der aus dem Sunder zurückgehende Volkssturm nicht bei uns festsetzte. Die Engländer waren ihnen so dicht auf den Fersen, dass zur Verteidigung keine Zeit blieb. Erst im Ort bei „Petz Hermann“ und Sahling wurde noch kurz geschossen. Unsere Nachbarhäuser wurden von den Engländern geräumt und besetzt. Die Bewohner wurden bei uns untergebracht. Alle Fahrräder mussten abgeliefert werden. In zwei Wochen der Belagerung von Hamburg kam jeden Morgen ein Panzerspähwagen zu uns heraufgefahren und die Besatzung beobachtete von der Mühle aus den Kampfhandlungen in Fleestedt und Glüsingen. Wir Kinder bekamen bald ab und an einmal Schokolade von ihnen. Eines Tages fuhr ein britischer Kraftwagen bei uns auf den Hof, die Soldaten gingen in den Schweinestall, erschossen dort ein Schwein, legten einen Sack auf die Motorhaube, das Schwein dort drauf und so fuhren sie wieder ins Dorf. Ein Engländer, er trug eine Lederjacke, war ein ganz ekelhafter Kerl. Er pöbelte herum, holte regelmäßig Eier aus dem Stall und hat einer Tante von mir die Handtasche entrissen und gestohlen. Aber es gab auch freundliche Soldaten.

Die Schülerin Elsa Bauermann, deren Eltern an der Winsener Landstraße (Fleestedt) wohnten, schrieb: „Es war im April 1945. Die Engländer waren nur noch 2 km von uns entfernt. Sie lagen an der Reichsautobahn. Jeden Tag hörten wir die schweren Panzer rasseln und die Granaten krachen, In unserem Haus hausten wir damals mit 6 Familien. Da es gefährlich war, in der Wohnung zu schlafen, hatten wir unsere Betten in den Hauskeller gebracht. Dort waren wir am sichersten. Die Feinde waren inzwischen bis auf 150 m herangerückt. Die Männer in unserm Haus hielten Tag und Nacht Wache. Wir durften an den Fenstern nicht an die Gardinen bewegen, denn unser Haus lag unter dauernder Beobachtung. Hundert Meter weiter, nach der entgegengesetzten Seite, lagen unsere deutschen Truppen. Wir befanden uns also im Niemandsland. Zu Essen hatten wir in der Beschusszeit in reichem Maße. Beim Kaufmann gab es alles ohne Marken. Wir durften uns allerdings nicht sehen lassen, sondern mussten unsern Weg hinter Hecken und Zäunen suchen.

Elsa Bauermann: Am 21. April 1945 rasselten die ersten Panzer heran. Wir hatten sie schon beobachtet und saßen alle im Keller. Der erste Panzer rollte unter dauerndem Schießen an uns vorbei. Der zweite blieb direkt an unserm Hause stehen. Bei jedem Schuss erbebte unser Haus in seinen Grundfesten. Oft dachten wir, es stürze ein, und wir sahen vielfach den Tod vor Augen. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Stimmen in englischer Sprache wurden hörbar. Wir mussten alle aus dem Keller heraus. Die Frauen und die Kinder ließen die Engländer in Ruhe; aber bei den Männern durchsuchten sie alle Taschen. Meinem Vater wurde die goldene Uhr mit einer goldenen Kette abgenommen. Der Engländer grinste höhnisch, zeigte sie ihm noch einmal und verschwand dann lachend durch die Hintertür. Als alle Feinde fort waren, liefen wir wieder in den Keller. Unsere Nachbarhäuser standen fast alle in hellen Flammen. Wir konnten nicht helfen, denn die Engländer feuerten dazwischen. So verfing der Tag. Gegen Abend rollten die Panzer wieder ab. Wir blickten mutlos in die Glut der niedergebrannten Häuser.

Lindhorst (Werner Maack): Am 21. April 1945 wurde in unserem Ort ein britisches Kettenfahrzeug in Brand geschossen, wahrscheinlich von Fleestedt aus. In unserm Hausgarten explodierte ein deutsches Geschoss, ohne jemanden zu verletzen.

5th Field Regiment / J Battery, Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Wir erhielten die Information, dass der Feind einen Bergrücken südlich von Harburg halten soll – der Vormarsch wurde vorübergehend gestoppt, da die Pläne zur Bewältigung der Situation noch unklar waren. Im Laufe des Vormittags bekämpfte die Batterie mehrere gegnerische Batterien und M-Targets (bei der britischen Artillerie war „Mike“ oder „M-Target“ der Begriff für: „Beschuss von allen Geschützen eines Regiments auf ein Ziel“). Aufklärungstrupps wurde um 13.45 Uhr ausgeschickt und die Batterie folgte um 15.45 Uhr über Klecken und Eckel in Richtung Westen, schließlich nach Nordwesten bis Nenndorf.

Eine von vierundzwanzig 25-Pfünder Haubitzen des 3rd Field Regiment, Royal Horse Artillery.

3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Langweiliger Tag. Die 131. Infanterie-Brigade, mit den Regimentern 1/5th Queens, 2nd Devons und 9th DLI errichtete südlich von Harburg, wie folgt feste Stützpunkte: 1/5th Queens das Gebiet 4537 (nördlich von Leversen), 2nd Devons das Gebiet 4330 (nördlich von Steinbeck an der B75) und 9th DLI in Hittfeld, die Batterien unterstützen ihre üblichen Bataillone. Die 11th Husars patrouillieren die Straße, die von Ost nach West verläuft und nach Harburg führt, was links von uns liegt. Unser Regiment bewegt sich nach Klecken, die M-Batterie bleibt im alten Gebiet, nimmt aber die jetzt frei geworden Stellung der D-Batterie ein, während die D-Batterie nach Ibbensen und die J-Batterie nach Nenndorf verlegt. Das Brigade HQ bewegt sich nach Nordwesten und bleibt dort im Ort Klecken. Die Batterie „M“ feuerte im Laufe des Tages eine beträchtliche Anzahl von Schüssen ab. Eine Anzahl feindlicher Geschütze wurde im Gebiet 5538 (an der Hauptkampflinie in Hörsten) gemeldet. Eine Patrouille fuhr zum Damm 546372 (Deichstraße Hörsten), sah dort aber keinen Feind im Nordwesten oder auf der Straße zwischen den Häusern in Hörsten. Der Feind dort soll aber eine Stärke von einer Kompanie haben. Es wird ein „Mike Target“ auf 241650 gefeuert, da es von SS-Truppen besetzt sein soll. Der Munitionsverbrauch des Tages lag bei 1.212 Granaten.

Das Haus des Schuhmachers Schröder, das am Bahnübergang in Fleestedt stand und welches ebenfalls im April 1945 zerstört wurde.

22. April 1945

5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Die Stellungen blieben die gleichen, außer, dass die A-Schwadron die C-Schwadron bei Maschen ablöste und ihre Troops nach Stelle und Winsen hinausschob – hier wurden auf der rechten Flanke befreundete Truppen (Einheiten der britischen 11. Panzer-Division) kontaktiert.

Der Aufklärungs-Troop patrouillierte in Zusammenarbeit mit einer Sektion des C-Kompanie der 9th Durham Light Infantry im Raum Glüsingen. Es wurde geschätzt, dass sich etwa eine Kompanie feindlicher Infanterie in diesem Gebiet befand. Es wurden Kriegsgefangene, bestehend aus Volksturm und 3 Offizieren, die angaben, in der juristischen Abteilung der Wehrmacht zu sein, eingesammelt. Auch 5 deutsche WAAFs (In Großbritannien wurden Frauen in der Women’s Auxiliary Air Force (WAAF) eingesetzt und deshalb bezeichnete man deutsche Frauen im militärischem Dienst ebenso) wurden in Maschen gefunden und dem Bürgermeister von Hittfeld übergeben. Es wurden feindliche, feuernde Geschütze gesichtet und man nahm an, dass es sich um 105-mm-Eisenbahngeschütze handelte. Um 19 Uhr zog die C-Schwadron nach Westen in das Dorf Eddelsen.

Lindhorst (Werner Maack): Am 22. April 1945 ging im Dorf eine aus 6 Geschützen bestehende 10,5 cm Batterie (vermutlich eine Batterie der 3rd Royal Horse Artillery) in Stellung. Sie schoss in Richtung Fleestedt, Die Bauern von Emmelndorf waren mit ihren Pferden zu uns evakuiert worden. Es wurde ihnen aber gestattet, morgens und abends zu ihren Höfen zu gehen und die Kühe zu füttern und zu melken. Ca. 4 bis 5 Tage fuhren morgens die britischen Panzer von uns nach Fleestedt, wo sie in die Kämpfe eingriffen, und wenn es dunkelte, zogen sie sich in unseren Ort zurück. Durch diese Fahrten wurden unsere Kopfsteinpflasterstraßen sehr stark beschädigt, aber wer fragt im Krieg schon danach. Bei meinem Freund, der in der Nähe des Hauses Nr. 5 wohnte, hatten die Briten ihre Küche eingerichtet. Wir Jungs schauten zu, wie sie ihren Tee die Eier mit Speck und Kartoffeln zubereiteten. Ab und an fiel für uns schon einmal eine Tafel Schokolade ab. So haben wir die Besetzung überstanden.

3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Ein nasser Tag. Heute wurde sehr viel auf ausgekundschaftete Ziele geschossen. Die „M“-Batterie RHA feuerte heute Nacht, nach 18 Uhr über 1.000 Schuss ab.

Der Gasthof „Zu den 8 Linden“ von Ernst Meyer. Hier wurden im April 1945 die Scheune und einige Nebengebäude zerstört.

23. April 1945

5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Alle Stellungen des Vorabends wurden bei Tagesanbruch wieder eingenommen und die A-Schwadron sammelte 2 Kriegsgefangene ein. Sie gaben an, Teil einer 30 Mann starken Patrouille zu sein, die am Vorabend Harburg verlassen und sich auf der Suche nach Nahrung verirrt hatte. Ein Deserteur kam zum Aufklärungs-Troop. Er sagte aus, er gehöre einem Regiment mit Hauptquartier in Rönneburg, einem Bataillons-Hauptquartier in Meckelfeld und einem Kompanie-Hauptquartier in Glüsingen an. Es wurde eine Anzahl von bis zu 8 feindlichen Soldaten beobachtet, und es wurde vermutet, dass sich um eine Gefechtsstellung einer Sektion (Gruppe) handelt. Die feindlichen Geschütze waren die meiste Zeit des Tages aktiv und es wurden Ziel-Peilungen in ihre Richtung vorgenommen, die man an die 3rd Royal Horse Artillery weitergeleitete.

Glüsingen, Bäuerin Helmine Heitmann, Lohe Nr. 15: Es war Ende April 1945, englische Artillerie schoss von Maschen aus nach Meckelfeld über uns hinweg, als britische Infanterie zum Angriff vorging. Sie kamen von allen Seiten, bezogen hier aber keine festen Stellungen. Unser Opa ging den Engländern von Heitmann her mit einer weißen Fahne entgegen. Er wurde von den Briten festgenommen und abgeführt. Wir wurden von den Briten aufgefordert, innerhalb von 24 Stunden unseren Hof zu verlassen, ebenso die bei uns einquartierten Ostflüchtlinge. Unser Rindvieh hatten wir bereits auf der Weide. Nun wurde das Nötigste gepackt und dann ging es ab nach Hittfeld. Als wir den Hittfelder Berg hinaufkamen, standen dort britische Panzer. Die Soldaten gaben uns zu verstehen, dass wir schnell an ihnen vorbeifahren sollten. In Hittfeld erkundigte ich mich gleich bei Bäcker Martens, ob über den Verbleib unseres Opas etwas bekannt wäre. Doch keiner konnte eine Auskunft geben. Später erfuhren wir, dass die Engländer ihn nach Steinbeck gebracht hatten. Wir kamen bei Landwirt Becker unter, wo bereits Kordes waren. Als ich dort meine Sachen auspackte, musste ich feststellen, dass ich unsere Lebensmittelkarten zu Hause im Schrank vergessen hatte. Ein bei uns zwangsverpflichtetes Russenmädchen, welches mit nach Hittfeld gekommen war, erklärte sich bereit, die Karten von Glüsingen zu holen. Als sie zurückkehrte, teilte sie uns mit, dass unser Hof völlig abgebrannt und zerstört sei. Vom Schweinestall, der eine Betondecke besaß, brannte nur der Dachstuhl ab, den Schweinen unten in den Ställen war nichts passiert. Unser Pferd wurde angeschossen und musste notgeschlachtet werden. Das alles versetzte uns einen fürchterlichen Schock.

Die Bäckerei Scheunemann um 1912

24. April 1945

5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Bei Tagesanbruch rückten die Aufklärungstruppen zu ihren Stellungen bei Jehrden aus, aber als sie sich näherten, wurde der führende Panzer von einer Panzerfaust beschossen. Es gelang ihm jedoch, den Schützen mit seinem Revolver zu erscheißen, und ein anderer „Boche“ (französische umgangssprachlich abwertende Bezeichnung für Deutscher), der ebenfalls bewaffnet war, wurde getötet. Der Zug zog sich 100 Meter zurück und rückte dann mit Infanterieunterstützung wieder vor, wobei sie 4 weitere Feinde gefangen nahmen. Sie waren Teil einer Patrouille, die ausgeschickt worden waren, um die Positionen und Anzahl der Panzer herauszufinden. Anschließend wurden 2 Männer der Patrouille getötet, 1 verwundet und 4 von 10 gefangen genommen.

(Der eine getötete könnte der Masch.-Maat Heinz Burwitz (geb.05.11.1922 – gest. 24.04.1945 / Fleestedt) gewesen sein und dies gibt einen Hinweis darauf, dass auch hier Einheiten des Marine-Panzerjagd-Regiments 1 im Einsatz waren. Dieser Getötete sowie der andere, vermutlich Anton Meier, liegen heute auf dem Friedhof in Hittfeld begraben. Dort gibt es eine Anlage mit 39 Gräbern, in denen deutsche Soldaten liegen, die bei den Kämpfen in der Region getötet wurden. Die meisten sind in den Kämpfen am 20./21. April 1945 um Daersdorf, Lürade und Hittfeld gefallen oder ihren Wunden erlegen.)

Heinrich Meyer aus Jehrden: Eines Morgens, als ich noch im Bett lag, brachten sie vor unserem Hause Geschütze und Maschinengewehre in Stellung. Die waren alle auf das Haus unseres Nachbarn gerichtet, weil die Engländer dort deutsche Soldaten vermuteten. Das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern ab. Zwei deutsche Soldaten kamen bei der Schießerei ums Leben. Sie wurden hinter unserem Garten und im Garten unseres Nachbarn begraben. Später kamen sie auf den Hittfelder Friedhof. Am selben Tag brachten die Engländer noch einen Mann im Spähwagen nach Hittfeld, er musste dort einige Zeit bleiben. Abends zogen die „Tommys“ immer wieder nach Hittfeld zurück. So ging es ein paar Tag lang.

5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Die B- und A-Schwadron nahmen ihre üblichen Stellungen ein und führten in Anbetracht der Tatsache, dass die 3rd RHA nur einen beschränkten Munitionsvorrat hatte, eine Reihe von eigenen Beschuss-Salven durch. Die A-Schwadron konnte ein 88mm Geschütz ausschalten, während die B-Schwadron einige eingegrabene feindliche Infanterie entlang der Hauptkampflinie angriff. Der gezielte Beschuss veranlasste einen deutschen Soldaten, sich zu ergeben. Ihm wurde gesagt, er solle zurückgehen und den anderen mitteilen, dass sie sich ebenfalls ergeben sollten. Er wurde jedoch mit Gewehrfeuer begrüßt und meinte dann, dass er genug vom Krieg habe. Er nannte die genauen Standorte und teilte mit, dass in den Stellungen noch etwa 60 Infanteristen seien. Sie wurden im Laufe des Tages in bestimmten Zeitabständen beschossen, wobei ca. 500 Schuss HE 75 mm Granaten abgefeuert wurden. Zudem wurden auch 15 x 95 mm Geschosse auf Harburg abgegeben. Nun wurden alle Zivilisten als Sicherheitsvorkehrung aus den vorderen Bereichen evakuiert.

Margret Völsch (Fleestedt) Am 24.April 1945 flog eine Panzergranate quer durch unser Haus. Sie kam durch das Küchenfenster und schlug über die Köpfe meiner Großeltern hinweg durch die Küchentür, dann durchschlug sie die Wände der Diele und der Futterküche, nahm noch eine Ecke vom Hühnerstall mit. Meine Mutter, die mit meinem kleinen Bruder gerade im Hühnerstall war, hat einen schönen Schreck bekommen, ist aber mit heiler Haut davongekommen. Unser Gefangener, der gerade die Kühe tränken wollte, wurde durch Schutt und Mörtel geblendet. Zwei Soldaten brachten ihn ins Lazarett, das im Mädchenheim im Höpen (Erholungsheim Lydia?) eingerichtet war.

Heinrich Meyer aus Jehrden: Dann wurden wir alle und unsere Nachbarn nach Hittfeld geschickt. Wir durften nur mitnehmen, was wir tragen konnten. Am nächsten Tag durften wir einige Stunden heimgehen, um das Vieh zu füttern und zu melken. Später wurde uns erlaubt, einen Wagen voll Zeug mitzunehmen. Danach mussten wir auch das Vieh nachholen und konnten jetzt gar nicht mehr nach Haus. 10 Tage waren wir fort. Als wir zurückkamen, sah es wüst aus. Das Jungvieh lief überall frei umher. Jeder Bauer suchte seine Tiere wieder zusammen. Im Haus lag der Inhalt aller Schränke und Schubladen auf dem Boden verstreut. Vieles war gar nicht mehr da. Die Fenster waren fast alle entzwei. Quer über die Straße lagen Minen. Von diesen sind einige explodiert. In der Gastwirtschaft Derboven war eine Kommandantur. Dort wurden alle Deutschen angehalten. Später haben 12 Engländer auf unserem Boden geschlafen und im Wagenschuppen gekocht und gegessen. Nach wenigen Tagen zogen auch diese wieder ab.

Edward Jeffrey Irving Ardizzone, der mit seiner Einheit, den 8th Hussars, durch Norddeutschland bis Hamburg fuhr, fertigte eine Reihe von Zeichnungen, die gut wiedergeben, wie der Alltag und die Kämpfe damals ausgesehen haben.

25. April 1945

5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Beim letzten Tageslicht am vorhergehenden Abend hatte man den Eindruck, der Feind habe seine Linie weiter zurückgezogen. Um 8 Uhr wurden die vorläufigen Patrouillen abgezogen und es wurde versucht Kontakt mit dem Feind aufzunehmen. Zwei Soldaten vom Aufklärungs-Troop wurden in Glüsingen gefangen genommen und die B-Schwadron griff eingegrabene Infanterie an. Ein holländischer Zivilist gab der C-Schwadron die Information, dass es in der Nähe eine feindliche Stellung gab, und so wurde eine abgesessene Patrouille von 1 Offizier und 6 Mann zur Untersuchung ausgesandt. Sie stießen auf Widerstand, wobei 2 Mann verwundet wurden und die Patrouille zog sich zurück. Ein Panzer-Troop wurde daraufhin losgeschickt und stieß auf eine feindliche Patrouille von 12 Soldaten, von denen 2 getötet und 2 verwundet wurden, während der Rest entkam. Der Troop fuhr weiter, um das Gebiet gründlich zu durchsuchen. Es handelte sich um einen alten Flak-Standort, und es stellte sich heraus, dass die Telefonverbindung von hier nach Harburg aufrechterhalten worden war. Ein deutscher Offizier in Zivil wurde verhaftet und mit ihm 3 deutsche „WRENS“ (Women’s Royal Naval Service?). Bei letztem Tageslicht zogen sich alle Troops auf ihre eigenen Positionen zurück.

Margret Völsch (Fleestedt): Am 25.April 1945 brannten Nötzel, Gellers, Aldag und einige Häuser im Dorf Fleestedt ab.

Im Gasthaus Derboven in Karoxbostel richteten die Briten eine Kommandantur ein.

26. April 1945

5th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Bei Tagesanbruch rückte die C-Schwadron in die Gegend von Sottorf aus, um das 2. Devonshire Regiment zu unterstützen, welches in der Nacht einen Gegenangriff erlitten hatte. Die Situation konnte man jedoch bald mit Hilfe der Panzer in den Griff bekommen, und um 13 Uhr hatten die Züge der Schwadron das Gebiet gesichert. Um 9 Uhr löste das 1st Royal Tank Regiment das 5th Regiment in Hittfeld ab, welches dann nach einiger Verspätung in den Raum Dibbersen verlegt wurde. Nur die C-Schwadron blieb zunächst zurück. An diesem Tag wurden 6 Gefangene gemacht und zwei eigene Männer, die Soldaten Saunders, und Palsey wurden verwundet.

Die Karte zeigt Orte, Ereignisse und die Routen der britischen Panzer nach Fleestedt.

25. April 1945

Am 25. April 1945 erreichte das britische 1st Royal Tank Regiment Hittfeld und löste dort das 5th Royal Tank Regiment ab, welches in eine Reservestellung bei Dibbersen verlegt wurde.

1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Gegen 19.30 Uhr stößt der Reccon- Zug in Richtung Jehrden vor, um dort die Aufklärungseinheit des 5. Royal Tank Regiments abzulösen.

Das Hof Nr. 15 in der Straße „Auf der Lohe“ wurde 1945 von der Familie Hengstenbach bewohnt. Auch dieses Gebäude wurde bei den Kämpfen Ende April zerstört.

26. April 1945

1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Das Regiment wird der 131. Infantry Brigade unterstellt. Es fährt in die Gegend rund um Hittfeld, um dort den Front-Sektor vom 5th Royal Tank Regiment zu übernehmen, welcher die Stadt Harburg umgibt. Hier soll die Front gehalten werden und offensiv, in Abstimmung mit dem 9th Bataillon Durham Light Infantry, patrouilliert werden, jedoch ohne Vorstöße zu unternehmen. Um 11.30 Uhr wird in Hittfeld das Regiments HQ eingerichtet und auch die B-Squadron wird hier einquartiert. Die A- und C-Squadron gehen in den umliegenden Dörfern in Position. Um 12 Uhr haben alle Einheiten des Regiments ihre Stellungen eingenommen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Stellungen des Gegners noch nicht bekannt. Um 19 Uhr gibt es einen Schusswechsel in der Gegend, bei dem 20 Deutsche getötet und 2 Soldaten gefangengenommen werden. Ab 20 Uhr bis Sonnenuntergang sind in der Gegend feindliche Jagdflieger im Einsatz, die jedoch keinen Schaden anrichten.

Glüsingen, Adolf Behr, Lohe Nr. 12: Am 26. April, wir wurden schon seit einer Woche belagert, wollte mein Schwiegervater aus Meckelfeld uns mit Brot versorgen. Als die Engländer sahen, dass er mit Verpflegung in unser Haus verschwand, eröffneten sie, von Derboven (Gaststätte) aus das Feuer mit Schnellfeuerkanonen. Die Leuchtspurgeschosse setzten unser Anwesen in Brand. Schnell beluden wir unseren Pferdewagen und versuchten, zu Verwandten nach Eckel zu gelangen. Jedoch schon nach kurzer Wegstrecke mussten wir vor einer Panzersperre halten. Ich ging zum deutschen Kompaniechef, der die Erlaubnis erteilte, dass wir seine Stellung durchfahren durften. Das alles geschah bei dauerndem feindlichem Beschuss. Die Kugeln pfiffen uns um die Ohren. Beim späteren Entladen unserer Koffer stellten wir fest, dass einige von Gewehrkugeln durchlöchert waren. Als dann die Kampfhandlungen beendet waren, packten wir unseren Pferdewagen und wollten nach Hause. Doch bei Ankunft in Glüsingen wurde uns gesagt, es sein alles vermint. Da das Risiko mit dem Fuhrwerk zu groß war, besorgte ich mir eine Schiebkarre und fuhr unsere Sachen vorsichtig nach Hause. Doch hier sah es fürchterlich aus. Wir fanden nur noch Ruinen vor. Im Stall waren die Schweine verbrannt und gingen schon in Verwesung über. Ich musste sie sofort vergraben. Wir standen vor dem Nichts!

27. April 1945

1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Schon um 4.45 Uhr wird das Regiment geweckt, verbleibt aber zunächst in seinen Stellungen, nur die vorgeschobenen Beobachter rücken in ihre Positionen ein. Um 9 Uhr macht die C-Squadron einen Vorstoß nach Norden und erreicht dort die Gegend um Fleestedt. Hier werden 5 Kriegsgefangene, alles Männer vom Volkssturm, gemacht. Ein Optimist von 60 Jahren trug „Prophylaxe“ (Kondome?) in der Brieftasche. Inzwischen kann die A-Squadron 3 weitere Gefangene machen. Ein Panzer der C-Squadron wird von einer Panzerfaust beschossen und schwer beschädigt, es gibt aber keine Verletzten. Dies sollte der letzte Panzer sein, der während des Nordwesteuropa-Feldzugs im Regiment außer Gefecht gesetzt wurde. Wahrscheinlich war es sogar der letzte in der 7. Panzerdivision.

Das Haus Nr. 39 in der Straße „Auf der Lohe“, in dem Mimmi Buck gewohnt hatte.

Fleestedt, Mimmi Buck, geb. Kahnenbley, Auf der Lohe: In unserem Haus wohnten im Frühjahr 1945 folgende Personen: Heinrich Kahnenbley und Frau, Tochter Mimmi und die Pflegekinder Hildegard und Helga Lemmich. Neben unserem Haus war ein Erdbunker, in welchem sich unsere Familie beim Einzug der Engländer aufhielt. Hinter unserem Haus hatten deutsche Soldaten Waffen und Munition abgelegt. Die Bundesstraße 4 war gesperrt, da Herr Bauermann einige Chausseebäume hatte absägen lassen. Jonny Meyer, ein junger Mann aus der Nachbarschaft, ist mit einer Panzerfaust auf den Boden gestiegen und hat einen englischen Panzer beschossen. Da die Engländer nun glaubten, dass in den Häusern noch deutsche Soldaten seien, haben sie diese beschossen und in Brand gesetzt. Jonny Meyer kam zu uns in den Erdbunker und bat uns, ihn zu verstecken. Unsere Familie hat sich über ihn gelegt, so dass die anrückenden englischen Soldaten ihn nicht entdeckten. Auf unserem Hof wurde alles zerstört und das Vieh getötet. Die Munition, die hinter dem Haus lag, hat später mein Vater vergraben. Bei den Kampfhandlungen wurde unsere Hildegard am Kopf verletzt.

So ähnlich, wie dieser Erdbunker aus dem Landkreis Harburg, könnte der Unterstand von Mimmi Buck ausgesehen haben.

1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Ein Troop der B-Squadron sowie ein 95 mm Panzer begannen gegen 14 Uhr im Verbund mit einem Zug des 9. Durham Light Infantry vorzurücken und die Gegend von Glüsingen unter Beschuss zu nehmen. Dabei werden 1 feindlicher Soldat getötet und 9 Soldaten gefangengenommen. Auch der Recon-Troop kann 5 Gefangene machen.

Glüsingen, Günter Prien: In unserem Dorfe sind vier Höfe abgebrannt (Auf der Lohe). Wir hatten immer Angst, dass auch unser Haus getroffen würde. Am 27. April war für uns der schlimmste Tag. Mittags gegen 14 Uhr ratterten die englischen Panzerwagen auf unser Haus zu. Die deutschen Soldaten, die hinter unserem Haus Deckung genommen hatten, eröffneten gleich das Feuer. Es war ein wüstes Geknatter um unser Haus. Plötzlich hörten wir Granateinschläge. Wir hatten furchtbare Angst. Gleich danach schrie ein deutscher Soldat kläglich um Hilfe. Er wurde später schwer verwundet im Garten gefunden. Dann hörten wir fremde Stimmen, die Engländer waren da. Nach einer Weile sahen wir aus unserem Kellerfenster, wie 6 Tommies, alle mit Maschinenpistolen unter dem Arm, unseren Bauern und einen deutschen Soldaten abführten. Da waren wir alle sehr traurig. Nun wurde es sehr ruhig. Wir konnten aus dem Keller herausklettern und nachsehen, was eigentlich geschehen war. Das Haus war sehr stark beschädigt. Wir dachten, die Engländer hätten das ganze Dorf besetzt. Es war aber kein Tommy zu sehen, sie waren alle wieder abgezogen. Unser Bauer kam nach einigen Stunden wieder zurück. Seine goldene Uhr hatte man ihm abgenommen.

Glüsingen, Else Gellers, Lohe Nr. 7. Mein Mann war wiederholt vom Baumeister O. Gellers aus Fleestedt vom Wehrdienst freigestellt worden. Auch E. Brehm, der beim Wehrmeldeamt in Harburg war, hat einiges bewirkt. Doch am 27. April 1945, wir waren schon Frontgebiet, musste mein Mann sich in Wesermünde stellen, Da die Feldjäger (Militärpolizei) rigoros Jagd auf desertierte Soldaten und Männer machten, die ihrer Einberufung nicht Folge leisteten, fuhr er morgens mit dem Fahrrad los. Er war knapp eine Stunde fort, als britische Artillerie von Hittfeld aus unser Nachbarhaus (A. Behr) in Brand schoss. Wir hatten im Haus alle Fenster weit geöffnet, damit die Scheiben nicht zerschossen wurden, Als dann die Kampfhandlungen begannen, flogen die Geschosse und Splitter nur so durch die Gegend und es wurde vieles mehr zerstört. Bei Heitmann lag der deutsche Volkssturm in Stellung. Die britische Infanterie kam in kleinen Gruppen ohne Panzerunterstützung. Die Briten evakuierten alle Einwohner nach Hittfeld, uns hatte man wohl vergessen. Die britische Infanterie zog sich jeden Abend in ihre Ausgangstellung zurück. Morgens gegen 8 Uhr rückte sie dann zu neunen Kampfhandlungen wieder zu uns vor. Unser Hof lag bald zwischen den Fronten mitten im Kampfgebiet. Als der Beschuss zu arg wurde, nahm ich meine drei Kinder (sieben, zwei und ein Jahr) und schlich in einem tiefen Graben aus der Kampfzone. Die anderen hatten sich schon frühzeitig zum Hause Backhaus abgesetzt. Aber auch bei Backhaus lag deutscher Volkssturm. Ich war wohl 40 Meter von unserem Haus entfernt, als eine Granate in unsere Scheune einschlug. Die Splitter folgen uns um die Ohren. Bei dem Beschuss war Großmutter durch einen Granatsplitter ein Arm völlig abgetrennt worden. Ein deutscher Feldarzt wurde alarmiert, doch konnte dieser nicht zu unserem Haus gelangen, da die Schießerei an Stärke zunahm. Großmutter ist dann, trotz ihrer schweren Verletzung hinten durch das Broock gekrochen und wurde dabei ein weiteres Mal am Kopf verletzt. Wir hörten von ihr keinen einzigen Schrei, sie hat fürchterlich leiden müssen. Wir haben sie so gut es ging mit Bettlaken verbunden. Komischerweise waren die Blutungen nicht sehr stark. Nach fünf Tagen verstarb sie.

Cromwell Panzer mit 95mm Haubitzen, wie sie in Glüsingen eingesetzt wurden.

28. April 1945

1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Zunächst verbleiben die Einheiten des Regiments an Ort und Stelle. Um 9 Uhr morgens rücken aber zwei Troops der A-Squadron auf Beobachtungspositionen nordöstlich von Maschen vor und greifen gelegentlich Ziele an. Die B-Squadron operiert im Raum Woxdorf und schießt von dort auf Beckedorf und andere Ziele. Die C-Squadron sondiert in der Gegend von Fleestedt. Gegen 17 Uhr kehren die Einheiten zurück und haben 8 Gefangene gemacht und schätzungsweise 15 deutsche Soldaten getötet.

Elsa Bauermann, deren Eltern an der Winsener Landstraße (Fleestedt) Viele Fleestedter mussten in der nächsten Zeit ihre Häuser verlassen. Wir blieben davon verschont. Am 28. April 1945 machten die Engländer wieder einen Angriff auf Fleestedt. An unserer Hausecke knatterte ununterbrochen ein Maschinengewehr. An den Wänden des Kellers sahen wir die Schatten der Späher, die an den Kellerfenstern vorbeischlichen. Die Panzer beschossen diesmal das alte Dorf Fleestedt. Plötzlich klirrte es im Nebenkeller. Die Feinde hatten ins Fenster geschossen. Anschließend durchsuchten sie das ganze Haus nach deutschen Soldaten. Da sie nichts fanden, ließen sie uns in Ruhe. An diesem Tag hatten wieder viele Fleestedter ihre Wohnung verloren.

Lehrer E. Neumüller hat am 1.8.1947 in der Schulchronik folgendes niedergeschrieben: „Die letzten Wochen des 2. Weltkrieges, Belagerung der Stadt Hamburg und die Auswirkungen auf die Orte Fleestedt, Glüsingen und Jehrden. Ein großer Teil der Fleestedter Bauernhäuser wurde schwer beschädigt. Das neue Schulgebäude litt besonders durch den Panzerbeschuss am 28. und 29. April 1945, der Ostgiebel der Schule in Trümmer legte, das Dach zerstörte und einen Dachstuhlbrand entfachte, der aber durch den Rangiermeister W. Haensch sowie die Frau und die Kinder des Lehrers Neumüller unter Lebensgefahr gelöscht werden konnte. Im letzten halben Jahr des Krieges wurde die Schule als Notunterkunft für holländische und deutsche Ostflüchtlinge sowie als Notwohnung zweckentfremdet.

Glüsingen, Else Gellers, Lohe Nr. 7: Eines Tages – ich war mit Elfriede im Keller wurde plötzlich die Tür aufgerissen und ein englischer Soldat stand mit auf uns gerichteter Maschinenpistole vor und. Wir hatten fürchterliche Angst, aber wie man aus seinem Gesicht entnehmen konnte, er ebenso. Er verschwand dann ebenso schnell wie er gekommen war. Die britischen Panzer kamen erst Tage später, sie konnten nicht über die Seeve kommen, da die Brücke gesprengt war. Ein britischer Soldat, der unser „Plumpsklo“ benutzte, kam fluchend aus dem Klo gerannt, denn als er drauf saß, flog hinter seinem Rücken eine Kugel durch beide Holzwände, ohne ihn zu verletzen. Glück gehabt! Als Behrs Hof abbrannte, sah es seltsam aus. Da es windstill war, fraßen sich die Flammen in Zeitlupe durch das Haus. Behrs selbst waren zu diesem Zeitpunkt in Meckelfeld. Als die Kampfhandlungen ihren Höhepunkt erreicht hatten, ist Hans Meyer, der hiesige Ortsgruppenleiter, nach Glüsingen gelaufen und hat dort die deutsche Flak gebeten, mit dem Schießen aufzuhören, da doch schon alles zerstört war. Nachmittags in den Kampfpausen wurde versucht, die Kühe auf den Weiden zu melken. Hierbei wurde Tante Grete verletzt. Ein englischer Soldat hat sie mit einem Tuch verbunden.

29. April 1945

1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Übliche offensive Patrouillentätigkeit während des Tages. Es wird psychologische Kriegsführung angeordnet (Lautsprecherdurchsagen), die von der Aufklärungstruppe südlich von Glüsingen durchgeführt wird. An diesem Tag werden 3 Gefangene, davon eine Frau, gemacht.

Glüsingen, Else Gellers, Lohe Nr. 7: Die Engländer hatten ihren Befehlsstand in der Gaststätte Derboven an der Bundesstraße 4 eingerichtet. Eines Nachts wurde dauernd geschossen. Am anderen Morgen kamen die Engländer mit dem Lautsprecherwagen, der folgende Durchsage des Öfteren wiederholte: „Ergebt euch, sonst sind die Russen vor uns bei Euch!“ Zögerlich wurden weiße Fahnen gehisst, ich konnte es bei Vicks beobachten. In der Mittagszeit dieses Tages – wir waren gerade beim Essen – gab es eine fürchterliche Explosion. Fenster und Türen wurden herausgerissen und das Haus erzitterte. Was war passiert? Eine Kuh, die auf der Straße entlanglief, war auf eine Panzermine getreten und hatte diese zur Explosion gebracht. Wir waren mit dem Schrecken davongekommen. Tage vorher war bereits bei „Plügger Schütt“ ein Flüchtlingsjunge auf eine Mine getreten, die Explosion hat ihm ein Bein abgerissen. Da die Engländer Großvater mitnahmen, war ich mit den Kindern und Großmutter allein im Haus. Ich entschloss mich nun den Hof auch zu verlassen. Ich spannte das Pferd ein, belud den Wagen und wir fuhren los in Richtung Hittfeld. Bei Derboven hielten uns die Engländer an und fragten, woher wir kämen. Dann konnten wir weiterfahren. Bei Schmanns in Hittfeld habe ich nach unserem Großvater gefragt, doch zunächst konnte ich nichts in erfahren. Später sagte man uns, dass er in Steinbeck sei.

3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Mussolini ist tot, getötet von seinen eigenen Landsleuten in Mailand. Nichts neues an unserer eigenen Front. Munitionsverbrauch 405 Schuss.

30. April 1945

1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Die A-Squadron behauptete, ein 88-mm-Geschütz beschädigt zu haben, welches dann vom Feind zurückgezogen wurde. Es werden 7 Gefangene, darunter auch ein Offizier gemacht. Gegen Abend werden erneut Lautsprecher-Durchsagen gemacht.

Glüsingen, Günter Prien: Am 30. April 1945 mussten wir unser Dorf räumen. Wir erhielten Bescheid, dass wir nach Over flüchten sollten. Um 22 Uhr abends zogen alle Glüsinger im Treck nach Over. Dort erlebten wir das Ende des Krieges. Am 4. Mai kehrten wir nach Glüsingen zurück.

3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Ein Zivilist aus Hamburg wurde heute Morgen als Gesandter ausgeschickt. Es ist die Absicht der Brigade, Hamburg und seine wichtigeren Einrichtungen zu sichern. Munitionsverbrauch 308 Schuss.

Im Haus Nr. 16 (Auf der Lohe) wohnte Rudolf Stefanides. Bei den heftigen Gefechten in der Straße „Auf der Lohe“ am 27. April brennt das Haus nieder.

1. Mai 1945

1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Um 9 Uhr erreichen 5 deutsche Soldaten das Hauptquartier des Reccon Zuges und ergeben sich als Ergebnis der Propagandasendung vom Vorabend. Gegen 10 Uhr wird eine Konferenz der Squadron-Führer abgehalten, die um 15 Uhr über die Einzelheiten des Einsatzes des Regiments entscheidet. Einige der Ziele werden anhand von Informationen ausgewählt, die aus Verhören von Gefangenen gewonnen wurden. Der Beschuss wird von allen verfügbaren Panzern des Regiments durchgeführt. Es werden fünf Feinde getötet und weitere verwundet. Erneut werden am Abend Lautsprecher-Durchsagen gemacht. Um 19.45 Uhr wird einem schwarzen Stabswagen mit Offiziersvertreter der Hamburger Garnison unter weißer Flagge die Fahrt durch die Regimentslinien gestattet und diese werden mit verbundenen Augen zum Divisionshauptquartier geführt.

3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Schönes Wetter. Hitler ist tot. Zwei deutsche Offiziere durchquerten die Front von der 1/5 Queens, um über die Kapitulation Hamburgs zu verhandeln, bei Tagesanbruch dachte man, sie hätten sich selbst durch eine Mine in die Luft gesprengt, aber später bestätigte sich, dass sie entkommen waren. Eine Reihe von Generalstabsoffizieren, die General Wolz vertraten, durchliefen das Gebiet der 9. Durham Light Infantry und wurden zur Division gebracht. Sie kamen eigentlich wegen des Schutzes von Krankenhäusern, aber sie dachten wohl im geheimen auch an die Kapitulation von Hamburg.

In den Propagandalautsprechern wurde als Ergebnis der heutigen Verhandlungen folgende Vereinbarung bekannt gegeben: „Kein Beschuss oder Bombardierung im Interesse der Menschlichkeit.“

Der Hof “ Lütt Warns“ an der Winsener Landstraße bei der Siedlung „Auf der Lohe“.

2. Mai 1945

1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Aufgrund des Befehls, nicht offensiv auf den Feind zu schießen, war für den Tag keine besondere Aktion geplant. Es gab im Regiment große Vorfreude und Spekulationen über die Verhandlungen über die Kapitulation Hamburgs. Gegen 12 Uhr gibt es eine Konferenz, um einen Rahmenplan für die Besetzung Hamburgs und die Rolle des Regiments darin zu klären. Ein Stabswagen mit Unterhändlern für die Kapitulation Hamburgs kommen erneut über die Frontlinie zum Divisionshauptquartier. Später stellte sich auch heraus, dass diese mit dem Kommandeur der 21. Army Group auch über die Kapitulation der Truppen verhandelten, die den britischen Truppen gegenüberstanden.

Margret Völsch (Fleestedt): Am Tage vor dem Waffenstillstand (2. Mai 1945) wurde nachts der Tunnel der Reichsbahn, der ins Dorf führte, gesprengt.

3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Gerüchte kursieren weiterhin, und wir alle warten gespannt auf das Ende des Krieges. Heute Abend trifft die große Nachricht von der bedingungslosen Kapitulation aller Truppen in Italien und in den meisten Teilen Österreichs ein: das Ende eines großen Feldzuges, an dessen Beginn das Regiment mit Stolz bei Salerno teilgenommen hat. Am späten Abend traf auch die Nachricht von der vollständigen Kapitulation Berlins und der Verbindung mit den Amerikanern und Russen ein; Es kann nicht mehr lange dauern.

General Wolz kam in Begleitung einer Reihe von Stabsoffizieren und dem Gauleiter des zivilen Vertreters Hamburgs durch unsere Linien, um Hamburg zu übergeben und für morgen eine Zusammenkunft mit Feldmarschall Montgomery zu arrangieren. Er wollte mit dem Stabschef Marschall Busch und einem Admiral – persönlicher Vertreter von Dönitz – zurückkommen; Sie wurden zur Division geschickt und nach ihrer Rückkehr zur Brigade wurden Gespräche über die Besetzung Hamburgs durch die 131. Brigade geführt.

Die Schule in Fleestedt um 1910.

3. Mai 1945

1th Royal Tank Regiment / Kriegstagebuch: Um 9 Uhr wird eine Konferenz über die Besetzung Hamburgs abgehalten, die vereinbart, dass diese um 13 Uhr beginnen soll. Die Aufgabe des Regiments in Verbindung mit dem 9th DLI ist, die 8 Straßen- und Eisenbahnbrücken in die Stadt von Süden her zu erobern und zu halten, bis sie von anderen Einheiten abgelöst werden, sowie den Hafenbereich und den Rest der Elbinsel (Wilhelmsburg), der in diesen Quadraten enthalten ist, zu besetzen.

Um 13 Uhr wird der Vormarsch nach Hamburg verschoben, aber um 16.12 Uhr rückt das Regiment schließlich aus. Das gesamte Regiment besetzt mit dem 9th DLI das vorgesehene Gebiet. Um 18.30 Uhr erreicht die C-Squadron die südlichen Elbrücken.

Elsa Bauermann, deren Eltern an der Winsener Landstraße (Fleestedt): Am 3. Mai hörten wir im Radio, dass Hamburg sich ergeben hätte. Erleichtert atmeten wir auf. Wir hatten befürchtet, dass Hamburg sich verteidigen werde. In diesem Falle wäre von unserm Dorf nicht viel übriggeblieben. Den ganzen Tag rollten Panzer an unserem Haus vorbei nach Hamburg. Endlich hieß es „Waffenstillstand“. Wir konnten nach Jahren wieder ruhig schlafen. In den nächsten Tagen besetzten die Engländer unser Dorf. Eines Nachts wurde unsere Haustür heftig gerüttelt und geklopft. Als unsere Einwohner die Tür öffnete, standen vor ihm zwei Engländer, die als angebliche Kontrolle Einlass begehrten. Plötzlich standen sie mit ihren Taschenlampen und Maschinenpistolen vor unseren Betten. Sie durchstöberten alles und bedrohten uns mit der Pistole. Wir mussten in der Schlafstube bleiben, als sie in den anderen Zimmern mehrere Untaten vollbrachten. In anderen Häusern taten sie dasselbe.“

Margret Völsch (Fleestedt): Am 3. Mai 1945 kam ein Auto mit Lautsprecher und erklärte, dass Hamburg zur offenen Stadt erklärt worden war, Da waren wir froh und liefen hinaus, um den schönen Frühlingstag zu genießen. Es war alles still, kein Zug fuhr, weil alle Brücken und Tunnel gesprengt waren.

3rd Field Regiment Royal Horse Artillery / Kriegstagebuch: Gerüchte Am frühen Morgen traf die Nachricht ein, dass Harburg und Hamburg bedingungslos kapituliert hätten und dass wir um 13.00 Uhr die Operation „FREIHEIT“ beginnen würden (die Besetzung der oben genannten Städte durch die 131. Brigade).

Den Vormittag verbrachten wir mit dem Packen und Putzen für den großen Marsch. Um 13 Uhr standen wir alle bereit, bis es losging, aber es gab eine beträchtliche Verzögerung, um die Genehmigung des Korps zu erhalten und wahrscheinlich noch weiter oben, um die Operation zu beginnen. Man glaubte, dies sei auf die sehr viel höheren Konferenzen zurückzuführen, die über die vollständige Kapitulation Deutschlands stattfinden

Ein Trupp hochrangiger deutscher Marineoffiziere und ein SS-General zogen durch unsere Linien und forderten im Auftrag von Admiral Dönitz, dem neuen Führer, die bedingungslose Kapitulation des gesamten deutschen Staates an die Alliierten! Sie wurden ordnungsgemäß zurück zur Division und von dort zur Armee eskortiert, wo ihr Auto gestohlen worden sein soll. Um 16.15 Uhr wurde die Operation »Freiheit« wie zuletzt begonnen, und der große Vorstoß nach Hamburg begann. Als wir die Vororte von Harburg erreichten, fanden wir gut gekleidete deutsche Polizisten, die die Straßen und den Verkehr kontrollierten und jeden englischen Offizier beim Vorbeigehen salutierten; Überall waren die Straßen menschenleer und viele Gesichter waren in den Fenstern der Häuser zu sehen. Immer weiter und weiter gingen wir durch Straßen und Straßen der völligen Zerstörung! Das war alles, was von einer großen Stadt übriggeblieben war, die zu Beginn des Krieges einige Besuche von der RAF erhalten hatte. Das 9. DLI mit der Batterie „M“ und den 5. Panzerregiment führte den Vormarsch der Brigade; Der gesamte Vorgang wurde in Phasen durchgeführt (siehe Anhang).

Es dauerte nicht lange, bis ganz Harburg und Hamburg ohne einen Schuss besetzt waren. Das Brigade-Hauptquartier und das Regtl. Tac-Hauptquartier sowie zahlreiche andere Einheiten der Royal Navy, der Militärregierung, der Marines usw. wurden im Haupthotel der Stadt, nämlich dem „Hotel VIER JANRESZEITEN“ mit Blick auf die Binnenalster untergebracht.

Die „M“-Batterie blieb mit dem der 9. Durham Light Infantry im Raum Harburg. Die „D“ und „J“ Batterien in der Stadt selbst, das RHQ in komfortabler Aussicht auf der Westseite der Alster. Das Regtl. Tac. HQ schloss sich der Brigade für den Marsch an und blieb bei ihnen in Harburg. Der Fall von Rangun wurde heute Abend bekannt gegeben.

Kriegsende

Karoxbostel Nr.1 / Emily Winter: Am 8. Mai baten die Engländer – in unserem Esszimmer hatten sie eine Art Befehlstand eingerichtet – um Sektgläser, um gemeinsam mit der Familie auf das Ende des Krieges anzustoßen. Als die Engländer begannen, vor unserem Haus Unterstände auszuheben, bat mein Großvater, ob dies nicht auch hinter dem Haus geschehen könnte. Sie machten dort weiter, und als sie anfingen, Bäume aus der Lindenallee zu fällen, brachte der Ausruf „Oh, meine Schönen Bäume“ sie dazu aufzuhören, so dass nur zwei Bäume angesägt worden sind. Mein Vater wurde zusammen mit zwei anderen Hittfeldern von den Engländern auf der Straße verhaftet, da sie wohl dachten, ein junger Mann, der nicht eingezogen war, müsste ein Nazi sein. Der Grund dafür lag aber darin, dass er als Chef einer Kupferschmiede freigestellt war. Trotzdem wurde er zusammen mit den anderen in ein Lager gebracht. Die Behandlung war gut, nur gab es immer Milchsuppe. Nach drei Tagen türmte meine Vater- nicht nur wegen der Milchsuppe. Diese war aber die richtige Entscheidung gewesen, wie er später erfuhr, sind die anderen Hittfelder noch in ein anderes Lager gebracht worden und erst Monate später nach Hause zurückgekommen.

Quellen (Auswahl)

  • Fleestedt, das Dorf am Höpen / May Truels
  • Es geschah im Frühjahr 1945, Werner Steinbauer
  • Kriegstagebuch 5th Royal Tank Regiment
  • Kriegstagebuch 1st Royal Tank Regiment
  • Kriegstagebuch 3rd Field Regiment Royal Horse Artillery
  • Kriegstagebuch 5th Field Regiment Royal Horse Artillery

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Desert Rats / Teil 1 – Hamburg 1945

Da das Ende des 2. Weltkrieges in diesem Jahr runde 80 Jahre zurückliegt, wird es Zeit, sich einmal eingehend mit den letzten Kriegstagen und den Kämpfen vor Hamburg zu beschäftigen. Eine der letzten Fronten der britischen Truppen vor dem Kriegsende war die Hauptkampflinie südlich von Hamburg, wo die 7th Armoured Division kämpfte. Die letzten Kriegstage dieser Region möchte ich mit diesem Bericht und später in weiteren Berichten näher beleuchten.

Einleitung

Die 21st Army Group war im 2. Weltkrieg ein Großverband unter britischem Oberkommando, der vor allem aus britischen und kanadischen Verbänden bestand und der an der Westfront eingesetzt wurde. Das Oberkommando wurde im Juli 1943 in England für die geplante Operation Overlord, der Invasion auf dem Kontinent, gebildet und stand ab Januar 1944 unter dem Kommando von General Sir Bernard Montgomery. Die 21st Army Group operierte nach der Landung in der Normandie, also ab dem 6. Juni 1944 in Nordfrankreich, Luxemburg, Belgien, den Niederlanden und schließlich in Deutschland.

British Second Army

Im März 1945 rückten die alliierten Streitkräfte bis zum Rhein vor. Die 21st Army Group bestand zu dieser Zeit aus der 1. kanadischen Armee, der 9. US-Armee und der britischen 2. Armee unter dem Kommando von General Miles Dempsey. Diese Britische 2. Armee setzte sich aus folgenden Verbänden zusammen:

British Second Army (Lieutenant-General Sir Miles Dempsey)

    VIII. Corps (Lieutenant-General Sir Richard O’Connor)

  • Guards Armoured Division
  • 3rd Infantry Division
  • 5th Infantry Division
  • 15th (Scottish) Infantry Division

    XII. Corps (Lieutenant-General Sir Neil Ritchie)

  • 11th Armoured Division
  • 51st (Highland) Infantry Division
  • 53rd (Welsh) Infantry Division

    XXX. Corps (Lieutenant-General Brian Horrocks)

  • 7th Armoured Division
  • 43rd (Wessex) Infantry Division
  • 52nd (Lowland) Infantry Division

Mit der Operation Plunder, die am 13. März 1945 begann, überquerten die britische 2. Armee und die 9. US-Armee den Rhein an verschiedenen Stellen nördlich des Ruhrgebiets. Die 1. kanadische Armee rückte auf der linken Flanke vor und befreite den nördlichen Teil der Niederlande und eroberte die angrenzenden Gebiete Deutschlands. Die 9. US-Armee bildete den nördlichen Arm der Einkesselung der deutschen Truppen im Ruhrgebiet und wurde am 4. April wieder Omar Bradleys 12. Armeegruppe unterstellt.

Der Vorstoß der 21 Army Group in Deutschland 1945.

Die britische 2. Armee rückte in Nordwestdeutschland vor. Sie erreichte am 4. April die Weser. Nachdem am 9. April britische Truppen bei Hoya die Weser überquert hatte, ging es für die Engländer um die Schaffung einer Ausgangsposition zum schnellen Vorstoß nach Norden. Ihr Hauptziel war die Lübecker Bucht, Ziele waren aber auch die wichtigen Hafenstädte Hamburg und Bremen. Man wollte auf diese Weise auch die Rückführung von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten, die teilweise per Schiff über die Ostsee vonstattenging, sichern helfen. Die Briten hatten dazu ihre ursprüngliche Stoßrichtung auf Berlin geändert, die Ostrichtung den Amerikanern überlassen und waren in Richtung Norden geschwenkt. Diese Richtungsänderung war allerdings gegen britischen Widerstand von den Amerikanern durchgesetzt worden. Vom 10. bis 13. April wurde von den Briten der Übergang über die Aller bei Rethem erkämpft, wo noch stärkerer Widerstand von deutschen Resteinheiten geleistet worden war. In breiter Front stieß die 2. Britische Armee nun nach Norden vor, wobei das XXX. Korps die linke Flanke in Richtung Bremen / Bremerhafen, das XXII. Korps das Zentrum in Richtung Hamburg / Kiel und das VIII. Korps die rechte Flanke in Richtung Lüneburg / Lübeck bildete.

Der Vorstoß der britischen Truppen bis zum 18. April 1945.

Um die zurückflutenden deutsche Truppen wieder zu ordnen und die Verteidigung der Elbelinie vorbereiten zu können erging am 10. April der Befehl vom General Blumentritt eine Verteidigungslinie in der Lüneburger Heide zu errichten. Diese Heide-Verteidigungslinie besaß natürlich keine durchgehenden Stellungen mit Panzerhindernissen und konnte deshalb den Vormarsch der Briten auch nur verzögern. Die Deutschen konzentrierten sich dabei um Verkehrsknotenpunkte. Vor allem bei Soltau, das zu einem „Festen Platz“ erklärt worden war, kam es zu schweren Kämpfen. Die 7th Armoured Division, die den Auftrag erhalten hatte, die Elbbrücken bei Harburg zu nehmen, umging das Kampfgebiet von Soltau und rückte auf der Reichstraße 3 zügig in Richtung Norden und erreichte am 19. April die Hauptkampflinie südlich von Harburg. Am 18. April erreichten die Briten Lüneburg, am 19. April die Elbe, am 2. Mai das Ufer der Ostsee bei Lübeck. Am 3. Mai kapitulierte Hamburg und einen Tag später, am 4. Mai 1945 akzeptierte Feldmarschall Montgomery die bedingungslose Kapitulation der deutschen Truppen in den Niederlanden, im Nordwesten Deutschlands und in Dänemark. Am 7. Mai traf die sowjetische Armee auf die britischen Truppen. Kurz darauf in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation der Regierung von Karl Dönitz, der nach dem Selbstmord Adolf Hitlers Nachfolger geworden war.

Die letzte Phase des Krieges vom 19. April bis 7. Mai 1945.

7th Armoured Division

Die 7th Armoured Division war eine von insgesamt 11 Panzerdivision der britischen Armee. Die Division erlangte vor allem in den Schlachten des Afrikafeldzugs Bekanntheit und ihren nahezu legendären Ruf. Besser bekannt war die Division unter dem Namen „Desert Rats“, den sich die Angehörigen selbst gaben, was eine Anspielung auf das Emblem der Division, eine Wüstenspringmaus, war. Die „Desert Rats“ waren es, die Ende April 1945 den Belagerungsring rund um die Hamburger Hauptkampflinie bildeten.

Das Emblem der 7th Armoured Division, den „Desert Rats“.

Organisation

Eine britische Panzerdivision konnte relativ unabhängig operieren, da der Verband auch über Artillerie, Pioniere, medizinische und logistische Unterstützung verfügte. Zwischen Mai 1939 und Mai 1945 gab es insgesamt neun Änderungen in der Organisation der britischen Panzerdivisionen. Schließlich bestand eine Division aus einer Panzer-Brigade (Armoured Brigade) mit 3 Panzer-Regimenter und 1 Infanterie-Bataillon (Motorbataillon), einer Infanterie-Brigade (Infantry-Brigade) mit 3 Infanterie-Bataillonen, einer Artillerie „Brigade“ mit 2 Artillerie-Regimentern, 1 Flugabwehr- und 1 Panzerabwehr-Regiment sowie den Aufklärungstruppen der Division (Panzeraufklärungsregiment und Panzerwagenregiment) sowie den Unterstützungseinheiten.

Kämpfende Einheiten

22nd Armoured Brigade

  • 1st Royal Tank Regiment
  • 5th Royal Tank Regiment
  • 5th Royal Inniskilling Dragoon Guards
  • 1st Rifle Brigade

131st Infantry Brigade

  • 1/5th Queens Royal Regiment
  • 2nd Bn Devonshire Regiment
  • 9th Bn Durham Light Infantry
  • No. 3 Support Company, Royal Northumberland Fusiliers

Royal Artillery

  • 3rd Royal Horse Artillery
  • 5th Royal Horse Artillery
  • 15th Light Anti-Aircarft Regiment Royal Artillery
  • 65th Anti-Tank Regt. Royal Artillery (Norfolk Yeomanry)

Divisional Troops

  • 8th Hussars
  • 11th Hussars
  • Division Signals

Unterstüzungs- und Versorgungseinheiten

REME (Royal Electrical and Mechanical Engineers)

  • 812th Armoured Troops Workshop
  • 22nd Armoured Brigade Workshop
  • 131st Brigade Workshop
  • 15th Light AA Regiment Workshop

RE (Royal Engineers)

  • 4th Field Squadron
  • 621st Field Squadron
  • 143rd Field Park Squadron

RASC (Royal Army Service Corps)

  • No. 58 Company
  • No. 67 Company
  • No. 133 Company
  • No. 507 Company

RAMC (Royal Army Medical Corps)

  • 2nd Light Field Ambulance
  • 131st Field Ambulance
  • 29th Field Dressing Station
  • 70th Field Hygiene Section
  • 134th Mobile Dental Unit

RAOC (Royal Army Ordnance Corps)

  • Divisional Ordnance Field Park
  • 22nd Armoured Brigade Ordnance Field Park
  • 131st Brigade Ordnance Field Park

Royal Armoured Corps

  • No 263 Forward Delivery Squadron

Die drei britischen Panzerdivisionen der 21. Heeresgruppe waren alle mit einem Panzeraufklärungsregiment als Divisionstruppe und drei Panzerregimentern in ihrer Panzerbrigade in das Jahr 1944 gestartet. Vor dem D-Day wurden die Panzeraufklärungsregimenter als Standard-Panzerregimenter reorganisiert, was bedeutete, dass die Division jetzt effektiv über vier Panzer-Einheiten verfügte. In den ersten Monaten der Kämpfe in Frankreich verfügte jede britische Panzerdivision über ein Panzerwagenregiment, das zuvor dem Korps angeschlossen gewesen war. Damit bestand die Division nun aus vier Panzerregimentern und vier Infanteriebataillone (drei Standart- und ein Motorbataillon), wobei die Aufklärungsaufgaben vom Panzerwagenregiment übernommen wurden. Dies ermöglichte es den Panzerdivisionen, ein System einzuführen, bei dem ein Panzer-Regiment direkt mit einem Infanteriebataillon oder Motorbataillon gepaart wurde, um eine sogenannte Brigade-Gruppe zu bilden. Zwei diesen Gruppen unterstanden dem Hauptquartier der Panzerbrigade und zwei weitere dem Hauptquartier der Infanteriebrigade. Die 7. Panzerdivision scheint aber eine Mischung aus dem alten und dem neuen System verwendet zu haben.

Die Division verfügte über insgesamt 343 Panzer. Dazu gehörten 223 Cruiser, 25 Flugabwehrpanzer, 24 Nahunterstützungspanzer, 63 leichte Panzer und 8 Beobachtungspanzer. Das selbstfahrende Artillerieregiment bestand aus 24 25-Pfünder-Selbstfahrlafetten, das Artillerieregiment mit Feldgeschützen verfügte über 24 25-Pfünder Haubitzen, das Panzerabwehrregiment aus 48 6-Pfünder- oder 17-Pfünder-Geschützen und das leichte Flugabwehrregiment aus 54 Bofors 40-mm-Geschützen.

Organisation einer britischen Panzer-Division 1944-45.

Die britische 155. Infanteriebrigade wurde während der Operation Blackcock im Januar 1945 der 7. Panzerdivision als zusätzliche Infanterie-Unterstützung unterstellt und beendete den Krieg mit dieser Division. Da diese Brigade Mitte bis Ende April, zum Zeitpunkt der Belagerung von Hamburg, für die Kämpfe um Soltau und Walsrode abgestellt worden war, werde ich diesen Truppenverband an anderer Stelle näher beleuchten.

Zu dieser Brigade gehörten folgende Einheiten:

  • 7th/9th Battalion, Royal Scots
  • 4th Battalion, King’s Own Scottish Borderers
  • 6th Battalion, Highland Light Infantry

22. ARMOURED BRIGADE

Das Herzstück der 7. Panzer-Division war die 22. Panzerbrigade. Die Brigade wurde bei Kriegsausbruch am 3. September 1939 aus Panzerregimentern der Territorialarmee gebildet. Während des Krieges sah sie einer beträchtlichen Anzahl von Einsätzen, beginnend mit dem Wüstenfeldzug, wo sie an der Operation Crusader beteiligt war sowie an den Schlachten von Gazala, Mersa Matruh, 1st Alamein und Alam el Halfa. Anschließend wurde der Verband für die Zweite Schlacht von El Alamein der 7. Panzerdivision (den „Desert Rats“) angeschlossen. Sie blieb für den Rest des Krieges Teil der 7th Armoured Division, einschließlich der Feldzüge in Tunesien, Italien und auch in Nordwesteuropa.

Die 22. Panzerbrigade setzte sich ab Frühjahr 1945 aus 3 Panzerregimentern, dem 1st Royal Tank Regiment, dem 5th Royal Tank Regiment und den 5th Royal Inniskilling Dragoon Guards sowie einer angeschlossenen Infanterie-Einheit, dem sogenannten „Motor-Battalion“, der1st Rifle Brigade zusammen.

Kommandeur der Brigadier ab dem 18. Oktober 1944 bis zum Kriegsende war Brigadier A.D.R. ‚Tony‘ Wingfield. Im Jahr 1945 verfügte ein typisches Hauptquartier der britischen Panzerbrigade über eine Struktur, welche die Operationen der Brigade unterstützen sollte. Dieses Hauptquartier umfasste unter anderem eine HQ-Schwadron, eine Signal-Schwadron und eine Field Dressing Station. Die HQ- Schwadron war für die Gesamtführung und -kontrolle verantwortlich, während die Signal-Schwadron die Kommunikationsfähigkeiten bereitstellte. Die Field Dressing Station kümmerte sich um die medizinische Versorgung. Das Hauptquartier der 22. Panzer-Brigade war mit folgenden Panzern ausgestattet:

  • 5x Cromwell-HQ
  • 6x Sherman V OP (für vorgeschobene Beobachter)
  • 2x Cromwell ARV
  • 1 Bridge Troop: 3x Churchill AVLB
  • 1 Defence Troop: 3x Cromwell IV
  • 1 Dozer Section: 3x Centaur (Sherman?) Dozer

Der Cromwell-Kommandopanzer von Brigadier Wingfield, Kommandeur der 22. Panzerbrigade der 7. Panzerdivision, 31. März 1945.

Panzer

Im Gegensatz zu den „Tank Brigades“ der Infanteriedivision, die mit langsamen und schweren Infanteriepanzern ausgerüstet waren, sollten die „Armoured Brigades“ in Panzerdivisionen zusammengezogen und mit schnellen „Cruiser Tanks“ ausgestattet werden, die dazu bestimmt waren, die Lücken in den feindlichen Linien auszunutzen und in Massen durchzustoßen, um den verwundbaren Rückraum des Feindes zu erreichen. Im Großen und Ganzen ging man davon aus, dass die Panzerbrigade den Durchbruch schaffen würde, während die Infanteriebrigade für die Konsolidierung des gewonnenen Territoriums und auch für das Ausschalten der umgangenen Widerstandsnester verantwortlich sein würde.

Kommandopanzer des Hauptquartiers der 22. Panzerbrigade TAC HQ, erkennbar an den sehr langen Antennen. Das Foto wurde in Syke bei Bremen im April 1945 aufgenommen. Der Mann im Vordergrund im Turm ist Major Pat Fitzgerald (Royal Signals) und der andere soll Major Joe Leaver (RTR), der Brigademajor, sein. Der Mann, der auf dem Panzer steht, ist Sgt. ‚Wisey‘ Wiseman (Royal Signals).

Die 7. Panzerdivision wurde im Frühjahr 1944 mit Cromwell-Panzern ausgerüstet und war damit die einzige Division, die diesen Typ als Cruiser-Panzer in allen ihren Regimentern als Kampfpanzer einsetzte. Alle anderen britischen Divisionen verwendeten M4 Sherman-Panzer. Als Anfang 1943 der Rolls-Royce-Meteor-Motor zur Verfügung stand, wurde der A27M Cromwell geboren. Das Meteor-Triebwerk erwies sich, ebenso wie das Merrit-Brown Getriebe, als gute Wahl. Der Motor war zuverlässig, leistungsstark und ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 64 km/h, was den Panzer zum schnellsten des 2. Weltkrieges machte. Allerdings beanspruchte dies das Laufwerk derart, dass der Motor ab der Version Mk VII gedrosselt wurde und die Geschwindigkeit auf 52 km/h fiel. Der A27M wurde in acht Hauptausführungen produziert, die vor allem in ihrer Bewaffnung differierten. Die Modelle Mk I bis III waren mit einer 5,7-cm-Waffe, die Versionen Mk IV, V und VII mit einer 7,5-cm-Kanone und die Typen Mk VI und VIII mit einer 9,5-cm-Haubize ausgerüstet. Zusätzlich unterschieden sich die Versionen darin, ob ihre Wannen geschweißt oder genietet waren, sowie in Details wie der Kettenbreite, Anbringung der Luken und Staukästen. Zahlreiche Centaur-Panzer, der Vorgänger des Cromwell und optisch identisch mit diesem, wurden durch die Umrüstung auf Meteor-Motoren ebenfalls zu A27M, so z. B. die Versionen Mk III und IV. Die 7. Panzerdivision war vorwiegend mit den Versionen Cromwell Mk IV und VII ausgestattet. Der A27M bewährte sich aufgrund seiner Mobilität, blieb aber im Vergleich zu deutschen Panzern stets zu leicht bewaffnet und gepanzert, obwohl ab der Version Mk VII die Frontpanzerung auf 102 mm verstärkt wurde. Zudem war seine Formgebung weit weniger günstig als beim T-34 oder dem Panther und so hinkte er seiner Zeit immer etwas hinterher. Dennoch entwickelte er sich neben dem Sherman zum wichtigsten britischen Panzer der Jahre 1944 und 1945 und wurde insgesamt in rund 3.500 Exemplaren gebaut.

Wie erwähnt, kamen neben den Mk IV und VII Varianten auch andere Modelle in den HQ-Einheiten zum Einsatz, wie der Cromwell Mk VI CS. Das Kürzel CS stand für „Close Support (Nahunterstützung). Diese Cromwell-Panzer-Version hatte man mit einer 95mm Haubitze (95mm Ordnance Qf Mk.I ) ausgerüstet und er war dazu gedacht, Nebelwände zu legen oder HE- oder HEAT/Hollow Charge-Granaten gegen Betonziele wie Bunker abfeuern zu können.

Die britischen Panzerbrigaden hatten ab März 1944 auch acht sogenannte OP-Panzer (Tank Observation Post)zu ihrem Brigade-Hauptquartier hinzugefügt, die von der Royal Artillery verwendet werden konnten. Sie waren vom Royal Armoured Corps bemannt und gehörten nicht zu bestimmten Feldregimentern. Weitere 3 OP-Panzer waren in jeder HQ-Schwadron eines Regiments zu finden. Bei den Fahrzeugen handelte es sich um Panzer des Typs, wie er von der jeweiligen Panzer-Brigade verwendet wurde. Für die 7. Panzerdivision waren dies also Cromwell IV oder VI OP. Die Hauptbewaffnung des Panzers wurde beibehalten, aber das Munitionslager wurde verkleinert, um mehr Platz für zusätzliche Funkgeräte, Kartentafeln usw. zu schaffen.

Ebenfalls im Brigade-Hauptquartier wurden Cromwell Command Tanks verwendet. Das Hauptgeschütz bei dieser Version wurde entfernt und stattdessen verfügte der Panzer über je eines der Funkgeräte Nr. 19 (geringe Leistung) und Nr. 19 (hohe Leistung) sowie weitere Einbauten, wie Kartentische. Statt des eigentlichen Kanonenrohres, wurde eine Attrappe aus Holz eingesetzt, um die eigentliche Funktion des Panzers zu verschleiern.

Centaur Command Tank ‚T187617″: Das Hauptgeschütz wurde entfernt, um im Turm Platz für zusätzliche Funkausrüstung zu schaffen, und außen wurde eine Geschützattrappe angebracht, damit sie identisch mit den bewaffneten Fahrzeugen aussah, die sie begleiten würde.

Auch der Instandsetzungs-Zug des Regiments-Hauptquartiers verwendete eine speziellen Cromwell-Version, den sogenannten Cromwell ARV (armoured recovery vehicle). Bei den Briten war es eine übliche Praxis auf Basis des Fahrgestells eines Kampfpanzers auch eine Variante als Armoured Recovery Vehicle (ARV), also einen Bergepanzer, zu konstruieren. Diese Fahrzeuge entstanden aus umgerüsteten Kampfpanzerwannen und wurden somit nicht zusätzlich produziert. Der am meisten dafür verwendete Wannentyp war der „Hull Type C“. Hierbei wurden die Türme von den Wannen entfernt und eine Winde installiert. Auf der Wanne wurden dann noch zahlreiche Bergeutensilien wie Abschleppstangen, Bergebalken, etc. verstaut. Zusätzlich wurde an der Wannenfront ein A-Rahmen als „Kran“ installiert, um mit einem Kettenzug Lasten heben zu können.

Ein Sherman Firefly in der Straße „Großer Burstah“ in Hamburg. Das Bild wurde am 3. Mai 1945 aufgenommen.

Zusätzlich zu den Cromwell-Panzer waren die britischen Panzer-Schwadronen auch mit einer Anzahl von US Sherman Panzern ausgestattet, die modifiziert durch den Einbau des erfolgreichen britischen 17-Pfünder-Geschützes zum sogenannten Sherman Firefly wurden. Er sollte als provisorische Lösung die überlegene Feuerkraft der deutschen Panzer Panther und Tiger kontern, bis stärkere britische Eigenentwicklungen, das sollte eigentlich der Challenger sein, fertiggestellt waren.

Der M24 Chaffee, ein in den USA entwickelter leichter Panzer, wurde nur in begrenztem Umfang bei der britischen Armee eingesetzt. Die Chaffee war in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs ein Ersatz für den M5 Stuart. Der Panzer hatte eine Höchstgeschwindigkeit von 56 km/h und eine Offroad-Geschwindigkeit von 40 km/h. Er hatte eine Einsatzreichweite von etwa 161 km, bevor die Besatzung den Chaffee erneut betanken musste. Obwohl es sich um einen leichten Panzer handelte, hatte er immer noch eine fünfköpfige Besatzung. Zu den Einheiten, von denen bekannt ist, dass sie über diesen Panzertyp verfügten, gehörten die Aufklärungs-Schwadronen der 7. Panzerdivision. Mindestens zwei dieser Panzer gingen vor Kriegsende im Kampf verloren. Im Juni 1945 verfügte die 7. Panzerdivision über eine Einsatzstärke von 28 leichten Panzern M24 Chaffee.

Das Bild zeigt den M24 Chaffee Kellys Aye HQ Troop 5th Royal Tank Regiment, 22nd Panzer Brigade, 7th Panzerdivision in Deutschland 1945.

Britische Kritik an einigen Designaspekten des M3 Stuart führte zum letzten und besten Serienmodell der M3-Serie, dem M3A3, der als Stuart V in britischen Diensten bezeichnet wurde. Der ebenfalls britische Kosename „Honey“ war eine Anspielung auf seine geringe Größe aus der Umgangssprache des Englischen. Da sich das Geschütz im Kampf gegen feindliche Panzer als zu leicht erwies, wurde der Turm manchmal ganz entfernt, damit er für ein schnelles Truppenfahrzeug (Kangaroo), einen Krankenwagen oder mit zusätzlichen Kommunikationsgeräten als Kommandantenfahrzeug verwendet werden konnte. Stuart „Jalopies“ oder „Recces“ waren ebenfalls gebräuchliche Namen für diese „turmlose“ Stuart-Variante. Neben dem Platzgewinn durch die Entfernung des Turmes gab es eine Reihe von weiteren Vorteilen. So konnte man das Fahrzeug unter feindlichem Beschuss schneller besteigen und verlassen und das Profil war kleiner, was ihn als Aufklärungsfahrzeug nutzbarer machte. Die Gewichtsreduzierung durch das Entfernen des Turms verlieh ihnen auch zusätzliche Geschwindigkeit, was den leichten Panzer noch vielseitiger machte. So war es üblich, dass häufig nur ein Stuart in jeder Aufklärungssektion sein Geschütz behielt.

Zwei Stuart V fahren beim Einmarsch der britischen Truppen am 3. Mai 1945 durch die Straßen von Hamburg.

Panzerregiment

Ab 1944 umfasste ein Panzerregiment der 7. Panzer-Division 78 Panzer. Die Schwadron des Regimentshauptquartiers (RHQ) war mit 7 Cromwell-Panzer und die Aufklärungstruppe (Recce Troop) des Regiments mit 7 leichten Stuart- und 3 Chaffee-Panzern ausgestattet. Neben der HQ-Schwadron verfügte jedes Regiment über drei sogenannte „Sabre“-Schwadronen (A-, B- und C-Squadron). Die Bezeichnung Sabre Squadron wird in der britischen Armee für Einheiten verwendet, die ursprünglich aus Kavallerie-Regimentern hervorgegangen sind oder von ihr beeinflusst wurden, wie Panzer- oder Aufklärungseinheiten. Sie sind nach dem Säbel benannt, der von der Kavallerie verwendet wurde, und sie sind das direkte Äquivalent zum Begriff Schützenkompanie, welches von Infanterieeinheiten verwendet wird. In der Regel bestand jede dieser Schwadronen aus dem Schwadronshauptquartier mit 4 Panzern (2x Cromwell / 2x Cromwell CS) und 4 Zügen (1. – 4. Troop) mit ebenfalls 4 Panzern (3 x Cromwell, 1 x Sherman Firefly). Die Sabre-Schwadronen verfügten somit über 2 Cromwell CS (Nahunterstützungspanzer), 14 Cromwell Panzern und 4 Sherman Fireflys. Später im Feldzug, als mehr Fireflys zur Verfügung standen, verfügten die Troops über je zwei Sherman Fireflys. Jedes Regiment sollte etatmäßig mit 37 Offizieren und 655 anderen Dienstgraden besetzt sein.

RHQ

  • 4x Cromwell IV, 3x Cromwell-OP

Recce Troop:

  • Troop-HQ: 1x Stuart V Recce, (1x Daimler Scout Car)
  • 1 Section: 1x M24 Chaffee, 2x Stuart V Recce, (3x Daimler S/C)
  • 2 Section: 1x M24 Chaffee, 2x Stuart V Recce, (3x Daimler S/C)
  • 3 Section: 1x M24 Chaffee, 2x Stuart V Recce, (3x Daimler S/C)

Maintenance Troop:

Squadron A

  • SHQ: 2x Cromwell VII, 2x Cromwell VI CS
    1 Troop: 3x Cromwell VII, 1x Firefly Vc / 2x Cromwell VII, 2x Firefly Vc (ab Mai 1945)
  • 2 Troop: 3x Cromwell IV, 1x Firefly Vc / 2x Cromwell IV, 2x Firefly Vc (ab Mai 1945)
  • 3 Troop: 3x Cromwell IV, 1x Firefly Vc / 2x Cromwell IV, 2x Firefly Vc (ab Mai 1945)
  • 4 Troop: 3x Cromwell IV, 1x Firefly Vc / 2x Cromwell IV, 2x Firefly Vc (ab Mai 1945)

Squadron B

  • SHQ: 2x Cromwell VII, 2x Cromwell VI CS
  • 1 Troop: 3x Cromwell VII, 1x Firefly Vc / 2x Cromwell VII, 2x Firefly Vc (ab Mai 1945)
  • 2 Troop: 3x Cromwell IV, 1x Firefly Vc / 2x Cromwell IV, 2x Firefly Vc (ab Mai 1945)
  • 3 Troop: 3x Cromwell IV, 1x Firefly Vc / 2x Cromwell IV, 2x Firefly Vc (ab Mai 1945)
  • 4 Troop: 3x Cromwell IV, 1x Firefly Vc / 2x Cromwell IV, 2x Firefly Vc (ab Mai 1945)

Squadron C

  • SHQ: 2x Cromwell VII, 2x Cromwell VI CS
  • 1 Troop: 3x Cromwell IV, 1x Firefly Vc / 2x Cromwell IV, 2x Firefly Vc (ab Mai 1945)
  • 2 Troop: 3x Cromwell IV, 1x Firefly Vc / 2x Cromwell IV, 2x Firefly Vc (ab Mai 1945)
  • 3 Troop: 3x Cromwell IV, 1x Firefly Vc / 2x Cromwell IV, 2x Firefly Vc (ab Mai 1945)
  • 4 Troop: 3x Cromwell IV, 1x Firefly Vc / 2x Cromwell IV, 2x Firefly Vc (ab Mai 1945)

Eine Cromwell-Panzerbesatzung der C-Schadron des 5. Royal Tank Regiments am Rödingsmarkt in Hamburg, 4. Mai 1945. Der Mann, der auf dem Panzer sitzt, ist ein ehemaliger russischer Kriegsgefangener, der an der Seite der Besatzung gekämpft hat.

Neben den Panzer verfügte das Regiment über eine Vielzahl an Radfahrzeugen und Halbkettenfahrzeugen, wie Panzerwagen (Daimler Dingo oder Humber scout cars) Jeeps, Motorräder und LKWs, die entweder für schnelle Beförderung, Aufklärung, Kommunikation, medizinische Versorgung oder den Nachschub eingesetzt wurden. Im Feld wurden die Versorgungsfahrzeuge in Staffeln unterteilt. Die A-Echelon begleitete das taktische Hauptquartier oder die Schwadronen. Die B-Echelon wurde im Rückraum unter dem Kommando des stellvertretenden Befehlshabers gehalten. Die Echelons konnten weiter unterteilt werden, je nachdem, ob B1, B2 usw. benötigt wurden. Beispielsweise verfügte der sogenannte Squadron Admin Troop über 3 x 15 cwt LKW, 1 x carrier, 1 x Wassertankwagen, 14 x 3 t LKW (Lebensmittel, Munition und Nachschub). 11 der 3-Tonner-Lastwagen wurden zusammen mit den Mechanikern nach vorne geschickt, um die Panzer mit Munition und Treibstoff zu versorgen (A- Echelon).

„Motor transport“ der 7. Panzerdivision in Gemen während des Vormarsches in Deutschland 30. März 1945.

1st Battalion Rifle Brigade / Motor Battalion

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Bataillone der Schützenbrigade, der Rifle Brigade, in sogenannten Motorbataillonen der Panzerdivisionen organisiert. Die Rifle Brigade war ursprünglich eine leichte Infanterieeinheit, gegründet im 19. Jahrhundert, mit dem Schwerpunkt auf Beweglichkeit, Eigeninitiative und Zielschießen und schien wohl deshalb für die Aufgaben dieser neuen Einheit am besten geeignet. Motorbataillone waren hochmobile Infanterie-Einheiten, welche die Panzer der Division begleiten sollten. Die Hauptaufgabe bestand darin, Panzer gegen Panzerabwehrwaffen und gegen Überraschungsangriffe in der Nacht zu schützen. Weitere Aufgaben waren Operationen in unwegsamem Gelände oder Kämpfe in städtischen Gebieten oder die Notwendigkeit, bestimmte Boden- oder Geländemerkmale zu halten. Ein Motorbataillon war also eine spezialisierte Infanterieeinheit, die für den Nahschutz von Panzereinheiten bestimmt war. Das Motorbataillon war so organisiert, dass jede der drei Kompanien unabhängig mit einem der Panzerregimenter der Panzerdivision operieren konnten. Gegen Ende des Jahres 1944 war es aber üblich geworden, dass die Infanteriebataillone einer Panzerdivision mit Panzerregimentern in Paaren organisiert wurden, wobei in diesem Fall das Motorbataillon mit dem Panzeraufklärungsregiment kombiniert wurde.

Ein Motorbataillon bestand im Jahr 1945 aus insgesamt 854 Mann. Neben den im Vergleich zur Infanterie unterschiedlichen Aufgaben, war das Motorbataillon auch unterschiedlich organisiert und bewaffnet. Das Motorbataillon verfügte zwar über weniger schwere Waffen als ein reguläres britisches Infanterie-Bataillon, war aber mit zusätzlichen leichten Maschinengewehren (Bren Guns) und zusätzlichen PIAT ausgestattet. Hinzu kam eine Unterstützungs-Kompanie mit schweren Maschinengewehren, Panzerabwehr-Geschützen und schweren Mörsern.

Die Rifle Bataillons wurden 1945 mit von den USA gelieferten M5-Halbkettenfahrzeugen ausgerüstet. Vermutlich wurde dieses Browning-MG für eine Periode der statischen Kriegsführung vom Fahrzeug abmontiert.

Am Anfang war der Transportmittel des Motorbataillons der 15cwt-LKW, der eine achtköpfige Sektion einschließlich des Fahrers transportierte. Diese Zahl wurde nicht im Einklang mit den Standard-Infanteriebataillone erhöht, und die Rifle-Sektion blieb bis zum Ende des Krieges bei acht Mann. Dies bedeute, dass das M5 Halbkettenfahrzeug, welches das häufigste Transportmittel im Jahr 1945 war, sehr geräumig für eine Sektion einer Rifle Brigade gewesen sein muss, da es eigentlich für 13 Mann ausgelegt war. Neben dem M5 wurden andere Fahrzeuge, wie für die Aufklärung das Humber Scout Car und der Daimler Dingo sowie als Zugmaschine für die 6pdr Anti-Tank-Gun der Lloyd Carrier eingesetzt.

Ein ehemaliger Zwangsarbeiter hilft britischen Soldaten der 1st Rifle Brigade bei der Reinigung ihres Halbkettenfahrzeuges, Deutschland 26. April 1945. Bei diesem Fahrzeug müsste es sich um einen M5A1 Halftrack handeln.

M5 Halbkettenfahrzeug / Lend-Lease-Versionen

Eine große Anzahl der US-Halbkettenfahrzeuge M2 und M3 wurden im Rahmen des Lend-Lease-Abkommens an verbündete Armeen abgegeben. Da bald die drei ursprünglichen Hersteller den Bedarf nicht mehr decken konnten, wurde die Firma International Harvester (IHC) 1942 beauftragt, eine vereinfachte Version des M2 und M3 für den Export zu fertigen. Die Fahrzeuge nutzten IHC-Komponenten und waren äußerlich an den einfachen Kotflügeln und den hinten abgerundeten Ecken des Kampfraumes zu erkennen. Die Panzerung bestand nicht wie beim M3 aus oberflächengehärtetem Stahl, sondern aus einfachem Panzerstahl. Um einen annähernd gleichen Schutz zu erlangen, musste die Panzerung dicker gefertigt werden. Der M2 wurde als IHC-Version M9 und der M3 nun M5 genannt. Dieser M5 wurde auch in der 1st Rifle Brigade eingesetzt und war dort das Standartfahrzeug für eine Rifle-Sektion.

Motor Battalion / Organisation

Im Gegensatz zu den anderen Bataillonen der Rifle Brigade bestand die 1. Rifle Brigade anstelle der üblichen A-, B-, C- und S- (Support) Kompanien aus den Kompanien A, C, I und S (Support).

Battalion HQ:

  • 5x Jeep,4x 15-cwt truck, 2x scout car

HQ Company

  • Administration Platoon: 2x motorcycle, 2x 8-cwt truck, 4x 15-cwt truck, 13x 3-ton lorry
  • Signal Corps Platoon: 5x motorcycle, 2x 8-cwt truck, 3x 15-cwt truck
  • Light Aid Detachment (REME): 2x 3-ton lorries, 1 x 3-ton 6×4 breakdown lorry

3x Motor Company

  • Company HQ: 3x Motorcycle, 1x Jeep, 3x Half-track, 3x 3ton lorry GS
  • 3″ Mortar Unit: 1x motorcycle 1x 15cwt truck GS, 1x Universal Carrier

Platoon

  • Platoon-HQ: 1x Motorcycle, 1x M5 Half-track
  • 1st section: 1x M5 Half-track
  • 2nd section: 1x M5 Half-track
  • 3rd section: 1x M5 Half-track

Platoon

  • Platoon-HQ: 1x Motorcycle, 1x M5 Half-track
  • 1st section: 1x M5 Half-track
  • 2nd section: 1x M5 Half-track
  • 3rd section: 1x M5 Half-track

Platoon

  • Platoon-HQ: 1x Motorcycle, 1x M5 Half-track
  • 1st section: 1x M5 Half-track
  • 2nd section: 1x M5 Half-track
  • 3rd section: 1x M5 Half-track

Scout Platoon

  • Platoon-HQ: 2x Universal Carriers, 1x 15 cwt 4×2 truck, 1x Scout Car
  • 1st section: 3x Universal Carrier
  • 2nd section: 3x Universal Carrier
  • 3rd section: 3x Universal Carrier

Support Company

  • Company-HQ: 1x Universal carrier, 2x 15-cwt trucks
  • 3″ Mortar Unit: 1x motorcycle 1x 15cwt truck GS, 1x Universal Carrier
  • 3 x AT Platoon: 4x 6pdr ATG, 8x Loyd Carrier
  • 2 x MG Platoon: 4x Vickers MMG, 8x Universal Carrier

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Big Red One Assault Museum

Die Objekte im Big Red One Assault Museum erinnern an die amerikanische Landung am 6. Juni 1944 am Omaha Beach, nur wenige hundert Meter vom Big Red One Assault Museum entfernt. Die 1. US-Division war Teil der berühmten Landung, wo sie trotz der aufgetretenen Schwierigkeiten gemeinsam mit der 29. US-Division die Gebiete um Saint-Laurent, Vierville und Colleville-sur-Mer sicherte. Der Spitzname der Division bezog sich auf ihr Divisionsschulterabzeichen, eine rote 1 und lautete deshalb „Big Red One“. Sie wurde auch als „First to Fight“ bezeichnet.

1. US-Infantry Division

Die 1. Infanteriedivision wurde im Juni 1917 gegründet. Sie war die erste US-Infanteriedivision, die im Ersten Weltkrieg zum Kampf gegen die deutschen Streitkräfte aufgestellt wurde. Als die 1. amerikanische Infanteriedivision am 15. Mai 1942 eingesetzt wird, zählte sie fast 15.000 Soldaten. Ihre erste Schlacht im Zweiten Weltkrieg fand am 8. November 1942 im Rahmen der Operation Torch statt. Die alliierten Streitkräfte organisierten zum ersten Mal eine groß angelegte Landung in der Nähe der Stadt Oran in Algerien. Die 1. Infanteriedivision kämpft anschließend in Tunesien und nimmt im Juli 1943 an der Invasion Siziliens teil.

Am 6. Juni 1944 landet das 16. Infanterieregiment der 1. Division unter dem Kommando von Generalmajor C. Ralph Huebner um 6:30 Uhr in der Normandie vor der Ortschaft Colleville-sur-Mer. Doch der deutsche Widerstand ist äußerst stark und die Amerikaner stehen am Rande einer Katastrophe. Die Verluste sind enorm, 95 Prozent der Offiziere wurden getötet und niemand ist dort gelandet, wo er eigentlich sein sollte. Doch die Veteranen Nordafrikas ließen sich nicht entmutigen und stürmten den Atlantikwall, der von der 352. deutschen Infanteriedivision bewacht wurde. Colonel George A. Taylor, Kommandeur des 16. Infanterieregiments, brüllte seinen Männern am Strand einen Satz zu, der in die Geschichte einging: „An diesem Strand halten sich zwei Sorten von Menschen auf: die, die tot sind, und die, die sterben werden. Und jetzt lasst uns hier verschwinden.“

Nach den D-Day-Landungen am 6. Juni 1944 rückte die Division unter Major General Clarence R. Huebner im Rahmen des V. US-Korps landeinwärts und sicherte so einen Brückenkopf für Versorgungs- und Kampftruppen. Sie drang anschließend weiter ostwärts durch Frankreich vor. Im September 1944 erreichte die Division die deutsche Grenze und nahm im folgenden Monat Aachen ein. Im Anschluss kämpfte die Division im Hürtgenwald und an der Rur. Anfang Dezember wurde die Division, nach sechs Monaten ununterbrochenem Kampfeinsatz, zur Auffrischung von der Front abgezogen. Mit dem Beginn der deutschen Ardennenoffensive am 16. Dezember 1944 wurde die Division an die Ardennenfront verlegt, wo sie erneut schwere Kämpfe zu bestehen hatte.

Im Februar 1945 brach die 1. US-Infanteriedivision aus dem amerikanischen Brückenkopf bei Remagen aus und nahm an der Einkesselung des Ruhrgebiets teil, bevor sie durch Mitteldeutschland nach Osten vorrückte. Am Ende des Krieges war die „Big Red One“ durch ganz Deutschland bis in die westliche Tschechoslowakei vorgerückt.

Museum

Das Museum wurde im April 2004 eröffnet und ist das Ergebnis der leidenschaftlichen Besessenheit von Pierre-Louis Gosselin. Ähnlich wie Michel de Trez mit seiner Leidenschaft für die amerikanische Luftlandetruppe in Dead Man’s Corner hat Pierre-Louis in Colleville-sur-Mer etwas Ähnliches in kleinerem Maßstab geschaffen. Das Museum in Colleville-sur-Mer stellt also mehr oder weniger die Privatsammlung von Pierre-Louis Gosselin dar. Schon als Junge war er von den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs und insbesondere der 1. amerikanischen Division fasziniert. Mittlerweile verfügt das Museum über eine beeindruckende Menge an Militärobjekten, die jedes Jahr weiterwächst.

Trotz seiner geringen Größe zeigt das Museum eine beträchtliche Anzahl von Artefakten, darunter einige ungewöhnliche Gegenstände wie die komplette Militärausrüstung von Kaplan Captain Andrews, die er persönlich gespendet hat. Die Sammlung umfasst auch umfangreiche Archivdokumente und Besucher können sich an das Museum wenden, wenn sie das Archiv nutzen möchten.

Objekte

Diese stählerne Klappe eines LCVP, also eines kleinen Landungsbootes, welches mit der ersten Angriff-Welle am Omaha Beach eintraf, fand Pierre-Louis Gosselin als 14-jähriger Junge am Strand. Er erhielt von der Gemeinde die Erlaubnis das Fundstück zu bergen und er versprach damals, dass er sie später in einem eigenen Museum hier in Colleville-sur-Mer ausstellen werde. Somit war die Grundlage für das spätere Museum gelegt. Die Vorderseite der Klappe ist mit Löchern übersät, die von einer Explosion stammen müssen.

Neben der Klappe gibt es weitere spannende Teile eines Landungsbootes, wie die hölzerne Seitenwand, Bootshaken, Rettungsring und Schiffschraube zu sehen. Interessant ist die deutlich blaue Farbe der Seitenwand, die man auch auf der Landeklappe findet, also nicht das Grau, welches man sonst in Darstellungen sieht.

Weitere kleine Objekte, die mit den Landungsbooten in Verbindung stehen, wie das Handbuch für die Crew.

Diese hölzerne Wasserfass gehörte ebenfalls zur Standartausstattung eines LCVP.

Mit Schlachtbooten transportierten die Demolition-Teams ihren Sprengstoff und weitere Ausrüstung vom Landungsboot an den Strand. Der wasserfeste Anorak gehörte einem Crew-Mitglied eines Landungsbootes. Um die Hüfte trägt er einen Rettungsgürtel.

Zu den Abwehrmaßnahmen der Deutschen zählten solche „belgischen Tore“, die in langen Reihen aufgestellt verhindern sollten, dass Fahrzeuge vom Wasser aus auf den Strand fahren konnten.

Minen, wie diese Tret-Mine, waren eines der gefährlichsten Hindernisse am Strand.

Diesen Helm eines US-Soldaten der 1. US-Division erhielt Pierre von der Familie des ehemaligen Bürgermeisters von Colleville-sur-Mer, der den D-Day im Jahr 1944 miterlebt hatten und diesen Helm in einem Graben an der Dorfkreuzung fand. Später recherchierte Pierre anhand der Abzeichen auf dem Helm, dass dieser einem Stabs-Unteroffizier der G-Kompanie des 16 Regiments gehört haben muss. Diese Kompanie erreichte und eroberte als erste US-Einheit den Ort Colleville-sur-Mer. Der Unteroffizier, der am Anfang der Kolonnen vom Strand den Ort erreichte, wurde durch einen Kopfschuss eines Scharfschützen getötet. Man kann noch deutlich das Einschuss- und Ausgangsloch im Helm sehen. Später erfährt Pierre, dass es sich bei dem Träger des Helmes um den Staff-Sergeant Silbert P. Greene gehandelt hat.

Die Uniformjacke mit Rettungsgürtel eines Corporals der 1. US-Division.

Die berühmte Assault-Weste, mit der einige ausgewählten Truppenteile ausgestattet wurden.

Ausrüstung der Landungstruppen, wie Sprengstoff und Gasmaskentasche.

Dieser Kleidersack gehörte Captain T. F. Obrien, der an seinem 30. Geburtstag getötet wurde. Zu sehen auf dem Sack sind die „Invasion-Strips“, der Verweis auf die „G“ Kompanie und die Seriennummer.

Diese Szene stellt zwei US-Soldaten am Omaha Beach dar. Die Bazooka des einen Soldaten wurde von einem Einheimischen im Jahr 1964 gefunden.

Neben den Uniformen und Ausrüstungsteilen, sind auch die Dinge im Bild-Hintergrund interessant, wie das Hotel-Schild oder die zerschossene Tür.

Spannend sind, neben den Fundstücken, auch die zahllosen privaten Dinge der Soldaten der 1. US-Division, wie Fotos und Briefe, die dem Museum von Familienmitgliedern zugeschickt und als Ausstellungsstücke überlassen wurden.

Zu diesem Chaplain mit Namen Captain F. E. Andrews der 1. US-Division gibt es einen extra Ausstellungsbereich.

Neben den Ausstellungsstücken zur 1. US-Division gibt es in diesem Museum auch eine erstaunlich große Auswahl an Fundstücken zur deutschen Armee. Hier zu sehen ist ein Treibstofftank eines Abwehr-Flammenwerfers.

Teile eines deutschen Unterstandes.

Vor allem zu den deutschen Fallschirmjägern gibt es eine ganze Reihe von interessanten Ausstellungsstücken.

FAZIT: Ein ungemein interessantes Museum, dass aber nur seine volles Potenzial entfaltet, wenn man sich wirklich eingehend mit zumindest einigen der Ausstelungsstücke beschäftigt.

BROMuseum046

franktactica

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