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Nunatak

11. Juni 2025 um 22:30

 
Die wärmende Sonne scheint am Himmel, der Antarktis und lässt die weiße Schneelandschaft im Glanz erstrahlen. Eine glatte Eisschicht erstreckt sich in scheinbar endloser Weite, bis sich plötzlich ein mächtiger Gipfel aus der Schneelandschaft erhebt und mit seiner Kuppe, Himmel und Erde zu verbinden scheint! Nunatak der Tempel aus Eis! Der größte und prächtigste Tempel, den die Menschheit je gesehen hat!


Der Tempel, den du mitaufbauen kannst, um ewig in den Geschichtsbüchern zu stehen, als derjenige der den größten Anteil am Bau dieses gigantischen Kunstwerkes aus Eis hatte! Um das zu erreichen musst du deine Arbeiterkarten geschickt auswählen und die Eisblöcke gezielt setzen!


Nunatak ist ein anspruchsvolles Familienspiel für 1 - 4 Strategen ab 10 Jahre und stammt vom Autor Kane Klenko, aus dem Kosmos Verlag. Reihum werden spezielle Baukarten auf die Hand genommen, ausgespielt und gesammelt und dadurch Eisblöcke auf dem Spielplan positioniert, bis daraus ein 3D Eistempel entsteht.

Spielvorbereitung

Der Spielplan wird aus variablen, quadratischen Bodenplatten gebildet, die Aussparungen enthalten, um darauf die Eisblöcke zu positionieren. Die Rahmenteile ergeben die Siegpunktleiste und die persönliche Anzeige der Baumeisterleiste. Die restlichen Bodenplatten, Baukarten und Segenkarten werden sortiert, gemischt und je ein Stapel neben dem Spielplan gebildet. Es werden 4 Baukarten und 2 Segenkarten offen aufgedeckt. Jeder Spieler erhält die Eisblöcke seiner Farbe, sowie eine Übersichtskarte und legt je ein Markierungsstein auf die Punkteleiste und einen auf die Baumeisterleiste. Die Eistempelkumpe wird bereit gelegt.



Spielablauf

Reihum nimmt der aktive Spieler eine Baukarte und setzt einen Eisblock auf eine der Bodenplatten mit demselben Symbol, wie die Baukarte und füllt anschließend die Baukarten und ggf. Segenkarten wieder auf.

Spielt er eine Arbeiter-Baukarte darf er zuvor eine Bodenplatte mit Arbeiter-Symbol mit einer beliebigen, freien Bodenplatte vertauschen.
Hat sich der Spieler für eine Älteste-Baukarte entschieden, kann er am Ende des Zuges eine der beiden offenliegenden Segenkarten nehmen. Diese Karten ermöglichen einmalige Zusatzoptionen oder zusätzliche bzw. verbesserte Möglichkeiten um Siegpunkte zu erhalten.

Vollendet der Spieler beim Platzieren seines Eisblocks eine ganze Reihe, rückt er auf der Baumeisterleiste eins weiter. (Wozu das gut ist, erkläre ich später.)



Sobald 4 Eisblöcke ein Quadrat bilden wird auf diesen eine nächst höhere Ebene gebildet, indem eine Bodenplatte darauf gelegt wird. Dabei erhält man Punkte für die darunter liegenden Eisblöcke, sogenannte Unterstützungs-Eisblöcke.
Als aktiver Spieler erhält man einen Punkt für jeden eigenen Unterstützungs-Eisblock. Zudem gibt es Punkte, je nachdem wer insgesamt die meisten Unterstützungs-Eisblöcke für diese Bodenplatte stellt (1, 2 oder 5 Punkte), bei Gleichstand gewinnt immer der aktive Spieler.

Eine Besonderheit stellt die Tempelkuppe dar, die am Spielende, nämlich dann, wenn alle Eisblöcke gesetzt wurden und ein oberstes Quadrat aus Eisblöcken entstanden ist, platziert wird.
Diese darf von demjenigen Spieler gesetzt werden, der die meisten Eisblöcke am Rand des Tempels gesetzt hat.
Er erhält einmalig 7 Punkte und berechnet die regulären Punkte für Unterstützungs-Eisblöcke.



Anschließend kommt es zur Schlusswertung, bei der auch die Segenskarten eingesetzt werden können.
Für jede, der 6 verschiedenen Baukarten gibt es unterschiedliche Bedingungen für Siegpunkte, die immer durch das Sammeln der Karten erfüllt werden. Beispielsweise erhält man für die Baumeister-Baukarten Siegpunkte nach der Anzahl dieser Karten, multipliziert mit dem Wert auf der Baumeisterleiste.
Außerdem erhält man für jedes Set aus den 6 verschiedenen Baukarten 10 Punkte.

Die Siegpunkte die man für das Setzen der Eisblöcke und evtl. der Eiskuppe erhalten hat, die Siegpunkte durch Segenkarten und die durch die Baukarten ergeben dann die Gesamtpunkte. Der Spieler mit den meisten Gesamtpunkten gewinnt das Spiel und wird für immer in Erinnerung bleiben, als die Person, mit der größten Teilnahme am Bau des gigantischen Eistempels, Nunatak.



Fazit

Das Brettspiel Nunatak überzeugt durch einfache Spielmechanismen, die taktische Tiefe bieten, sowie durch eine gelungene Umsetzung des Themas – sowohl spielerisch als auch optisch.

Die Spielanleitung ist verständlich und unterstützt die Erklärungen mit zahlreichen Bildern. Die Spieleübersichten fassen das Wichtigste zusammen, sodass ein Nachblättern in der Anleitung nicht notwendig ist.

Die Grundregeln sind einfach und schnell verstanden: Baukarte nehmen, Eisblock setzen.

Die Spieltiefe entsteht durch die Siegpunktebedingungen, die eine Mischung aus sofortigen Siegpunkten durch die Platzierung der Eisblöcke und Siegpunkten am Spielende durch die Bildung von Kartensets plus Segenkarten darstellen.



Bei der Positionierung der Eisblöcke gibt es mehrere Bedingungen, die eine Rolle spielen. Setze ich einen Eisblock in die Mitte der Bodenplatten, habe ich eine höhere Chance, später mehr Punkte für Unterstützungs-Eisblöcke zu erhalten. Setze ich an den Rand der Bodenplatten, ist die Wahrscheinlichkeit größer, am Ende des Pyramidenbaus die Eiskuppe setzen zu dürfen. Habe ich die Möglichkeit, ein Quadrat oder eine Reihe aus Eisblöcken zu vollenden, oder ermögliche ich mit meinem Spielzug dem Gegner dies zu tun und gebe ihm somit eine gute Vorlage?

Die richtige Position des Eisblocks kann entscheidend sein!

Jedoch kann ich nur dann einen Eisblock setzen, wenn ich die zugehörige Baukarte nehme und ausspiele. Da es verschiedene Siegbedingungen für die Baukarten gibt, möchte ich vielleicht nur ganz bestimmte sammeln oder meinem Gegner eine bestimmte Karte wegnehmen.

Durch diese Bedingungen bleibt jeder Zug spannend, denn es steht immer die Entscheidung zwischen einer punkteträchtigen Positionierung des Eisblocks, Kartenoptimierung und der Verhinderung gegnerischer Punkte.



In unseren Spielrunden hat sich keine Baukarte als dominanter Siegpunktebringer erwiesen, wobei die Ältestenkarten sehr beliebt sind, da sie zusätzliche Siegbedingungen bringen und am Spielende Punkte für bestimmte Baukartentypen gewähren. Es gibt auch Punkte für Baukartensets aus allen Baukarten. Man kann sich also entweder auf einzelne Baukarten konzentrieren oder versuchen, möglichst viele verschiedene zu sammeln, um beim Setzen der Eisblöcke mehr Punkte zu erhalten.

Die unterschiedlichen Siegpunktebedingungen bringen Abwechslung in den Spielverlauf und machen den Sieg bis zuletzt unklar. Selbst wenn ein Spieler durch das Setzen von Eisblöcken weit vorne liegt, kann am Ende ein anderer gewinnen, der seine Baukarten besser kombiniert hat.

Nunatak spielt sich flüssig, es bleibt immer das Gefühl, sinnvoll handeln zu können und zwischen verschiedenen Optionen entscheiden zu müssen. Es gibt ausreichende Spielerinteraktionen, wobei diese vor allem passiv sind – etwa durch das Wegnehmen guter Karten oder Positionen.

Das Spiel hält stets ein gutes Niveau an Interesse und Spannung aufrecht. Lediglich im Spiel zu viert kann die Downtime manchmal etwas länger sein.



Apropos Spieleranzahl! Hier habe ich die wohl einzige Kritik an Nunatak.

Da für den Bau der Pyramide immer gleich viele Eisblöcke benötigt werden, gibt es im Spiel zu zweit eine Regeländerung. Hier wird ein dritter, neutraler Spieler integriert, dessen Züge von den anderen Spielern gemacht werden.

Dazu werden die Eisblöcke einer Farbe auf beide Spieler aufgeteilt, sodass jeder immer zwei eigene Eisblöcke sowie einen Eisblock des dritten Spielers bereithält. Diese 3er-Sets an Eisblöcken müssen der Reihe nach gesetzt werden, das heißt, spätestens jeder dritte Spielzug der Spieler muss für den dritten Spieler verwendet werden.

Dieser Spielmechanismus verändert die Spielbedingungen und das Spielgefühl. Insgesamt hat uns diese Variante nicht so gut gefallen, da der 3 Spieler wie ein Störfaktor erscheint.
Man ist am Zug und würde jetzt gern eine bestimmte Baukarte nehmen, aber nein, man muss erst den Eisblock des 3 Spielers platzieren!
Andererseits ist der 3 Spieler in seinem eigenen Zug ja manipulierbar und kann indirekt für die eigenen Zwecke genutzt werden. Der 3 Spieler nimmt also eine Baukarte die der Gegner braucht und keine, die man selbst haben möchte, er setzt seine Blöcke dort, wo sie dem Gegner in die Quere kommen usw.
Der 3 Spieler generiert dabei keine eigenen Siegpunkte ist aber immer konkurrierend bei den Wertungen. Seine Unterstützungseisblöcke zählen für die Berechnung der Punkte und seine Baukarten zählen, wenn es um die Anzahl der meisten Arbeiterkarten geht, auch beim Setzen der Eiskuppe werden seine Eisblöcke mitgezählt.

Das Spiel zu Zweit unterscheidet sich somit vom Spiel zu dritt oder zu viert.

Auch im Solomodus wird mit Dummys gespielt. Hier sind es dann zwei Spieler für die indirekte Spielzüge agiert werden müssen. Wobei es dann eine andere Regelung zum Aufnehmen der Baukarten und dem Setzen der Eisblöcke gibt, so dass man die Dummys dann nicht manipulieren kann. Für den Solomodus von Brettspielen ist es gängig, dass mit Dummys gespielt wird. Weshalb ich hier keine direkte Kritik sehe.

Insgesamt gesehen spielt sich Nunatak somit in fast jeder Spieleranzahl unterschiedlich. Das kann sowohl als Bereicherung, als auch als Kritik angesehen werden. Uns hat das Grundspiel, wie es mit 3-4 Spielern gespielt wird am besten gefallen und dafür kann ich eine klare Empfehlung geben.

Nunatak ist ein anspruchsvolles Familienspiel mit einer gelungen thematischen und optischen Umsetzung, dass vor allem zu dritt und zu viert viel Spaß macht.

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Nunatak von Kane Klenko
Erschienen bei Kosmos
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 35 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Kosmos)
*es handelt sich um einen Affiliate Link. Für Euch entstehen keine Kosten, wir erhalten eine Provision.

Chocolates

01. Januar 2025 um 23:30

 
Pralinen sind eines der beliebtesten Präsente zum Verschenken! Wen wundert das?! Lockt uns doch die süße Verführung aus Schokolade in verschiedenen Kreationen, die kunstvollen Verzierungen und die kleinen Aufmacher auf der Praline! Zartbitterschokolade, weiße Schokolade, helle Schokolade, Pistazien, rosa Kugeln ... Allein der Anblick lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen! Und das Beste! Wir wissen nicht welche Füllung drin ist!? Nougat, Marzipan, Rum...?! Jede Praline ist eine kleine Überraschung!



Auch in dem Plättchen-Rate Spiel Chocolates von Segolene und Jean Paul Monnet, aus dem Piatnik Verlag, ist jede Praline eine Überraschung! Allerdings nicht, weil wir hineinbeißen, sondern weil wir nicht wissen, welche Pralinen sich in der Schachtel befinden! Das versuchen wir jedoch mit Tippkarten zu erraten!
Das Ziel ist es, die meisten Punkte durch richtige Tippkarten zu erhalten.

Aus 21 Pralinenplättchen werden verdeckt 16 Plättchen ausgewählt und in einem 4x4 Raster ausgelegt. Die restlichen Plättchen kommen zurück in die Schachtel. Sie haben es nicht in die aktuelle Konfektion geschafft.
Zudem werden 3 Tippkarten offen ausgelegt. Reihum können sich die Spieler eine Tippkarte nehmen und dem Tipp zustimmen oder ihn verneinen (entspricht jeweils einer Kartenseite). Anschließend werden die noch ausliegenden Tippkarten um einen Wertepunkt, in Fotm von Nougatwürfeln erhöht (die süße Verführung steigt!) und eine Tippkarte nachgezogen. Zuletzt deckt der aktive Spieler eine Pralinenkarte auf. Das Spiel endet, sobald ein Spieler die vierte Tippkarte genommen hat und die Runde zu Ende gespielt wurde.



Fazit:
Bingo das war die richtige Tippkarte!
Chocolates erinnert in seinem Grundgerüst an das altbekannte Spiel Bingo. Wir haben ein Raster aus Pralinen, anstatt Zahlen und in jeder Runde decken wir eine Praline auf, anstatt eine Zahl vorzulesen und evtl. durchzustreichen. Außerdem sind beide Spiele sehr glücksabhängig. Das war es aber auch schon mit der Ähnlichkeit! Bingo Zahlen sind schließlich keine Pralinen! Und das Spiel Chocolates wirbt zwar mit einer süßen Verführung, hat aber im Gegensatz zum Bingo doch ein bißchen mehr Würze oder Geschmack in der Schachtel!
Denn mit einfach so Pralinen Aufdecken und auf Glück hoffen ist es nicht getan!



Während wir in Bingo versuchen, 5 Zahlen nebeneinander anzukreuzen, sind die Tippkarten in Chocolates viel komplexer aufgebaut! Jede Tippkarte macht eine unterschiedliche Aussage zum Vorkommen und der Anordnung von Pralinen. Um diese zu verstehen, müssen die bildlichen Darstellungen und mathematischen Zeichen die darauf abgebildet sind, verstanden werden oder man liest ganz hinten in der Anleitung nach. Hier ein paar Beispiele für Tipps: es gibt genau 2 grüne Pralinen im Raster (in der Pralinenschachtel) oder es sind genau gleich viele braune Pralinen in der rechten und linken Hälfte des Rasters oder mindestens 1 weiße, 1 grüne und 1 pinke Praline sind in einer beliebigen Reihe oder Spalte im Raster....uvm.
Um diese Tipps einschätzen zu können, gibt es eine Übersichtskarte über alle möglichen Pralinen. Aber nicht vergessen, 5 Pralinen sind aussortiert und nicht im Raster! Oder sie wurden schon aufgegessen!? ;-) "Oh, hoffentlich sind die rosanen Pralinen noch drin! Die brauche ich doch für meinen Tipp!"



Durch jede aufgedeckte Praline ändern sich jedoch die Informationen und wir müssen unsere Einschätzung immer neu anpassen! Dadurch kann ein Tipp bereits während des Spiels unmöglich werden oder bereits eingetroffen sein!
Die Vergleichsarbeit im Spielverlauf ist somit viel, viel höher als bei Bingo, wo wir nur die aufgerufenen Zahlen in unserem Raster suchen müssen! Zudem haben die Tippkarten unterschiedliche Punktewerte. Das heißt ein Tipp ist nicht gleichwertig wie der andere! Ein Spieler, der nur eine Tippkarte genommen hat, diese aber erfüllt wird, kann am Ende mehr Punkte haben, als der Spieler, der 4 Tippkarten hat, aber jede Menge Minuspunkte durch unerfüllte Tipps bekommen hat. Und genau dieses Abwägen und "Zocken" macht die Würze, äh die Süße von Chocolates aus!



Natürlich können wir einfach jede Runde eine Tippkarte nehmen, auch wenn wir zu Beginn wenige Informationen haben und hoffen einfach auf Glück! Wir können auch Tippkarten nehmen, ohne uns Gedanken zu machen, denn der Zufallsanteil im Spiel bleibt hoch genug, damit wir auch mit dieser Taktik gewinnen können. Das Potential von Chocolates ist dann jedoch ungenutzt! Das ist so, als hätte man die Pralinen eine nach der anderen aufgegessen, ohne jede einzelne zu genießen und am Ende ist die Schachtel leer und wir wissen nicht mehr wie der Geschmack der einzelnen Pralinen war. Wer kein Geschmack möchte, bzw. nicht viel nachdenken will, bleibt dann lieber bei Bingo! Für alle anderen gilt, lasst euch etwas Zeit dabei, Tippkarten zu nehmen, damit sich das Spiel entfalten kann, wie der Geschmack der Pralinen im Mund und setzt euch zum Ziel nicht zu viele Minuspunkte zu machen! Dann wird das Spiel spannender und geht länger!



Da ich übrigens davon ausgehe, dass die Pralinen in Chocolates alkoholfrei sind, habe ich auch meine jüngeren Kinder mit 6 und 8 Jahren beim Spieletesten miteinbezogen und sie durften sich trotz der Altersbeschränkung von 10 Jahren, auch an den Pralinen versuchen! Da die Grundregeln von Chocolates schnell erlernt sind, konnten sie problemlos mitspielen. Die Darstellung der Tippkarten mussten wir Ihnen ein paar mal erläutern, aber die Kinder hatten das doch recht schnell verstanden und konnten Chocolates sogar alleine spielen! Wenn Kinder ein gutes bildliches Verständnis haben oder die Tippkarten von Mitspielern erklärt werden, gibt es in meinen Augen keinen Grund, warum sie von der Süßen Verlockung von Chocolates fern bleiben sollen! Ich meine Hallo! Süßigkeiten! Wenn das kein Thema ist das Kinder lieben! Ich empfehle deshalb eine Altersbeschränkung ab 8 Jahren.
Tatsächlich kam Chocolates gerade bei meinen jüngeren Kindern gut an!,



Mir, als erwachsener Vielspieler hätte es noch etwas mehr an Taktik sein dürfen, z.B. hätte ich es toll gefunden, wenn bei jeder aufgedeckten Praline, nur die Tipps wertvoller werden, die noch unwahrscheinlich sind. Aber das hätte noch mehr Vergleichsarbeit und Nachdenken bedeutet und das Spiel komplizierter gemacht. Und sind wir mal ehrlich Chocolates soll doch ein Familienspiel sein, ein süßer Genuss für die ganze Familie und kein Feinschmeckerspiel wie bei einer Weinprobe, wo jeder Spieler genau herauschmeckt wieviel prozentig die Schokolade der Praline ist!
Nein lassen wir das!

Chocolates ist ein schnell erlernbares Zockerspiel, dass die Lust auf Pralinen anregt! Es eignet sich hervorragend als Familienspiel oder Absacker für zwischendurch.


 
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Chocolates von Jean Paul Monnet und Segolene Monnet
Erschienen bei Piatnik
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 20 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Piatnik)
*es handelt sich um einen Affiliate Link. Für Euch entstehen keine Kosten, wir erhalten eine Provision.

Cytosis

12. November 2024 um 00:00


Die Zelle ist die kleinste lebende Einheit aller Organismen. Der ausgewachsene menschliche Körper setzt sich aus rund 75 Billionen Zellen zusammen! Und in jeder dieser Zellen finden zahlreiche Zellvorgänge statt, die es uns ermöglichen, uns zu bewegen, zu denken zu fühlen! Faszinierend! 
Dort findet beispielsweise die Proteinbiosynthese durch Transkription von DNA zu RNA und deren Translation zu Proteinen statt. 

Wisst ihr noch was das war? Oder welche Zellbestandteile es gibt? Nein? Keine Sorge, dass könnt ihr in diesem Brettspiel lernen! 



In dem Brettspiel Cytosis, vom Autor John J. Coveyou, das bei Genius Games erschienen ist, können 2-5 Spieler ab 10 Jahren, die Zellabläufe und Transportvorgänge steuern und so Lebenspunkte generieren. 

Dabei nutzen wir Erlenmeyerkolben, um einzelne Zellbereiche auf dem Spielplan zu aktivieren oder Ressourcen zu erhalten und so Zellbestandteile zu generieren. 

Im Zellkern wird mRNA, eine Kopie der DNA angefertigt (Transkription), die als Bauplan fungiert. 
Diese mRNA kann dann im freien Ribosom abgelesen und zum Aufbau von Proteinen genutzt werden (Translation) oder im rauen Endoplasmatischen Reticulum (rER) zur Rezeptor Synthese oder Protein Hormon Synthese genutzt werden. 
Im glatten ER können Fette synthetisiert/gewonnen werden, sowie die Alkoholdetoxifikation (Entgiftung) und die Steroidhormonsynthese stattfinden. 

Um Hormone aus dem rER oder gER zu synthetisieren, müssen die Lipide bzw. Proteine mithilfe von Transportvesikeln zum Golgi Apparat transportiert werden, wo diese angepasst werden, indem Fett oder Kohlenhydrate zugefügt werden. 
Anschließend werden die entstandenen Hormone und Hormonrezeptoren an der Zellmembran, durch Einsatz von ATP aus der Zelle entlassen (Exocytose) und können nun ihre Aufgabe erfüllen. 



Zudem können am Cytoplasma. durch Einsatz von Ressourcen und ATP, Enzyme synthetisiert werden. 

Für die jeweils entstanden Zellbestandteile erhalten wir sofort Lebenspunkte, Lebenspunkte am Spielende oder nach bestimmten Bedingungen.
Außerdem gibt es je nach Spieleranzahl 3-5 Zielkarten, die zusätzliche Lebenspunkte ermöglichen, wenn man auf sie setzt. (Dazu wird ein Zielmarker und kein Erlenmeyerkolben verwendet!) 

Zudem können wir an den Mitochondrien ATP gewinnen und dieses an der Plasmamembran zum Erhalt von Kohlenhydraten nutzen oder damit neue Karten zum Aufbau von Zellbestandteilen erwerben. 

Zuletzt gibt es noch die Möglichkeit auf einem Feld den Startspielermarker zu erhalten oder 1 ATP zu bekommen, sowie ein weiteres Einsatzfeld um 1 von 2 grauen Erlenmeyerkolben für 4 ATP einzusetzen. Diese grauen Erlenmeyerkolben dürfen auch auf besetzten Feldern verwendet werden! 



Jeder Spieler nutzt seine zu Beginn erhaltenen Materialien, Ressourcen und Zellbestandteile-Karten und setzt reihum einen Erlenmeyerkolben ein, um eine Aktion durchzuführen. Sind alle Erlenmeyerkolben eingesetzt, ist eine Runde zu Ende. Vor Beginn jeder Runde wird eine Ereigniskarte aufgedeckt, die die Spielbedingungen etwas verändert. Nach 10-12 Runden ist das Spiel zu Ende und der Spieler mit den meisten Lebenspunkten gewinnt. 

Fazit: 
Zytose, Endoplasmatisches Retikulum ... Oje, was war das noch alles?! Zu Beginn fühlt man sich etwas erschlagen von den vielen Fachbegriffen die sich in der Anleitung finden und es braucht etwas Zeit sich auf dem Spielplan zurecht zufinden, wenn man die Zellorganellen nicht kennt.
Sehr hilfreich ist hierbei das beigelegte Erklärungsheft über die Zellorganellen. 
Dieses eignet sich sehr gut, um in das Thema einzusteigen und die einzelnen Zellvorgänge und Spielmechanismen besser zu verstehen. 
Das vielseitige Spielmaterial und die bunten Strukturen wirken zudem einladend und wecken die Neugierde. 



Hat man sich einmal einen Überblick über den Spielplan verschafft und die ersten 2 Runden gespielt, stellt man fest, dass der Spielmechanismus garnicht so kompliziert ist! Im Prinzip handelt es sich um ein mittelkomplexes Arbeiter-Einsatz und Ressourcen Spiel, dass auch für wenig Spieler gut erlernbar ist. Erlenmeyerkolben einsetzen, Ressourcen sammeln, umwandeln, synthetisieren und dabei Lebenspunkte sammeln. 

Das Thema Zelle wurde grafisch und spielerisch gut umgesetzt. Die wichtigsten Zellorganellen, wie Zellkern, ER und Mitochondrien sind alle vorhanden und gut erkennbar dargestellt. Die Spielmechanismen wurden möglichst nahe an die tatsächlichen Zellabläufe angepasst. 

Beispielsweise muss beim rauen Er zur Synthese eines Protein Hormons zunächst das Transportvesikel mit der mRNA bestückt werden und dann die mRNA in ein oder mehrere Proteine umgewandelt werden. Spielerisch bedeutet das: Transportvesikel (Scheibe) hinlegen, schwarze Holzquadrate (mRNA) aus eigenem Vorrat darauf legen und dann sofort in rote Holzquadrate (Proteine) umtauschen. Wozu?! Warum nicht gleich die roten Holzquadrate drauf legen?! Das macht praktisch gesehen doch mehr Sinn! 
Praktisch ja, aber theoretisch ist das UNMÖGLICH! 
In der Zelle kann kein Protein ohne Bauplan synthetisiert werden und dazu benötigen wir die mRNA!! 



Das Spiel Zytose bleibt hier strikt an der Realität des Themas und das finde ich auch richtig! Genius Games hat es sich schließlich zum Ziel gesetzt, wissenschaftliche Themen, spielerisch zu vermitteln und da sollten die Inhalte nicht zu sehr verzehrt werden!! Anderseits wurden die Zellabläufe so vereinfacht, dass sie spielerisch gut umsetzbar sind. Die Energiegewinnung von ATP in den Mitochondrien ist beispielsweise ein komplexer Prozess, bei dem durch mehrere chemische Reaktionen mithilfe von Sauerstoff aus Glucose, ATP gewonnen wird. Dieser Ablauf ist im Spiel stark vereinfacht dargestellt, indem Glucose direkt in ATP umgewandelt wird und umgekehrt. Auch die Verhältnisse von Glucose zu ATP wurden hier für den Spielablauf angepasst. (Bei ca.32 ATP pro Glucose wäre die Menge an Spielmaterial sonst explodiert!! ;-)) Auf derartige Unterschiede bei der Funktion der Zellorganellen wird im Erklärungsheft aber explizit hingewiesen! 



Spielmechanisch wurden zusätzlich zu den Zellabläufen weitere Einsatzfelder und Mechanismen eingebaut, wie z.B. die Möglichkeit neue Zellbestandteile Karten zu erhalten durch Einsatz von ATP, die Startreihenfolge zu ändern, sowie Ziel- und Eventkarten! Diese Mechanismen sind zwar nicht Teil der natürlichen Zellabläufe. für den Spielfluss und den Spielspaß sind sie aber unabdingbar! 

Ich hätte mir an dieser Stelle sogar komplexere Ziele oder Eventkarten mit größeren Veränderungen gewünscht, um die einzelnen Spielrunden noch spannender zu gestalten! Die Eventkarten verändern im Prinzip nur die Menge an Ressourcen, die wir erhalten z.B. 3 statt 2 Glucose für 1 ATP und die Zielkarten erhöhen die Lebenspunkte für synthetisierte Zellbestandteile. Das schafft zwar durchaus einen Anreiz bestimmte Zellbestandteile mehr zu synthetisieren oder Ressourcen zu sammeln, aber im Prinzip ist der Ablauf immer der gleiche und es kommt nicht das Gefühl auf, dass wir mit jeder Runde etwas größeres erschaffen oder sich unsere Möglichkeiten verändern! Und das ist etwas was mir beim Spielgefühl von Cytosis fehlt. 

Bei einer Spieldauer über 10-12 Runden, bei der wir immer wieder die Proteinbiosynthese und Transkription usw. durchlaufen werden die Abläufe sehr gut verinnerlicht, der Spielreiz lässt aber auf die letzten Runden hin zunehmend nach, da einfach nichts neues passiert! Ich finde an dieser Stelle hätten auch 2-3 Runden weniger ausgereicht! 

Vielleicht bringt die Viruserweiterung, die nicht Teil dieser Rezension ist, mehr Dynamik ins Spiel?! 



Hierzu möchte erwähnen, dass sich diese Rezension auf die 2 Edition bezieht, bei der im Gegensatz zur 1 Edition einige Veränderungen vorgenommen wurden. So gibt es nun eine zweite Brettspielseite für die 2 Spieler Variante, die Spielanleitung wurde abgeändert, alle Ressourcen haben einen Multiplikatoren-Marker erhalten, die Viruserweiterung und das Grundspiel wurden voneinander getrennt und sind nun einzeln erhältlich und die Event-Karten wurden angepasst. 

Ich finde es Klasse der Brettspielautor und der Verlag sich die Mühe gemacht haben diese Anpassungen vorzunehmen und sich die Kritik der Spieler zu Herzen genommen haben. 

Und ich finde sie können mit ihrem Ergebnis zufrieden sein! Cytosis ist ein komplexes Arbeitereinsatz und Ressourcen Spiel, das auf spielerische Weise die Abläufe innerhalb einer Zelle darstellt. Eine gute Erweiterung für den Biologieunterricht! Oder als komplexeres Famillien- oder Erwachsenenspiel für alle die sich für die kleinste Einheit des Lebens interessieren!!


 
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Cytosis von John Coveyou
Erschienen bei Genius Games
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 90 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Genius Games)
*es handelt sich um einen Affiliate Link. Für Euch entstehen keine Kosten, wir erhalten eine Provision.
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