Lese-Ansicht

Creature Feature


Zum Zeitpunkt in der ich diese Review verfasse, ist es noch eine Woche bis Halloween und was wäre da nicht passender als ein Spiel von Trick or Treat Studios. Bei Creature Feature handelt es sich um ein Kartenspiel aus der Feder von niemand geringeren als Richard Garfield (Mr. Magic the Gathering) für 3-6 Spieler ab 14 Jahren und dauert ca. 15-30 Minuten.

Bei Creature Feature übernehmen wir die Rolle von Agenten, welche Ihre Horrorfiguren in den ausgeschriebenen Filmen unterbringen möchten. In jeder Runde gibt es hier einen “Feature Film” und einen “Kurzfilm” zur Ausschreibung. Zu Beginn wählen wir zwei Karten mit unseren Günstlingen, die es in den Werten 1 bis 11 gibt. Eine Karte legen wir offen auf das Feld für den “Co-Star” und die andere verdeckt auf das Feld für den potentiellen Star des Films.


Die höchste Kombinationssumme aus Co-Star und Star wird am Ende den Zuschlag erhalten, weswegen wir nun in der folgenden Runde anhand der offenliegenden Karten abschätzen müssen, wie gut wir mit unserer Kombi liegen. Dabei kann natürlich ordentlich geblufft werden. Reihum wird abgefragt, ob man sich auf den Feature Film bewerben möchte, falls man das nicht will, rutscht man runter zum Kurzfilm, auch dort kann ich abwinken, wenn es evtl. bessere Konkurrenz gibt. Dann werde ich auf jeden Fall je einen Punkt für die Karten bekommen - also besser als nichts, was der Fall ist, wenn man die Rollen nicht bekommt.

Hat sich jeder entschieden, wird die Star-Karte bei jedem aufgedeckt und auf Basis der Ergebnisse erhält der Spieler den Zuschlag und somit das Plättchen für den Film mit den aufgedruckten Punkten. Aber nicht nur das, sondern auch alle Karten der Mitspieler, die sich beworben haben. Sie kommen verdeckt auf einen Stapel und jede verdeckte Karte ist einen Punkt wert. Die jeweiligen Figuren haben aber auch individuelle, höhere Punkte - wie komme an diese heran? Mit einem Twist!!


Ein Twist gelingt mir dann, wenn der Co-Star einen höheren Wert als der Star hat und wenn ich mit dieser Kombi den Film gewinne, in dem alle Kontrahenten freiwillig ausgeschieden sind, dann kann ich sie offen ablegen und erhalte die aufgedruckten Punkte. Bleibt eine Konkurrenz und hat einen niedrigeren Wert, aber keinen Twist, dann gewinnt dennoch die Konkurrenz. Einige Figuren bringen noch Sonderfähigkeiten bzw. Wertungsänderungen mit sich, gewinne ich z.B. den Film mit dem “mickrigen Menschen” (Wert 1) dann darf ich diese Karten offen ablegen (auch ohne Twist) und erhalte 5 Punkte! Das Alien erlaubt mir zwei Karten zu ziehen usw usw.

Im recht großen Deck an Karten gibt es auch noch Helfer (wie z.B. Igor oder ein Butler), die mir weiteren Einfluss erlauben. Der Butler z.B. erlaubt mir auch, den Co-Star verdeckt auszulegen und die Krankenschwester bringt mir mehr Karten auf die Hand.

Der Spieler mit den meisten Punkte nach der vorgegebenen Rundenanzahl, ist der erfolgreichste Filmagent und gewinnt das Spiel.


Creature Feature hat mir in den bisherigen Partien wirklich sehr viel Spaß gemacht. Ein wenig erinnert das ganze an ein Pokerspiel, nur dass man hier bereits eine Karte zeigt und daraufhin abschätzen muss, wie man steht. Es birgt ausreichend Spannung und Reiz und spielt sich dabei ziemlich flott. Das Thema ist natürlich komplett austauschbar, wurde aber hervorragend illustriert und bringt Kino-Flair an den Tisch. Auch der Startspieler-Marker ist grandios (siehe Foto). Was soll ich sagen, wer auf Bluff- und Bietspiele Lust hat, der sollte hier eine gute Wahl haben, wenn man dazu noch eine Beziehung zum Thema findet, umso besser! Schade nur, dass es da bisher keinen deutschen Verlag gibt.

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Creature Feature von Richard Garfield
Erschienen bei Trick or Treat Studios
Für 3-6 Spieler in ca. 15-30 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Trick or Treat Studios)

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Empire's End


„Unser größter Ruhm liegt nicht darin, niemals zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen, wenn wir gescheitert sind.“ (Konfuzius)
So steht es in der Spielanleitung von Empire’s End, in der uns auf allen paar Seiten wieder Mut gemacht wird, dass es doch alles nicht so schlimm ist, wie es sich anfühlt. Noch eins gefällig? „Inmitten des Chaos gibt es auch Chancen.“ (Sunzi) Warum brauchen wir aber eigentlich diese Ermutigung?

Bei Empire’s End handelt es sich um einen Engine Builder für bis zu 4 Spielende auf Kennerspiel-Niveau. Unser ruhmreiches und mit reichlich Siegpunkten ausgestattetes Imperium ist dem Untergang geweiht und wir versuchen von Runde zu Runde, den Verfall aufzuhalten oder eben möglichst produktiv für uns zu nutzen.


Die Spielrunden: Krise, Wirtschaft, Krise, Industrie, Krise, Krise...

Alle Mitspielenden starten mit 11 Ortskarten, die 3-32 Siegpunkte wert sind und uns in unterschiedlichen Phasen des Spiels Vorteile verschaffen. So produzieren Höfe während der Wirtschaftsrunden Ressourcen, unsere Dörfer verschaffen uns Vorteile in den Industrierunden und unsere Armeen stehen uns in den Militärrunden zur Verfügung. Die meisten Runden von Empire’s End sind jedoch Krisen.

In den Krisenrunden werden Krisenkarten aufgedeckt, die unsere Orte durch Brände, Hungersnöte und andere freudige Ereignisse bedrohen. Diese können wir abwenden, indem wir reihum eine bestimmte Ressource abgeben und die Krise an unseren linken Sitznachbarn sozusagen weiterreichen. Dieser kann nun entscheiden, ob er die Krise geschehen lässt und so die entsprechende Ortskarte zerstört oder selbst wiederum eine Ressource hinzufügt. So werden die Krisen reihum immer mit mehr Ressourcen aufgewertet, bis jemand sich entscheidet, sich dem Schicksal zu ergeben und seinen Ort zu zerstören. Dafür gibt es allerdings nicht nur die inzwischen angesammelten Ressourcen, sondern auch die entsprechende Innovationsfähigkeit der Krisenkarte, die nun zu einer Fähigkeit wird, die wir an eine andere, noch funktionsfähige, Ortschaft in unserer Auslage anhängen dürfen.


Innovationskarten: ein Lichtblick für unser Imperium

In den folgenden Wirtschafts- und Industrierunden von Empire’s End werden dann nicht nur die Fähigkeiten der Ortskarten aktiviert, sondern auch die entsprechend verbauten Innovationskarten. In den Industrierunden verbauen wir schließlich noch weitere Innovationskarten, bauen Orte nach Möglichkeit wieder auf und tauschen teilweise die Positionen unserer Orte miteinander, um die meisten Siegpunkte aus unseren verbleibenden Orten zu generieren. Schließlich gibt es noch die Militärrunden, in denen eine Feldzugkarte aufgedeckt wird, die uns die mögliche Belohnung für unsere militärische Stärke nennt. Diese setzt sich zusammen aus den Armeen, die noch unbeschadet in unserer Auslage liegen, entsprechenden Innovationskarten und Äxten, die wir verdeckt unserer Militärmacht hinzufügen können.


Besonders fies fühlen sich in Empire’s End die Doppelkrisen an, in denen gleich zwei Krisenkarten aufgedeckt werden, die wir versuchen zu verhindern oder eben gewinnbringend einzusetzen. Gerade diese Runden zeigen am deutlichsten das Paradoxon des Spiels. Immer und immer wieder passiert etwas Negatives und wir wissen, dass wir nicht alles zu verhindern wissen. Aber erst mal fühlt sich das ganz schön schlecht an. Im Gegensatz dazu stehen die belohnenden Wirtschaftsrunden, in denen wir endlich voll auskosten können, was wir uns aufgebaut haben. Danach steht aber schon wieder die nächste Krise vor der Tür, mit der wir fertig werden müssen.

Interaktion und tolles Material

Hervorzuheben ist bei Empire’s End die hohe Interaktion. Durch das Bieten auf die Krisen haben meine Aktionen immer eine direkte Auswirkung auf meine Gegenspieler und je nachdem, welche Krisenkarte ausliegt, muss ich höllisch aufpassen, ob sie meinen Mitspielenden mehr nützen könnte oder weniger. Auch das Material, insbesondere in der Deluxe Edition, ist besonders ansprechend, wobei auch schon die normale Variante mit einem praktischen Insert ausgeliefert wird, das den Aufbau und das Verstauen sehr komfortabel macht. Weniger komfortabel habe ich den Einstieg über die Spielregel empfunden, die meiner Meinung nach etwas unübersichtlich ist, wodurch wir auch noch in Partie 2 mit Ungenauigkeiten in den Regel-Details zu kämpfen hatten.


Fazit: Frust, aber in gut!

Abschließend tue ich mir schwer mit einer Bewertung von Empire’s End. Mechanisch ist es ein einwandfreies, interaktives Kennerspiel, das viele Entscheidungsmöglichkeiten bietet und uns Runde für Runde vor Herausforderungen stellt. Dennoch überwiegt im Spielgefühl der Frust und nicht die Lust. Überhaupt nicht, weil das Spiel schlecht ist! Es ist ein gutes Spiel durch und durch! Die Krisen verursachen aber einfach kein Wohlgefühl und am Ende ist man fast froh, wenn die Partie vorbei ist und man noch einige Punkte konserviert hat. Ein Spiel für Stehaufpersonen also! Wer sich darauf einlässt, bekommt aber einen hochwertig produzierten und interaktiven Engine-Builder und immerhin macht uns die Spielanleitung ja auch ein wenig Mut…

In diesem Sinne: „Schwierigkeiten stärken den Geist, wie Arbeit den Körper.“ (Seneca der Jüngere)
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Empire's End von John D. Claire
Erschienen bei Nice Game Publishing
Für 2-4 Spielende in ca. 45-60 Minuten ab 13 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Nice Game Publishing)
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