Lese-Ansicht

Ritual


Eine Waldlichtung, ein Lagerfeuer, darum 4 Schamanen, in der Hand je ein paar bunte Steine. Zum Klang mystischer Musik werden diese reihum gereicht, miteinander getauscht, versammelt und wieder getrennt. So stelle ich mir das namensgebende Ritual dieses Spieltitels aus dem Hause Strohmann vor, das es auf die Empfehlungsliste für das Kennerspiel des Jahres 2024 geschafft hat.

Ritual ist ein kooperatives Spiel mit starken Deduktions-Elementen und einer eingeschränkten Kommunikation, wir dürfen nämlich während der Rituale nicht miteinander sprechen. Vielmehr versuchen wir, über die wenigen vorhandenen Kommunikationen zu kommunizieren und so die Aufgaben und Bedürfnisse aller Mitspielenden nacheinander zu erfüllen und so das Ritual abzuschließen.


Zuerst die Inspiration, dann das Ritual

Um ein Ritual erfolgreich zu meistern, müssen wir innerhalb von drei Runden in einer vorgegebenen Zeit zunächst einen, dann zwei und dann drei Ritualschritte absolvieren. Bevor wir uns aber an die eigentlichen Ritualschritte machen, muss jeder von uns inspiriert sein. In der Inspirationsphase erhält jeder Mitspielende (Schamane) eine geheime Inspirationskarte. Diese gibt uns 5-6 Elementarsteine in einer bestimmten Farbkombination vor, die wir sammeln müssen, um Inspiration zu erlangen und für das eigentliche Ritual bereit zu sein.

Um unsere Inspirationskarte (und später die Ritualschritte) zu erfüllen, stehen uns sechs Aktionen zur Verfügung. Wir können Elementarsteine abgeben, nehmen, zum Tausch freigeben und die Steine unserer Mit-Schamanen gegen andere Farben austauschen. So entsteht ein interessantes Hin und Her, bei dem wir dringend auf Kooperation und Austausch angewiesen sind. Andernfalls ist das Ritual nicht zu schaffen.


Vom Initiationsritual bis zum komplexen Gleichgewicht der Energie

Ritual enthält ganze 10 Rituale in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen. Während die Ritualschritte beim ersten Initiationsritual noch recht einfach umzusetzen sind (z.B. darf zur Erfüllung nur noch ein Schamane blaue Elementarsteine besitzen oder jeder muss genau einen Stein einer Farbe haben), wird es später deutlich komplexer. Hier gilt es dann besondere Steinformationen in der richtigen Reihenfolge zu erreichen und bestimmte Kombinationen zu erfüllen. Dabei sind die 6 möglichen Ritualbedingen grundsätzlich, welcher Schritt jedoch wann zu erfüllen ist, wissen nur die einzelnen Schamanen, denen der jeweilige Ritualschritt zugeteilt wird.

Um Ritual zu meistern braucht es unbedingtes Vertrauen am Tisch, gutes Timing und clevere Deduktion, wer gerade an welchem Ziel arbeitet. Es ist ein ganz besonderes kooperatives Spiel, bei dem die Gruppe sich gut aufeinander einlassen muss und ansonsten scheitert. Da jeder Schamane nur mit 4 Elementarsteinen startet, für die Erfüllung der Inspirationskarte aber 5-6 Steine nötig sind, müssen wir uns im richtigen Moment zurücknehmen und den anderen Schamanen beim Erlangen ihrer Inspiration helfen, bevor sich der Fokus der Gruppe auf uns selbst richtet.


Ausbaufähiges Regelheft

Die einzelnen Rituale sind sehr abwechslungsreich und bisweilen wirklich kniffelig. Leider ergibt sich das auch aus den Beschreibungen im Regelheft, die zwar klar und eindeutig sind, denen aber praktische Beispiele zur Illustration der einzelnen Bedingungen gut getan hätten. Auch die Schriftart in diesem „Buch der Rituale“ trägt nicht zum besseren Verständnis bei, da hier eine verschnörkelte Schrift gewählt wurde, um das Thema zu unterstützen, worunter allerdings die Lesbarkeit deutlich leidet.

Fazit: Vertrauen und Kooperation für ein besonderes Spielerlebnis

Ritual ist kein Spiel, das jedem gefallen wird. Der Ablauf in Echtzeit, die eingeschränkte Kommunikation und das Gefühl, der Cleverness der anderen Schamanen ausgeliefert zu sein, sind Faktoren, die einige abschrecken dürften. Wer sich aber auf dieses besondere Spielerlebnis einlässt, kann dafür bemerkenswerte Momente am Tisch erleben. Mir kommt kein vergleichbares Spiel in den Sinn, dass ähnlich belohnend das Gefühl erzeugt, wirklich Verantwortung füreinander übernommen zu haben. Genau deswegen würde ich es aber nicht mit jeder Gruppe spielen.
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Ritual von Tomás Tarragón
Erschienen bei Strohmann Games
Für 2-6 Spielende in ca. 20 Minuten ab 10 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Strohmann Games)
*es handelt sich um einen Affiliate-Link

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Chocolates


 
Pralinen sind eines der beliebtesten Präsente zum Verschenken! Wen wundert das?! Lockt uns doch die süße Verführung aus Schokolade in verschiedenen Kreationen, die kunstvollen Verzierungen und die kleinen Aufmacher auf der Praline! Zartbitterschokolade, weiße Schokolade, helle Schokolade, Pistazien, rosa Kugeln ... Allein der Anblick lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen! Und das Beste! Wir wissen nicht welche Füllung drin ist!? Nougat, Marzipan, Rum...?! Jede Praline ist eine kleine Überraschung!



Auch in dem Plättchen-Rate Spiel Chocolates von Segolene und Jean Paul Monnet, aus dem Piatnik Verlag, ist jede Praline eine Überraschung! Allerdings nicht, weil wir hineinbeißen, sondern weil wir nicht wissen, welche Pralinen sich in der Schachtel befinden! Das versuchen wir jedoch mit Tippkarten zu erraten!
Das Ziel ist es, die meisten Punkte durch richtige Tippkarten zu erhalten.

Aus 21 Pralinenplättchen werden verdeckt 16 Plättchen ausgewählt und in einem 4x4 Raster ausgelegt. Die restlichen Plättchen kommen zurück in die Schachtel. Sie haben es nicht in die aktuelle Konfektion geschafft.
Zudem werden 3 Tippkarten offen ausgelegt. Reihum können sich die Spieler eine Tippkarte nehmen und dem Tipp zustimmen oder ihn verneinen (entspricht jeweils einer Kartenseite). Anschließend werden die noch ausliegenden Tippkarten um einen Wertepunkt, in Fotm von Nougatwürfeln erhöht (die süße Verführung steigt!) und eine Tippkarte nachgezogen. Zuletzt deckt der aktive Spieler eine Pralinenkarte auf. Das Spiel endet, sobald ein Spieler die vierte Tippkarte genommen hat und die Runde zu Ende gespielt wurde.



Fazit:
Bingo das war die richtige Tippkarte!
Chocolates erinnert in seinem Grundgerüst an das altbekannte Spiel Bingo. Wir haben ein Raster aus Pralinen, anstatt Zahlen und in jeder Runde decken wir eine Praline auf, anstatt eine Zahl vorzulesen und evtl. durchzustreichen. Außerdem sind beide Spiele sehr glücksabhängig. Das war es aber auch schon mit der Ähnlichkeit! Bingo Zahlen sind schließlich keine Pralinen! Und das Spiel Chocolates wirbt zwar mit einer süßen Verführung, hat aber im Gegensatz zum Bingo doch ein bißchen mehr Würze oder Geschmack in der Schachtel!
Denn mit einfach so Pralinen Aufdecken und auf Glück hoffen ist es nicht getan!



Während wir in Bingo versuchen, 5 Zahlen nebeneinander anzukreuzen, sind die Tippkarten in Chocolates viel komplexer aufgebaut! Jede Tippkarte macht eine unterschiedliche Aussage zum Vorkommen und der Anordnung von Pralinen. Um diese zu verstehen, müssen die bildlichen Darstellungen und mathematischen Zeichen die darauf abgebildet sind, verstanden werden oder man liest ganz hinten in der Anleitung nach. Hier ein paar Beispiele für Tipps: es gibt genau 2 grüne Pralinen im Raster (in der Pralinenschachtel) oder es sind genau gleich viele braune Pralinen in der rechten und linken Hälfte des Rasters oder mindestens 1 weiße, 1 grüne und 1 pinke Praline sind in einer beliebigen Reihe oder Spalte im Raster....uvm.
Um diese Tipps einschätzen zu können, gibt es eine Übersichtskarte über alle möglichen Pralinen. Aber nicht vergessen, 5 Pralinen sind aussortiert und nicht im Raster! Oder sie wurden schon aufgegessen!? ;-) "Oh, hoffentlich sind die rosanen Pralinen noch drin! Die brauche ich doch für meinen Tipp!"



Durch jede aufgedeckte Praline ändern sich jedoch die Informationen und wir müssen unsere Einschätzung immer neu anpassen! Dadurch kann ein Tipp bereits während des Spiels unmöglich werden oder bereits eingetroffen sein!
Die Vergleichsarbeit im Spielverlauf ist somit viel, viel höher als bei Bingo, wo wir nur die aufgerufenen Zahlen in unserem Raster suchen müssen! Zudem haben die Tippkarten unterschiedliche Punktewerte. Das heißt ein Tipp ist nicht gleichwertig wie der andere! Ein Spieler, der nur eine Tippkarte genommen hat, diese aber erfüllt wird, kann am Ende mehr Punkte haben, als der Spieler, der 4 Tippkarten hat, aber jede Menge Minuspunkte durch unerfüllte Tipps bekommen hat. Und genau dieses Abwägen und "Zocken" macht die Würze, äh die Süße von Chocolates aus!



Natürlich können wir einfach jede Runde eine Tippkarte nehmen, auch wenn wir zu Beginn wenige Informationen haben und hoffen einfach auf Glück! Wir können auch Tippkarten nehmen, ohne uns Gedanken zu machen, denn der Zufallsanteil im Spiel bleibt hoch genug, damit wir auch mit dieser Taktik gewinnen können. Das Potential von Chocolates ist dann jedoch ungenutzt! Das ist so, als hätte man die Pralinen eine nach der anderen aufgegessen, ohne jede einzelne zu genießen und am Ende ist die Schachtel leer und wir wissen nicht mehr wie der Geschmack der einzelnen Pralinen war. Wer kein Geschmack möchte, bzw. nicht viel nachdenken will, bleibt dann lieber bei Bingo! Für alle anderen gilt, lasst euch etwas Zeit dabei, Tippkarten zu nehmen, damit sich das Spiel entfalten kann, wie der Geschmack der Pralinen im Mund und setzt euch zum Ziel nicht zu viele Minuspunkte zu machen! Dann wird das Spiel spannender und geht länger!



Da ich übrigens davon ausgehe, dass die Pralinen in Chocolates alkoholfrei sind, habe ich auch meine jüngeren Kinder mit 6 und 8 Jahren beim Spieletesten miteinbezogen und sie durften sich trotz der Altersbeschränkung von 10 Jahren, auch an den Pralinen versuchen! Da die Grundregeln von Chocolates schnell erlernt sind, konnten sie problemlos mitspielen. Die Darstellung der Tippkarten mussten wir Ihnen ein paar mal erläutern, aber die Kinder hatten das doch recht schnell verstanden und konnten Chocolates sogar alleine spielen! Wenn Kinder ein gutes bildliches Verständnis haben oder die Tippkarten von Mitspielern erklärt werden, gibt es in meinen Augen keinen Grund, warum sie von der Süßen Verlockung von Chocolates fern bleiben sollen! Ich meine Hallo! Süßigkeiten! Wenn das kein Thema ist das Kinder lieben! Ich empfehle deshalb eine Altersbeschränkung ab 8 Jahren.
Tatsächlich kam Chocolates gerade bei meinen jüngeren Kindern gut an!,



Mir, als erwachsener Vielspieler hätte es noch etwas mehr an Taktik sein dürfen, z.B. hätte ich es toll gefunden, wenn bei jeder aufgedeckten Praline, nur die Tipps wertvoller werden, die noch unwahrscheinlich sind. Aber das hätte noch mehr Vergleichsarbeit und Nachdenken bedeutet und das Spiel komplizierter gemacht. Und sind wir mal ehrlich Chocolates soll doch ein Familienspiel sein, ein süßer Genuss für die ganze Familie und kein Feinschmeckerspiel wie bei einer Weinprobe, wo jeder Spieler genau herauschmeckt wieviel prozentig die Schokolade der Praline ist!
Nein lassen wir das!

Chocolates ist ein schnell erlernbares Zockerspiel, dass die Lust auf Pralinen anregt! Es eignet sich hervorragend als Familienspiel oder Absacker für zwischendurch.


 
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Chocolates von Jean Paul Monnet und Segolene Monnet
Erschienen bei Piatnik
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 20 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Piatnik)
*es handelt sich um einen Affiliate Link. Für Euch entstehen keine Kosten, wir erhalten eine Provision.

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Intent to Kill


Ein Mörder geht um in unserer Stadt und eine unschuldige Person nach der anderen fällt ihr oder ihm zum Opfer! Zeit für die Polizei, ihre besten Detektive auszusenden, um herauszufinden, um wen es sich handelt und welche Motive hinter den Taten stehen! Intent to Kill ist ein intensives Deduktions-Duell zwischen einem gerissenen Mörder und einem erfahrenen Detektiv, das sich durch die Straßen einer dunklen Stadt im Detective Noir-Stil zieht. Die Rollen könnten dabei unterschiedlicher kaum sein: Während der Mörder, dargestellt durch eine von 20 Personenkarten in der Stadt, seine Identität verschleiert und ein verstecktes Motiv verfolgt, muss der Detektiv Hinweise sammeln, Zeugen befragen und geschickt Aktionen nutzen, um das Spiel zu gewinnen.

Spielablauf: Mörder > Detektiv > Stadt

Intent to Kill entfaltet seine spannende Krimi-Atmosphäre über fünf Runden die sich in drei Hauptphasen gliedern: die Mörder-Phase, die Detektiv-Phase und die Stadt-Phase. In der Mörder-Phase kann der Mörder bis zu zwei der auf dem Stadtplan liegenden Zivilisten einschüchtern. Die Karten dieser eingeschüchterten Zivilisten werden auf die Rückseite gedreht und können vom Detektiv in dieser Runde nicht befragt werden. Anschließend wählt er oder sie ein Opfer, welches bestimmten Bedingungen entsprechen muss: Es darf sich nicht im gleichen Stadtblock wie der Detektiv befinden und muss dem Motiv des Mörders entsprechen. Die Zivilisten im Spiel besitzen verschiedene Merkmale wie Alter, Geschlecht und soziale Gruppe, und das Motiv des Mörders legt fest, welche Opfer in seine Mordserie passen. Der Maniac bspw. tötet nur Opfer eines Geschlechts, die Opfer des Killers müssen sich alleine in ihrem Stadtviertel aufhalten, der Radical tötet innerhalb weniger sozialer Gruppen.


In der anschließenden Detektiv-Phase versucht dieser, dem Mörder auf die Spur zu kommen und die Mordserie zu durchbrechen. Seine Phase gliedert sich ebenfalls in zwei Schritte: Initiale Reaktion und Ermittlung. Zunächst begibt sich der Detektiv zum Tatort des aktuellen Mordes, um direkt vor Ort Hinweise zu sammeln. Er entfernt alle Zivilisten aus dem Tatort-Stadtviertel und versetzt sie in benachbarte. Nun beginnt die eigentliche Ermittlungsarbeit. Der Detektiv kann zwei Aktionen durchführen, um Hinweise zu sammeln und potenzielle Verdächtige ausfindig zu machen. Dabei stehen zwei Bewegungspunkte zur Verfügung, die es ermöglichen, die Aktionen in unterschiedlichen Stadtvierteln durchzuführen.


Clever Aktionen nutzen als Detektiv

In Intent to Kill stehen dann folgende zentrale Aktionen zur Verfügung. Der Detektiv kann Zivilisten in seinem Stadtblock befragen, solange diese nicht eingeschüchtert sind. Dabei darf er eine gezielte Frage aus einer vorgegebenen Liste stellen, z. B. ob der Mörder männlich oder weiblich ist, ob er einer gewissen Altersklasse angehört und ob er eine bestimmte Größe und Statur hat. Der Mörder muss diese Fragen aus der Perspektive der Zivilisten ehrlich beantworten – außer, wenn der Befragte der Mörder selbst oder einer seiner Unterstützer ist. Unterstützer sind eine der 9 sozialen Gruppen, in die die Personenkarten eingeteilt sind. Zu Beginn des Spiels wählt der Mörder eine dieser Gruppen aus und alle befragten Personen dieser Gruppe können das ganze Spiel über lügen. Befindet sich der Detektiv in einem Stadtblock mit einem Gebäude, kann er als weitere Aktion die spezielle Fähigkeit des Gebäudes nutzen. Diese reichen von der Platzierung einer Überwachungsmarke zur Beobachtung eines Zivilisten (Polizeistation) bis hin zum Beruhigen eines eingeschüchterten Zivilisten (Krankenhaus), um weitere Hinweise zu erhalten.

Bewegung in der Stadtphase

In der abschließenden Stadt-Phase kommt Bewegung in die Stadt. Der Mörder und der Detektiv beeinflussen das Verhalten der Zivilisten und versuchen, die Ermittlungen voranzutreiben oder zu verschleiern. Wenn eingeschüchterte Zivilisten im gleichen Block wie der Detektiv stehen, kann dieser sie beruhigen und auf die farbige Seite zurückdrehen, sodass sie in der nächsten Runde wieder befragt werden können. Anschließend ziehen der Mörder und der Detektiv jeweils eine soziale Gruppe und bewegen Zivilisten dieser Gruppe in benachbarte Blöcke. Diese zufällige Bewegung bringt Dynamik ins Spiel und zwingt die Spieler dazu, flexibel zu bleiben. Außerdem gibt es dem Detektiv wertvolle Hinweise, welche soziale Gruppen nicht durch den Mörder als Unterstützer gewählt wurden, wem er also (ziemlich) sicher vertrauen kann.


Intuitionsmodus für noch mehr Abwechslung

Wenn nach fünf Runden Intent to Kill alle fünf Morde geschehen sind, muss der Detektiv final seine Theorie präsentieren und den Mörder sowie dessen Motiv korrekt benennen, um zu gewinnen. Liegt er falsch, gewinnt der Mörder. Erfahrene Spieler können sich zudem an den Intuitionsmodus wagen, in dem zusätzliche Karten und Komponenten ins Spiel kommen. Diese bieten dem Mörder raffinierte Ablenkungen und erlauben es dem Detektiv, detaillierte Beweise zu sammeln und auszuwerten. Für den Intuitionsmodus stehen außerdem einige Szenarios zur Verfügung, die das Spiel abwechslungsreicher machen.

Asymmetrische Dynamik und kleinteilige Notizen

Intent to Kill ist ein knallhartes logisches Deduktionsspiel, das sich am besten eins gegen eins oder im Detektiv-Team gegen den einzelnen Mörder spielen lässt. Mit einer Vielzahl an Mordmotiven und sozialen Gruppen, die dem Spiel hinzugefügt werden, ist jede Partie einzigartig. Die asymmetrische Dynamik macht das Spiel zudem zu einer echten Herausforderung – der Detektiv muss Geduld und Scharfsinn beweisen, während der Mörder durch geschickte Täuschung einen Schritt voraus sein muss. Die beiden Rollen wirken dabei gut balanciert und es ist eine wirkliche Herausforderung für den Detektiv, in nur 5 Runden den Mörder zu finden. Vor allem, wenn dieser sein Motiv geschickt verschleiert. Die Ergebnisse der Befragungen werden auf einem Notizblock festgehalten, der für meinen Geschmack ein wenig zu klein und dunkel geraten ist und etwas übersichtlicher gestaltet sein könnte. Ansonsten ist die grafische Gestaltung aber außerordentlich gut gelungen.


Disclaimer: KI-Gestaltung und russischer Verlag

Schaut man in die Bewertungen von Intent to Kill bei BoardGameGeek fallen noch zwei Aspekte auf, die nicht unerwähnt bleiben sollen. Die Illustrationen sind KI-generiert oder mit KI-Unterstützung entstanden. Für viele Spielende ist dies ein absolutes Ausschlusskriterium, das ich nachvollziehen kann. Mich persönlich stört es aber nicht und das Resultat ist wirklich ein Hingucker! Weiterhin handelt es sich beim Verlag Hobby World um den größten Brettspielvertrieb Russlands mit Sitz in Moskau. Diese Tatsache stößt mir weitaus mehr auf, wo in Russland kaum erfolgreich Geschäfte zu machen sind, wenn man nicht Putins Unrechtsstaat stützt. Mit den Steuern auf die Einnahmen an Intent to Kill werden also zwangsläufig Krieg und Unrecht mitfinanziert. Dieses Bewusstsein sollte beim Kauf des Spiels vorhanden sein.

Fazit: Absolute Empfehlung für Deduktions-Fans!

Rein auf das Spiel bezogen aber hier nun das Fazit: Intent to Kill ist ein Muss für alle, die sich in einem tiefgehenden, strategischen Krimispiel verlieren wollen und logische Deduktion mögen. Für mich fühlte es sich dabei mit der Vielzahl an Informationen, aus denen ich die Schlussfolgerung ableiten musste fast an wie eine heruntergebrochene Partie Blood on the Clocktower. Durch den Aspekt des (beschränkten) Lügens wird hier eine zweite Ebene eingezogen, die andere Deduktionsspiele nicht bieten. Das Spiel ist dabei fordernd und entfaltet seine wahre Tiefe erst nach einigen Partien – eine Empfehlung daher besonders für erfahrene Spieler, die den Reiz eines wirklich intensiven Duells genießen und in einer festen Gruppe oder im eins gegen eins vermehrt gegeneinander antreten möchten. Wer als Kind "Wer ist es?" mochte, wird als Erwachsener mit Intent to Kill auf jeden Fall glücklich werden! Einen Gärtner habe ich im Spiel übrigens bis zuletzt nicht entdeckt…
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Intent to Kill von Arthur Hodzhikov
Erschienen bei Hobby World
Für 2-4 Spielende in ca. 60 Minuten ab 16 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Hobby World)
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