Lese-Ansicht

Erde: Vielfalt




Das Spiel Erde von Maxime Tardif hat meines Erachtens zwei Dinge geschafft: Zum einen hat es – zusammen mit Arche Nova – den bis heute anhaltenden Trend der Naturspiele ins Rollen gebracht, zum anderen hat es die Spielerschaft aber auch gespalten. Möglicherweise liegt das auch daran, dass es relativ zeitnah zu Arche Nova erschienen ist und sich somit den direkten Vergleich gefallen lassen musste – auch wenn dieser nicht wirklich fair ist.

Mir persönlich hat Erde bisher immer gut gefallen. Ich mag das Tableau-Building und die daraus resultierende Engine, die man sich im Laufe des Spiels aufbauen kann. Ja, ich bin und bleibe ein Fan von Engine-Building – schuldig im Sinne der Anklage!


Nun gibt es die erste Erweiterung zu Erde, mit dem Titel Vielfalt, und wir wollen uns mal anschauen, ob sich die Anschaffung lohnt. Auf jeden Fall lohnt sie sich schon einmal, wenn man Erde nun zu sechst spielen möchte – dafür ist das benötigte Material nämlich ebenfalls enthalten. Hinzu kommen neue sogenannte Vielfalt-Tableaus, die man auf die originalen Spielertableaus legen kann. Diese Tableaus bieten zwei neue Funktionen: Sie zeigen weitere Tauschmöglichkeiten sowie die Erklärung neuer Symbole, und sie ermöglichen es, Sprossen zu lagern, die man nicht sofort einsetzen konnte. Teilweise ist es sogar so, dass Sprossen zunächst dort abgelegt werden müssen, bevor sie den Pflanzen zugeordnet werden – das hängt davon ab, wie man an die Sprossen gelangt.

Neben neuen Karten in jeder Kategorie gibt es nun auch Samen. Diese sind recht wertvoll – nicht nur aufgrund ihrer interessanten Tauschmöglichkeiten, sondern auch wegen der neuen Keimen-Funktion. Damit darf man den ziemlich großen Nachziehstapel gezielt nach bestimmten Karteneigenschaften durchsuchen. Die Anleitung gibt vor, wonach man alles suchen darf – aber ich kann euch sagen: Eigentlich ist alles möglich, solange man es formulieren kann. Dafür wird der Nachziehstapel umgedreht, und man arbeitet sich durch die Karten, bis eine passende Eigenschaft gefunden ist. Diese Karte darf man dann auf die Hand nehmen, der Rest wird neu gemischt.


Die neuen Karten bringen zudem ein bisschen mehr Interaktion ins Spiel. So kann man nun gezielt Mitspieler auswählen, die etwas erhalten, oder ist bei manchen Effekten davon abhängig, was die Mitspieler bereits ausliegen haben. Kurz: Sich nur auf das eigene Tableau zu konzentrieren kann funktionieren, aber effektiver ist es vielleicht, auch mal nach links und rechts zu schauen.

Neu sind außerdem sogenannte Zwischenereignisse. Diese dürfen nur zwischen den Aktionen gespielt werden und bieten allen Spielern die Möglichkeit, das Ereignis zu nutzen – wobei der ausspielende Spieler dazu verpflichtet ist.


Prinzipiell ist Erde: Vielfalt eine Erweiterung nach dem Motto „more of the same“ – aber mit sehr sinnvollen Ergänzungen. Gerade die Möglichkeit, gezielt durch den Stapel zu suchen, senkt auf jeden Fall das Frustlevel, wenn die passenden Karten einfach nicht kommen wollen. Auch die erhöhte Interaktion gefällt mir gut und ist eine echte Bereicherung. Wer also gerade an diesen beiden Punkten Interesse hat, sollte die Erweiterung dem Basisspiel unbedingt hinzufügen. Spieler, die das weniger reizt, bekommen „nur“ mehr Abwechslung – was zwar schön ist, aber den Preis der Erweiterung eventuell nicht rechtfertigt.

Ich persönlich hätte es schöner gefunden, das Material für den sechsten Spieler separat anzubieten, denn genau dieser Punkt treibt den Preis doch spürbar in die Höhe. Ich zum Beispiel sehe für mich keine realistische Gelegenheit, Erde mit sechs Personen zu spielen, finde aber die anderen Neuerungen spannend – und bin nun gezwungen, für etwas mit zu zahlen, das ich gar nicht brauche …


Wie ihr vermutlich schon gesehen habt: Ich hatte hier einen englischsprachigen Prototypen vorliegen. Im fertigen Produkt mag es also noch Änderungen oder Ergänzungen geben.

Abschließend bleibt zu sagen: Erde: Vielfalt ist eine sehr gelungene Erweiterung – wenn auch kein Must-Have. Was wiederum auch für das Basisspiel spricht.
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Erde Vielfalt von Maxime Tardif
Erschienen bei Skellig Games
Für 2-6 Spieler in ca. 60-90 Minuten ab 13 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Skellig Games)

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Die DORP: DSA – NSC: Annabella de Comte

Fast alle Helden werden an ihren Gegenspielern gemessen, doch nicht immer hat man den passenden Antagonisten zur Hand. Schläger, Söldner und Wegelagerer sind schnell aus dem Hut gezaubert, doch manchmal braucht es eben auch einen Widersacher, der den Spielern mehr und auch länger etwas entgegenzusetzen hat. Annabella de Comte – die Meuchlerin aus dem Süden, […]

Der Beitrag DSA – NSC: Annabella de Comte erschien zuerst auf Die DORP.

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Die Rote Kathedrale (Erweiterung) - The Red Cathedral: Contractors


Manchmal braucht es auf dem Bau einfach Spezialisten! Das mussten auch die Baumeister der roten Kathedrale erfahren, die in der Erweiterung zu einem der gehobenen Kennerspiele der letzten Jahre ihre Baumeister im ganzen Zarenreich aussenden, um Spezialisten für den Bau der Basilius-Kathedrale anzuheuern. Die Erweiterung The Red Cathedral: Contractors wurde bislang nur auf Englisch und diversen anderen Sprachen veröffentlicht.

Contractors: Bauunternehmer unterwegs im Zarenreich

Contractors beinhaltet ein großes Erweiterungsmodul, die Bauunternehmer (die namensgebenden Contractors), sowie einige neue Gilden- und Bauplankarten für das Grundspiel. Für die Bauunternehmer fügen wir dem Spiel eine Erweiterung der Spielerboards sowie ein neues Spielbrett hinzu, das sechs wichtige Städte im Zarenreich zeigt. In unserem Zug steht uns eine vierte Aktion zusätzlich zu den drei des Grundspiels zur Verfügung. Wir können nun Genehmigungsplättchen bezahlen, um einen der sechs Bauunternehmer von unserem Spielertableau auf die Landkarte zu entsenden und dort einen Spezialisten anzuheuern. Für die Spezialisten zahlen wir 2 Rubel und erhalten ein Plättchen, das wir auf unserem Spielertableau lagern.


Die Spezialisten in der Contractors-Erweiterung geben uns mächtige Einmal-Aktionen (meist zusätzliche Ressourcen), die ausgelöst werden, wenn wir den schwarzen Spezialisten-Würfel für die Ressourcen-Aktion verwenden. Dieser kommt ebenfalls neu ins Spiel. Ist der Spezialist verbraucht, drehen wir ihn auf die Rückseite und sammeln das dort sichtbare Werkzeug für die Endwertung, wo uns möglichst viele unterschiedliche Spezialisten zahlreiche Ruhmespunkte bringen. Das Platzieren der Bauunternehmer selbst wird immer teurer, je mehr Bauunternehmer bereits in eine Stadt entsendet wurden. Dennoch haben wir ein großes Interesse, unsere Bauunternehmer dort zu platzieren. Jedem der Türme der roten Kathedrale ist eine Stadt zugeordnet. Wird der entsprechende Turm fertig gebaut, erhalten wir so viele Ruhmespunkte wie wir Banner im Turm haben Mal die Anzahl der Bauunternehmer in der entsprechenden Stadt.


Neue Gilden braucht das Land

Ein weiterer Aspekt der Contractors-Erweiterung sind die 30 neuen Gildenkarten in 10 neuen Gilden, die ins Spiel gebracht werden und die etwas schwächer anmutende Klerus-Karte im Grundspiel ersetzen. Manche der neuen Gilden interagieren mit dem Bauunternehmer-Modul, die große Mehrheit ist jedoch auch ohne dieses mit dem Grundspiel kombinierbar. Dabei ist die Vielfalt enorm: die Juweliere bringen Diamanten ins Spiel, die sich als beliebige Ressource einsetzen lassen, die Kunsthandwerker lassen uns Werkstattplättchen erneut aktivieren. Die Vorarbeiter bringen eine Spielfigur mit, die sich zwischen den Türmen bewegt und uns dort Siegpunkte bringt, die Großhändler lassen uns mit der Marktauslage interagieren. Einige der Gilden bringen zusätzliches Material ins Spiel, wobei die meisten nur mit den drei Karten auskommen, auf denen der Bonus aufgedruckt ist.


Einfach so hinzufügen wird schwierig

Auf Deutsch hat der Rote Kathedralen-Verlag Kosmos noch keine Anstalten gemacht, die Contractors-Erweiterung auf den Markt zu bringen. Ob dies nun der etwas heikel anmutenden thematischen Verortung geschuldet ist oder der Verlag nicht vom Produkt überzeugt ist, kann ich nicht beurteilen. Ich tue mir aber selbst etwas schwer, den Mehrwert der Erweiterung zu sehen. Grundsätzlich funktionieren die Bauunternehmer und Spezialisten sehr gut und fügen dem Spiel gleich zwei Möglichkeiten hinzu, Siegpunkte zu generieren. Dies geschieht in meinen Augen aber etwas auf Kosten der Zugänglichkeit. Es gibt ja Erweiterungen, die fügt man dem Grundspiel ohne weiteres hinzu und erklärt diese in der Erstpartie gleich mit. Die Contractors gehören für mich nicht dazu. Einige Partien des Grundspiels sollte man schon absolviert haben, bevor man die Bauunternehmer hinzufügt, da sie das Spiel mit seinen Zusammenhängen doch komplizierter machen.

Ein absolutes Highlight sind hingegen die neuen Gilden-Karten! Von den 30 mitgelieferten Karten sehen wir pro Partie nur eine einzige und alle konnte ich natürlich noch nicht austesten. Hier ist das Motto „More of the same“, das mir bei Erweiterungen meist etwas besser gefällt. Auch hierdurch wird Abwechslung geboten, eine kleine Neuerung, die ich auch in der Erstpartie locker mit einbringen kann. Das gefällt mir besonders gut

Fazit: Her mit den Gilden! Sorry, Bauunternehmer...

Braucht es nun diese Erweiterung für die Rote Kathedrale? Mir gefällt am Spiel ganz besonders, dass es so viel Spieltiefe in einer kleinen Schachtel bietet. Die Erweiterung verdoppelt diesen Umfang mal eben so und es besteht keine Chance, beides hier in eine Box zu bringen. Empfehlen kann ich die Erweiterung daher nur absoluten Rote Kathedrale-Fans, die sich noch mehr Spieltiefe für ihr Lieblingsspiel wünschen. Das bekommen sie hier auf jeden Fall. Eine Erweiterung mit Spezialisten also für Spezialisten. Ich hoffe hingegen ein bisschen darauf, dass es die Gildenkarten noch einmal als kleine Mini-Erweiterung separat zu erstehen gibt, die ich dann dem Grundspiel einfach so hinzufügen kann.
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The Red Cathedral: Contractors von Shei S. und Isra C.
Erschienen bei Devir Games
Für 1-4 Spielende in ca. 60-90 Minuten ab 10 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Devir Games)
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