Lese-Ansicht

That Old Wallpaper


Gab es bei euren Großeltern früher auch noch diesen einen Raum im Keller, der bei den Renovierungen der letzten Jahrzehnte immer ausgelassen wurde und in dem die Tapete aus den 70ern noch hing? So in braun-orange mit einem Muster, das für Sehstörungen sorgte, wenn man zu lange draufschaute? That Old Wallpaper möchte diese Erinnerung wieder ans Licht bringen und die Tapetenmuster von damals zum Leben erwecken.


That Old Wallpaper ist ein Drafting-Spiel, in dem wir aus den erhaltenen Karten zu passende Muster auslegen und so Punkte erhalten. In jeder der 18 Runden werden so viele Tapeten-Karten in einer Reihe ausgelegt, wie Spielende am Tisch sitzen. Die Karte am weitesten links wird durch eine zusätzliche zweite Karte in dieser Spalte ergänzt. Die Auswahl der Tapeten-Karten erfolgt durch gleichzeitiges Ausspielen von Zahlenkarten. Von diesen stehen uns 10 Karten von 1-10 zur Verfügung, von denen wir immer 5 auf der Hand halten.

Gleichzeitige Auswahl durch Zahlenkarten

Gleichzeitig wählen wir also eine Zahlenkarte, spielen diese aus und verteilen die Auslage gemäß der gespielten Karten. Wer die höchste Zahl gespielt hat, erhält die Tapeten-Karte am weitesten rechts in der Reihe, die niedrigste die beiden Karten ganz links, und so weiter. Sollten zwei Spielende die selbe Zahl ausgespielt haben, löst die Position eines Spielermarkers diesen Gleichstand auf. Wer so leer ausgegangen ist, erhält dafür eine Joker-Karte, die später ein Muster ergänzen kann.


Anschließend platzieren wir in That Old Wallpaper unsere Tapeten-Karten in unserer Auslage und bilden so farbige Muster. Dadurch ergeben sich an der schmalen Seite der Karten kleine farbige Rauten, an der langen Seite große Rauten. Punkte erhalten wir am Ende für jedes Set aus kleiner und großer Raute. Dazu erhalten wir Punkte für unterschiedliche Memento-Symbole, die sich zusätzlich auf den Tapeten-Karten befinden.

Wenig Kontrolle, unübersichtliche Gestaltung

That Old Wallpaper kombiniert einen interessanten Kartenauswahl-Mechanismus mit dem Puzzle, die Muster möglichst geschickt aneinanderzulegen und so die meisten Punkte zu erzielen. Die gleichzeitige Auswahl der Karten gefällt mir dabei ebenso wie das sich daran anschließende Puzzle. Mein Problem mit dem Spiel ist aber, dass diese beiden Phasen meiner Meinung nach nicht in das gleiche Spiel gehören. Für meine Auslage möchte ich oft sehr spezielle Karten und Kombinationen, z.B. eine große rote Raute mit einer kleinen gelben Raute links davon. Die Kartenauswahl ist dabei aber sehr zufällig. Natürlich kann ich darauf spekulieren, dass ich mit einer hohen Zahlenkarte auch die Karte weit rechts erhalte und umgekehrt, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass ich nicht meine Wunschkarte bekomme. Pech gehabt, da muss man natürlich beim Anlegen das Beste aus dem machen, was man bekommt. Wirklich belohnend fühlt sich das aber selten an.


Hinzu kommt, dass That Old Wallpaper sowohl mit einem vollkommen überdimensionierten Wertungsblock aufwartet und einige kleine Regeln aufruft, die das Spiel unnötig kompliziert machen. So werden nach 6 und nach 12 Runden die gespielten Zahlenkarten wieder eingesammelt, gemischt und stehen wieder alle zum Nachziehen zur Verfügung. Eine Spielerhilfe oder ein Rundenzähler steht dabei allerdings nicht zur Verfügung, um hier den Überblick zu behalten. Der Wertungsblock ist nur einseitig bedruckt und jede Seite hat Platz für die Wertung von genau zwei Spielenden. Den Sinn dahinter in einem Spiel, das sich am besten mit 4-5 Personen spielen lässt, erschließt sich mir nicht.

Fazit: bei mir wird verputzt statt tapeziert

That Old Wallpaper ist ein Spiel, das ich gerne mehr gemocht hätte. Ich würde auch nicht ablehnen, es noch einmal mitzuspielen, aber mir selbst fallen viele Spiele ein, die ich lieber auf den Tisch bringe. Wen das wirklich einzigartige Artwork hingegen anspricht und wem der hohe Zufallsfaktor nichts ausmacht, kann hier durchaus etwas Spaß beim Zusammenpuzzeln der Formen haben. Der Moment, wenn die Karten aufgedeckt werden und klar ist, wer welche Tapete bekommt, kann dabei durchaus für Emotionen am Tisch sorgen. Für mich bleibt That Old Wallpaper aber nur eine Erinnerung aus der Vergangenheit wie die Tapete im Hobby-Zimmer meiner Großeltern.

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That Old Wallpaper von Nathan Thornton und Danielle Deley
Erschienen bei AEG
Für 2-5 Spielende in ca. 15-30 Minuten ab 10 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (AEG)
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Dabba Walla



Es gibt Spiele, da lese ich nur den Titel und eine grobe Angabe, worum es geht und schon bin ich stark interessiert und möchte mir diesen Titel ansehen. So ging es mir auch bei Dabba Walla aus dem Hause Queen Games. Da ich beruflich auch viel mit Indien zu tun habe, finde ich das Thema der Essensauslieferung in Mumbai total spannend und außergewöhnlich. In Dabba Walla übernehmen wir einen solchen Lieferanten und müssen nun am effektivsten die vielen, vielen Essensdosen in unserem Gefährt unterbringen und ausliefern.

Das Spiel ist für 2-4 Spieler ab 8 Jahren und stammt aus der Feder von Patricia Limberger (die auch für die Illustrationen verantwortlich ist) und Felix Leder. Und sobald man das Regelheft öffnet, merkt man sofort, dass es sich bei diesem Spiel um ein Liebhaber-Projekt des Verlagschefs Rajive Gupta von Queen Games handelt. Liebevoll wird auf den ersten Seiten der Hintergrund der Mumbai Boten erläutert und sogar ein Rezept für ein indisches Kichererbsen-Curry auf den Weg gegeben.



Die Boten, auch Dabba Walla genannt, haben ein volles Programm und teilen sich den Tag in zwei Hälften, so wird auch das Spiel in zwei Hälften geteilt. Zunächst fahren die Boten durch die Stadt und holen bei den Familienmitgliedern zu Hause das Essen für die Verwandten ab. Das sieht spielerisch dann so aus, dass wir unsere Figur in der Stadt bewegen und uns von den Orten eine Dabba-Karte nehmen. Normalerweise hab ich nur die Wahl einen Ort nach links oder rechts zu wechseln, mit Abgabe von Tickets kann ich aber auch Felder überspringen. Diese Dabba-Karten nehme ich auf die Hand, sodass ich immer drei Karten zur Auswahl habe. Eine davon wähle ich aus und nehme mir das entsprechende Plättchen und lege diese sofort in mein Raster.

Zu Beginn wählen wir gemeinsam eins von vier möglichen Rastern, die unterschiedlichen Auslieferfahrzeugen entsprechen. Die Plättchen können dort relativ frei gelegt werden, Hauptsache sie bleiben innerhalb des Rands und sollten geschlossene Ebenen bilden, denn ich darf dann auch in die Höhe gehen. Ein Plättchen muss komplett “unterfüttert” sein, um es legen zu dürfen. Wenn man nach dem Raster geht, kann man bis zu 10 Ebenen hoch gehen und das mag sogar ein taktisches Mittel sein, dazu aber gleich mehr.



Die Plättchen gibt es in verschiedenen Farben und Formen und beinhalten auch immer ein halbes Chai-Symbol, gelingt mir durch das Puzzeln ein komplettes Symbol, darf ich mir einen Chai-Marker nehmen, der mir Vorteile verschaffen kann. Die erste Hälfte spielen wir dann so lange, bis der Dabba-Kartenstapel komplett verteilt wurde bzw. die Auslage nicht mehr aufgefüllt werden kann.

Nun heißt es, die Lunchboxen auszuliefern und dafür Trinkgeld zu bekommen. Dabei wird jede Ebene einzeln gewertet, egal wie viele Spieler diese Ebene erreicht haben. Heißt, wenn ich der einzige bin, der auf Ebene 7 Plättchen liegen hat, bekomme ich nur dafür Trinkgeld bzw. habe die Chance, Trinkgeld zu bekommen. Denn die Mitspieler haben Einfluss auf die Höhe des Trinkgelds. Für jede Ebene wählt jeder Spieler eine Dabba-Karte aus der vorherigen Runde und spielt diese verdeckt aus.



Auf der unteren Hälfte einer Dabba-Karte gibt es Trinkgeld Werte für die Farben, allerdings in positiven wie negativen Werten. Also wenn ich eine Karte mit +2 für Rot lege und ein Mitspieler mit -1 dann ist jede rote Dose ein Trinkgeld wert. In der ersten Hälfte konnte man auch leere Dosen legen, als Füllmaterial, welche nun allerdings jeweils dazu führen, dass ich zwei Trinkgelder wieder verliere.

Sobald alle Ebenen ausgeliefert wurden, endet das Spiel und der Spieler mit der höchsten Trinkgeld Summe gewinnt das Spiel!

Dabba Walla ist ein Plättchen-Lege-Spiel nicht nur mit außergewöhnlichem Thema und ansprechender Optik, sondern bringt auch einen tollen Kniff, mit der zweiten Hälfte und der Auslieferung, bei der wir Einfluss auf die Werte nehmen können, ins Spiel. Auch für ausreichend Abwechslung ist gesorgt, da es vier verschiedene Raster gibt und zwei Module ebenfalls beiliegen, wobei gerade das zweite Modul durch Auftragskarten eine schöne Varianz bringt.



Die bisherigen Partien haben mir auf jeden Fall Spaß gebracht und haben sich recht flott runtergespielt. Regeln sind zwar leicht erklärt, dennoch bietet das Spiel ausreichend Tiefe in der Wahl der Karten und wie ich die Plättchen lege. Von daher, gerade für Plättchen-Lege-Freunde eine gute Wahl, wenn nicht sogar ein kleiner Geheimtipp.

Übrigens ebenfalls großartig: es sind vier Boxen enthalten, die man zusammenbauen kann und die jeweiligen Deckel sind im Spiel dann die Spiepläne! Hervorragend, denn so fliegt im Karton nichts rum, es ist super schnell aufgebaut und es wurde keine Pappe verschwendet. So muss das aussehen! SUPER! Als nächstes werde ich mich mal dem Rezept zuwenden…

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Dabba Walla von Patricia Limberger und Felix Leder
Erschienen bei Queen Games
Für 2-4 Spieler in ca. 30-45 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Queen Games)
*es handelt sich um einen Affiliate-Link
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